9 Dinge, die du über die Wachau nicht wusstest
Warum steht eigentlich ausgerechnet die Marille für die Wachau, wie kam Mariandl ins Wachauer Landl und was hatten die Römer dort zu suchen? Wir verraten euch einige Fakten und Geschichten über die Wachau, mit denen ihr bei jedem Smalltalk brilliert.
Wein und Marillenschnaps sind die großen Markenzeichen der Wachau, aber wie gut ist dein Wissen über die zahlreichen anderen Spezialitäten des bereits 20-jährigen Weltkulturerbes? Weißt du, was die Wachau mit China, Pompeji oder Sisi am Hut hat und weshalb die Bäcker nachts mit Brotteig reden? Die schöne Region in Niederösterreich hat weitaus mehr zu bieten als nur Alkoholisches, sondern auch römische Geschichte, mittelalterliche Heldenepen und historische Sagen. Wir versorgen euch mit allerhand Insiderwissen über die Wachau.
Einzigartige Weine
Wir fangen gleich mit dem Wichtigsten an: dem Wein. Die Wachau erstreckt sich von Melk bis Krems und ist für ihre einzigartigen Trockensteinmauer-Weinterrassen und ihre Weinerzeugnisse bekannt. Sie gilt sogar als die renommierteste Weinbauregion des Landes. Die heimischen Winzer*innen haben sich auf die Sorte Grüner Veltliner und Riesling fokussiert, die nur hier in der Wachau und nirgendwo anders in den Qualitätsstufen Steinfeder, Federspiel und Smaragd angeboten werden. Mit diesen drei Markenbezeichnungen des Vereins Vinea Wachau Nobilis Districtus wird eine naturbelassene Produktion mit gesicherter Herkunft gekennzeichnet. Diese Form der Qualitätssicherung findet in ganz Europa keine Konkurrenz. Die Namensgebung der drei Kategorien haben mit Eigenschaften und Alkoholgehalt zu tun. Die Steinfeder äußert sich in ihrem leichten und zarten Körper, das Federspiel zeigt schon klassisch trockene und nuancenreiche Qualitäten, während der Smaragd mit höchster Traubenreife und natürlicher Konzentration der Auslese an der Spitze steht.
Alles Marille
Was wäre die Wachau ohne Marillenkuchen, B’soffene Marille, Marillenlikör oder Marillenknödel? Unvorstellbar, genauso wie der Gedanke an eine Wachau ohne Marillengärten. Vor allem in der Blütezeit, die dank ihrer romantischen Landschaftsbilder für viel Beliebtheit bei Foto-Tourist*innen sorgt. Zum Glück muss man sich das gar nicht vorstellen, obwohl das so nicht unbedingt geplant war. Der großflächige Marillenanbau war lediglich ein wirtschaftlicher Notfallplan der Weinbauer*innen. Im 19. Jahrhundert zerstörte die Reblaus fast alle Weinanbauten, wodurch die Wachauer Bauer*innen ihren größten Ertrag verloren. Schnell wurde nach einem Plan B gesucht und in der Marille gefunden. Die ursprünglich aus China stammende Frucht, die über die Donau ihren Weg in die Wachau fand, wurde standortgemäß angepasst gezüchtet und gepflanzt. Somit entstanden die für die Wachau typischen Sorten, wie der Star unter dem orangen Steinobst, die Klosterneuburger Marille. Ohne die Wein-wütende Reblaus gäbe es also kein #marillenparadies in der Wachau.
Richard Löwenherz
Was ist mindestens genauso spannend wie Wein? Genau: Geschichte! Die Wachau hat historisch sehr viel zu bieten, unter anderem eine sagenhafte Ritterstory mit niemand anderem als Richard Löwenherz, dem englischen König aus dem Mittelalter, in der Hauptrolle. Als wichtiger Anführer der mittelalterlichen Kreuzzüge war es Richards Ziel, Palästina zu erobern. Mit einer damit verbundenen Stadteroberung hat der englische König unglücklicherweise den österreichischen Herzog Leopold V. beleidigt, indem er ihm einen Anteil der Beute untersagte. Auf seiner Rückreise erlitt er Schiffsbruch und musste seinen Weg über die Wachau fortsetzen. Richard wusste über den Groll des österreichischen Herzogs gegen ihn Bescheid und glaubte, hinter der Verkleidung eines Kaufmannes seine Verfolger täuschen zu können. Angeblich hat der König seine wahre Identität irrtümlicherweise beim Zubereiten einer Mahlzeit preisgegeben, als er vergaß, dabei seinen königlichen Ring abzunehmen.
So landete der König im Kerker der Burg Dürnstein. Der Sage nach durfte sich der Gefangene am Empfang von fahrenden Troubadouren Unterhaltung suchen. So entstand auch die romantisch angelegte Geschichte rund um den Sänger Blondel, der sich aufmachte, um seinen verschollenen Herrn zu finden. Er komponierte ihm ein Lied und zog damit von Burg zu Burg. Das Lied über den englischen König wurde immer bekannter und als Blondel schließlich in der Festung Dürnstein ankam, hörte er die Stimme seines Herren, die die Strophen des ihm gewidmeten Liedes mitsang. Die Realität sah etwas unromantischer aus. Schlussendlich wurde die fast zweijährige Haft nach einer Lösegeldforderung aufgelassen und fand so das Ende der Geschichte.
