10 Dinge, die du nicht über den 4. Bezirk wusstest
Wir wissen, dass wir nichts wissen. Und wir maßen es uns auch an, zu wissen, was womöglich viele nicht wissen. Deshalb haben wir ein paar interessante und wahrscheinlich weniger bekannte Fakten über den 4. Bezirk von Wien zusammengetragen.
Wie verbindet man pittoreske Gässchen mit coolen Lokalen und Szene-Hotspots? Wie denn? Wieden! Bevor wir hier die Schenkel bis zum Bersten klopfen, klappern wir lieber den hübschen 4. Bezirk in Wien ab und verraten euch ein paar Dinge über 1040, die ihr wahrscheinlich noch nicht wusstet.
Alpenmilchzentrale
Da soll noch einmal eine*r sagen, dass die Wienerkinder denken, alle Kühe wären lila! Immerhin gab es tatsächlich bis 1990 eine Molkerei in Wien. Seit 1863 wurden in der Alpenmilchzentrale im 4. Bezirk Butter, Käse und andere Milchprodukte hergestellt. In den 90ern wurde das Areal dann umgebaut. Heute dient es als Arbeitsplatz für Kreative und auch das wunderbare Lokal im Hof findet ihr hier.
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Das Lokal im Hof | Viktorgasse 22/Weyringergasse 36, 1040 Wien
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MO-FR
Wienfluss-Mühlen
Wo die Operngasse in den Resselpark mündet, erzählt noch heute ein Relief hoch oben auf der Häusermauer die Sage der Bärenmühle. Angeblich soll ein Bär – ja, die verirrten sich im 18. Jahrhundert noch bis in diese Breiten – den Müller Johann Wechtel angegriffen und ein Knecht diesen gerettet haben. Tatsächlich verdankte die Mühle ihren Namen, der heute noch über dem Durchgang hinter dem Admiral prangt, allerdings wohl dem benachbarten Wirtshaus “Zum schwarzen Bären”.
Sie war nur eine von vielen Wassermühlen, die sich entlang des Wienflusses ansiedelten. Seit dem Mittelalter wurden sie von Mühlbächen gespeist, die parallel zum Wienfluss abgeleitet wurden. Allein im Gebiet des heutigen 4. Bezirks gab es vier Mühlen, die ein Mühlbach speiste, der vom Gumpendorfer Wehr bis zum Kärntnertor verlief: die Heumühle, die Schleifmühle, die Heiligengeistmühle und die Bärenmühle. Der Mühlbach wurde Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge der Bekämpfung der Cholera zugeschüttet. Spätestens die Regulierung des Wienflusses von 1894 bis 1904 bedeutete dann das Ende für die meisten anderen Mühlen. Die Heumühle könnt ihr übrigens bis heute noch besuchen. Die wurde umfassend restauriert und gilt sogar als einer der ältesten Profanbauten der Stadt. Mittlerweile dient sie als Showroom für einen Büromöbelhersteller.
Freihausviertel
Und wenn wir schon mit Superlativen um uns werfen, können wir das seinerzeit größte Privathaus Wiens nicht unerwähnt lassen: Das Freihaus entstand im 17. Jahrhundert da, wo heute das Freihausviertel namentlich daran erinnert. Freihäuser nannte man ab dem Mittelalter übrigens Häuser, die zwar innerhalb der Stadtmauern lagen, aber rechtliche sowie steuerliche Privilegien genossen. Das Freihaus auf der Wieden lag im Besitz der Adelsfamilie Starhemberg und birgt eine lange, bewegte Geschichte: Der erste Bau brannte 1657 ab, wurde wieder aufgebaut und erweitert, musste aber bei der zweiten Osmanenbelagerung abgetragen werden, wurde 1684 wieder aufgebaut, brannte 1759 ab und wurde bis 1769 wiedererrichtet und erweitert. Diesmal mit Wohnungen für bis zu 1.000 Menschen. Das machte das Freihaus zum größten Zinshaus der Stadt und darüber hinaus.
Es beherbergte aber nicht nur Bewohner*innen, sondern hatte auch eigene Märkte, Geschäfte, Stallungen, Beisln, Werkstätten, eine eigene Kapelle und ein Theater, in dem sogar Mozarts “Zauberflöte” uraufgeführt wurde. Also quasi ein Alterlaa des 18. Jahrhunderts. Mozart soll die “Zauberflöte” hier übrigens sogar in einem Gartenhäuschen komponiert haben. Das Freihaus musste in den 1930er-Jahren schließlich weichen zugunsten verkehrstechnischer Erneuerungen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden auch die letzten Überbleibsel dem Erdboden gleichgemacht. Heute erinnern etwa ein Sgraffito an der Kreuzung Operngasse/Margaretenstraße und ein Wandbild schräg gegenüber daran.
Schikaneder überall
Das Freihaustheater erklärt übrigens auch, warum Emanuel Schikaneder im 4. Bezirk namentlich so präsent ist: 1789 wurde er prägendster Direktor des Theaters und ließ es großzügig umbauen. Zu Mozarts “Zauberflöte” hatte er bekanntlich das Libretto verfasst und spielte in der allerersten Inszenierung im Freihaustheater sogar selbst den Papageno. Der Mietvertrag für das Theater wurde vom Fürst schließlich nicht mehr verlängert, also schloss es 1801 seine Pforten und Schikaneder übersiedelte auf die andere Seite des Wienflusses, wo er sein Theater an der Wien errichten ließ.
