7 literarische Schauplätze in Österreich
Von der Strudlhofstiege bis nach Bad Gastein – quer durch die literarischen Werke finden sich einige Schauplätze, die ihr in Österreich tatsächlich besuchen könnt. Wir zeigen euch, wo ihr euch auf die Spuren der Romanfiguren begeben könnt.
In Österreich fühlt man sich manchmal wie im Film. Ob Sound of Music oder irgendeine Monty-Python-Persiflage sei mal dahingestellt. Dass die Alpenrepublik jede Menge ideale Filmkulissen im Angebot hat, das hat Hollywood längst überrissen. Aber nicht nur Blockbuster spielen im beschaulichen Österreich, auch literarische Handlungen lassen sich hier gerne nieder. Deshalb zeigen wir euch ein paar literarische Schauplätze in Österreich, die ihr besuchen könnt.
Die Strudlhofstiege – Heimito von Doderer
Wien ist zweifelsohne Schauplatz unzähliger Romane und Erzählungen quer durch die Epochen. Einer der offensichtlichsten ist natürlich Die Strudlhofstiege von Heimito von Doderer aus dem Jahr 1951. Der Titel ist in zweierlei Hinsicht Programm: Zum einen ereignen sich wesentliche Szenen und Begegnungen auf der verzweigten Stiegenanlage im 9. Bezirk, zum anderen sind die Erzählstränge selbst so diffus und verzweigt, dass sie sich gewissermaßen ineinander verstrudeln. Aber nicht nur die Strudlhofstiege selbst spielt im Roman eine wesentliche Rolle, sondern generell der Alsergrund vom heutigen Julius-Tandler-Platz bis zum Franz-Josefs-Bahnhof und dem Schottentor. Rückblenden führen aber auch über Wien hinaus, etwa bis nach Reichenau an der Rax. Hier fühlt man sich zwischen Alpenpanorama und historischen Landhäusern tatsächlich noch ein wenig wie in einem Doderer-Roman.
Malina – Ingeborg Bachmann
Was für Doderer der 9. Bezirk war, war für Ingeborg Bachmann wohl der Dritte. In Malina (1971) leben die Hauptfiguren in der Ungargasse, oder wie es im Buch heißt: im „Ungargassenland“. Die Geschichte und Erfahrungswelt der Ich-Erzählerin stehen im Zentrum, werden aber immer wieder begrenzt und erweitert durch die beiden männlichen Hauptfiguren: Ivan, der in der Ungargasse 7 wohnt, also in direkter Nachbarschaft zum Beethoven-Haus auf Nummer 5, in dem wesentliche Teile der 9. Sinfonie entstanden sind, und Malina, ihr wenig nahbarer Mitbewohner. Auch wenn sich der Roman größtenteils im Dritten, weil hauptsächlich in der Gedankenwelt der Erzählerin abspielt, bricht sie doch einmal aus ihrem Ungargassenland aus, um Freund*innen aus der Wiener Haute Volée am Wolfgangsee im Salzkammergut zu besuchen. Der ist auch definitiv einen Ausflug wert, nicht nur als Fluchtort vor der inneren Zerrissenheit.
Unter der Drachenwand – Arno Geiger
Der Mondsee geht in der ganzen Attersee- und Wolfgangsee-Romantik manchmal ein wenig unter. Das aber ganz und gar nicht zu Recht, denn der Mondsee hat mit seiner Lage direkt an der steilen Drachenwand etwas fast schon Mystisches. Auch den im Zweiten Krieg verwundeten Soldat Veit zieht es in Arno Geigers Unter der Drachenwand (2018) an den Mondsee und seine atemberaubende Kulisse, wo er sich auskurieren soll. Um die Entspannung steht es um 1944 jedoch nicht gerade einfach, die Angst sitzt ständig im Nacken, auch wenn schon klar ist, dass der Krieg verloren ist. Am Mondsee erfährt Veit trotzdem so etwas wie eine Normalität, die die Macht der Geschichte sich zu eigen macht und uns in eine der dunkelsten Zeiten unserer Vergangenheit versetzt.
