12 Dinge aus unserer Schulzeit, die wir schon längst vergessen haben
Für viele von uns ist die Schulzeit schon einige Jährchen her. Deshalb nehmen wir euch mit auf eine kleine Zeitreise zu Kleberkugeln, verdreckten Bankfächern und „Das bist du“-Wettbewerbe mit Schulbüchern.
Weil mich einer der gefühlten 500 Lockdowns zunehmend nostalgisch stimmte, habe ich damals meine alten Schulfotos hervorgekramt. Und die pandabärmäßig geschminkte Visage, die mir auf einigen Bildern keck entgegengrinst, hat mir vor allem eins bewiesen: Früher war ganz sicher nicht alles besser, jedenfalls, wenn man nach meinem etwas zu Green-Day-esken Kleidungsstil urteilt. Und plötzlich waren sie auch schon da, die schemenhaften Flashbacks an die halbwegs gute, alte Schulzeit. Mit heißen Ohren die Strafe des argwöhnischen Lehrpersonals erwartende Zettelschreiberei hier, extreme Völlerei beim Schulbuffet da. Und warum riechen viele dieser Erinnerungen irgendwie nach Kleber?
Kleberkugeln
Um gleich mal mit einer besorgniserregenden Vermutung aufzuräumen: Nein, ich habe in der Schule natürlich nicht am Kleberstift geschnüffelt. Also fast nicht. Also irgendwie schon. Denn aus irgendeinem Grund hat irgendwann mal ein besonders findiges Kind während einer besonders einlullenden Mathematikstunde damit angefangen, Flüssigkleber auf den Tisch zu klecksen und mit dem Finger manisch darauf einzuhämmern. Und so, liebe Kinder, entstand wohl die erste Kleberkugel. Toll. Was man damit machte? Nicht viel, außer sie vielleicht mit anderen Kleberkugeln zu einer weiteren, riesig großen Kleberkugel zusammenzuadhäsieren, um sie den Mitschüler*innen stolz auf dem verpickten Finger während des Unterrichts unter die Nase zu halten: „Schau!“ „Pfoah.“ Je größer der ranzige Kleberball, desto größer der Ruhm. Besonders schick waren natürlich die Varianten, bei denen man mit den schönsten Gelstiften erst mal hastig auf dem Schreibtisch herumfuhrwerkte, um die Farbe dann mit dem Kleber aufzusammeln. Wirklich beeindruckend, die sich nach und nach zu einem bräunlichen Klumpen verfärbenden Gebilde, die wir mit unserem bloßen Zeigefinger schufen. Einfach so. Zwecks Spaß an der Freude. Nimm das, Leistungsgesellschaft.
Gelstifte
Sie waren nicht nur in Sachen Kleberkugeln der absolute Dauerbrenner von der Volksschule bis zur Unterstufe: die glitzernden Gelstifte in allen industriell hergestellten Facetten, die Mutter Natur verdammt alt aussehen ließen. Das Beste daran war aber natürlich nicht die besonders artifiziell gestaltete Schreibschrift, die man mit ihnen fabrizieren konnte, sondern ein weiterer, im Nachhinein etwas fragwürdiger Trend. Wieder war wohl irgendein Kind irgendwann mal auf die Idee gekommen, die gelgefüllte Plastikmiene aus dem Stift zu lösen und beherzt daran zu saugen. Warum auch nicht? Das verlängert die Lebensdauer dieser Stifte, redeten wir uns irgendwie ein. Aber eigentlich ging es bloß um den Nervenkitzel, so lange am Gel zu saugen, dass es aufstieg, und rechtzeitig aufzuhören, bevor es uns die Pappalatur glitzernd einfärbte. Eine Kunst, die manche besser beherrschten als andere. Das schockerfüllte Gesicht des kleinen Pascals, der es immer etwas zu weit trieb, als ihm das türkis-glitzernde Gel den kompletten Mundraum einsaute, werde ich wohl nie vergessen. Genauso wenig wie die Reaktion der verblüfften Volksschullehrerin: „Was machst du da? Geh dir sofort den Mund ausspülen.“ Gelstift: 1, Pascal: 0. Man sollte meinen, solche Unfälle waren uns eine Lehre. Waren sie aber nicht.
