9 Dinge, die typisch sind für eine Beziehung im Lockdown
Manche haben extra in der Corona-Zeit eine WG gegründet, andere zogen zurück zu den Eltern. Und einige haben ihre Beziehung wohl auch wegen des Lockdowns aufs nächste Level gehoben und verbringen ihn nun gemeinsam. Deshalb haben wir uns ein paar Dinge überlegt, die euch wahrscheinlich bekannt vorkommen, wenn ihr den Lockdown mit eurem*eurer Partner*in verbringt.
Oktober 2021: Mein Freund hat sich gerade die Haare schneiden lassen, wir brezeln uns auf, ziehen gemeinsam durch die Bars und er macht mir zuliebe sogar etwas, das er für tanzen hält.
November 2021: Wir haben uns gerade um die letzte frisch gewaschene Jogginghose gestritten, ich zappe mit versteinertem Blick durchs Fernsehprogramm, während sich mein Freund seine mittlerweile fast schulterlangen Haare demonstrativ aus dem Gesicht pustet.
Wow, das ging schnell. Innerhalb von zwei Wochen Lockdown sind wir – schon wieder – gezwungenermaßen von Partylöwen zu Couchpotatoes mit wild wallendem Haar und fleckigen Jogginghosen vegetabilitiert. Und da sind wir längst nicht die einzigen. Mittlerweile tragen wohl sogar die nackten „Liebe ist…“-Kinder angeranzte Loungewear und knotzen in freiwilligem Mindestabstand auf dem Sofa. Liebe ist… auch miteinander zu kuscheln, wenn man sich nicht daran erinnern kann, wann man das letzte Mal gebadet hat. Aber das ist längst nicht das Einzige, was eine Beziehung ausmacht, wenn man den Lockdown zusammen verbringt.
Natürlich ist der Begriff „Beziehung“ Definitionssache – ob poly- oder monogam, offen oder exklusiv, ganz frisch verliebt oder schon seit Jahrzehnten einzementiert. Ich kann also nur von meinen persönlichen Erfahrungen während der bisher vier Lockdowns sprechen und hoffen, dass ich damit nicht ganz alleine dastehe. Wenn doch, verbucht das Folgende am besten einfach unter „schräge Einblicke in das Privatleben völlig fremder Personen im Internet“.
Willst du mit mir … vorübergehend zusammenziehen?
Mein Freund und ich waren knapp ein Jahr fest zusammen, als der erste Lockdown uns mit einer Frage konfrontierte, die wir uns bis dahin meist nur mit säuselndem Unterton nach einer durchfeierten Nacht stellten: Zu mir oder zu dir? Ob wir irgendwann einmal zusammenziehen würden, fiel bei uns bis dahin eher unter die Kategorie „verliebte Zukunftsschwärmerei“. Man stellt sich das in weiter Ferne so romantisch vor: aus freien Stücken nach einer gemeinsamen Wohnung zu suchen, sie zusammen einzurichten und die ganze Beziehung voller Vorfreude aufs nächste Level zu hieven. Und dann kommt der Lockdown und man überlegt, welcher der beiden Wohnorte wohl das strategisch bessere Beziehungs-Hauptquartier für die nächsten Wochen ist und welche Schubladen man dem*der Partner*in für seine*ihre Unterhosen überlassen könnte. Vorübergehend zusammenziehen, nicht nur, um zusammenzuleben, sondern um überhaupt zusammen zu sein – das ultimative Beziehungsexperiment. RTLII hätte es sich nicht besser ausdenken können.
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Sämtliche Hemmschwellen sind gefallen
Mit fortschreitendem Frühjahr 2020 hörte man sie ringsum fallen wie Mikado-Stäbchen, wenn man ganz genau lauschte: die Hemmschwellen. Wobei sich Hemmschwellen eigentlich eher verhalten wie ein Jenga-Turm: Hast du erst einmal genug entfernt, stürzen die anderen von selbst ein. So ist das eben, wenn sich beide Parteien im Homeoffice befinden und nonstop aufeinander picken. Irgendwann kann man sich nicht mehr verstohlen aus dem Bett hieven, bevor der*die andere aufwacht, um sich schon mal die Zähne zu putzen, damit der Gute-Morgen-Kuss nicht zur ernüchternden Überraschung wird, oder so tun, als würde man zum Stoffwechseln nicht mehr brauchen als Photosynthese. Ganz konkret heißt das in meinem Fall: Mittlerweile kaschiere ich mein Motorsägen-ähnliches Glottalmassaker, das man gemeinhin als Schnarchen identifizieren würde, nicht mehr, indem ich aufpasse, dass ich beim Fernsehen nicht wegdämmere oder warte, bis mein Nebenan endlich friedlich eingeschlummert ist. Nein, ich liege spätestens nach fünf Minuten Netflixen mit weit geöffnetem Rachen breit ausgestreckt auf der Couch und gurgle meinem Partner ins Ohr, was das Zeug hält. Irgendwann musste er ja mein wahres Ich kennenlernen, und das ist nun mal laut und schläfrig.
