10 Dinge, die du kennst, wenn du an der Uni Wien studierst
Die Uni Wien ist die größte Hochschule in Österreich und eine der größten Universitäten in Europa. Da uns jedoch an der im Jahr 1365 gegründeten Uni so allerlei Eigenheiten begegnen, die wohl jede*r Studierende dort kennt, präsentieren wir euch unser Best-of an Dingen, die einfach typisch Uni Wien sind.
Unsere Alma Mater Rudolphina ist zwar weit über die Wiener Grenzen hinaus bekannt. Ein paar Dinge kennt man aber trotzdem nur, wenn man an der Uni Wien studiert. Wir zeigen euch zehn davon.
Wartelistenplatz: 357
Jedes Jahr aufs Neue beginnt zu Semesterbeginn das große Beten und Hoffen, einen Seminar- oder Kursplatz zu ergattern, den man für ein erfolgreiches Absolvieren seines Studiums benötigt. Dumm nur: für eine für zum Beispiel 35 Studierende zugelasse Lehrveranstaltung gibt es oft das Vierfache an Anmeldungen. Vor allem dann, wenn es einer dieser Kurse ist, der nur einmal im Jahr und nicht jedes Semester angeboten werden. Wie die Zuweisung dieser Plätze funktioniert, haben wir bis zum Ende unseres Studiums eigentlich nie so wirklich kapiert. Fest steht jedoch, wird kein Platz ergattert, hilft meist auch ein bittendes Email an den*die Leiter*in der LV nicht: „Kommen Sie zur ersten Einheit der Lehrveranstaltung, vielleicht kommen einige Kolleg*innen nicht und sie rücken auf der Warteliste weiter nach vorne.“ Ja, das wird mit Wartelisten-Platz 357 sicherlich der Fall sein…
Überaus praktische Sitzreihen
Einige der Hörsäle unserer teils architektonisch höchst beeindruckenden Alma Mater sind wahrlich eine Augenweide, da ihre alte Bauweise samt Stuck, Deckenwölbung und einer großzügigen Portion Charme ein sehr zum Studieren motivierendes Flair versprühen. Dann gibt es da auch noch Hörsäle in den Gebäuden der Uni Wien, die weder lässig-modern, noch stilvoll-alt, sondern einfach so richtig heruntergekommen sind. Der Großteil von ihnen hat allerdings ein besonders spannendes Phänomen gemein: Das Nichtmitdenken bei der Konstruktion der Sitzreihen. Wie sonst würde man einen Hörsaal gleich wie ein Kino anlegen – mit dem überaus praktikablen Faktor, dass man entweder die 10 Leute links, oder die 15 Leute rechts von einem sitzend durch sein Aufstehen mit häufigem „Tschuldigung, tschuldigung“ und auf die Zehen Treten stört?
Besonders angenehm ist dieses clevere „wie-die-Hühner-auf-der-Stange-Sitzanordnung“ auch dann, wenn man gerade eine Prüfung schreibt, schnell fertig ist und nun gerne den Hörsaal verlassen möchte. Ein Ding der (quasi) Unmöglichkeit, ohne einige andere Studierende bei der Prüfung dank des Durchquetschens zu stören. In solchen Sitzreihen im Kino kriegt man wenigstens Unterhaltung geboten!
Probleme mit u:space, moodle, Anrechnungen usw.
So gut wie alle, die auf der Uni Wien studieren, werden schon in der ersten Einführungsveranstaltung mit u:space, moodle und Co. konfrontiert. Es könnte doch alles so einfach sein und die Idee hinter den Plattformen ist sicherlich famos. Dumm nur, dass sie immer genau dann spinnen, wenn man sich für eine LV anmelden möchte, oder auf moodle Wartungsarbeiten herrschen, wenn man gerade seine Seminararbeit (natürlich zum letztmöglichen Termin) hochladen sollte. Und ganz ehrlich: Wer hat es eigentlich geschafft, sich Leistungen so umzuordnen, dass sie auch richtig angerechnet werden können?
Bürokratisches Desaster
Einer der Auslöser, diesen Artikel letztlich zu schreiben, ist eine kleine Anekdote unsererseits, verbunden mit dem bürokratischen Dschungel der Universität Wien. Ich stelle mir meinen Semesterplan zusammen, lege mir der Einfachheit halber alle Kurse zeitlich hintereinander, um möglichst wenig Zeit mit dem Hin- und Herfahren verbringen zu müssen. Klingt logisch, oder? Machen vermutlich die meisten von euch ebenso. Die Anmeldefrist war vorbei, ich bin in alle Kurse hineingekommen, als plötzlich ein Mail kommt, dass mein Kurs am Dienstag zu Mittag auf früher verschoben werden soll, da es hier zu einer Doppelbuchung des Raumes kam. Tja, das funktionierte aber für zwei Drittel der Studierenden nach einer Umfrage nicht. Wenig später erhielten wir ein Mail – ohne vorher nachzufragen, wie das denn zeitlich möglich ist –, dass der Kurs auf Mittwoch verlegt wurde. Vollkommen egal, ob wir da Zeit haben und nicht, man entschuldige sich für die Unannehmlichkeiten.
