5 Dinge, die du über St. Pölten nicht wusstest
St. Pölten ist die Hauptstadt Niederösterreichs. So weit, so bekannt. Aber es gibt auch allerhand skurrile Anekdoten und Fakten über St. Pölten, die so wahrscheinlich in kaum einem Reiseführer stehen.
Verschrien als Welthauptstadt der Kreisverkehre, als Zentrum des Provinziellen und der Langeweile, war das Image von St. Pölten in der Vergangenheit alles andere als optimal. Das hat sich in den vergangenen Jahren aber massiv geändert. Bei St. Pölten denkt man heute an das Frequency, an wunderbare Kaffeehäuser und spannende Flohmärkte, an erholsame Parks und Seen mitten in der Stadt. Das Kultur- und Sportangebot nimmt stetig zu und vielleicht hatte der gebürtige St. Pöltner und Altkanzler Julius Raab ja gar nicht so Unrecht, als er einmal meinte: „Willst du etwas gelten, sei aus Sankt Pölten.“
Stadt des Heiligen Pferdebefreiers
Das S ist schon von den Salzburger*innen besetzt, als St. Pölten 1986 zur niederösterreichischen Landeshauptstadt wird. Die Wahl für den Buchstaben auf den Autokennzeichen fällt daher auf das P. Ein H wäre auch möglich gewesen, denn vom heiligen Hippolyt hat die Stadt schließlich ihren Namen. Im französischen Elsass gibt es auch ein St. Pölten, dort heißt es aber eben Saint-Hippolyte. Außerdem ist der heilige Pöltner mit Schwert und Fahne am Wappen von Zell am See zu sehen.
Hippolyt, ein frühchristlicher Autor, der um 200 n. Chr. in Rom lebte, war kein einfacher Zeitgenosse. Weil ihm der damals amtierende Bischof der Stadt – also der Papst – zu liberal war, ernannte sich der konservative Hippo kurzerhand zum ersten Gegenpapst der Geschichte. Nach seinem Tod wurden seine Reliquien dann von Rom ins heutige St. Pölten gebracht, wo man ihm zu Ehren ein Kloster errichtete, von dem aber kaum mehr Spuren erhalten sind. Ob es sich bei den Reliquien tatsächlich um Knochen Hippolyts handelte, war womöglich schon damals unklar. Eine Urkunde, die von der Überführung der sterblichen Überreste berichtet, ist jedenfalls nicht überliefert. Fake oder nicht – aus Sankt Hippolyt wurde im Laufe der Zeit das eingedeutschte Sankt Pölten. Der Name hat übrigens nichts mit Nilpferden zu tun, sondern bedeutet wörtlich: der Pferdebefreier. Dementsprechend ist der Heilige auch der Schutzpatron der Pferde, also eine Art Robert Redford der Antike.
Mit dem Laden des Inhaltes akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Giphy.
Mehr erfahren
Sündenpfuhl
Von wegen langweilige Beamtenstadt! Schon Mitte der 90er-Jahre sorgte St. Pölten mit der Abhaltung der ersten europäischen Erotikmesse für mächtig Furore. Im ersten Veranstaltungsjahr fand die Erotica ausgerechnet zu Pfingsten statt. Das hatte laut Initiator Rudolf Kleewein wirtschaftliche Gründe, denn die drei freien Tage am Stück sollten für mehr Besucher*innen sorgen. Doch der Aufschrei der Kirche und der Wertkonservativen war dennoch enorm: Der damalige Bischof Kurt Krenn sah in St. Pölten das neue Sodom und Gomorra, sogar vom Untergang des Abendlandes war die Rede.
Das Entsetzen über so viel nackte Haut Mitten in Niederösterreich war letztlich aber die beste Werbung. Medienvertreter*innen aus ganz Europa strömten nach St. Pölten, um sich die Erotica-Lasterhöhle live vor Ort anzuschauen. Am Ende wurde die Messe zu einem riesigen Erfolg und im Jahr nach der Premiere gleich wiederholt. Für einen richtigen Sex-Skandal sorgte Kritiker Kurt Krenn Jahre später dann selbst.
