Dinge, die ihr über die Öffis in Wien noch nicht wusstet
Wie erkennt man eine klimatisierte Bim? Und mit welcher Höchstgeschwindigkeit sind Straßenbahnen eigentlich unterwegs? Wir haben die öffentlichen Verkehrsmittel Wiens unter die Lupe genommen und präsentieren euch spannende Fakten rund um U-Bahn, Bim und Bus.
Als unsere täglichen Wegbegleiter sind uns die öffentlichen Verkehrsmittel in Wien gut bekannt. Aber wer weiß eigentlich, mit welcher Geschwindigkeit die U-Bahn unterwegs ist, warum es bisher keine U5 gab und wie viele Kilometer täglich zurückgelegt werden? Wir präsentieren euch Dinge, die ihr über die Öffis in Wien wahrscheinlich noch nicht gehört habt.
Klimaanlage oder Sauna?
Ein beliebtes Suder-Thema in Wien ist jedes Jahr aufs Neue die Hitze – und die daraus resultierende Sauna-Atmosphäre in den Öffis. Dabei seid ihr statistisch gesehen mittlerweile bei drei von vier Fahrten mit der Straßenbahn oder U-Bahn mit einem klimatisierten Fahrzeug unterwegs. Bei den Bussen sind es schon 100 Prozent. Aber welche Bims und U-Bahnen sind klimatisiert und woran erkennt ihr sie? Die Wiener Linien helfen mit Insidertipps weiter: Bei den U-Bahnen sind die V-Züge klimatisiert, bei den Straßenbahnen die zweite Generation der ULFs und alle neueren Modelle. Auf der Linie U6 seid ihr übrigens immer mit Klimaanlage unterwegs.
Wer auf eine Straßenbahn wartet und nur einsteigen will, wenn sie schön gekühlt ist, kann das sogar von außen erkennen: ULFs der ersten Generation – also ohne Klimaanlage – haben Schiebefenster. Die orangen Blinker vorne sind rechteckig, hinten sind alle Leuchten und Blinker rechteckig. Außerdem befinden sich die Lampen im Fahrzeug über den Sitzen. Klimatisierte ULFs erkennt ihr daran, dass sich die Lampen mittig an der Decke im Waggon befinden. Ihr könnt außerdem die Fenster nicht öffnen. Und alle Leuchten und Blinker, vorne sowie hinten, sind rund.
Die verflixte eine Minute
Wir kennen es wohl alle ziemlich gut: Man steht an der Haltestelle und die Wartezeit auf die nächste Bim, U-Bahn oder den Bus beläuft sich laut elektronischer Anzeige auf eine Minute. Da sich nach über einer Minute ungeduldigen Wartens jedoch nichts an der Anzeige geändert hat, folgt mal wieder ärgerliches Kopfschütteln und die Schlussfolgerung, dass die Anzeigetafel wohl kaputt sein muss. Denkste! Die Anzeigetafel zeigt nämlich nicht die Wartezeit in der Station an, sondern die errechnete Fahrzeit, die das Verkehrsmittel von der jeweiligen Haltestelle entfernt ist. Diese Zeit stimmt nur dann mit der tatsächlichen Fahrzeit überein, wenn alles nach Plan läuft. Verzögerungen durch längere Aufenthalte, Stau oder Falschparker können die tatsächliche Fahrzeit folglich verlängern. Das Fahrzeug ist dann zwar rein rechnerisch weiterhin eine Minute Fahrzeit von der Haltestelle entfernt, die Weiterfahrt kann aber mehrere Minuten lang verzögert werden. Nächstes Mal also nicht gleich los schimpfen, auch wenn es dem Wiener Grant entspricht, sondern die Leidensgenoss*innen lieber mit diesem Fakt verblüffen.
Bitte alle ein- und aussteigen!
Die Wiener U-Bahn ist großteils barrierefrei. Dafür sorgen rund 300 Aufzüge und mehr als 350 Rolltreppen in den Stationen. Die Station mit den meisten Rolltreppen ist jene am Karlsplatz, Wiens bislang einziger Knotenpunkt, an dem drei U-Bahnlinien zusammenführen und 26 Rolltreppen die Fahrgäste transportieren. Die mit 53 Metern längste Rolltreppe Wiens findet ihr in der U3-Station Zippererstraße. Die Rolltreppen der Wiener Linien werden zudem mit einer Maximalgeschwindigkeit von 0,65 Metern pro Sekunde betrieben, was umgerechnet 2,34 Kilometern pro Stunde entspricht.
Der Mythos von der geheimen U-Bahn-Station
Immer wieder hört man Geschichten von einem geheimen U-Bahn-Tunnel, der den Mitgliedern der Regierung im Falle einer Katastrophe zur Evakuierung dienen soll. Doch wie viel Wahrheit steckt in diesem Mythos? Fakt ist, dass es im Wiener Untergrund tatsächlich zahlreiche dem Durchschnitts-Fahrgast unbekannte Tunnel und Gleise gibt. Diese dienen jedoch der Beförderung von Zügen von den Betriebsbahnhöfen auf unterschiedliche Linien. Ein eigenes geheimes Gleis für die Regierung gibt es im U-Bahn-Netz aber nicht.
