8 historische Gebäude in Meidling, die du kennen solltest
In Wien erzählen viele Gebäude eine Geschichte. Und das längst nicht nur in der Innenstadt. Auch der 12. Bezirk hat einige historische Bauten im Angebot, die sich ideal als Anhaltspunkte für einen Bezirksrundgang eignen.
Bereits 1146 taucht Meidling in historischen Dokumenten unter dem Namen „Mwerlingen“ auf. Im 18. Jahrhundert wurde daraus schließlich das heute bekannte Meidling. Genauso geschichtsträchtig wie der Name des 12. Bezirks sind auch viele seiner Bauwerke – und davon gibt es auf seinen rund 8,2 Quadratkilometern so einige. Es ist an der Zeit, manche von ihnen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Altmannsdorfer Pfarrkirche
Hätte Johann Baptist Hoffmann nicht in der Warschauer Lotterie gewonnen – wer weiß, ob es die Altmannsdorfer Pfarrkirche heute überhaupt noch gäbe? Erstmals wurde sie als Oswaldkirche 1290 erwähnt und ist somit eine der ältesten Kirchen Meidlings. Im Zuge der Türkenbelagerung wurde das Gebäude zweimal zerstört, jedoch immer wieder aufgebaut. Bis 1800 hatte die Pfarre noch einen hölzernen Kirchturm, der wurde als erstes durch einen gemauerten ersetzt. 1818 kaufte schließlich Johann Baptist Hoffmann das baufällige Gebäude dem Orden der Beschuhten Augustiner ab. Geld für die Sanierung fehlte jedoch. Erst als er in der Warschauer Lotterie mit seinem Los einen hohen Geldbetrag gewann, konnte er in die Kirche investieren. Gesagt, getan: 1838 wurde das vom Einsturz bedrohte Gebäude komplett abgerissen und etwas weiter nordöstlich neu gebaut. Die Pläne stammten von dem Architekten Franz Lößl, der sowohl Baumeister als auch der erste Bürgermeister von Altmannsdorf war. Heute befindet sich die Kirche im historischen Ortszentrum von Altmannsdorf – genauer gesagt auf dem Khleslplatz.
Pfarrkirche am Schöpfwerk
Meidling strotzt nur so vor historischen Kirchen. Wer an Kirchen denkt, denkt neben der Religion vielleicht auch des Öfteren an das Glockengeläute, dass die eine oder andere Nacht verkürzt. Ganz anders bei der Pfarrkirche am Schöpfwerk. Bei einer Umfrage unter Anrainer*innen wurden die Glocken im Kirchturm nämlich abgewählt. Die Pfarrkirche am Schöpfwerk ist die jüngste Kirche Meidlings. Das Gotteshaus in der Lichtensterngasse 4 wurde von 1979 bis 1981 gebaut und vom österreichischen Architekten Viktor Hufnagl geplant. Von außen könnte man die Kirche fast für eine kleine Fabrik halten. Das Gebäude ist in Form einer Stufenpyramide gebaut, was übrigens der Neigung des Geländes geschuldet ist, und sticht durch das dunkelrote Ziegelmauerwerk hervor. Auffällig ist auch der eigenständige Kirchturm, da dieser üblicherweise ein Teil des Kirchengebäudes ist.
Kurzfristiger Wohnort von Hugo Wolf und ehemaliger Gall-Hof
1836 wurde in der Hetzendorfer Straße 90/Schönbrunner Allee 53 ein Biedermeier-Vorstadthaus errichtet. Architektonisch sticht der schmiedeeiserne Balkon auf Volutenkonsolen hervor. Eine besondere Bedeutung bekommt das Gebäude jedoch durch den österreichischen Komponisten und Musikkritiker, der 1876 hier wohnte. Gleich gegenüber, bei Hausnummer 92, ist übrigens ebenfalls ein historisches Gebäude zu finden. Es handelt sich dabei um den ehemaligen Gall-Hof. Um 1700 war die Anlage ein Liechtensteinscher Wirtschaftshof. Nach mehrmaligem Wechsel der Besitzer gelangte der Hof Mitte des 18. Jahrhunderts schließlich in Besitz des Kaiserhauses.
Ratschkybad
An manchen Gebäuden lässt sich deren Funktion schon von außen erkennen – so etwa auch beim Ratschkybad in der Ratschkygasse 26. Passend für ein ehemaliges Bad befinden sich an der Fassade nämlich Reliefs von Nixen und Fröschen. Das Bad selbst wurde ab 1924 nach Plänen von Josef Bittner im Heimatstil gebaut. Im alten Wien stand das Ratschkybad vor allem jenen zur Verfügung, die zu Hause keine Dusche oder eigenes Bad hatten. Heute kann im „Tröpferlbad“ nicht mehr gebadet werden. Zwar wurden in den Jahren vor der Schließung noch einige Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt, 2006 wurde es dennoch geschlossen. Zur Ausstattung gehörten ein Saunabad, eine Dampfkammer, ein Solarium und ein Brausebad. Heute befinden sich in dem Gebäude 20 Wohnungen.
