5 außergewöhnliche Wiener Brunnen und ihre Geschichte
Diese fünf Brunnen in Wien werden euch zum Staunen bringen. Vom ältesten bis hin zu einem erotischen Brunnen, eine Tour durch die Innenstadt wird euch spannende Fakten liefern.
Die Brunnen Wiens liefern nicht nur herrliches Wasser, sondern haben auch einiges zu erzählen. Wir führen euch zum ältesten und zum erotischsten Brunnen der Stadt, besuchen wunderschöne öffentliche Toiletten und entziffern die Zahlensymbolik des Hochstrahlbrunnens. Also packt eine schöne Flasche Wiener Leitungswasser ein und auf geht‘s!
Schweizerhofbrunnen
Beginnen wir chronologisch mit dem ältesten, heute noch bestehenden Brunnen Wiens: dem Schweizerhofbrunnen. Der Brunnen steht – wie der Name schon sagt – im Schweizertrakt der Hofburg. Im eckigen Becken könnt ihr den kleinen Felsen mit dem Wasserlauf in Form eines Drachenkopfs erkennen, aus dem das Wasser sprudelt. Das Jahr seiner Errichtung verrät euch der Doppeladler, der das Becken ziert. In seinem Wappen steht etwas schwer leserlich die Zahl 1552. Der Schweizerhofbrunnen ist also uralt! Er bildete einst den Abschluss einer Wasserleitung, die aus der Vorstadt St. Ulrich direkt in die Burg führte. Anders als der Rest der Wiener*innen hatten die feinen Herren und Damen in der Hofburg also schon früh fließendes Wasser im eigenen Haus.
Schaubrunnen am Michaelerplatz
Unweit vom Schweizerhof, an der Außenfassade des Michaelertrakts der Hofburg, sind zwei monumentale Brunnen angebracht, die mit ihrem bescheidenen Vorgänger von 1552 nichts mehr gemein haben. Hier haben die Habsburger auf jegliches Understatement verzichtet: Am Michaelerplatz stehend links, zur Reitschulgasse hin, demonstrieren sie ihre Macht zur See. Die Figurengruppe des Künstlers Rudolf Weyr von 1895 zeigt die allegorische Figur der Austria. Sie steht auf einem Schiffsbug über dem Meeresgott Neptun, einem Seeungeheuer und einem gestürzten Giganten.
Nicht weniger pompös ist der Brunnen auf der anderen Seite des Trakts, zu Schauflergasse hin. Er zeigt die habsburgische Macht zu Lande, dargestellt mittels einer männlichen Figur, die ein Schwert hält. Weiters zählen zu dieser 1897 enthüllten Figurengruppe des Bildhauers Edmund von Hellmer ein Adler und eine Schlange, sowie abermals gestürzte Giganten. Zur Zeit ihrer Entstehung, als Österreich noch ein riesiges Reich mit Meerzugang war, hatten die beiden Brunnen durchaus eine starke machtpolitische Aussagekraft. Heute sind sie einfach schön anzusehen und eignen sich perfekt als Fotomotive.
Providentiabrunnen
Der Neue Markt gehört im Moment zu den weniger pittoresken Plätzen der Innenstadt. Seit mehreren Jahren wird hier an einer Tiefgarage gebaut und dieser Baustelle musste zumindest vorübergehend einer der schönsten Brunnen Wiens weichen. Seit 1739 steht beziehungsweise stand hier der Providentiabrunnen des Bildhauers Georg Raphael Donner. Die Stadt Wien hatte den Brunnen in Auftrag gegeben und die Figur der Providentia, der Vorsehung, spielte auf die gute Regierung und vor allem auf die exzellente Wasserversorgung der Stadt an. Mit dieser Selbstbeweihräucherung konnten die Wiener*innen leben, mit dem umständlichen lateinischen Namen aber nicht. Für sie hieß der Brunnen von Anfang an schlicht Donnerbrunnen.