Auch wenn sämtliche Studiengänge der Uni Wien als Vollzeitstudien gedacht sind, muss man den Alltag dennoch planen und in Wahrheit kann es sich kaum jemand leisten, während des Studiums nicht auch noch arbeiten zu gehen. Ein bisschen Struktur in dem bürokratischen Wirrwarr würde durchaus guttun, um uns allen das Leben zu erleichtern.
Überfüllte Hörsäle
Montagmorgen, es regnet in Strömen, man ist viel zu spät dran und dann fährt einem auch noch die Bim vor der Nase weg. Abgehetzt betritt man also mit zehnminütiger Verspätung den Hörsaal 33 im Hauptgebäude und wird von einem Schwall aus Wärme empfangen und der Überraschung, dass der Hörsaal mal wieder bis zum letzten Platz und darüber hinaus gefüllt ist. Irgendwo in der hintersten Ecke ergattert man gerade noch einen Platz am Boden, der Blick auf den Beamer natürlich versperrt. Und zur Krönung beißt dann der*die Sitznachbar*in noch genüsslich in sein Thunfisch-Sandwich – und das um 9 Uhr morgens.
Außergewöhnliche Studiengänge
Das Angebot an Studien, aus denen man an der Hauptuniversität Wien wählen kann, ist ziemlich breit gefächert und reicht weit über die Klassiker Germanistik, Biologie und Pharmazie hinaus. Beim genaueren Durchsehen des Vorlesungsverzeichnisses kommt man immer wieder ins Schmunzeln: Denn von Komparatistik, Judaistik bis zu Historischer Archäologie, Kultur- und Sozialanthropologie ist so einiges dabei. So sind dann wohl auch die leicht verblüfften, missverständlichen Blicke wohl manchen bekannt, die sie für das Bekanntgeben ihrer Studienwahl ernten: „Was ist das?“
Studentenausweis in der Farbe „Jägermeister“
Als unsere Redaktion die Nachricht ereilte, dass unser einzigartiger, papierener Student*innenausweis in der Farbe „Jägermeister“ nun endgültig dem Mainstream-Scheckkartenformat weichen müsse, waren wir regelrecht nostalgisch, um nicht gar zu sagen traurig. Pickerl um Pickerl wurde auf die Innenseite des orangen Ausweises geklebt – manch eine*r hat schon so viele Semester auf dem Buckel, dass der Ausweis der Uni Wien in seiner Dicke schon fast der eines Reisepasses gleicht. Der Standard war ebenso berührt von der Abschaffung dieses kultigen, im Ausland oft mit Schamgefühl hergezeigten, billig produzierten Stück Papiers, und zollte ihm Tribut. Achja, so sahen unsere beiden Ausweise nach etwa vier Jahren aus:
Ein Hoch auf den Rektorstag
Juuuuhu, Rektorstag! Weiß eigentlich irgendjemand, was konkret da passiert? Doch eigentlich – um richtig ehrlich zu sein – ist es uns auch relativ egal, denn der Rektorstag ist so eine Art kirchlicher Feiertag für die meisten Studierenden der Uni Wien: Jahr für Jahr hat man an diesem Tag vorlesungsfrei, freut sich sehr darüber, hat aber in Wahrheit keine Ahnung warum. Nun ja, am besten nicht hinterfragen und einfach genießen.
Für alle, die es doch genauer wissen wollen: Am Rektorstag feiert die Uni Wien ihren Gründungstag, den 12. März 1365. Fragt das doch mal eure Porfessor*innen.
Das Wörtlichnehmen des Wortes Vorlesung
Die Freude in den Gesichtern ist stets schwindend, wenn man bemerkt, dass der*die vorne stehende Lehrende wahrhaftig der Meinung ist, dass der Sinn einer Vorlesung das Vorlesen von viel zu vollgepackten Powerpoint-Folien aus dem Jahre Schnee ist. Am meisten freuen sich jene Menschen, die einen besonders langen Fahrtweg zurückgelegt haben, oder jene, deren Vorlesung um acht Uhr morgens beginnt.
Es gibt ja keine effizientere Art und Weise, den Tag zu nützen als für solch eine vorgelesene Gute-Nacht-Geschichte. Erstens besitzt diese Art des Vortrags für die meisten von uns äußerst geringen Lernfaktor. Zweitens geht durch dieses sinnlose Hin- und Herfahren auf die Uni und wieder nach Hause so viel Zeit drauf, die man hervorragend für das Durchgehen des in der Vorlesung behandelten Stoffs nutzen könnte.
Lernmarathon in der Bibliothek
Die Prüfungswoche ist angebrochen und egal, ob im Jänner oder Juni: Die wunderbare Bibliothek, die immer ein wenig an Hogwarts erinnert, ist für so viele Studierende der beliebteste Lern- und Arbeitsplatz. Immerhin versprühen die altehrwürdigen Räumlichkeiten jede Menge Ruhe und die konzentrierte Stimmung ist für viele Ansporn und Motivation. Doch so beliebt diese Bibliothek-Plätze auch sind, so begrenzt sind sie auch und wer es riskiert und nicht pünktlich um 9 Uhr morgens, wenn die Bib ihre Pforten öffnet, vor Ort ist, der*die hat keine Chance und kann gleich weiterziehen.