10 unangenehme Dinge, die wir mittlerweile vermissen
Die Corona-Krise hat das soziale Leben weitgehend zum Erliegen gebracht – zumindest offline. Während wir mit unseren Lieben überwiegend online Kontakt halten, uns mit Home-Work-outs und DIY-Experimenten beschäftigen oder einfach vor uns hin netflixen, fehlen uns innige Umarmungen mit unseren Großeltern, unsere Pilates-Gang und Makramee-Knüpfkreise oder unser Lieblingskino. Das ist klar. Allerdings gehen uns auch weniger offensichtliche Dinge langsam irgendwie ab. Was uns früher vielleicht in den Wahnsinn getrieben hat, sehen wir jetzt plötzlich mit anderen Augen, wie durch die seltsame rosarote Brille, die wir nach Trennungen so gerne aufsetzen.
Stress beim Fertigmachen
Mal ehrlich: Wer vor dem Fortgehen noch nie „Bin am Weg“ in die Whatsapp-Gruppe geschrieben hat und dabei noch halbnackt auf dem Sofa lag, werfe den ersten Lockenwickler! In Prä-Corona-Zeiten ist es uns ab und zu verdammt schwergefallen, die müden Knochen zum ausgelassenen Feiern aufzuhieven und außer Haus zu bewegen. Die paar mehr Minuten Trash-TV, die wir uns gegönnt haben, statt uns fertig zu machen, wurden hinten raus meistens zur Zerreißprobe für unsere Nerven. Plötzlich hält man in der einen Hand den Deospray, in der anderen den Föhn und wurschtelt sich währenddessen mit akrobatischen Höchstleistungen in die Jeans, die man in solchen Momenten für ihre Zweite-Haut-Beschaffenheit verteufelt. Was für ein Adrenalinkick, wenn man es dann doch irgendwie geschafft hat, mit nur leichter akademischer Verspätung im Stammlokal einzutrudeln. Mittlerweile fehlt uns dieser selbstverschuldete Nervenkitzel so sehr, dass wir ihn damit kompensieren, für das abendliche Skype-Date mit der Freundesgruppe etwas zu spät vom Sofa zu rollen. Sonst wäre es ja nicht authentisch.
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Das Wegbier vor dem Lokal exen müssen
Waren wir dann endlich auf dem Weg oder wechselten vom Vorglühen zur Hauptparty, statteten wir uns gerne mit einer kleinen Wegzehrung aus, damit unsere Kehlen unterwegs nicht austrocknen. Alles natürlich nur eine Frage der Hydrierung, ahem ahem. Mussten wir das halbvolle warme Bier oder die erstaunlich ekelhafte Selfmade-Mischung in der Plastikflasche vor dem Lokal noch exen, verfluchten wir uns insgeheim für diese Entscheidung. Fragwürdige alkoholische Entscheidungen können wir momentan natürlich auch zu Hause treffen, aber irgendwie ist das nicht ganz dasselbe, wenn uns dabei kein Türsteher mit verschränkten Armen und strengem Blick daran erinnert, dass man keine Flaschen ins Lokal mitbringen darf. Hach.
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Der Heimweg nach dem Feiern und alles, was danach folgt
So stressig der Hinweg zur Party oft auch war, so lang zog sich der Heimweg. Die Füße wundgetanzt, die Kehle heiser gesungen, wich der euphorische Rausch spätestens bei einem kleinen Heimweg um vier Uhr Früh, der sich anfühlte wie ein stundenlanger Fußmarsch, der Ernüchterung. All jene unter uns, die beim Fortgehen gerne Make-up tragen, wissen, wie mühsam das Abschmink-Prozedere nach einer durchfeierten, durchzechten Nacht sein kann. Am liebsten würde man sich einfach Gesicht voran ins Bett fallen lassen. Und ganz ehrlich: Manchmal ist das auch passiert. Umso unangenehmer gestaltete sich das Aufwachen am nächsten Tag: Da ist man eh schon standesgemäß verkatert, und dann kommen da auch noch die Pandabär-mäßigen Kajalspuren um die Augen und der verschmierte Lippenstift auf dem Polster dazu. Unangenehm. Aber aus einiger Distanz betrachtet auch irgendwie drollig.
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Miese Tinder-Dates
Dass uns gute Tinder-Dates in der momentanen Situation fehlen, liegt auf der Hand. Aber auch miese Dates gehen uns langsam irgendwie ab. Da saß man sich gefühlte Stunden lang gegenüber, räusperte sich vielleicht peinlich berührt durch die Stille oder musste langweiligen bis verstörenden Geschichten des Gegenübers lauschen, bis man einen familiären Notfall vortäuschte, um abhauen zu können. Das waren noch Zeiten. Wenigstens hatte man nach einem missglückten Tinder-Date immer eine skurrile Geschichte im Ärmel. Oder wusste zumindest, wen man nicht noch mal wieder sehen will.
Fremde Gespräche belauschen
Viel lustiger als Teil eines schrecklichen Dates zu sein, ist es natürlich, wenn man zufällig am Nebentisch sitzt und die beiden ungelenken Turteltauben bei ihren mühsamen Gurkerln mit dem Gesprächsball belauscht. Und nicht nur bei eigenartigen pseudo-romantischen Treffen sind unsere Lauscher in der Vergangenheit gerne aufs Doppelte angewachsen. Erst jetzt, wo sich unser Gesprächsradius hauptsächlich auf unsere Mitbewohnerinnen und Mitbewohner und auf Telefonate beschränkt, merken wir, wie gerne wir bei fremden Gesprächen Mäuschen gespielt haben. Erwischt.
