13 Bücher, die der Feminismus immer noch braucht
Kennt ihr das, wenn ihr Bücher ohne Ende kauft und diese sich dann auf dem Nachtkästchen stapeln, ohne dass ihr sie jemals lest? Im Japanischen gibt es dafür den Ausdruck: Tsundoku. Wir haben Bücher zum Thema Feminismus gesammelt, bei denen euch das auf keinen Fall passieren sollte. Klickt euch durch unsere Liste und schnappt euch euren Notizblock, denn für feministischen Lesestoff ist nun gesorgt.
Feminismus geht uns alle etwas an, ganz egal, ob und welchem Geschlecht wir uns zugehörig fühlen. In den folgenden Büchern werden Systeme durchleuchtet, durchbrochen, infrage gestellt und Alternativen geboten. Die Liste ist lang und sie könnte noch viel länger sein, denn zum Glück gibt es immer mehr Autor*innen, die sich den wichtigen Geschichten zum Thema Feminismus widmen und auch ihre eigenen Erfahrungen preisgeben. Danke dafür!
Belletristik
Männer töten von Eva Reisinger
Macht, Freundinnenschaft, weiblicher Zusammenhalt – schonungslos und mit einer ordentlichen Prise Humor erzählt Eva Reisinger eine Geschichte über eine Utopie des wehrhaften Feminismus am oberösterreichischen Dorf. Protagonistin Anna Maria verschlägt es über einige Wirrungen ins verschlafene Engelhartskirchen. Doch hier passt nicht alles ins Ösi-Ansichtskartenklischee. Reisinger spielt den Traum vom Matriarchat knallhart und mit vielen präzisen Pointen bis zum Äußersten durch. Definitiv ein Must-Read!
Omas Bankraub von Susanne Scholl
Die vier Freundinnen Ursula, Anna, Lilli und Erika befinden sich im besten Alter, wie man so schön sagt. Sie sind in der Pension, haben Zeit ohne Ende, verstehen sich (großteils) gut und unternehmen gerne etwas miteinander. Wäre da nicht das Problem mit dem Geld. Bei all diesen vier Frauen sind die Gründe für ihren Geldmangel unterschiedlich, egal, ob Scheidung, schlecht bezahlte Berufe, die Vor- und vor allem Nachteile der Künstlerinnenexistenz oder einfach der Hergang des Lebens. Die vier versuchen alles, um an Geld zu kommen, und gehen in ihren Überlegungen sogar so weit, kriminell zu werden. Es wäre ja fast schon lustig, wenn Altersarmut (vor allem bei Frauen) nicht auch so ernst wäre.
Was über Frauen geredet wird von Mieze Medusa
Fakt ist: Über Frauen wird am meisten geredet. Das Aussehen wird kommentiert, die Lebensweise wird be- und verurteilt, die Partner*innenwahl in Frage gestellt. Auch die Protagonistinnen in Mieze Medusas Roman „Was über Frauen geredet wird“, müssen sich diesen Kommentaren stellen, wehren sich aber zunehmend dagegen. Nicht alles, was sich die fünf Frauen im Buch wünschen und vornehmen, geht in Erfüllung. Aber sie tragen einen großen Teil dazu bei, dass es einfach ein bisschen weniger relevant ist, was (Schlechtes) über Frauen geredet wird.
Biografien & Porträts
Die Ersten ihrer Art von Heike Specht
Immer wieder liest oder hört man den Satzanfang: „Sie ist die erste Frau, die…“. In vielen Bereichen ist es immer noch verwunderlich und damit umso wichtiger, dass dieser Satz fällt. Denn war es nicht schon längst überfällig, dass in den USA eine Frau die Position der Vizepräsidentin einnimmt? (Und wie lange dauert es eigentlich noch, bis das „Vize“ nicht mehr davor steht?) Heike Specht hat die Geschichten solcher „erster Frauen“ in ihren Positionen gesammelt und niedergeschrieben und wie sie immer mehr ihren wohl verdienten Platz in der Männerwelt einnehmen.
