7 Ortsnamen, dank denen ihr auch in Österreich auf Weltreise gehen könnt
Euch zieht es nach Amerika, Mexiko oder Indien? Das sollte auch diesen Sommer kein Problem sein. Denn innerhalb Österreichs gibt es einige Orte, dank denen ihr zumindest behaupten könnt, die Landesgrenzen verlassen zu haben.
Braun gebrannt und total mit sich im Einklang kommt Paul im Herbst aus seinem Yoga-und-Surf-Retreat auf Bali zurück. Alle, die ihm auf Instagram folgen, wissen das natürlich, weil er sie in den vergangenen zwei Wochen unaufhörlich mit enervierend idyllischen Strandfotos zugepostet hat. Und trotzdem werden seine Kolleg*innen und Freund*innen nicht darum herumkommen, dass er ihnen seine bombastisch kontrastigen Urlaubsfotos mit großkotzigem Audiokommentar präsentiert.
Jede*r von uns hat wohl mindestens einen Paul im Bekanntenkreis und ist nach einem wirklich gelungenen Sommerurlaub wahrscheinlich auch selbst ab und zu der Paul der Runde. Und das ist natürlich auch okay – wozu soll man denn sonst Sommerurlaub machen, wenn man nicht gehörig damit angeben kann? Nachdem die Corona-Pandemie noch nicht zu Ende ist, sind Fernreisen dieses Jahr aber für viele noch nicht drin. Aber das ist noch lange kein Grund, den Kopf in den Sandkistensand zu stecken und damit einige Kinder im Gemeindebauhof nachhaltig zu verstören. Wir haben die perfekte Lösung für alle gefunden, die auch diesen Sommer mit ihren Fernreisen angeben wollen, ohne das Land verlassen zu können: In Österreich gibt es einige Ortschaften, die genauso heißen wie einige unserer liebsten Fernreiseziele. Also könnt ihr etwa behaupten, euren Urlaub in der Türkei oder in Amerika verbracht zu haben, ohne dass es eine Lüge ist. Rein technisch gesehen jedenfalls.
Amerika im Innviertel
Highways, die von Horizont zu Horizont führen, Country-Songs im Radio, unfassbare Weiten einerseits und schillernde Großstädte andererseits – das ist für viele Amerika. (Den orange-gesichtigen Rüpel, der im Jänner das Weiße Haus verlassen musste, lassen wir in dieser verklärten Vorstellung mal lieber außen vor.) Beschauliche Örtchen, ein Bach zum Angeln, satte, grüne Hügel und eine kleine Wallfahrtskirche – das ist auch Amerika. Allerdings hat dieses Amerika bis auf den Namen sonst nicht viel mit den USA gemein, erstreckt es sich doch nicht über einen ganzen Kontinent, sondern lediglich über einen Ortsteil in der Gemeinde Eitzing im oberösterreichischen Innviertel. Grand Canyon, Freiheitsstatue und Co. sucht man hier also vergeblich, findet dafür aber wunderbare Spazier- und Radlwege und kleine Bäche, in die man die erhitzten Füße tauchen kann, in nächster Nähe. Macht ihr also einen Ausflug nach Eitzing, könnt ihr guten Gewissens behaupten, einen Abstecher nach Amerika gemacht zu haben. Nur wenn ihr dann von beschaulicher Landidylle und Innviertler Surspeck schwärmt, werden manche vielleicht etwas misstrauisch.
Chikago in Kittsee
So fern, und doch so nah – das gilt auch für Chicago. In der österreichischen Version schreibt man es allerdings Chikago. Solltet ihr mit eurem Aufenthalt in dem Ortsteil von Kittsee im Burgenland also Eindruck schinden wollen, beschränkt euch am besten auf die mündliche Berichterstattung, alles andere würde unliebsame Fragen aufwerfen. Und auch mit dem Lake Michigan könnt ihr in diesem Fall natürlich nicht angeben, ohne dass ihr von technischer Wahrheit zu dreister Lüge übergeht. Aber der Neusiedler See, der etwa eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt ist, ist ja bekanntlich auch nicht von schlechten Eltern. Also sprecht einfach mit wissendem Unterton über den großen See und schon macht ihr euch nicht mehr angreifbar. Übrigens geht der Name des burgenländischen Ortsteils tatsächlich auf das echte Chicago zurück: Als ein Kittseer Anfang des 20. Jahrhunderts von einer USA-Reise zurückkehrte und den raschen Baufortschritt des Ortsteils bewunderte, verglich er es mit ähnlich emsigem Treiben in Chicago. Immerhin hatte man in Kittsee ja auch ganze sieben Gassen mit jeweils etwa zehn Häusern aus dem Boden gestampft.
