8 Dinge, die du über Graz nicht wusstest
Warum heißt Graz eigentlich Graz? Und warum nannte man es früher auch Pensionopolis? Das und noch viel mehr skurriles Graz-Wissen gibt’s hier.
In Graz ist das Klima milder, die Uhren drehen sich ein bisschen langsamer und die Menschen feiern ausgelassener – sei es beim USI-Fest, beim riesigen Faschingsumzug oder beim La-Strada-Festival. In Graz wird jede*r fündig: Salsa-Tänzer*innen auf dem Lendplatz, Bootfahrer*innen am Hilmteich und Schwarzenegger-Fans rund um den Thalersee. Und Graz wäre nicht Graz, wenn es über diese Stadt nicht auch einiges Kurioses zu erzählen gäbe.
Kleine Burg
Der Schloßberg ist zweifelsohne ein wichtiger Teil der Grazer Identität. Einst stand hier eine befestigte Anlage, errichtet von slawischen Stämmen, die bereits vor Jahrhunderten auf dem Gebiet der heutigen Steiermark siedelten. Diese Festung gab der Stadt ihren Namen – im Slowenischen heißt gradec noch immer so viel wie ‚kleine Burg‘.
Zwei Superlative auf einem Berg
Im Laufe der Zeit wurde die kleine Burg zu einer richtig mächtigen ausgebaut, schließlich war Graz eines der wichtigsten Bollwerke gegen die anstürmenden Osmanen aus dem Osten. Das gewaltige Bollwerk bewährte sich. Sogar der kleine Korse Napoleon und seine große Armee bissen sich bei der Belagerung von 1809 die Zähne daran aus. Da versteht es sich schon fast von selbst, dass die Burg am Schloßberg im Guinness-Buch der Rekorde als „stärkste Festung aller Zeiten“ geführt wird.
Bei anschließenden Friedensverhandlungen ließ Napoleon dann doch noch die Muskeln spielen und die uneinnehmbare Verteidigungsanlage abtragen. Den alten Uhrturm ließen sich die Grazer*innen aber nicht nehmen. Um das heutige Wahrzeichen der Stadt vor der Zerstörung zu bewahren, zahlten die Bürger*innen fast 3.000 Gulden an den Mann mit dem Zweispitz. Wenn du den Schlossberg heute besuchst, solltest du nicht vergessen, die höchste Underground-Rutsche der Welt hinunterzusausen: Für fünf Euro kannst du dir bei The Slide den ultimativen Kick abholen.
Skurrile Skulpturen
Graz wohl depressivster Bewohner wohnt im Priesterseminar in der Bürgergasse 2. Gut versteckt im stillen Innenhof des Gebäudes steht ein schrecklich trauriger Schneemann, der dort das ganze Jahr über die Stellung halten muss. Seiner Melancholie kann er gar nicht entkommen, denn er ist nicht aus vergänglichem Schnee, sondern aus Marmor gefertigt. Um den Effekt zu verstärken, hat der Künstler Manfred Erjautz vor der Skulptur extra eine Wasserlacke angelegt, in die der Weltschmerz-Schneemann pausenlos gedankenversunken blickt. Damit will Erjautz die Betrachter*innen dazu bewegen, über die Vergänglichkeit der Dinge nachzudenken. Wenn dir das alles zu trübsinnig ist, kannst du ja versuchen, Frosty mit einem Selfie zum Lächeln zu bringen.
Eine weitere skurrile Skulptur befindet sich in der Grazer Burg: Hier ist der eigens vom Stadtvermessungsamt berechnete Mittelpunkt der Stadt mit einer Bronzeplastik des Künstlerpaares Anne und Peter Knoll markiert. Auch dieser übergroße trockene Pfirsichkern schreit geradezu nach einem Erinnerungsfoto.
Pensionopolis
Gradec, Gratz, Grätz,… Graz hatte schon viele Namen. In der Spätzeit der Monarchie nannte man die Stadt gerne „Pensionopolis“, schließlich galt Graz damals als bevorzugter Alterssitz pensionierter Beamter, die vom hektischen Treiben in Wien die Nase gestrichen voll hatten.