Knödelhütten und Bratlbrater am Naschmarkt
Prägend für den 4. Bezirk ist natürlich auch der Naschmarkt, der heute noch floriert. Doch auch er bringt eine lange Geschichte mit sich: Sein Vorläufer bot auf der Freyung Obst und Gemüse feil, übersiedelte dann 1780 vor das damalige Freihaus, wo sich zuvor schon ein kleiner Milchmarkt befand. Vermutlich geht der Name “Naschmarkt” auf die Bezeichnung “Asch” für Milchbottich zurück, wobei der “Aschenplatz” auch eine Müllhalde bezeichnete. Bald sammelten sich vor dem Freihaus jedenfalls die Bratelbrater, die seit dem 17. Jahrhundert auf öffentlichen Plätzen mit ihren Bratöfen heiße Würste zubereiteten und die Vorgänger der heutigen Würstelstände waren, und die Knödelhütten, die es damals ebenfalls nicht nur am Naschmarkt, sondern in der ganzen Stadt gab.
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Diese Fressbuden mussten 1793 allerdings wieder weichen, als der Beschluss fiel, dass alles Obst, das auf Wagen nach Wien geführt wurde, an dieser Stelle vor dem Freihaus abzuliefern sei, was dem Naschmarkt natürlich zugute kam. Im Zuge der Wienflussregulierung wurde er schließlich zunächst provisorisch, dann dauerhaft auf die Einwölbung des Wienflusses verlegt, auf der er sich bis heute ausbreitet.
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Naschmarkt | Naschmarkt, 1060 Wien
Kettenbrückengasse
Der Einwölbung des Wienflusses fiel übrigens die Kettenbrücke zum Opfer, die namensgebend war für die bekannte Gasse. Wobei “Kettenbrücke” nicht den Namen der Brücke, sondern ihre Bauart markierte – eine Art Hängebrücke mit Ketten statt Drahtseilen. Die Brücke, die damals über den Wienfluss und vom 4. in den 6. Bezirk und wieder zurück führte, hieß Rudolfsbrücke und war die dritte ihrer Art in Wien.
Argentinierstraße
Auch die Argentinierstraße hieß zuerst ganz anders und wurde – hier allerdings nur kurzfristig – verbaut. Sie verlief ursprünglich bis zur Plößlgasse und hieß damals noch Alleegasse wegen der breiten Baumallee. Argentinierstraße heißt sie aus Dank an die Argentinier, die Österreich nach dem Ersten Weltkrieg stolze fünf Millionen Peso spendeten.
Funkhaus Wien
Am unteren Ende der Argentinierstraße lauscht auch heute noch das drei Meter hohe, bunte Mosaik-Ohr von Johann Graber. Zu hören gibt es zwar nicht mehr ganz so viel wie früher, aber immer noch eine ganze Menge. Das Funkhaus Wien ist das älteste Funkhaus in ganz Österreich. Vor etwa einem Jahr ist allerdings die Ö1-Redaktion zum Küniglberg abgewandert, bereits 2019 war Radio FM4 aus der Argentinierstraße aus- und im ORF-Zentrum am Küniglberg eingezogen, davor ist schon 1996 Ö3 vom Funkhaus nach Heiligenstadt übersiedelt. Das ORF-Landesstudio Wien, das Radio-Symphonieorchester und das Radiokulturhaus bleiben aber weiterhin in der Argentinierstraße.
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ORF Radiokulturhaus | Argentinierstraße 30A, 1040 Wien
Yak + Yeti
Das nepalesische Restaurant Yak und Yeti kennen die Gastro-Profis unter euch sicher längst. Der oasenhafte Innenhof, die authentisch nepalesische Einrichtung und Küche machen das Restaurant schon an sich zu einem echten Highlight. Was vielleicht nicht unbedingt alle wissen: Im Yak und Yeti werden regelmäßig Sandmandalas von tibetischen Mönchen gestreut. Außerdem könnt ihr hier Kochkurse besuchen, in denen ihr lernt, wie ihr Momo, also tibetische Teigtaschen, macht.
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Yak+Yeti | Hofmühlgasse 21, 1060 Wien
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MO – SA
U1 Café
Dass U-Bahn-Stationen Kunstwerke bergen, ist kein Geheimnis. Auch dass sie bisweilen archäologische Ausgrabungen präsentieren, haut uns nicht mehr von den Socken. Aber wer hätte gedacht, dass es in einer U-Bahn-Station auch ein Beisl geben kann – noch dazu eines, in dem man sich viel wohler fühlt, als man von einer solchen Lokalität vermuten würde? Das U1 Café in der Station Taubstummengasse gilt unter Kenner*innen längst als Beisl-Institution. Schon die wechselnden Kreidetaferln vor dem Eingang lassen Schmäh und Charme vermuten, wenn sie Weisheiten von sich geben wie “Mensch + Bier vereint sich hier”. Die Getränke- enttäuscht hier genauso wenig wie die Musikauswahl und wenn man Glück hat, trifft man hier sogar das eine oder andere bekannte Gesicht aus der Wiener Musikszene.