Was den Brunnen so aufregend macht, sind die äußerst lasziven Flussallegorien am Beckenrand, die Traun, Enns, Ybbs und March darstellen. Kaiserin Maria Theresia waren sie angeblich viel zu anrüchig, weshalb sie ihre Keuschheitskommission losschickte, um sie einschmelzen zu lassen. Diesem Schicksal entgingen die Statuen nur knapp. In den 1870ern waren Donners Originalstatuen aus Blei allerdings schon so stark beschädigt, dass sie durch Bronzekopien ersetzt werden mussten. Die viele nackte Haut blieb aber und wirkte jahrzehntelang wie ein Magnet auf Tourist*innen; an den entscheidenden Stellen waren die neuen Figuren deshalb bald stark abgegriffen. Nach Ende der Bauarbeiten an der Garage soll der Bronzebrunnen wieder den Neuen Markt zieren. Die Originale befanden sich lange Zeit im Belvedere und sind heute im Wien-Museum zu bestaunen.
Josefsbrunnen
Der Josefsbrunnen am Graben aus dem 17. Jahrhundert ist relativ unscheinbar. Unter dem Brunnen befindet sich jedoch die älteste unterirdische WC-Anlage der Stadt. Der Bau dieser Toiletten mitten unter Wiens beliebter Flaniermeile war ein einziges Drama. Ein öffentliches Heisl in der Innenstadt? Ein Skandal! In der Bevölkerung gab es Proteste und auch die Kirche legte sich quer – wenigstens ein Mindestabstand zum altehrwürdigen Stephansdom sollte gewahrt werden. Als man 1904 endlich mit den Bauarbeiten begann, war der Josefsbrunnen im Weg. Er wurde abgetragen und erst später wieder aufgestellt. Die Toiletten selbst wurden zu einem echten Jugendstiljuwel und stehen heute völlig zu Recht unter Denkmalschutz. Die Klobrillen wurden aus Teakholz gefertigt, die Abgänge im Frühjahr und Sommer mit Blumen geschmückt und im Damen-WC befanden sich sogar einmal echte Aquarien.
Hochstrahlbrunnen
Das pompöse Fest, das am 24. Oktober 1873 am Schwarzenbergplatz stattfand, markiert einen Wendepunkt in der Trinkwasserversorgung Wiens: Nach fast vierjähriger Bauzeit kann die erste Wiener Hochquellleitung feierlich eröffnet werden. Höhepunkt der Zeremonie ist die Inbetriebnahme des Hochstrahlbrunnens durch Kaiser Franz Joseph I. In den Jahrhunderten zuvor hatten die Wiener*innen ihr Wasser direkt von den Brunnen geholt. Da das Kanalisationssystem aber mangelhaft war, verschlechterte sich die Qualität des Grundwassers zunehmend. Krankheiten und Epidemien waren die Folge, sie trafen vor allem die ärmeren Bevölkerungsschichten.
Um die Situation zu verbessern, wurde 1861 ein Wettbewerb für Projekte zur zukünftigen Wasserversorgung Wiens ausgeschrieben. Ingenieure aus dem In- und Ausland präsentierten ihre Ideen; die Wahl fiel schließlich auf Quellen im Rax- und Schneeberggebiet. Etliche Stollen wurden angelegt, Aquädukte errichtet und in Wien selbst neue Rohre mit einer Gesamtlänge von fast 250 Kilometern verlegt. Die Qualität des Wassers war schon damals sensationell und ist es bis heute geblieben. Symbol dieses Fortschritts war der Hochstrahlbrunnen, für dessen Errichtung der Bauunternehmer der Hochquellenleitung Anton Gabrielli 200.000 Kronen spendete. Der Brunnen wurde übrigens schon 1906 zu einem spektakulären Leuchtbrunnen umgestaltet. Wer Zeit hat, kann die Fontänen zählen: Die 365 kleinen am Beckenrand stehen für die Tage des Jahres, die sechs Fontänen in der Mitte sowie der Hauptstrahl für die Wochentage. Weitere Fontänen versinnbildlichen die zwölf Monate, die 30 Tage eines Monats und die zwölf Stunden eines Tages.
Wir nehmen euch außerdem mit auf einen Sagenspaziergang durch den 1. Bezirk und verraten euch die Geschichten hinter einigen Wiener Schmankerln.