8 skurrile Wiener Google-Bewertungen
Schon schräg, was manche Leute so alles auf Google bewerten. So schräg, dass es unsere Aufmerksamkeit geweckt hat und wir uns in die Untiefen der skurrilen Google Reviews gestürzt haben.
Unser Leben lang werden wir von irgendjemandem beurteilt. Das geht schon im Kindergarten los und mit der Einschätzung, ob wir denn schon reif genug wären, um die Bastelschere für die großen Kinder zu verwenden. Dann werden wir weitere acht bis zwölf Jahre benotet für unsere Bereitschaft, uns in kurzer Zeit möglichst viel Wissen einzutrichtern von Kurvendiskussionen bis zum Paarungsverhalten der Lima-Bohnen. Nur um in unseren freien Minuten auf irgendeinen Bildschirm zu starren, in dem Freund*innen und völlig Fremde – je nach Privatsphäre-Einstellungen – wieder bewerten, was wir virtuell absondern. Und um umgekehrt auch tatkräftig darüber zu urteilen, ob uns das zusammenretuschierte Frühstück wildfremder Personen gefällt.
Wie weit die Lust am Bewerten tatsächlich geht, beweist nicht ein Blick auf Facebook oder Instagram, sondern auf Google Maps. Und das ist ja auch nur logisch. Meistens jedenfalls. Während es absolut nachvollziehbar ist und anderen ja durchaus bei der Entscheidungsfindung helfen kann, wenn man Orte wie Restaurants, Hotels oder Freizeitparks mit einem aufsteigenden Sterne-System von 1 bis 5 und zusätzlicher verbaler Beurteilung belobhudelt oder herabsudelt, erscheint es an anderer Stelle einfach nur schräg. Bei Schulen zum Beispiel. Oder Kirchen. Oder Supermarkt-Filialen. So schräg, dass es unsere Aufmerksamkeit geweckt hat und wir uns auf die Suche nach den eigenartigsten Google-Bewertungen in Wien gemacht haben.
Billa-Filiale am Praterstern: 4,1 Sterne, 4.251 Rezensionen
Der Billa am Praterstern ist besonders an den Wochenenden heiß umkämpftes Terrain. Manchmal steht man sich in der Warteschlange die Beine schon mal platt. Genügend Muße also, um mal eben eine knackige Google-Bewertung rauszuballern. Stolze 4.250 Rezensionen hat die Supermarktfiliale zu verzeichnen, und das mit einem Schnitt von 4,1 Sternen. Also gar nicht mal so übel, dieser Billa, auch wenn sich “Am Sonntag im Praterstern-Billa einkaufen” hartnäckig auf der Liste jener Dinge hält, die man in Wien lieber bleiben lassen sollte. Ein Fehlurteil? Definitiv. Zumindest wenn man nach der erstaunlich überschwänglichen Bewertung der Milchabteilung eines Users geht:
Kaufpark Alterlaa: 3,9 Sterne, 2.353 Rezensionen
Ein weiterer in unseren Kommentarspalten bisweilen hitzig diskutierter Ort sind die markanten Wohnbauten in Alterlaa. Für die einen ein historischer Meilenstein in Sachen modernem Wohnbau, für die anderen irgendwie bedrückend. Jedenfalls verwundert es nicht, dass man auch auf Google so einiges zu sagen hat über die Parade-Satellitenstadt aus den 70ern – inklusive kurzer kunsttheoretischer Analyse der architektonischen Schmuckstücke, die die Wohnblöcke wohl zu bieten haben:
Dafür gibt’s drei Sterne von User Werner!
Schwedenplatz U-Bahn-Station: 4,3 Sterne, 186 Bewertungen
Es gibt Menschen, die ab und zu deine Fotos auf Instagram liken und hin und wieder stumm deine Facebook-Beiträge teilen, falls wieder mal jemand deiner Freund*innen eine WG sucht. Und dann gibt es Menschen, die U-Bahn-Stationen auf Google bewerten. Im Unterschied zu Restaurants oder Sehenswürdigkeiten wird eine miese Google-Review uns zwar nicht unbedingt davon abhalten, eine bestimmte U-Bahn-Station mit Abwesenheit zu strafen. Aber wer sind wir zu richten? Immerhin haben wir erst vor Kurzem selbst die schönsten U-Bahn-Stationen in Wien gekürt als wären sie einzigartige Kraftorte mit urbanem Flair.