Schreibtischunterlagen
Dann gab es aber natürlich auch jene Kinder, die ihre Gelstifte nicht nur für fragwürdige orale Experimente zweckentfremdeten. Nein, sie besaßen diese extrem coolen Schreibtischunterlagen aus Zettelstapeln, ein bisschen so, wie wenn man sich einen etwas zu groß geratenen Wandkalender auf den Tisch legt. Ja, genau die. Ich hatte sowas nicht. Dafür hatte ich aber eine schlichte Schreibtischunterlage aus irgendeinem PVC-ähnlichen Material. Und auch, dass sie Weinrot war, hielt mich natürlich nicht davon ab, sie nach Herzenslust zu beschmieren. So wie den Tisch selbst auch. Irgendwie muss man doch sein verdammtes Revier markieren. Am besten mit dem klassischen Smile-Schriftzug, bei dem man heute immer noch rätselt, wem wir dieses spitz zulaufende S, das ausgepolsterte M und das I als Palme zu verdanken haben.
Bankfach
Und dieses Revier umfasste nicht nur die Tischfläche selbst, sondern auch das, was darunter war: das Bankfach. Herrlicher Limbus ausgedienter Arbeitsblätter und Schularbeiten. In der Volksschule kam ich noch regelmäßig mit einer eigens für das Bankfach zusammengestellten Box an, in der Schere, Lineal und – so fing es an – Kleber fein säuberlich verstaut wurden. Im Maturajahr steckten darin längst Hefte, Blöcke und – ich bin nicht stolz darauf – das eine oder andere verschmähte Jausenbrot. Sorry, Mama. Rückwirkend betrachtet war das Bankfach wohl so etwas wie die ultimative Vorbereitung aufs Erwachsenenleben – oder in einem Wort: E-Mail-Postfach.
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Eastpak-Rucksack
Apropos Schmieragen: Die ziertennatürlich nicht nur Tisch und Unterlage, nein, als Jugendliche ist es offenbar wichtig, allem, ja wirklich allem seinen krakeligen Stempel aufzudrücken. Egal ob die weiße Spitze der Converse oder die Schultasche. Und die Schultasche, das war in meinem Fall ein am liebsten bis unter den Popsch hängender weinroter Eastpak-Rucksack. Den meiner Mutter abzuquatschen, war damals mindestens so wichtig wie sie davon abzuhalten, meine Riesen-Kleberkugel zu entsorgen. Was genau daran so ultrawichtig war, ist im Nachhinein schwer zu rekonstruieren. Immerhin handelte es sich doch im einen einfarbigen Otto-Normalrucksack ohne auffällige Sonderausstattung. Aber wer bin ich mit meinen mittlerweile gefühlt 1.000 einfarbigen Jutebeuteln schon, über mein damaliges Ich zu richten? Das modische Äquivalent zum Eastpak-Rucksack war übrigens der ebenfalls einfarbige, ebenfalls standardmäßige Kapuzenpulli von Fruit of the loom. Damals ebenfalls ein Muss. Heute ebenfalls keine Ahnung mehr warum.
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Freundschaftsfotos
Aber der gehörte natürlich nur zur Wochentagskluft. Und die war nicht immer angebracht. Speziell dann nicht, wenn sich wieder mal der*die Schulfotograf*in ankündigte. Heißes Thema war da allerdings weniger, wo man sich auf dem Gruppenfoto positioniert oder wie man es schafft, diesmal beim Porträt vielleicht etwas weniger trottelig in die Linse zu grinsen als im vergangenen Jahr. Nein, die wahre soziale Herausforderungen waren die Freundschaftsfotos. Mit wem in welcher Pose wird man sich für die Ewigkeit ablichten lassen, gewahr der inhärenten Wichtigkeit solcher verkrampften Bilder für den weiteren Verlauf der noch jungen Freundschaften?
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Freundschaftsbücher
Besonders in Volksschule und Unterstufe war nur eines ein noch staatstragenderer Barometer der eigenen Beliebtheit: die Freundschaftsbücher, bevorzugt von Diddl oder Pimboli, was sonst? Immerhin schrieb man sich doch damit für immer ins kollektive Gedächtnis ein, das in irgendwelchen Kartons auf irgendwelchen Dachböden vor sich hinmodert. Bis heute frage ich mich, was wohl aus den besonders tiefgründigen Kindern geworden ist, die bei „Das mag ich gar nicht“ geschrieben haben: Krieg und Wichtigsteller. Jedenfalls nachhaltiger als meine Antwort: Kohl und Hausaufgaben. Stimmt aber auch bis heute.