Älteste Stadt Österreichs?
St. Pölten ist alt. Die Geschichte der Stadt an der Traisen reicht zurück bis in die Jungsteinzeit. Erste Siedlungen gab es hier also bereits um 3000 v. Chr. Auch aus der Bronze- und Eisenzeit und aus der Zeit der Kelten hat man hier einige Überreste gefunden. Und bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. befand sich an der Stelle der heutigen Altstadt eine römische Zivilstadt mit dem klingenden Namen Aelium Cetium.
Tatsächlich stellt St. Pölten den Anspruch, die älteste Stadt Österreichs zu sein. Das sehen manche anders – Salzburg, Zwettl und Enns wollen noch älter sein. Fakt ist, dass St. Pölten bereits am 3. Mai 1159 von Konrad von Passau ein eigenes Stadtrecht verliehen bekam und dass man 2009 das 850-jährige Bestehen der Stadt feierte. Wen interessiert es da noch, dass Salzburg schon 996 ähnliche Rechte erhielt? Die haben ohnehin schon das S am Nummernschild.
Aller Anfang ist schwer
„Ein Land ohne Hauptstadt ist wie ein Gulasch ohne Saft“, meldete einst der ehemalige niederösterreichische Landeshauptmann Siegfried Ludwig. In der Hauptstadtfrage machte 1986 schließlich St. Pölten das Rennen, die ewige Rivalin Krems wurde gleich einmal ausgestochen. Die Pläne waren groß: Ein neues Regierungsviertel sollte entstehen; zudem rechnete man mit einem massiven Bevölkerungszuwachs in der werdenden Traisen-Metropole. Doch der Ansturm blieb aus. Als 1991 das vorläufige Ergebnis der Volkszählung veröffentlicht wurde, musste man zur allgemeinen Verblüffung feststellen, dass die neue Hauptstadt sogar Einwohner*innen verloren hatte. St. Pölten war knapp aber doch unter die magische 50.000er-Marke gerutscht, womit der Stadt Förderungen aus dem Steuertopf entgangen wären.
Das konnte man nicht auf sich sitzen lassen. Angeblich sind damals kurzerhand eifrige Männer und Frauen durch das städtische Umland gepirscht, um in letzter Sekunde Einwohner*innen für St. Pölten zu gewinnen. Die Mission war offenbar von Erfolg gekrönt, denn das endgültige Ergebnis der Zählung belief sich auf exakt 50.026 Stadtbewohner*innen.
Ein Kino ohnegleichen
Das Cinema Paradiso in St. Pölten ist nicht nur ein Kino, es ist eine regelrechte Institution. In der Location, die schon einmal zum besten Kino Europas gewählt worden ist, finden Filmvorführungen, Lesungen und Konzerte statt. Neben einem klassischen Kinosaal mit großzügig bemessener Beinfreiheit gibt es ein extra Beislkino, wo du während des Films gemütlich Snacks und Drinks aus der hauseigenen Cinema Bar konsumieren kannst. An Sonn- und Feiertagen lockt ein eigenes Frühstücksbuffet – ideal, um sich für die Vorführung mit allerlei Köstlichkeiten einzudecken.
Natürlich verfügt das Cinema Paradiso auch über einen modernen Kinosaal auf dem neusten Stand der Technik, der in kurzer Zeit sogar zu einem Club umgebaut werden kann. Legendär sind nicht zuletzt die Open Air-Events, die vor rund 20 Jahren mit der Veranstaltung „Film am Dom“ am St. Pöltner Domplatz ihren Anfang nahmen. Das Cinema Paradiso ist Kult und eine echte Top-Adresse in der Stadt. Wenn du in St. Pölten bist, solltest du dort auf jeden Fall vorbeischauen.
Wir haben außerdem ein paar Dinge für euch, die ihr sicher kennt, wenn ihr in Niederösterreich aufgewachsen seid. Und wenn es wieder möglich ist, solltet ihr unbedingt die Gastwirtschaft Vinzen Pauli in St. Pölten besuchen.
(c) Beitragsbild | Cinema Paradiso