5 Orte in Wien, an denen es mächtig spukt – Teil 1
Wien ist schön. Wien ist alt. Aber Wien kann auch ganz schön gruselig werden. Denn manche Orte jagen einem die Gänsehaut über den Rücken, auch wenn man nicht an Geister glaubt.
Die Ghostbusters hätten in Wien wohl ganz schön viel Arbeit vor sich, denn die Stadt scheint von Geistern und herumirrenden Seelen geradezu überbevölkert zu sein. Menschen berichten von toten Kaiser*innen, von verwirrten, längst verstorbenen Mörder*innen, von merkwürdigen Stimmen und von nicht näher definierbaren, schemenhaften Gestalten. Ihr glaubt uns nicht? Dann besucht erstmal unsere fünf Wiener Orte, die bestimmt nichts für schwache Nerven sind!
Narrenturm
Der Narrenturm im 9. Bezirk ist ein unscheinbares Gebäude. Errichtet wurde der fünfstöckige Rundbau gegen Ende des 18. Jahrhunderts von Kaiser Joseph II., weshalb er auch gerne als „Kaiser Josephs Gugelhupf“ bezeichnet wurde und wird. Der Zweck des Baus war die Unterbringung von – wie man damals sagte – „Wahnsinnigen“ und „Tollenden“. Geistig Erkrankte wurden aus der ganzen Stadt hierher gebracht und in enge Zellen gesperrt. Teilweise mussten sie auf einfachen Strohlagern nächtigen, die hygienischen Zustände waren katastrophal.
Seit 1971 beherbergt der Turm eine ebenso beeindruckende wie beklemmende pathologisch-anatomische Sammlung. Zigtausende Präparate können hier besichtigt werden; teilweise stößt man sogar auf Krankheitsbilder, die es in Mitteleuropa seit geraumer Zeit gar nicht mehr gibt. Von seiner schaurigen Aura hat der Narrenturm bis heute nichts eingebüßt: Immer wieder hören Menschen angeblich seltsame Schreie aus dem Gebäude, die durch die dicken Mauern nach außen dringen. Viele verspüren an diesem Ort eine besonders negative Energie und meiden ihn deshalb. Außerdem gibt es Berichte über eine traurige, schwarz gekleidete Gestalt, die sich in den nahegelegenen Höfen des Alten Allgemeinen Krankenhauses herumtreibt und genauso schnell verschwindet, wie sie aufgetaucht ist. Student*innen sollten also auf der Hut sein…
Kandlkapelle
Der Fund eines halbnackten toten Mannes in der Piaristengasse bringt Anfang des 19. Jahrhunderts einen der spektakulärsten Kriminalfälle in der Geschichte Wiens ins Rollen. Bei dem Toten handelt es sich um Matthias Kandl, einen Greißler aus dem 4. Bezirk. Wegen der großen Blutlache, in der der Leichnam liegt, geht man zunächst von einem brutalen Raubüberfall aus. Bald gerät jedoch Kandls Ehefrau Theresia in Verdacht. Bei einer Hausdurchsuchung werden Blutspuren im Schlafzimmer und die blutbefleckte Kleidung von Matthias Kandl entdeckt. Theresia gesteht: Um ihren brutalen Ehemann loszuwerden, habe sie ihn mit einer Axt getötet und die Leiche anschließend zur Piaristenkirche gebracht. Im März 1809 wird Theresia, die mit ihren langen blonden Haaren und den leuchtend blauen Augen als schönste Mörderin Wiens gilt, zum Tod durch den Strick verurteilt. Zur Urteilsvollstreckung am Richtplatz bei der Spinnerin am Kreuz kommt schließlich die halbe Stadt zusammen – jede*r will die attraktive Verurteilte noch einmal mit eigenen Augen sehen.
An Theresia Kandl erinnert heute noch die Kandlkapelle auf Höhe der Breitenfurter Straße 198 im 23. Bezirk. Offensichtlich ist die Täterin aber bis heute nicht zur Ruhe gekommen: Nicht erst einmal haben Gäste des anschließenden Campingplatzes Wien Süd von einer weiblichen, leicht durchsichtigen Gestalt berichtet, die nachts in blutverschmierter Kleidung und mit einer Axt in der Hand um die Kapelle herumschleicht. Wer daran nicht glaubt, kann sich im Kriminalmuseum die originale Tatwaffe und die sterblichen Überreste von Frau Kandl ansehen.