Zierzeilen
Mindestens genauso unliebsam wie Kohlgemüse oder Hausaufgaben war mir in der Volksschule vor allem eins: Zierzeilen. Der Inbegriff der Knechtschaft des kreativen Geistes. Statt nach erledigter Schreibschrift-Übungsaufgabe einfach den Stift niederzulegen oder wahllos für mich vor mich hinzukritzeln, war man wieder gezwungen, eine einzige Zeile mit obligatorischen Schnörkeln zu verwordackeln. Einfach so, aus für mich bis heute völlig unerfindlichem Grund. Ich fügte mich zwar dem System, aber mit allerhöchster Geringschätzung, die meine fahrig dahingefletzten Schnörkelkeckse nur zu offensichtlich zum Ausdruck brachten. Wären meine Schulaufgaben nur anhand meiner Zierzeilen beurteilt worden, würde ich wahrscheinlich noch immer in der Volksschule sitzen.
Buchfolien
Der schöne Schein, darum ging es auch bei der akribischen Mumifizierung meiner Schulbücher mit Klarsichtfolien, die meine Mutter perfekt beherrschte. Auch da erschloss sich mir nicht ganz der Sinn, da man, wie ich erst später lernte und leider nicht in die alljährliche Diskussion einwerfen konnte, ein Buch ja nicht nach seinem Einband beurteilen soll. Aber so blieben zumindest die Außenseiten meiner Schulbücher noch für Generationen nach mir konserviert, während spätestens sämtliche abgelichtete Protagonist*innen auf den Innenseiten Schnauzbärtchen und Augenklappen aus Kugelschreiberminen trugen. Sanfte Rebellion.
Das bist du!
Wobei uns die abgebildeten Fotos in den Schulbüchern tatsächlich einen netten Zeitvertreib zum manchmal schleppenden Frontalunterricht boten. Man musste die Lernbehelfe nur an einer x-beliebigen Stelle aufschlagen, den Finger in das Gesicht eines der dort abgelichteten Menschen bohren und dem*der Sitznachbar*in entgegenhalten: „Schau, das bist du.“ Nur um dann den ultimativen Konter einzufahren, nachdem der*die Nachbar*in durch diese Impertinenz angespornt ebenfalls wild herumblätterte: „Und DAS bist DU.“ Pah. Mit nichts konnten wir uns gegenseitig so auf die Palme bringen wie mit zusammenhanglosen Vergleichen mit Stockfotos. Es waren einfachere Zeiten.
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Jause
Auch die liebevoll von meiner Mutter in Alufolie eingenestelte Jause begleitete mich durch Volksschule und Unterstufe, bis ich endlich genug Taschengeld-Budget aushandeln konnte, um mich beim Schulbuffet mit möglichst fettigem Essen in möglichst jeder Pause selbst zu versorgen. Läutete die Pausenglocke, stürmten unzählige ungeduldige Teenie-Füße in dramatischen, Braveheart-ähnlichen Szenen zum Buffet, rangelten sich in einer aufgewühlten Menschentraube nach vorne an die Theke, während die dazugehörigen Hände akribisch genau ihre Cent-Stücke abzählten, um ja noch rechtzeitig das letzte grindige Pizza-Baguette abzustauben, das da schon seit Stunden vor sich hinsimmerte. Später war es dann besonders in, sich beim 0815-Kaffeautomaten einen Cappuccino runterzudrücken oder auch nur einen picksüßen Kakao. Hauptsache im amtlich gerippten Plastikbecher.
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Blutgroschen
Meistens standen nach Ende der Pause ein paar Übereifrige vor der Klasse, nur um wenige Augenblicke später aufgeregt zu schreien: „Sie kooommt! Er kooommt!“, als ob das Eintreffen der Lehrperson jedes Mal aufs Neue eine unerklärliche Anomalie im Schulkosmos gewesen wäre. Manchmal kaaaam sie aber nicht, die Lehrperson. Was würde ich darum geben, noch einmal jene Euphorie zu empfinden als in den Momenten, als uns klar wurde, dass die Stunde wohl entfallen und auch keine Supplierung uns zwangsbespaßen wird. Lebensfreude auf höchsten Niveau. Endlich mal ein Pizzabaguette in all seiner Fettigkeit genießen und nicht in den letzten Zügen der Pause hastig runterschlingen. Während sich die einen also beim Buffet vollstopften oder – ab der sechsten Klasse Oberstufe – den Raucherhof belagerten, spielten andere ein Spiel, das Kleberkugeln und beschmierte Tische in Sachen Zerstörungslust und Fragwürdigkeit meilenweit zurücklässt: Blutgroschen. Dabei ging es darum, eine aufrecht stehende Münze wechselseitig anzuschnipsen. Fällt sie um, musste der*die Verlierer*in die geballte Faust, Knöchel voran auf den Tisch pressen, während die andere Spielpartei den Knöcheln die flache Münze entgegenschipst, bis eine*r von beiden aufgibt. Warum das Ganze Blutgroschen heißt, kann man sich denken. Oh, glorreiche Jugendzeit.
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