8 außergewöhnliche Erfindungen made in Austria
Dass die Sachertorte aus Wien kommt, ist den meisten bewusst. Aber es gibt da noch ein paar deutlich unerwartete Erfindungen aus der Alpenrepublik, die von Österreich aus die Welt erobert haben.
In der Bundeshymne kommen die Erfinder*innen nicht explizit vor. Dabei hat Österreich im Laufe seiner Geschichte reichlich schlaue Köpfe hervorgebracht. Wir präsentieren euch acht genuine Schöpfungen, die von der Alpenrepublik aus ihren Siegeszug um die Welt angetreten haben.
Schwechater
Fangen wir mit der wichtigsten aller Erfindungen an: Bier. Ehrlich gesagt, wurde Bier schon erfunden, da gab es Österreich noch nicht einmal. Aber das untergärige Lagerbier, das wir alle heute so lieben, ist eine geniale Kreation des Schwechater Brauherren Anton Dreher. Sein Bier nach Wiener Art kommt 1841 auf den Markt und schlägt ein wie eine Bombe. Die Schwechater Brauerei wird binnen kurzer Zeit zu einem der größten Brauhäuser Europas. Und hierzulande passiert das, was niemand für möglich gehalten hätte: Das Bier verdrängt den Wein als Lieblingsgetränk Nummer eins.
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Die Schiffsschraube
Wer durch den Park vor der Karlskirche schlendert, flaniert durch den Resselpark. Und wer genau hinschaut, entdeckt sogar das Denkmal für Josef Ressel. Ressel war das, was man gemeinhin als Universalgenie bezeichnet: Schon auf der Uni beschäftigt er sich mit Chemie, Hydraulik, Mechanik, Landwirtschaft, Architektur und ganz allgemein mit Technologie. Nach dem Studium arbeitet er zunächst als Förster und schließlich bei der kaiserlichen Kriegsmarine.
Bald erfindet er so viele Dinge, dass selbst Daniel Düsentrieb neidisch werden würde. 1827 konzipiert er sein Meisterwerk, die Schiffsschraube. Profitieren kann er davon aber nicht mehr, denn die Erfindung kommt erst nach seinem Tod zum Einsatz.
Die Nähmaschine
1768 kommt in Kufstein ein Junge namens Josef Madersperger zur Welt. Bei seinem Vater erlernt er das Schneiderhandwerk und als er zwölf Jahre alt ist, übersiedeln die beiden nach Wien. Die Arbeit ist beschwerlich und so wird Josef Madersperger erfinderisch. Jahrelang tüftelt er an einer Nähmaschine, die die Bewegung einer menschlichen Hand nachahmen soll und opfert dafür seine wenigen freien Stunden und sein ganzes Vermögen.
1815 gewährt der Kaiser schließlich ein Patent auf die Erfindung. Doch der Geldregen bleibt aus. Vom niederösterreichischen Gewerbeverein erhält der brillante Kopf nichts weiter als eine bronzene Medaille. Und so stirbt Madersperger 1850 verarmt in einem städtischen Versorgungsheim.
Der Schachcomputer
Wenn einen Kaiserin Maria Theresia persönlich einlädt, dann erscheint man wohl oder übel. Das dachte sich wohl auch der Staatsbeamte Wolfgang von Kempelen. Das Jahr: 1769. Das Event: Eine Vorführung magnetischer Experimente, damals der letzte Schrei. Doch was von Kempelen sieht, begeistert ihn wenig. Prahlerisch kündigt er an, in nicht einmal sechs Monaten eine wesentlich beeindruckendere Maschine präsentieren zu können. Gesagt, getan. Wenig später sitzt ein in türkische Tracht gekleideter Roboter vor der Kaiserin, der scheinbar perfekt Schach spielen kann. Scheinbar, denn in Wirklichkeit steuert ein in der Maschine versteckter Mensch die Züge der Puppe.
Der erste Schachcomputer der Welt ist also fake. Doch niemand scheint es zu merken! Von Kempelen geht mit seinem getürkten Roboter sogar auf Europatournee. Die Zeit überdauert hat seine Erfindung allerdings nicht. 1854 wird sie bei einem Feuer im Peale’s Museum in Philadelphia ein Raub der Flammen.
