10 Dinge, die du nur verstehst, wenn du in Österreich gelebt hast – Teil 2
Nach unserem erfolgreichen Teil I der Dinge, die du nur verstehst, wenn du länger in Österreich gelebt hast, haben wir hier einen Teil II geschrieben. Was uns so typisch österreichisch macht und von anderen Kulturen unterscheidet, das präsentieren wir euch nun anhand von zehn Beispielen:
1. Österreich als Fußballnation
Österreich ist wirklich gut in vielen Dingen. Schifahren zum Beispiel – das können wir blind. Aber das Runde ins Eckige bringen, naja. Es mag nun einige Leute desillusionieren, aber Österreich ist keine wirklich relevante Fußballnation. So gibt es jedes Jahr das Hoffen und Bangen, ob uns dieses Jahr das Glück hold sein wird und wir die Qualifikation für die FIFA Veranstaltungen schaffen. Speziell mit unserem Nachbar Deutschland haben wir unsere liebe Not, der ja bekanntlich zu den Besten der Welt zählt. Unsere Lieblingsgeschichte: Cordoba, dem Ort an dem im Jahre 1978 das Unfassbare geschah – Deutschland wurde von Österreich geschlagen. Bei der nächsten Diskussion im Beisl heißt es dann wieder: „Jo oba damals in Cordoba, des woa jo wirklich wos. Da haum die Deitschn gscheit gschaut, goi! Des aundare woar jo nua a Glick und a Freindschoftsspü“ Na eh…
2. Tempo und Lösungsorientierung
Österreicher haben ihr eigenes Tempo. Schlag auf Schlag allfällige Angelegenheiten abzuhandeln kommt da eher selten vor. Es ist vielmehr die Mentalität von: „Na schauen wir mal“ oder „Jo glei“. Was im Grunde heißt: der gemeine Österreicher denkt über einen Sachverhalt nach und entscheidet diesen nach seinen Prioritäten entsprechend in die Warteschleife zu stellen. Nicht, dass es an der fehlenden Lösungskompetenz liegt, wahrscheinlich hält man sich einfach gerne alle Möglichkeiten offen oder lässt sich ungern in Stress versetzen. Entweder das Problem hat sich bis zur Bearbeitung in Luft aufgelöst oder aber es wird zu gegebener Zeit behandelt. Aber dann wirklich!
3. Dialekte verbinden Menschen
Deutsch ist eine sehr diverse Sprache und reicht von A wie Abendbrot bis Z wie Zwider. Speziell in Österreich sind Dialekte tief in der Identität verankert und verbinden Menschen. Auch wenn man sich in der großen Hauptstadt kennenlernt bedeutet die Zugehörigkeit zum gleichen Landstrich einen Vorsprung in Sachen Sympathie. Wer die gleichen Wörter verwendet, der denkt auch gleich, goi? Meistens rutscht selbst beim Sprechen der Hochsprache ein signifikantes Wort heraus, das einen Landsmann sofort enttarnt. Gespräche über Dialekt und dessen Variationen könnten Österreicher übrigens ewig führen – es gibt ja schier unendliche Möglichkeiten.
4. Hochdeutsch – das liebe Leid
Von Dialekt zurück zu Hochsprache. Wer glaubt, dass jeder Österreicher sich auch auf Hochdeutsch ausdrücken kann, der irrt. Auch wenn Radio und TV wenig Dialekt überträgt, gibt es speziell in ruralen Gegenden viele Menschen, die eher selten allgemein verständliches Deutsch sprechen. Grundsätzlich fehlt oft die gewisse Natürlichkeit beim Sprechen – Übung macht ja den Meister. Aber genau dieses ‚ich komme nicht gleich auf den Punkt und verwende spezielle Wörter mit interessanter Betonung‘ macht uns Österreicher ja auch ein wenig exotisch.