Karikierte Faschisten
Wenige Jahrzehnte später erlebte Graz seine dunkelsten Stunden. Schon vor dem Einmarsch der Wehrmacht in Österreich gab es in der Stadt etliche pro-nationalsozialistische Aktionen und Veranstaltungen, weshalb ihr Hitler den Titel „Stadt der Volkserhebung“ verlieh. Das Rad der Geschichte lässt sich bekanntlich nicht mehr zurückdrehen. In der Stadtpfarrkirche stößt man jedoch auf eine Kuriosität, die einer späten Abrechnung mit dem Diktator gleichkommt: Da die originalen gotischen Chorfenster der Kirche während des Zweiten Weltkriegs zerstört worden waren, mussten diese ersetzt werden. Der Künstler, der die neuen Fenster schuf, ließ es sich nicht nehmen, auf einem von ihnen Hitler – und neben ihm Mussolini – unter den grausamen Peinigern Christi zu verewigen. Karikierte, geifernde Faschisten in einer Kirche – das gibt es nur in Graz.
Größter Baukomplex des Jugendstils
Das Landeskrankenhaus-Klinikum in Graz ist kein gewöhnliches Spital. Im Jahr der Fertigstellung 1912 sorgte die riesige Anlage mit ihren über 30 Pavillons für rund 1.600 Patient*innen international für Aufsehen. In ganz Europa gab es kein Krankenhaus, das so groß und modern war: Unterschiedliche medizinische Fachbereiche waren baulich voneinander getrennt; unterirdisch waren sämtliche Pavillons aber durch ein ausgeklügeltes Tunnelsystem miteinander verbunden, damit Patient*innen von einer Station auf die andere verlegt werden konnten, ohne der Witterung ausgesetzt zu sein.
Was das LKH zusätzlich interessant macht, ist die architektonische Ausgestaltung, denn in Österreich gibt es keinen größeren Baukomplex aus der Zeit des Jugendstils. Leider gingen etliche Dekorelemente – darunter viele der wunderbaren Dachaufsätze – im Laufe der Zeit verloren. Außerdem veränderten spätere Anbauten die originale Anlage vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Schon seit Jahren wird deshalb versucht, das historische Ensemble zu sanieren und störende Zubauten zu entfernen.
Wenn du das LKH-Gelände besichtigst, solltest du auch gleich der Spitalskirche Zum Heiligen Erlöser einen Besuch abstatten. Der Kuppelbau der Architekten Karl Hupfer und Franz Gabrič, der sich an Otto Wagners Kirche am Steinhof orientiert, zählt zu den großen Meisterwerken des österreichischen Jugendstils.
50 verlorene Schlüssel pro Jahr
Die Kanaldeckel in Graz sind tückisch. Rund 25.000 gibt es von ihnen, was einen Schnitt von knapp zwölf Einwohner*innen je Deckel ergibt. Jährlich muss die Stadtverwaltung rund 50 Schlüssel aus der Kanalisation fischen, die zuvor durch die Gullys in die Tiefe gerasselt sind. Das bedeutet, dass etwa jeden siebten Tag ein*e Grazer*in seinen*ihren Schlüssel auf diese Art verliert, beziehungsweise dass jährlich eine*r von rund 6.000 Grazer*innen von diesem Malheur betroffen ist.
Unter der Stadt befindet sich ein Labyrinth aus Gängen und Kanälen mit einer Gesamtlänge von etwas über 800 Kilometern – das entspricht immerhin der Luftlinie von Graz nach Hamburg. Bei einer geführten Tour durch die Kanalisation erfährst du auf jeden Fall allerlei Spannendes und musst bestimmt nicht die gesamte Strecke zurücklegen.
Graz von oben
Für alle, die lieber von oben auf die Stadt schauen, empfiehlt sich die Besteigung des 109,6 Meter hohen Turmes der Herz-Jesu-Kirche: Auf dem höchsten Gebäude der Stadt erwartet dich ein prächtiges Panorama! Herrliche Ausblicke bieten sich auch von der Burgruine Gösting oder vom Fürstenstand am Plabutsch. Und wenn du es chilliger magst, kannst du dir auf dem Dach des kultigen Kaufhauses Kastner&Öhler oder auf der Terrasse des Lendhotels einfach eine Melange oder einen Aperol gönnen.
Du hast mal in Graz gewohnt? Dann kommen dir einige Eigenheiten sicher bekannt vor. Außerdem verraten wir euch unsere liebsten Take-Away-Lokale der Stadt.
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