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Sich am Christkindmarkt durch Menschenmassen drängeln
In der Weihnachtszeit fehlen besonders die vielen schönen Christkindlmärkte auffallend. Das ist natürlich klar: Wer wünscht sich nicht in den paar Wochen vor Weihnachten kitschigen Weihnachtsschmuck, heißen Punsch in großer Runde und das warme Licht der Standeln zurück? Wer allerdings an einem Adventsamstag schon mal auf einem richtig großen Christkindlmarkt war, weiß, dass die romantisch aufgeladene Stimmung spätestens dann verfliegt, wenn man sich das erste Mal mit dem übervollen, überheißen Punsch in der einen, den Käsespätzle in der anderen Hand durch die sich unaufhörlich dahin schiebende Menschenmenge lavieren muss. „Tschuldigung, tschuldigen’S, entschu-“ – an welcher Mülltonne hatten wir mit den anderen noch mal den Treffpunkt vereinbart? Rückblickend betrachtet ziemlich nervig. Doch was würden wir mittlerweile darum geben, uns wieder über den unfreiwilligen Körperkontakt und den einen oder anderen heißen Atem eines Fremden im Genick zu ärgern?
Gemeinschaftsduschen
Ein soziales Erlebnis, das wir definitiv nicht an soziale Netzwerke outsourcen können, ist das immer leicht unbehagliche Gefühl in Gemeinschaftsduschen. Das liegt nicht so sehr daran, dass wir ein Problem mit unserer Nacktheit hätten, sondern vielmehr am Setting generell: Da ist man nach dem Trainieren etwa durchgeschwitzt, will eigentlich nur noch nach Hause auf die wartende Couch, und entblättert sich dann aber doch zum Wohle jener, die mit einem den Vierer-Platz in der U-Bahn teilen müssen, im Hallogen-Licht der Umkleide. Schrubbt man sich unter der Brause ab, wird plötzlich einer der wohl intimsten Akte unseres Alltags gezwungenermaßen zur Gruppenaktivität. Nicht unbedingt etwas, worauf man sich den ganzen Tag über freut. Aber nach und nach erkennen wir nun, dass man das Ganze auch als Akt der Verbundenheit deuten könnte, als kollektive Waschung nach kollektiver Anstrengung. Gemeinschaft, yay!
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Im Wartezimmer beim Arzt sitzen
Arztbesuche sind naturgemäß nicht unbedingt eine spaßige Angelegenheit. Und momentan sind die nicht dringend notwendigen Untersuchungen ohnehin in vielen Fällen erst einmal aufgeschoben. Das ist natürlich verständlich, aber gerade die hypochondrisch Veranlagten unter uns scharren schon ungeduldig mit den Fingern und legen wahrscheinlich insgeheim schon Listen mit all den Wehwehchen an, mit denen sie der Ärztin oder dem Arzt ihres Vertrauens gerne den letzten Nerv rauben würden. Schlagartig kommt uns das Ausharren im Wartezimmer nicht mehr wie eine unliebsame Nebenwirkung vor, sondern wie etwas, das uns ein bisschen Sicherheit in all dem Alltagstrubel bieten konnte, ein Nimbus zwischen Angst und Erleichterung: Gleich sind wir dran, gleich haben wir Gewissheit, dass der eigenartige Dippel auf unserem Hals wahrscheinlich nur ein Pickel ist.
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Schlange stehen
Auch die Art und Weise, wie wir mit Fremden in der Schlange stehen, hat sich während der Krise notwendiger Weise verändert: Wir halten Abstand und tragen Mundschutz. Das ist natürlich sinnvoll und richtig so, man verstehe uns jetzt nicht falsch. Aber manchmal erinnern wir uns dann doch in seltsam verklärtem Sepia-Ton an die Tage, als wir noch an der Supermarkt-Kassa von dem gestressten Typen hinter uns mit seinem verdammten Wagerl angerempelt wurden und am liebsten gezischt hätten: „Kommen Sie noch ein bisschen näher, dann sind Sie mir ein Frühstück schuldig!“ Heute würden wir uns wahrscheinlich nur umdrehen und ihm wohlwollend zunicken: Ja, wir haben dich auch vermisst, du liebenswürdiger Drängler, du!
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Auf Konzerten angerempelt werden
Apropos rempeln: Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie ihr bei Konzerten in der Menge standet und sich niemand durchgeschlängelt hat? Wir auch nicht. Ist uns nie passiert. Denn immer hatten wir das zweifelhafte Glück, dass wir uns just dort positioniert hatten, wo sich Gruppen in einer gefühlten Mannschaftsstärke von Fußballteams rücksichtslos durchquetschten, bis sie vor uns nicht mehr weiterkonnten und so in einem unruhigen Haufen aufeinanderpickten. Meist hatten sie mindestens eine überdimensional großgewachsene Person im Schlepptau. Wie glücklich waren wir, als bei manchen Konzerten das Drängeln zur Moshpit ausartete und wir so ein bisschen was von unserem Frust abbauen konnten. Jedenfalls ist selbst dieses unliebsame Detail an Großkonzerten mittlerweile der Verklärung gewichen. Und wer weiß – wenn wir dann endlich wieder auf Konzerte gehen dürfen, werden wir das Herumgeremple vielleicht sogar mit geschlossenen Augen und seligem Grinser genießen. Das könnte allerdings den Anschein erwecken, wir hätten etwas eingeworfen. Was soll’s.
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Wir haben uns außerdem angesehen, welche Isolationstypen sich mit der Zeit herauskristallisieren. Und wir haben uns Gedanken darüber gemacht, warum es nicht die beste Idee ist, sich selbst die Haare zu schneiden.
(c) Beitragsbild | Pixabay