Mexiko in Schrems
Von Chicago nach Mexico bräuchtet ihr in Amerika mit dem Auto etwa 33 Stunden, in Österreich schafft ihr das in nicht einmal zweieinhalb. Und auch hier, in der Schremser Ortschaft Mexiko, hat man ein eigenes Bier, das weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt ist, mit seinem Namen allerdings deutlich weniger ambivalente Gefühle beim Bestellen hervorruft als das Corona-Bier aus Original-Mexico: das Schremser. Das kommt nämlich aus einer kleinen Privatbrauerei im Waldviertel, die bereits 1410 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Für Bier ist also gesorgt – Tequila müsst ihr euch im Waldviertler Mexiko wohl ganz profan im Supermarkt besorgen. Aber natürlich geht es auch hier nicht nur ums Pipperln. Die Gegend bietet jede Menge Möglichkeiten, euch in der weitläufigen Natur mal wieder so richtig auszutoben. Besonderes Highlight ist etwa der Naturpark Hochmoor Schrems, wo sich in den Übergangsjahreszeiten die Nebelschwaden über die Landschaft legen und eine eindrucksvolle Himmelsleiter einen ebenso eindrucksvollen Ausblick über die Moorlandschaft bietet.
Türkei zwischen Faaker See und Drau
Auf dem Türkeiweg könnt ihr praktisch die ganze Türkei durchqueren, und zwar in nur 20 Minuten. Dann endet nämlich die kleine Straße, die in das Türkeital führt, und der idyllische Wanderspaß im „Tal der Ruhe und Erholung“ beginnt. Ihr merkt schon: Magic-Life-Feeling zeichnet die österreichische Türkei-Version nicht unbedingt aus, und sie liegt auch nicht am Bosporus, sondern zwischen Faaker See und Drau. Boomenden Städtetourismus und Meeresrauschen werdet ihr hier also nur finden, wenn euch der namenlose Bach als Meer ausreicht und das Nachtleben im nahe gelegenen Villach schillernd genug ist. Aber wenn es um Entspannung in der Natur geht, ist diese Türkei dafür ganz vorne mit dabei.
Malta in Spittal
In nicht einmal einer Stunde reist ihr von der Türkei nach Malta. Wenn euch die anderen fragen, wie ihr das gemacht habt, könnt ihr mit keckem Grinser antworten: „Na mit dem Auto!“ Die Gemeinde Malta liegt im Bezirk Spittal an der Drau, der gleichnamige Fluss wälzt sich durch das herrliche Maltatal. Vom rauschenden Wasser könnt ihr also auch hier schwärmen, und das nicht zu knapp. Immerhin befindet ihr euch hier im „Tal der stürzenden Wasser“. Bei einer derart großen Anzahl an Wasserfällen könntet ihr euch sogar noch weiter aus dem Fenster mit erschummeltem Meeresblick lehnen und glatt behaupten, ihr habt die Niagarafälle von Malta besucht. Okay, das ist dann doch etwas weit hergeholt und wahrscheinlich schnell enttarnt. Aber wenn juckt es schon, was die anderen denken, während man in prächtiger Naturidylle von Wasserfall zu Wasserfall wandert?
Schwarzindien am Mondsee
Mit unserem kontemplativen Bali-Urlaub à la Paul müssen wir wohl noch etwas warten. Aber mindestens genauso exotisch klingt ein Trip nach Schwarzindien. Alle, die bei euren Reiseschilderungen glauben, ihr habt ein bis dato unerforschtes Gebiet in Indien bereist, liegen falsch – und sind selbst schuld. Denn Schwarzindien hat nichts mit dem Staat in Südasien, mit bunten Farben, lärmenden Märkten und exotischen Gewürzen zu tun, dafür ganz viel mit Badeurlaub. Seid ihr schon mal in Fahrt, könnt ihr noch eins draufsetzen und nicht vom Mondsee schwärmen, sondern vom „Schwarzindischen Ozean“. Soweit wir wissen, gelten Metaphern nicht als Lügen. Und dann gibt es da auch noch den „Schwarzindischen Himalaya“, wobei der Name Drachenwand eigentlich schon exotisch genug klingt.
Wolga bei Weiz
Ihr wollt guten Gewissens behaupten, einen Urlaub an der Wolga zu machen? Das geht auch in Österreich. Oder zumindest fast. Denn in Österreich macht ihr nicht Urlaub an den Ufern des längsten Flusses Europas, sondern in einer Ortschaft in der Oststeiermark. Aber wer wird sich schon mit der spitzfindigen Frage nach den richtigen Präpositionen aufhalten, wenn man stattdessen von Ausflugszielen wie dem Almenland Stollenkäse, der Steirischen Apfelstraße, der einen oder anderen Grotte oder der Riegersburg schwärmen kann? Schlagt ihr eure Zelte also in Wolga auf, braucht ihr kein robustes Schlauchboot, sondern lediglich ein verlässliches Navi und festes Schuhwerk. Denn radelnd, wandern oder autofahrend könnt ihr hier jede Menge entdecken. Einen Bach gibt es übrigens auch, falls ihr ein bisschen Wolga-Authentizität in eure Geschichten einbauen wollt.
Auch wenn viele diesen Sommer wohl noch auf Fernreisen verzichten müssen, können wir also zumindest verbal innerhalb der Landesgrenzen zu einer kleinen Weltreise aufbrechen. Und auch wenn die Ortschaften vielleicht zunächst ganz anderes zu bieten haben, als ihre Namen verheißen, sind sie definitiv einen Ausflug wert.
Wir haben uns übrigens angesehen, wo ihr euren Sommerurlaub in Österreich sonst noch so verbringen könntet. Außerdem wartet unsere Liste Geheimtipps in Österreich mit einigen Schmankerln auf. Registriert euch und folgt der Liste, um immer am aktuellsten Stand zu sein.