Springer-Schlössl
1887 entstand am Tivoli in Meidling ein kleines Schloss: das sogenannte Springer-Schlössl. Es wurde von den Bauunternehmern Fellner und Helmer erbaut. Auf die Kappe der beiden Theaterarchitekten gehen unter anderem auch das Ronacher und das Konzerthaus in Wien. 1939 beschlagnahmten die Nazis das Gebäude und machten daraus eine Gauführerschule. Gegen Ende des Krieges sollte das Gebäude durch Bomben der Alliierten zerstört werden. Doch keine der 22 Bomben traf das Schlössl; Fenster, Türstöcke und der Park rundherum wurden allerdings schwer beschädigt. 1945 wurde das Gebäude geplündert und die Umzäunung niedergefahren – es entstand der Eindruck völliger Vernichtung. Nach dem Krieg bekam die ursprüngliche Besitzerin, Marie Springer, die Villa zurück und verkaufte sie 1953 an den Verein Wiener Volksheime. 1975 erfolgte dann der Beschluss, das Schlössl in der Tivoligasse 73 in ein Seminarhotel umzubauen.
Fuchsenfeldhof
Der Fuchsenfeldhof in der Längenfeldgasse 68 wird auf vielerlei Weise seinem Namen gerecht. Wo der Wohnbau heute liegt, stand ab 1852 das nach Besitzer Michael Fuchs benannte Gasthaus „Zum Fuchsen“. Die umliegenden Felder nannte man Fuchsenfelder. Ab 1915 wurde dann an dem Wohnbau geplant, von 1922 bis 1925 wurden die Wohnungen gebaut. Damit war der Fuchsenfeldhof der erste Gemeindebau, der aus Mitteln der Wohnbausteuer finanziert wurde. Heute umfasst er vier Höfe mit 481 Wohnungen. Beim Bau verfolgte man das Konzept des „Volkswohnpalastes“: Der Wohnblock ist durch vier Innenhöfe gegliedert, verbunden werden diese durch Torbögen. Und der „Fuchs“ im Fuchsenfeldhof wird in einem der Höfe seinem Namen erneut gerecht: Dort steht nämlich ein Brunnen mit einem Fuchskopf. Gemeinsam mit dem gegenüberliegenden Reismannhof zählt der Fuchsenfeldhof zu den ersten kommunalen Wohnbauten des Roten Wiens. Die beiden Bauten bilden ein einheitliches Wohnviertel mit insgesamt rund 1.100 Wohnungen, vielen Geschäften und sozialen Einrichtungen.
Haus Schönbrunn
Von der Sommerresidenz zum Altersheim – so kann es in Wien gehen. Etwa in der Frauenheimgasse 2. Dort erwarb 1836 die Familie von Ignaz Rudolf Bischoff eine Villa als Sommerresidenz. Tochter Auguste stellte diese 1883 als Altersheim zur Verfügung. Die Räume konnten rasch adaptiert werden und boten bald Platz für Personal und 20 vorwiegend aus dem Adel stammende Pensionistinnen. Das Haus war gut besucht, so zählten etwa die Frauenheimbälle zu beliebten und glanzvollen Festen. 1906 wurde dann ein neues Haus mit Platz für 47 Frauen errichtet. Damals war bereits jedes Zimmer mit elektrischem Licht und einer Zentralheizung ausgestattet. Das neue Haus wurde als „Erzherzogin Marie Valerie Wiener Frauenheim“ für alleinstehende mittelose Frauen eingeweiht. Es folgten weitere Modernisierungen und Ausbauarbeiten. Seit 1990 wohnen auch Männer im Caritas geführten „Haus Schönbrunn“. Heute ist es das älteste noch bestehende Seniorenheim in Wien.
Schloss Hetzendorf
In Wien kann es passieren, dass man in einem Schloss zur Schule geht – und das ganz ohne Adelshintergrund. Das Schloss Hetzendorf begann jedoch als einfacher Hof. 1675 wurde er von Fürstin Maria Piccolomini vom Augustinerkloster gekauft. Über die Jahre hinweg wurde er von den verschiedenen Besitzer*innen nach und nach erweitert. 1742 ging das Gebäude schließlich an die Habsburger. Bereits ein Jahr darauf ließ Maria Theresia ihren Hofarchitekten das Gebäude zu einem Schloss erweitern und als Wohnsitz für ihre Mutter Elisabeth Christine umgestalten. Später diente das Haus unter anderem als zeitlicher Wohnsitz, als Gästehaus, als Ort für Sommerfeste oder auch als Hauptquartier für Feldmarschall Alfred Fürst Windischgraetz bei der Rückeroberung Wiens im Revolutionsjahr 1848. Von 1912 bis 1914 wohnte Österreichs letzter Kaiser Erzherzog Karl im Schloss Hetzendorf, bevor das Gebäude schließlich in die öffentliche Hand überging. 1946 wurde das Schloss von der Stadt Wien gepachtet und später auch gekauft. Seither ist dort die Modeschule der Stadt untergebracht.
Wenn ihr im 12. Bezirk unterwegs seid, solltet ihr unbedingt einen Abstecher zum Meidlinger Markt machen. Außerdem zeigen wir euch ein paar tolle Cafés in Meidling.
(c) Beitragsbild | lucia_laggner | Instagram