5. Pünktlichkeit
Wer bereits länger in Österreich gelebt hat weiß: in Österreich ist man pünktlich. Fünf Minuten zu früh zu erscheinen, das ist pünktlich. Fünf Minuten zu spät, ohje! Speziell im Vergleich mit südlichen Staaten zeigt sich, dass Termintreue ein hohes Gut darstellt. Zeit ist schließlich kostbar und nur wer eine wirklich legitime Ausrede hat, dem wird eine Verspätung verziehen. So locker die Mentalität der Österreicher in den meisten Fällen ist, wenn es um Pünktlichkeit geht, dann ist’s schnell aus mit der Gaudi.
6. Sudern
Auch wenn nicht alles perfekt ist, in Zentraleuropa ist der Lebensstandard doch ziemlich hoch. Freier Zugang zu Bildung und Gesundheitsleistungen gibt es schließlich nicht überall so selbstverständlich wie bei uns. Trotzdem: Österreicher sudern gerne. Sich über die kleinen Tücken des Alltags lauthals zu beschweren scheint die liebste Form des Spannungsabbaus zu sein. „Na heast, dass sowas überhaupt gibt. Jetzt ist’s schon wieder so bewölkt wie gestern, oida. Was i ned, wie i des überhaupt nu pocken soid!“ So oder so ähnlich klingen die Leidgesänge, die man auf der Straße, beim Einkaufen im Supermarkt oder in den Öffis vernehmen kann. Der Grundtenor des Landes ist phlegmatisch.
7. Das Mittagessen als wichtigste Mahlzeit des Tages
Ein ausgedehntes, warmes Mittagessen ist für Österreicher ein Zeichen dafür, dass im Leben alles richtig läuft. Was hier überspitzt formuliert ist, soll nur darauf hinweisen, dass ein reichhaltiges Mittagessen einem ausgedehntem Abendessen vorgezogen wird. So wird nach der Arbeit oft nicht mehr groß aufgekocht, sondern ganz simpel gejausnet. Was eigentlich schon zum nächsten Thema führt, das dringend näher erläutert werden sollte.
8. Jause
In Österreich gibt es nicht nur Snacks – es gibt vor allem die Jause. Und zwar immer wenn es passt so zwischendurch. Egal ob am Vormittag oder am Nachmittag, oder wie oben beschrieben anstelle einer Hauptmahlzeit. Dazu holt man am besten Brot, Aufstriche, Käse, Wurst und das Gemüse seiner Wahl aus der Küche. Schwingt dann ein Buttermesser durch die Lüfte und serviert ein Potpourri von leckeren Dingen auf einem Holzbrett. So steht einem unkomplizierten Schmaus nichts mehr im Wege!
9. Kaffee ist nicht gleich Kaffee
Kulinarisch geht es weiter auf der wilden Fahrt durch die Dinge, die man nur versteht, wenn man in Österreich gelebt hat. Wer in einem österreichischen Kaffeehaus bereits einmal ‚einen Kaffee‘ bestellt hat, der weiß Bescheid. Ungläubige und leicht genervte Blicke der Servicekraft schlagen einem mit einer unfassbaren Intensität entgegen. Darauf folgt die Frage: Ja welcher Kaffee, denn bitte? Es gibt schließlich einiges auf der Karte: Melange, Einspänner, Cappuccino, Verlängerter, Milchkaffee, kleiner Brauner oder Kaffee verkehrt. Das Angebot ist vielfältig und die kleinen aber feinen Unterschiede zu kennen gehört zum guten Ton.
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10. Medienvielfalt
Die Medienlandschaft in Österreich ist ganz speziell – der Boulevard hat das Land nämlich fest im Griff. So hält die Kronen Zeitung einen Weltrekord als reichweitenstärkste Tageszeitung (gesehen auf die Einwohner) der Welt mit 30,5%. Darauf folgen Gratiszeitungen wie ‚Heute‘ oder ‚Österreich‘, die den Markt stark beeinflussen. Die Krone ist für sehr viele Österreicher ‚meine Krone‘ und den Inhalten wird stark vertraut. Eine intensive Medienkonzentration, die in den meisten Ländern undenkbar wäre ist in Österreich gelebte Realität.
Wer sich gerne weiter in das Thema einlesen möchte, dem sei Teil 1 der Dinge, die man nur versteht, wenn man bereits in Österreich gelebt hat, ans Herz gelegt.
(c) Beitragsbild | gemeinfrei CC0