Der Nibelungengau
Die Wachau ist nicht nur Austragungsort einer berühmten Sage, sondern gleich zweier. Der Nibelungengau wurde sogar nach ihr bekannt, also handelt es sich, eh klar, um das Nibelungenlied. Abgesehen von seiner heutigen Funktion als Weitwanderweg wird er in der Sage als schicksalhafter Weg beschrieben, der das Volk der Nibelungen zuerst zu Krimhilds und Etzels Hochzeit führte, später dann in ihren tragischen Tod. In der Sage wird die Landschaft des Nibelungengaus als wild, unheimlich und unbebaut beschrieben, während heute an derselben Stelle zahlreiche Wander*innen und Radbegeisterte die schöne, friedliche Umgebung genießen.
Mariandl-andl-andl
„Mariandl-andl-andl, aus dem Wachauer Landl-Landl. Dein lieber Name klingt, schon wie ein liebes Wort.“ Wer kann hier mitsingen? Liebhaber*innen der österreichischen Filmklassik erkennen diese Filmstrophe sofort. Sie stammt aus dem Klassiker Der Hofrat Geiger aus dem Jahr 1947, mit Paul Hörbiger in der Hauptrolle und Hans Moser in einer Nebenrolle. 1961 entstand dann das besser bekannte Remake Mariandl. Diesmal steht die Frau als Protagonistin im narrativen Vordergrund, gespielt von Cornelia Froboess. Aller guten Dinge sind drei, deshalb wurde die Story 1996 sogar ein drittes Mal als Fernsehfilm produziert. Man kann also fast sagen, dass die Tradition des Mariandl-Films in der Wachau mit der Sissi-Film-Begeisterung zu vergleichen ist. Diese Wachauer Liebesgeschichte weiß, wie sie jedes Romantik-Herz höherschlagen lässt. Da wird auch noch jede Großstadtpflanze zur Wachauliebhaberin. Manche Drehorte kann man heute noch besuchen, wie das Film-Hotel Mariandl im Originaldrehort Spitz an der Donau. Hier kann man’s sich im Mariandl Stüberl gemütlich machen und etliche Ausstellungsstücke bewundern. Und ein Urwachaukino lässt dich in die Romantik dieser Filme eintauchen.
Die Wachauer Goldhaube
Die Wachauer Goldhaube ist eine der bekanntesten und schönsten Goldhaubenformen. Sie wird in Handarbeit aus Brokat, Goldspitzen und Seide gefertigt. Früher war sie ein wichtiges Statussymbol der privilegierten bürgerlichen Schicht. Heutzutage ist sie noch immer präsent und steht für die engagierten, selbstbewussten und heimatverbundenen Wachauer*innen, die die Tradition der regionalen Tracht hochhalten. Die Geschichte und Tradition wird im Goldhauben- und Trachtenmuseum festgehalten. Mitten in der historischen Margaretenkapelle in Mautern, die zum Teil noch aus römischen Mauerzügen besteht, ist Wachauer Goldhaubengeschichte ausgestellt.
Die Römer in Mautern
Was hat Mautern mit Pompei zu tun? Die Wachau hat einige sehenswerte Römerfunde zu bieten, wie zum Beispiel die Römerstraße in Mauternbach. Gut beschildert kann man hier den Spuren der Römer nachgehen. Die Straße stellte früher eine Verbindung zwischen der römischen Sicherungsanlage Kastell in Mautern durch den Dunkelsteinerwald zum militärischen Außenposten in Melk her. Daran ist besonders spannen, dass die aufwendig in den vorhandenen Felsen geschlagene Steinplatte klar erkennbare Rinnen in einer durchgehenden Spurweite von 1,10 Metern aufweist, ein Hinweis auf eine sogenannte Geleisestraße. Es ist anzunehmen, dass diese Spuren in den Stein gehauen wurden, damit die römischen Wägen entlang der Straße damit eine Art Führung und somit besseren Halt hatten. In Pompei wurden ganz ähnliche Wagenrinnen in der Straße gefunden, so wie in Mauternbach ebenfalls in genormter Spurweite. Das würde bedeuten, dass die römischen Wägen schon genormte Wagenräder vorweisen konnten.
Wachauer Laberl
Das Wachauer Laberl beim Heurigenbesuch ist für Niederösterreicher*innen ein Muss. Diese Gebäcksart gibt es wirklich nur in der Wachau und Umgebung. Die Herstellung und Rezeptur des Original Wachauer Laberls wird behütet wie ein Goldschatz. Nur wenige wissen, was wirklich drinnen ist. Auch hier spielt Dürnstein eine tragende Rolle, denn dort wurde das Rezept vor über 110 Jahren entwickelt. Die Geheimhaltung der Rezepts zog viel Interesse nach sich, sodass sogar einige Gerüchte um die Herstellung entstanden, wie zum Beispiel, dass der Erfinder täglich im Keller mit dem Teig spreche, um seine Qualität zu erzeugen.
Venus von Willendorf
Die österreichische Aphrodite, Ikone der Fruchtbarkeit und Weiblichkeit, wurde in der Wachau ausgegraben. Wie die Landschaft der Wachau, hügelig, fruchtbar und genussvoll, repräsentiert ihre Körperform allegorisch die Eigenschaften der Region. Die Weltberühmtheit wurde vor fast 100 Jahren gefunden und zählt zu den bedeutsamsten Funden der Archäologie aufgrund ihrer fein gearbeiteten Darstellung einer vollständig erhaltenen Menschengestalt.
Wir verraten euch außerdem, was ihr in der Wachau alles erleben müsst. Und auf unserer Winter-Dahoam-Seite inspirieren wir euch für den Winter in Österreich.
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