Lügen über meine Mutter von Daniela Dröscher
Das Porträt einer Mutter im ländlichen Hunsrück im Deutschland der 1980er zeigt, wie sehr uns Körperformen, Gewicht und Körpertypen stereotypisch eingetrichtert wurden und werden. Denn die Mutter aus dem Roman von Daniela Dröscher leidet an Übergewicht. Das Leiden bezieht sich aber nicht auf das Gewicht selbst, sondern auf den Druck, den sie permanent von ihrem Mann deswegen auferlegt bekommt. Denn dieser macht das Gewicht seiner Frau für alles verantwortlich, was in seinem Leben schief läuft – die fehlende Beförderung im Job, der soziale Aufstieg, das Ansehen im Dorf. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des Kindes der beiden, dem Alter Ego der Autorin, was die Geschichte noch emotionaler macht und intimer wirken lässt.
Science Fiction
Q von Christina Dalcher
Man stelle sich vor – nur mal so angenommen – unser Platz in der Gesellschaft würde mathematisch berechnet und mit einem Wert genau festgelegt werden. Im Buch von Christina Dalcher, die bereits in ihrem vorhergegangenen Roman VOX eine ähnliche Dystopie konstruiert hat, handelt es sich bei diesem Wert um den Q-Wert. Dieser ergibt sich aus dem Einkommen und dem IQ und legt zum Beispiel fest, welchen Job man bekommt, in welche Schule man gehen darf oder welche Kulturangebote man in Anspruch nehmen kann. Das trifft Frauen und Mädchen auch in der fiktiven Welt von Christina Dalcher viel schlimmer als Männer. Eine Geschichte, bei der man eigentlich gar nicht darüber nachdenken möchte, wie weit entfernt wir ihr eigentlich noch sind.
Die Gabe von Naomi Alderman
Dass Frauen Angst haben (müssen), im Dunkeln alleine die Straße entlang zu gehen, oder sich großes Unwohlsein in ihnen ausbreitet, wenn sie an einer Gruppe Männer vorbeigehen und die Blicke auf sich spüren, hat mit Science Fiction wenig zu tun. Das ist die bittere Realität. Die Autorin Naomi Alderman hat deshalb den Spieß umgedreht. Von Männern behauptet eine veraltete Redewendung immer noch, sie seien das „starke Geschlecht“. In Die Gabe ist dem nicht so. In ihrem Roman verleiht die Autorin nämlich allen Frauen die Fähigkeit, Stromstöße über ihre Hände abzugeben. Somit sind Frauen den Männern körperlich weit überlegen. Der Roman skizziert Szenarien rund um den Globus, in denen Frauen diese Kraft entdecken, und zeichnet ein Bild dessen, wie es wäre, wenn Frauen in einer Welt wie der unseren das Sagen hätten.
Klassiker
Ein Zimmer für sich allein von Virginia Woolf
Zwei Klassiker in der feministischen Literatur möchten wir selbstverständlich nicht unerwähnt lassen. Sie sollten unbedingt fixer Bestandteil eurer Bücherregale sein, denn erschütternd ist, wie aktuell Thematiken noch heute sind, die es auch schon vor fast 100 Jahren waren. Ein Zimmer für sich allein ist 1929 als Essay erschienen. Virginia Woolf hat also vor fast einem ganzen Jahrhundert den Nagel schon ziemlich auf den Kopf getroffen. Denn sie stellte sich die Frage, was wohl gewesen wäre, wenn Shakespeare eine Schwester gehabt hätte, die genauso intelligent und begabt gewesen wäre, wie er selbst. Hätte sie einen ähnlichen Erfolg gefeiert? Für eine sehr lange Zeit haben Männer die Literaturszene dominiert. Auch Literatur über Frauen wurde meist von Männern verfasst. Virginia Woolf hat mit ihrer Arbeit zum Glück einen riesigen Stein ins Rollen gebracht. Und darüber sind wir froh, denn so kann unsere Liste mit zum Großteil von Frauen geschriebenen Büchern befüllt werden.