Wintertöchter – Mignon Kleinbek
Die deutsche Autorin Mignon Kleinbek entführt uns in nicht nur einem, sondern gleich in drei Romanen in das beschauliche Forstau im Salzburger Pongau. Ihre Trilogie Wintertöchter, unterteilt in Die Gabe, Die Kinder und Die Töchter, dreht sich um die Hohleitner-Frauen Marie, Anna und Barbara. Sie teilen eine ziemlich ungewöhnliche Gabe: Durch den Geschmackssinn können sie in andere Zeiten und Welten reisen. Während das idyllische Forstau, das auf einem Hochplateau zwischen Radstadt und Schladming liegt, die perfekte friedliche Fassade liefert, geht es dahinter deutlich skurriler zu als erwartet. Ob Gaumengabe oder nicht – Forstau ist auch im Sommer eine Reise wert, am besten mit den drei Wintertöchtern im Gepäck.
Land in Sicht – Ilona Hartmann
Kreuzfahrtschiffe haben vor allem in aktuellen Zeiten keinen besonders guten Ruf. Auf riesige Cluster haben die wenigsten besondere Lust und aus Venedig wurden sie auch verbannt. Im Buch Land in Sicht (2020) von Ilona Hartmann tuckert das Kreuzfahrtschiff MS Mozart aber friedlich auf der Strecke von Passau nach Wien entlang der Donau vor sich hin und dieser Fahrt schließen wir uns gerne an. Die Protagonistin Jana hat sich auf dem Schiff eingebucht, weil der Kapitän ihr Vater sein soll, den sie nie kennengelernt hat. Die Reise entlang der Donau, vorbei an der Schlögener Schlinge, Linz und der Wachau, entpuppt sich als ein Kennenlernen zwischen Vater und Tochter, als Geschichte voller Situationskomik und ein mehr als gelungenes Debut von Ilona Hartmann.
Bad Regina – David Schalko
Bad Regina war einst ein glamouröser Touristenort mitten in den Alpen, von dem nur mehr Ruinen übrig sind. Ein chinesischer Immobilienmogul kauft den Ort nach und nach auf und lässt die Gebäude verfallen, bis Hauptfigur Othmar und die anderen 45 verbliebenen Einwohner*innen beschließen, sich zu wehren. Das Setting in David Schalkos jüngstem Roman (2021) kommt uns erstaunlich bekannt vor. Offenbar lehnt es sich mit vollem Gewicht an das pittoreske Bad Gastein und seine Geschichte an, der Titel erinnert noch dazu an das hippe Hotel Regina.
Die Wand – Marlen Haushofer
In ihrer modernen Robinsonade schildert Marlen Haushofer das Schicksal einer Frau, die einen Ausflug in eine Jagdhütte in den Bergen macht und plötzlich vom Rest der Welt durch eine unsichtbare Wand abgeschottet ist. Draußen scheint ein Unglück über die Welt hinweggefegt zu sein, drinnen versucht die Ich-Erzählerin, mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, zu überleben. Wo Die Wand (1963) spielt, ist auf den ersten Blick nicht deutlich auszumachen. Aber bedenkt man, dass Haushofer im oberösterreichischen Frauenstein (Gemeinde Molln) aufgewachsen ist und ihr Vater in der Gegend Förster war, kommt einem das Setting doch erstaunlich bekannt vor, wenn man durch Molln fährt. Auf der Website der Gemeinde findet man sogar das Foto eines Jagdhauses, das angeblich als Vorlage für das Jagdhaus im Roman hergehalten hat. Ob man in Molln tatsächlich auf den Spuren der Erzählerin aus Die Wand wandelt, bleibt offen. Aber auf jeden Fall wandelt man in Molln auf den Spuren der großartigen Erzählerin Marlen Haushofer.
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