Vier Sterne. Der anonyme Google-Nutzer ist also einigermaßen zufrieden mit der U-Bahn-Station am Schwedenplatz. Und auf seine Meinung kann man sich ziemlich sicher verlassen, immerhin gehen stolze 1.798 Rezensionen auf sein Konto, unter anderem eine ausführliche Bewertung der Stellungskommission St. Pölten. Sein Fazit: Die Prozedur läuft eher schleppend, aber dafür ist das Gebäude selbst recht effizient gebaut.
Polizeistation im Achten: 3,0 Sterne, 27 Berichte
Über die schönsten Polizeistationen gibt es bei uns zwar keinen Artikel, dafür aber jede Menge Google-Meinung. Über eine Polizeistation im Achten schreibt ein User etwa:
Auch wenn die allgemeinen Rahmenbedingungen alles andere als serviceorientiert zu sein scheinen, ist ihm sein Besuch dann doch drei wohlwollende Sterne wert. Sollte er wiederkommen, dann dank der zuvorkommenden Mitarbeiter*innen. Wir sind uns allerdings nicht sicher, ob die Frequenz der Besuche ein Gütekriterium für eine Polizeistation ist. Aber was wissen wir schon?
Stock im Eisen: 4,5 Sterne, 229 Rezensionen
Dass man Sehenswürdigkeiten online bewertet, ist nicht so abwegig. Im Gegenteil: Darauf basieren gut 90 Prozent unseres Contents. Aber einem kleinen, wehrlosen Stock mit Nägeln drin 229 Bewertungen zu hinterlassen, scheint uns dann doch etwas übertrieben. Vor allem, wenn man ihn dann auch noch dafür kritisiert, wofür er absolut nichts kann. Jedes Mal, wenn ein Wandergeselle an ihm vorbeiwalzte, trieb er einen Nagel in den Stamm, sodass der Stock im Eisen längst mehr Eisen ist als Stock. Ihm da vorzuwerfen, dass er beschädigt ist, ist also ziemlich unfair:
Markus gibt dem Stock im Eisen kleinliche zwei Sterne.
Pfarramt in Simmering: 4,4 Sterne, 14 Rezensionen
Auch dass man Kirchen bewertet, ist ja noch irgendwie nachvollziehbar. Besonders wenn es sich um prunkvolle Bauten wie den Stephansdom oder die Votivkirche handelt, bei deren architektonischer Pracht einem schon mal das dringende Bedürfnis überkommen kann, die Fresken öffentlich in den Himmel zu loben. Etwas schräger ist es allerdings, dass Google-Rezensent*innen auch Pfarren bewerten, die weit außerhalb des Tourismus-Radius liegen, wie zum Beispiel ein Pfarramt im 11. Bezirk, das von außen nur am überdimensionalen Holzkreuz in der Einfahrt als Kirche erkennbar ist. Und dann verballhornt die Google-Übersetzung die Bewertung auch noch mit voller Wucht:
Spielplatz im Siebten: 4,3 Sterne, 9 Rezensionen
Auf Google bewertet man mittlerweile sogar emsig Schulen und trat damit in manchen Fällen sogar einen Review-Shitstorm los. Auweh, in dieses Wespennest der aufgebrachten Eltern und sicher total hochbegabten, aber lediglich unterforderten Schüler*innen wollen wir lieber nicht treten. Also haben wir uns für ein paar Good Vibes lieber auf Spielplätzen umgesehen. Doch sogar die bekommen online ihr Fett weg, oder zumindest ihre Besucher*innen:
urteilt Maxi und vergibt daher nur zwei Sterne. Wir stellen uns gerne vor, dass Maxi ein wütender Siebenjähriger ist, der mit hochrotem Kopf seine Bewertung in die Tasten haut, weil seine Eltern ihn wieder mal frühzeitig vom Klettergerüst gezogen haben. Wutanfälle in Zeiten der Digitalisierung.
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Goldentime Saunaclub: 4,3 Sterne, 128 Rezension
Wir hoffen, dass Maxi inzwischen Internetverbot hat. Denn sonst könnte er noch auf die Bewertungen vom Goldentime Saunaclub stoßen und da haben’s manche ganz schön in sich. 128 Reviews und im Durchschnitt 4,3 Sterne – die meisten sind offenbar ganz zufrieden nach ihrem Besuch. Manche loben sogar die kulinarische Verpflegung, obwohl die hier wohl nicht unbedingt im Fokus steht. Bei einem User kam es allerdings zu einem eher ungünstigen Zwischenfall:
Was für die einen willkommene Abwechslung im erschlaffenden Sexleben bedeuten könnte, ist anderen so unangenehm, dass sie wie dieser User das gesamte Etablissement mit nur einem Stern abstrafen.
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