Das andere Geschlecht von Simone de Beauvoire
Ein weiterer Klassiker stammt von Simone de Beauvoir und ist ein ziemlich dicker Schinken. Die 1.300 Seiten sind jedoch prall gefüllt mit Erlebnisberichten und philosophischen sowie analysierenden Gedanken, die beim Lesen nicht nur fesseln, sondern verschlingen. Mit Haut und Haar. Nicht ohne Grund gilt das Werk von Simone de Beauvoir als Auslöser für die zweite Welle des Feminismus und somit als Wegbegleiter hin zu den heute bekannten Gender Studies und der Unterscheidung zwischen dem biologischen und dem sozialen Geschlecht. Eine extrem wichtige und grundlegende Arbeit also, die mit diesem Buch ihren Anfang fand und unbedingt auf eure Leseliste sollte.
Kinderbücher
Ein Mädchen wie du von Carla & Frank Murphy
Die Gesellschaft besteht nicht nur aus Erwachsenen. Einen sehr großen Teil dieser Welt machen die jüngeren Generationen aus. Und diese Generationen sind es, die unsere Zukunft prägen werden. Wenn wir also wollen, dass sich etwas in unserer Gesellschaft und in unserem Denken ändert, sollten wir bei den Jüngsten anfangen. Den Kindern. Ein Mädchen wie du ist ein Bilderbuch, in dem der Facettenreichtum aller Mädchen gezeigt wird. Nicht alle Mädchen lieben Pferde. Nicht allen Mädchen gefällt die Farbe Pink. Nicht alle Mädchen wollen gerne Prinzessin sein. Nicht alle Mädchen hassen Fußball. Rollenklischees haben in diesem Bilderbuch keinen Platz. Sondern alle Mädchen, die es so gibt.
Good Night Stories for Rebel Girls von Elena Favilli & Francesca Cavallo
Diese Gute-Nacht-Geschichten gehören in jedes Kinderzimmer. Nicht nur in die der Mädchen, in wirklich jedes. Die Autorinnen haben Geschichten von 100 Frauen gesammelt, die Großes geleistet haben: die im Weltall waren, die Entdeckerinnen waren, die Länder regiert haben, die Seefahrerinnen waren. Nicht nur im Traum ist alles möglich. Diese 100 Frauen haben das eindeutig bewiesen.
Sachbücher
Mutter werden. Mutter sein. von Barbara Rieger
Es ist das wohl natürlichste Thema, das es auf dieser Welt gibt. Und doch findet es in der Literatur kaum Beachtung. Das liegt auch daran, dass die Literaturszene immer noch sehr von Männern dominiert wird. Aus diesem Grund hat Barbara Rieger 14 weitere Autorinnen vereint und gemeinsam mit ihnen den Sammelband Mutter werden. Mutter sein. herausgebracht. Mit Beiträgen von Helena Adler, Lydia Mischkulnig, Verena Stauffer und vielen anderen zeigen die Autorinnen die literarische Seite der ärgsten und zeitgleichsten schönsten Sache der Welt.
Das Paradies ist weiblich von Tanja Raich
Auch Tanja Raich hat sich als Herausgeberin voll und ganz dem Thema verschrieben. Sie hat 20 Autorinnen die Frage gestellt, wie sich die Welt verändern würde, gäbe es kein Patriarchat. Die Antworten kamen in literarischer Form oder in Form von Essays und beleuchten verschiedenste Sichtweisen. Die Texte geben Mut und verunsichern, machen hoffnungsvoll, genauso aber auch ratlos, überspitzen und konstruieren, und zeigen vor allem eines – es findet ein Umbruch statt. Und dafür ist höchste Zeit.
Wenn ihr euch noch tiefer in die Thematik einlesen wollt, haben wir Gründe gesammelt, die beweisen, warum wir den Feminismus brauchen. Wenn ihr schon mit dem Lesen loslegen wollt, können wir euch dafür ein paar schöne Parks in Wien empfehlen.