8 Dinge, die ihr über den 20. Bezirk noch nicht wusstet
Wusstet ihr, dass der 20. Bezirk eigentlich eine Insel ist? Und was hat die abgetrennte Zunge in seinem Wappen damit zu tun? Wir verraten euch ein paar weniger bekannte Fakten über die Brigittenau.
Es gibt Menschen, die wissen viel und sagen wenig. Dann gibt es Menschen, die wissen wenig und sagen viel. Und dann gibt es Menschen, die wissen gar nicht, wie wenig sie eigentlich wissen. In manchen Belangen ist es eben besser, zuzugeben, dass das einzige, das man weiß, ist, dass man nichts weiß – das hat sich seit der Antike nicht geändert. Wenn es um den 20. Wiener Gemeindebezirk geht, halten wir es also am besten wie Sokrates und brüsten uns erst mal mit einem Eingeständnis unseres Unwissens. Aber weil es ja nicht unser Job ist, euch zu sagen, was wir nicht wissen, haben wir uns auf die Suche begeben und sagen euch jetzt lieber, was ihr vielleicht noch nicht wisst über die Brigittenau.
Brigitta und Au
Starten wir also zuerst mit Grundlegendem und nähern uns dem Thema aus sprachphilosophischer Richtung: Warum ordnen wir bestimmten Dingen bestimmte Begriffe zu? Warum heißen Füße nicht Bein-Hände? Oder der große Zeh nicht einfach Fuß-Daumen? Antworten darauf müssen wir euch schuldig bleiben und jucken euch wahrscheinlich auch herzlich wenig – wobei ausbleibender Juckreiz durchaus etwas Positives ist, wenn es um Füße geht. Deutlich mehr Sinn macht es, sich zu fragen, warum der 20. Bezirk eigentlich Brigittenau heißt. Was drin steckt: Brigitta und Au. „Brigitta“ bezieht sich auf die Brigittakapelle, die im 17. Jahrhundert gebaut wurde, und „Au“ erinnert daran, dass da, wo heute der 20. Bezirk liegt, ursprünglich Augebiet war, das durch die Donauregulierung nach und nach verschwand.
Urbane Donau-Insel
Die danubische Lage gehört aber nach wie vor zum Charakter des Bezirks. Denn streng genommen ist der Zwanzigste eine Insel zwischen Donaukanal und Donau. Deshalb bestehen rund 21 Prozent der Brigittenau auch heute noch aus Wasser. Das Wasser des Donaukanals im Westen zählt nämlich genau wie das Wasser der Donau im Osten ebenfalls noch zum 20. Bezirk. Donau und Donaukanal sind also zu einem nicht ganz unwesentlichen Teil waschechte Brigittenauer – wer hätte das gedacht?
Abgetrennte Zunge
Daher rührt auch das stark maritim anmutende Bezirkswappen: Den oberen Teil ziert ein Anker, den unteren – auf den ersten Blick etwas weniger seefahrttypisch – eine abgetrennte Zunge. Ja, richtig gelesen. Die haben wir der früheren Gemeinde Zwischenbrücken zu verdanken, einem Stadtteil Wiens, der heute zum Teil im 2. und zum Teil im 20. Bezirk liegt. Die Zunge ist das Symbol des Heiligen Johannes Nepomuk, dem Schirmherren der Brücken. Die Zunge gilt dabei als Zeichen für die Verschwiegenheit des Märtyrers. Allerdings will man 1719 in seinem Grab auch ein Skelett mit scheinbar unversehrter Zunge gefunden haben. Im Nachhinein deutete man sie dann doch als mumifizierte Gehirnmasse. So oder so – die abgetrennte Zunge teilen sich jedenfalls, wie das Gebiet Zwischenbrücken, Leopoldsdorf und Brigittenau in ihren Wappen.