Kleine Zeitreise
Ihr wolltet immer schon wissen, wie denn die Straßenbahn früher ausgesehen hat und welche Linien wann und wo unterwegs waren? Mit der Plattform Bildstrecke könnt ihr euch auf nostalgische Zeitreise begeben und zurück bis zum Jahre 1890 im Archiv der Wiener Linien stöbern. Neben alten Straßenbahn- und U-Bahnmodellen sind besonders auch die Aufnahmen von den Straßenzügen Wiens spannend anzusehen und man sieht, wie sich im Laufe der Jahre alles verändert hat. Im Bild zu sehen die Straßen rund um das Schottentor im Jahr 1906, inklusive historischer Straßenbahnen.
Von Geschwindigkeiten und Haltestellen
Nachdem sich die Türen der U-Bahn zu Piepen und rot pulsierendem Lichtsignal geschlossen haben, nimmt die U-Bahn Fahrt auf. Durchschnittlich ist die Wiener U-Bahn mit einer Reisegeschwindigkeit von 32,47 Kilometern pro Stunde unterwegs, maximal mit 80 Kilometern pro Stunde. Die Straßenbahn – oder liebevoll auch Bim genannt – ist mit durchschnittlich 15 Kilometern pro Stunde deutlich langsamer unterwegs. Dafür beläuft sich der mittlere Haltestellen-Abstand der Wiener U-Bahn auf 761,9 Meter, wohingegen die Stationen der Straßenbahn mit durchschnittlich 396,2 Metern deutlich dichter zusammenliegen.
Der doppelstöckige 13A
Bis 1990 lag ein Hauch von London-Feeling in den Straßen Wiens, zumindest auf der Bus-Linie 13A. Diese waren nämlich bis zum Jahr 1990 noch als Stockautobus unterwegs. Kinder der 80er Jahre werden sich wohl noch wehmütig an den fabelhaften Blick erinnern, den man aus dem großen Panoramafenster in Reihe 1 im Oberdeck genossen hat. Die meisten Fahrgäste mieden jedoch die steile Stiege hinauf, denn es wollte niemand riskieren, nicht rechtzeitig aussteigen zu können.
Die fehlende U5
2018 fiel der Startschuss für das Projekt U5 und 2026 soll es nun endlich so weit sein und die sechste U-Bahnlinie U5 als erste vollautomatische U-Bahn im Wiener Öffi-Netz unterwegs sein. Aber warum wurde bisher die Zahl fünf in der Nummerierung übersprungen und der Sprung von U4 auf U6 gemacht? Im Laufe der Planung des Wiener U-Bahnnetzes wurde eine U5 immer und immer wieder angedacht. Doch der Bau der U5 wurde jedes Mal verworfen, da sich andere Linienführungen schlicht und einfach als wichtiger herausgestellt haben. So zeichnete sich Wien im Laufe der Jahre durch die Eigenart einer in der Nummerierung fehlenden U-Bahn-Linie aus.
Ein Bus geht baden
Als frühmorgens am Sonntag, dem 1. August 1976 die Reichsbrücke einstürzte, befanden sich vier Fahrzeuge auf dieser. Eines davon war der Linienbus GU 230, Nummer 8084 der Wiener Linien, der zum Glück noch ohne Fahrgäste unterwegs war. Der Bus wurde dabei in die Tiefe gerissen und stürzte in die Fluten. Wie durch ein Wunder blieb der Fahrer beinahe unverletzt. Die Bilder des 16,6 Meter langen „Donaubus“, wie er in den Medien genannt wurde, gingen um die Welt. Nach einigen Tagen im Wasser konnte der Bus per Schwimmkran geborgen werden und blieb nach der Restaurierung sogar noch über zehn Jahre im Einsatz. Der Bus ist im Verkehrsmuseum Remise zu besichtigen und 40 Jahre nach seinem Unfall beim Einsturz der Reichsbrücke gab es noch eine denkwürdige Ausfahrt über die heutige Reichsbrücke.
Skurrile Fakten
Außerdem dürfen auch ein paar außergewöhnliche Zahlen und Fakten der Wiener Linien nicht fehlen, mit denen ihr eure Mitmenschen garantiert beeindrucken könnt. So ist beispielsweise die U-Bahn Station Donauinsel die einzige Station, in deren Namen alle fünf Vokale genau einmal vorkommen. Ein Meter U-Bahn-Schiene wiegt um die 50 Kilogramm. In den vergangenen Jahren haben die Fahrzeuge der Wiener Linien zudem rund 77 Millionen Kilometer pro Jahr zurückgelegt, das entspricht 214.000 Kilometer täglich. In anderen Worten: Die Fahrzeuge der Wiener Linien fahren täglich fünfmal rund um die Erde.
Verkehrsmuseum Remise
Die Wiener Linien haben ihr eigenes Museum: Im Verkehrsmuseum Remise erfahrt ihr noch mehr zum öffentlichen Verkehrsbetrieb in Wien. In den Räumlichkeiten der ehemaligen Tramway-Remise Erdberg erzählen die Wiener Linien 150 Jahre Öffi-Geschichte, von der ersten Fahrt der Pferdetramway bis hin zum Ausblick in die Zukunft der Wiener Öffis. Außerdem gibt es einen U-Bahn-Simulator und einen Audioguide, der euch durch die Ausstellung führt.
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Verkehrsmuseum Remise | Ludwig-Koeßler-Platz, 1030 Wien
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MI, SA-SO
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