Leopoldsberg
Schon seit dem 19. Jahrhundert ist der Leopoldsberg ein beliebtes Ausflugsziel. Eine begeisterte Besucherin war die fitnessbewusste Kaiserin Sisi, die die Höhenmeter oft schon vor dem Frühstück in Stöckelstiefeln und umständlich langen Röcken zurücklegte. Der idyllische kleine Berg hat aber auch eine dunkle Seite: An der Wende zum 20. Jahrhundert kam es im Kahlenbergerdorf zu einer seltsamen Häufung an ominösen Unfällen, Morden und Selbstmorden. 1955 crashte an einem nebeligen Tag sogar ein kleiner Flieger in den Leopoldsberg – sieben Tote waren zu beklagen.
Die Verantwortung für diese Serie an Malheuren kann nach Meinung einiger Bewohner*innen eigentlich nur einer tragen: der Geist der verstorbenen Kaiserin! Tatsächlich sollen einige Spaziergänger*innen die rastlos umherwandernde Kaiserin bereits zu Gesicht bekommen haben. Sisis transparentes Alter Ego soll sich besonders oft bei der Gedenktafel an der Leopoldskirche und in der Nähe des Kahlenbergerdorfes aufhalten. Und natürlich in der verlassenen Burg am Berg, in der verdächtig oft Lichter aufflackern…
Augustinerkirche
1770 und 1810 fanden in der Augustinerkirche zwei bedeutende Hochzeiten statt: Zuerst trat Marie Antoinette an den Altar, 40 Jahre später ihre Großnichte Marie Louise. In der Tradition der habsburgischen Heiratspolitik wurden die beiden Damen ohne viel Mitspracherecht einfach ins Ausland verheiratet. Marie Antoinette ehelichte 14-jährig den französischen König Ludwig XVI., der am Tag der Hochzeit nicht einmal in Wien war und durch einen Stellvertreter ersetzt werden musste. Die Beziehung war nicht gerade von Erfolg gekrönt: Im Bett wollte es nicht klappen und im Jänner 1793 machte die Französische Revolution den König um einen Kopf kürzer. Nur wenige Monate später folgte Marie Antoinette ihrem Gatten auf das Schafott nach.
Marie Louise hatte nicht viel mehr Glück. Die Guillotine blieb ihr zwar erspart, aber ihre unfreiwillige Ehe mit Napoleon war auch nicht das Gelbe vom Ei. Kein Wunder also, dass manche meinen, man könne die todunglücklichen Bräute noch heute in der Augustinerkirche schluchzen hören. Am lautesten natürlich in der Nähe des Altars! Für Gänsehautstimmung sorgen in dem Gotteshaus aber nicht nur die beiden weinenden Frauen. In der Augustinerkirche werden auch die Herzen verstorbener Habsburger*innen aufbewahrt, fein säuberlich getrennt von den Körpern, die in der Kapuzinergruft liegen. Und als 1945 russische Soldaten die Kirche plündern wollten, soll plötzlich die Orgel zu spielen angefangen haben. Ganz von alleine.
Theresianum
An der Stelle des heutigen Theresianums befand sich einst das Lustschloss Favorita, das mit seinen prächtigen Gärten wie geschaffen war für die rauschenden Feste des Hofes. Das wusste auch Kaiser Karl VI. und so machte er die Favorita zu seiner bevorzugten Residenz in Wien. Eines Abends im Oktober 1740 genehmigte sich der Monarch ein leckeres Pilzgericht, das ihm schon bald zum Verhängnis werden sollte: Nichtsahnend hatte er giftige Knollenblätterpilze zu sich genommen und erkrankte daraufhin schwer. Kurz bevor er in der Favorita das Zeitliche segnete, soll ihm eine unheimliche weiße Frauengestalt erschienen sein. Vor Schreck wie gelähmt, konnte er im Todeskampf nur mehr ein dumpfes Röcheln ausstoßen.
Dieses Röcheln des sterbenden Kaisers ist angeblich noch heute in den Gemäuern des Theresianums vernehmbar, etwa bei Schularbeiten, wenn es in den Klassenzimmern ganz still wird. Außerdem soll die weiße Frau hier nach wie vor herumspuken. Eine Begegnung mit ihr ist zu meiden, denn ihr Anblick soll schon so manche*n schwer krank und sogar wahnsinnig gemacht haben.
Noch mehr Grusel gefällig? Wir haben noch einen zweiten Teil der Wiener Spuk-Orte für euch. Außerdem verraten wir euch ein paar spektakuläre österreichische Kriminalgeschichten.
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