5 Orte, an denen es in Wien mächtig spukt – Teil 2
Wärmt schon mal eure Hasenfüße vor – jetzt wird’s wieder gruselig! Denn wir haben in unserem zweiten Teil über Spuk-Orte in Wien noch einige weitere Plätze gefunden, an dem sich Mephisto sicher pudelwohl fühlen würde.
In Wien treiben sich allerhand Menschen herum. Und nicht nur lebende! Zur Ruhe gekommenen Architekten, schemenhafte Gestalten in Spiegelkabinetten und sogar den rastlosen Geist eines Thronfolgers will der eine oder die andere schon mal mit eigenen Augen erblickt haben. Ob das wirklich stimmt, lässt sich nur schwer rekonstruieren. Aber übernatürliche Erscheinungen hin oder her – wenn es in Wien spuken würde, dann ziemlich sicher an den folgenden fünf Orten.
Liliengasse
Die Liliengasse ist die wohl unheimlichste Gasse der Inneren Stadt. Rein optisch macht sie keinen besonders bedrohlichen Eindruck, aber wenn man weiß, dass hier einst Verurteilte auf dem Weg vom Stadtgefängnis zur Hinrichtungsstätte durchgeführt wurden, bekommt sie einen anderen Charakter. Seit jeher wird die Gasse daher von abergläubischen Wiener*innen gemieden, vor allem nach Einbruch der Dunkelheit.
Da im Mittelalter und in der Neuzeit Geständnisse oftmals unter schwerer Folter erpresst wurden, müssen unter den vermeintlichen Delinquent*innen zahllose Unschuldige gewesen sein. Sie sollen sich noch heute als Geister in der Liliengasse herumtreiben und ihr Leid klagen. Vielleicht ist das der Grund, warum auffällig viele Passant*innen von einem merkwürdigen Kribbeln oder sogar Schwindel berichten, der beim Einbiegen in die Gasse plötzlich auftritt.
Staatsoper
Der Bau der Wiener Staatsoper war ein Drama ohnegleichen. Die Architekten des Neorenaissance-Gebäudes mit den unmöglichen Namen August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll wurden von Anfang an von der Kritik zerrissen. Die Öffentlichkeit ließ kein gutes Wort an dieser überdimensionalen „Schuhschachtel“ und auch Kaiser Franz Joseph I. soll wenig überzeugt gewesen sein. Die Schmach und der gesellschaftliche Druck waren letzten Endes offenbar zu groß – Van der Nüll erhängte sich im April 1868, Sicardsburg starb nur zwei Monate später nach einer Herzoperation. Der Kaiser zeigte sich schockiert. Nach seiner Einschätzung gefragt, gab er künftig nur mehr die Floskel „es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“ zum Besten.
Van der Nüll und Sicardsburg sollen bis heute nicht zur Ruhe gekommen sein. Die geschmähten Architekten irren ziellos im Operngebäude umher und mischen sich angeblich bei der einen oder anderen Vorstellung unter die Gäste. Sie sind übrigens nicht die einzigen Gespenster in der Wiener Oper: Auch die spanische Sopranistin Mercedes Capsir wurde zu Lebzeiten nicht gerade mit Lob überschüttet. In den 1930ern schrieb ein anonymer Operngeher über sie: „Sie ist sehr hässlich, singt nicht besonders; ihre Stimme ist ziemlich spröde; sie stirbt sehr eigentümlich, zu natürlich.“ Allem Anschein nach hat Capsir die Kritiken nach wie vor nicht überwunden – immer wieder wollen Leute ihren Geist auf Fotografien erkennen, die in der Staatsoper aufgenommen wurden.
Wurstelprater
Der Wiener Wurstelprater hat im Laufe der Zeit einige ebenso spannende wie skurrile Persönlichkeiten hervorgebracht, zu denen zweifelsohne Anton Kratky-Baschik zu zählen ist. Seit den 1860er-Jahren verzauberte der Schausteller seine Zuschauer*innen in einem eigenen Theater mit optischen Illusionen und physikalischen Experimenten. Dabei war auch einiges Unheimliches zu sehen, etwa Geister, die plötzlich über die Bühne huschten. Das Publikum zeigte sich von den Zaubertricks begeistert, das Theater war stets gut besucht.
Wenn Kratky-Baschik einmal nicht auf der Bühne stand, verbrachte er seine Zeit meistens beim Wirten. Nüchtern soll man ihn so gut wie nie gesehen haben. Zur Ruhe dürfte der Zauberkünstler auch nach seinem Ableben nicht gekommen sein. Immer wieder taucht er an verschiedenen Stellen im Wurstelprater auf. Besonders oft wird er im Spiegelkabinett „Calypso“ gesichtet, wo er Besucher*innen angeblich gerne erschreckt, indem er ihnen über die Schulter schaut. Außerdem gibt es Berichte über eine torkelnde Gestalt, die bei Nebel urplötzlich auf dem Kratky-Baschik-Weg erscheint und dann sofort wieder verschwindet.
Belvedere
Erzherzog und Thronfolger Franz Ferdinand war kein besonders beliebter Habsburger. Er galt als Ehrgeizling, präpotent und aufbrausend. Als er im Juni 1914 in Sarajevo ermordet wurde, hielt sich die Trauer sowohl bei der Bevölkerung als auch beim greisen Kaiser Franz Joseph I. in Grenzen. Dass sein Tod von niemandem so richtig beweint wurde, dürfte ihn bis heute grämen: Sein Geist soll nach wie vor im Oberen Belvedere herumspuken, wo der Thronfolger mit seiner Familie von 1899 bis zum Jahr seines Ablebens gehaust hatte. Erstaunlich ist, dass er selbst noch als Gespenst aufbrausend und zornig sein soll.
Womöglich hat Franz Ferdinand sein tragisches Ende sogar selbst verschuldet: Im August 1913 hatte der besessene Jäger im Salzburger Blühnbachtal gleichgültig eine weiße Gams geschossen. Im Volksglauben stand das Tier aber unter dem Schutz von Naturgeistern und es hieß, dass jemand, der solch eine Gams tötet, innerhalb eines Jahres selbst sterben würde. Mit den tödlichen Schüssen von Sarajevo wurde diese düstere Prophezeiung dann tatsächlich Realität.
Gefängnis Josefstadt
Die an das Wiener Landesgericht angeschlossene Haftanstalt im achten Bezirk besteht seit den 1830er-Jahren. Zur Zeit der Erbauung galt das Gefängnis zwar als fortschrittlich, nach modernen Maßstäben waren die Zustände aber miserabel. Das Aufsichtspersonal ging äußerst brutal gegen die Insassen vor und lange Zeit gab es nicht einmal nachts ein Recht auf Privatsphäre. Im Gebäude gab es finstere Kerker für die Einzelhaft und den gefürchteten Galgenhof, wo bis 1950 Hinrichtungen stattfanden.
Die armen Seelen der Gefangenen spuken wahrscheinlich bis heute in der Justizanstalt herum: Manche meinen, dass in den Gängen oft unerklärliche Schritte zu hören sind, und die Überwachungskameras sollen schon die unheimlichsten Dinge aufgenommen haben; darunter Häftlinge, die aus eigentlich leerstehenden Zellen ausbrachen. Geistwesen will man übrigens auch schon vor dem Eingangstor zur Haftanstalt in der Landesgerichtsstraße gesichtet haben.
Noch mehr Spuk gefällig? In unserem ersten Teil dieser Reihe findet ihr weitere, höchstwahrscheinlich heimgesuchte Orte in Wien. Außerdem führen wir euch zu Wiens gruseligsten Orten.
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