Eine Schule auf einem Schiff
Passend zum donauinsularen Flair kann man in der Brigittenau nicht nur am Donauufer sitzen, sondern sogar direkt auf der Donau die Schulbank drücken. Das Bertha-von-Suttner-Gymnasium ist den meisten wahrscheinlich als Schulschiff bekannt. Denn das ist es auch: Eine Schule auf einem Schiff. Oder eigentlich auf zwei aneinandergekoppelten Schiffen. Und bevor die lautstark Wissenden sich jetzt die Hornbrillen zurechtrücken und loskrakelen: Ja, das Schulschiff selbst zählt zu den Floridsdorfer Schulen. Aber weil es am linken Donauufer liegt, dessen Wasser ebenfalls zum 20. Bezirk zählt, schwimmt es geografisch gesehen in Brigittenauer Gewässern.
Das zweithöchste Bürogebäude Österreichs
Jetzt reicht’s aber mit dem nautischen Geplänkel, sonst werden wir noch seekrank. Aber auch Schwindelunfreie müssen jetzt tief durchatmen: Der Millenium Tower, der am Handelskai so markant in die Höhe ragt, war mit seinen insgesamt 202 Metern vertikaler Ausdehnung ursprünglich das höchste Bürogebäude in ganz Österreich. Nur der 2014 eröffnete DC Tower 1 im 22. Bezirk konnte ihm diesen Rang ablaufen. Trotzdem beeindruckend!
Die älteste Eisfabrik der Stadt
Im 20. Bezirk reiht sich tatsächlich Superlativ an Superlativ: In der Pasettistraße findet man nämlich mit den Vereinigten Eisfabriken und Kühlhallen die älteste noch bestehende Eisfabrik in Wien. Gegründet wurde das Kühl-Großlager nämlich bereits 1898, also lange bevor es in Europa Kühlschränke gab. Zunächst belieferte man Gastronomiebetriebe mit Natur- und Kunsteis, später schwenkte man auf die Nutzung als Tiefkühlhaus um.
Eine Straße, die mit 13 beginnt
Um einiges kurioser wird es in der Universumstraße, die vom Bezirksmuseum weg verläuft. Ihren Namen hat sie der im Jahr 1834 erbauten Vergnügungssstätte „Universum“ zu verdanken, wo man sich auf Ringelspielen, an Wahrsagertischen und auf bunten Banketten dem Alltag verwehrte. Zunächst durch einen Brand stark beschädigt, musste das Universum schließlich 1870 dem Nordwestbahnhof Platz machen. Aber wäre das schon alles, wären wir gut damit beraten, die genaue Definition von „kurios“ noch mal nachzuschlagen – oder auch zuzugeben, dass das eine weitere Sache ist, die wir nicht wissen. Nein, das wirklich Skurrile an der Universumstraße ist, dass sie nicht mit der Hausnummer eins, sondern mit der Hausnummer 13 beginnt. Das liegt aber weder an einem pechbringenden Omen noch daran, dass sich hier jemand verzählt hat. Die Erklärung ist leider unerhört banal: Der nordwestliche Teil der Straße wurde verbaut. Punkt.
Eissalon Polly
Wir wären nicht die kleinen Feinspitze, als die ihr uns kennt, würden wir euch hungrig aus der Brigittenau ziehen lassen. Also gibt’s zum Abschluss einen weniger historischen, dafür umso gschmackigeren Tipp: den Eissalon Polly. Anrainer*innen und Brigittenau-Kenner*innen ist der natürlich längst ein Begriff. Hier bekommt ihr nicht einfach bloß gaumenfreundliches Speiseeis, nein, ihr bekommt es in unzähligen Eisbecher-Variationen, mit Prosecco-Mischungen, als Frappé, auf Waffeln und sogar in Knödel-Form. Besonders ins Auge gestochen sind uns die Eisspaghetti Cora mit Vanilleeis, Schlag, Kürbiskernöl und Kürbiskernen. So findet man also sogar ein kleines, eiskaltes Stückchen Steiermark mitten in der Brigittenau.
Noch ein bisschen mehr Bezirkswissen gefällig? Wir haben uns auch den 10. und 11. Bezirk genauer angesehen und verraten euch weniger bekannte Fakten über Favoriten und Simmering.