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Das Tagezählen (Zyklus)
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Verhütung ein schwieriges Thema. Es gab schließlich nur suboptimale Kondome und schon gar keine Pille. Doch 1929 betritt ein Kärntner Gynäkologe die Bühne und präsentiert eine völlig neuartige Methode der natürlichen Empfängnisverhütung: das Tagezählen. Jahrelang hatte sich Hermann Hubert Knaus mit den Eigenschaften von Eizellen und Spermien beschäftigt und konnte so einen direkten Zusammenhang zwischen dem Eisprung und einer möglichen Befruchtung feststellen.
Seine Erkenntnisse sind revolutionär und bringen gängige Lehrmeinungen reihenweise zu Fall. Folgerichtig wird die neue Verhütungsmethode auch nach dem Kärntner benannt. Und nach dem Japaner Ogino, der zeitgleich und unabhängig vom Österreicher zu ähnlichen Erkenntnissen gelangt. 1936 ist Knaus sogar als aussichtsreicher Kandidat für den Medizin-Nobelpreis im Gespräch. Doch die Thematik rund um Eisprung und Menstruation ist damals gesellschaftlich noch zu tabuisiert, weshalb der Österreicher leer ausgeht.
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Der Würfelzucker
Einer? Oder zwei? Oder vielleicht gar keiner? Über die angemessene Stückzahl Würfelzucker im Kaffee oder Tee lässt sich vortrefflich debattieren. Dass wir darüber überhaupt nachdenken können, verdanken wir Jacob Christoph Rad. Zugegeben, Rad kommt 1799 im schweizerischen Rheinfelden zur Welt, aber das gilt zur Zeit der Habsburger noch als vorderösterreichisch. Sein Lebensweg bringt ihn zeitweilig nach Wien und 1840 übernimmt er schließlich die Leitung einer Zuckerfabrik im mährischen Datschitz/ Dačice.
Rad ist von der Idee getrieben, Zucker in Würfelform herzustellen, was ihm letztlich auch gelingt: 1844 erhält er ein Patent für seine Würfelzuckerpresse. Sein Produkt, den Wiener Würfelzucker, benennt er nach jener Stadt, in der er 1871 seine letzte Ruhe findet.
Die Tubenzahnpasta
Auf dem Gebiet der Mundhygiene ist Karl Sarg eine echte Koryphäe. Die Familie Sarg stammte ursprünglich aus Deutschland, übersiedelt Mitte des 19. Jahrhunderts nach Wien und beginnt in einer chemischen Fabrik in Liesing zunächst Seife, Wachs und Margarine herzustellen.
1887 entwickelt der Großindustrielle Sarg schließlich einen absoluten Topseller: Kalodont, die weltweit erste Zahnpasta in einer Tube. Kalodont ist praktisch verpackt, leichter aufzubewahren und zu transportieren und natürlich hygienischer. Erst durch Sargs Erfindung kommt die Mundhygiene in der breiten Masse an. Um den Erfolg des Produkts zu sichern, wird kräftig die Werbetrommel gerührt. Sargs Zahnpasta ist plötzlich überall – auf Plakaten, in Zeitungen und in Theaterbroschüren. Und sogar die ganz großen Stars wie die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt werben für die Tube aus Liesing.
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Die Postkarte
Die Erfindung der Postkarte geht auf soziale Überlegungen des Nationalökonomen Emanuel Herrmann aus Klagenfurt zurück. Herrmann will ein preiswertes und massentaugliches Kommunikationsmittel schaffen und präsentiert 1869 seine Correspondenz-Karte. Das Format entspricht dem eines Briefes, das Kuvert entfällt und die Karte ist vor allem eines: erschwinglich!
Man kann sich nun das teure Briefporto sparen und mit dem Kauf einer Zwei-Kreuzer-Marke schreiben, an wen immer man will. Es dauert nicht lange, bis Herrmanns Idee die ganze Welt erobert. Da ist es nur konsequent, dass er auf seinem Grabstein am Meidlinger Friedhof als Erfinder der Postkarte genannt wird.
>> Mehr lesen: Unser Senf: Danke, dass ihr noch Ansichtskarten schreibt!
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