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Schräge Angewohnheiten kommen ans Licht
Aber ich bin längst nicht die einzige in diesem provisorischen Haushalt, die so manche eigenwillige Angewohnheit nicht mehr verbergen kann. Generell lernt man sich offenbar erst so richtig kennen, wenn draußen eine Pandemie wütet und man drinnen aufeinander sitzt. Plötzlich sind es gerade die ganz kleinen Dinge, die ins Auge stechen wie heiße Nadeln. Erst im Lockdown und durch das immer unverblümtere Feedback meines Freundes ist mir etwa aufgefallen, dass ich offenbar nicht fernsehen kann, ohne das Gesehene zu kommentieren wie Armin Assinger die Ski-Rennen. Ups. Oder zum Beispiel, dass ich 27 Lebensjahre und eine Pandemie gebraucht habe, um zu erkennen, dass sich die Menschheit anhand der Art und Weise, wie man Popcorn isst, offenbar in zwei Lager teilt. Da gibt es die akribischen und besonnenen Mitmenschen wie mich, die mit spitzen Fingern zielgerichtet nach einzelnen besonders knackigen Exemplaren wühlen und das Popcorn-Essen mit Andacht zelebrieren. Und dann gibt es jene Chaoten, deren Hände zu erbarmungslosen Baggern mutieren, mit denen sie sich wahllos Popcornberge ins Gesicht schaufeln. Unfassbar!
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Der Geduldsfaden ist längst gerissen
Wenn schon das bloße gemeinsame Popcorn-Essen in erbitterte Grundsatz-Diskussionen ausartet, weiß man: Der Geduldsfaden ist längst gerissen und hat sämtliche Nähte aufgetrennt. Wir befinden uns nun einmal alle in einer Extremsituation, da wird die Lunte zwangsweise um einiges kürzer. Auch wenn man sich noch so sehr liebt, kann da schon ein subjektiv beurteilt falsch eingeräumter Geschirrspüler Anlass für eine kleine beziehungsinterne Krise werden.
Kannst du mir bitte die Haare schneiden?
Wie kurz der Geduldsfaden ist, konnte man besonders im dritten Lockdown am besten an der Länge der Kopfhaare messen. Immerhin war die längst rausgewachsene Frisur der offensichtlichste Indikator dafür, wie viel Zeit inzwischen vergangen war. Besonders wenn man normalerweise eine Kurzhaarfrisur trägt wie mein Partner, war der Ausnahmezustand ziemlich offensichtlich. Daher kam ihm damals die zündende Idee, ich könnte ihm doch einfach die Haare schneiden. Das Vertrauen, das er ausgerechnet in die Person legte, die nicht mal Geschenkpapier ohne Wutanfälle schneiden kann, bewundere ich bis heute. Weil er nicht locker ließ, hatte ich mir sogar eine Haarschneideschere zugelegt und mich durch YouTube-Tutorials geklickt. Zum Einsatz kam sie bis heute nicht. Aber wer weiß, es ist ja auch noch eine Woche Lockdown.
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Was wollen wir bestellen?
Meistens kocht eine*r von uns. Aber manchmal stellt sich dann doch die Frage: Was wollen wir denn zu essen bestellen? Ich weiß nicht, sag du. Ich weiß auch nicht, sag du. Wie die entscheidungsträgen Geier im Dschungelbuch sitzen wir an so manchem Abend ratlos auf der Couch und scrollen lustlos durch das in unserem Bezirk etwas eingeschränkte Lieferservice-Angebot, um dann erst wieder bei der üblichen Pizzeria zu ordern. Hier ein typischer Bestellungstango:
A: Worauf hast du denn Lust?
B: Keine Ahnung. Du?
A: Ich weiß auch nicht. Pizza?
B: Hatten wir gestern. Burger?
A: Zu deftig. Ich will eigentlich nur was Kleines.
B: Du hast doch gerade Pizza vorgeschlagen?!
A: Ja, weil ich da nur ein Stückchen mitessen würde.
B: Aber ich schaffe keine Dreiviertel-Pizza alleine.
A: Wie wär’s mit Asiatisch?
B: Gut. Bestellen wir bei dem guten Lokal von letztens!
A: Das liefert gerade nicht.
B: …
A: … Pizza?
B: Okay.
Herausforderung: Homeoffice
Das Homeoffice-Modell bietet viele Vorteile, keine Frage. Aber die Herausforderungen wachsen mit steigender Zahl anwesender Haushaltsmitglieder, das leuchtet ebenfalls ein. Mittlerweile kündigen wir uns gegenseitig in passiv-aggressivem Ton an, wenn wieder mal eine Video-Konferenz bevorsteht: „Du, ich hab‘ gleich einen Call, gell?“ Soll so viel heißen wie: Versuch diesmal vielleicht, nicht in Unterwäsche durchs Bild zu waten oder im Hintergrund deine Dehnübungen zu absolvieren. Cool? Cool.
Nicht nur die Videocalls, sondern auch die tatsächlichen Calls – man nannte sie früher Telefonate – haben im Homeoffice natürlich zugenommen. Auch das birgt Konfliktpotenzial. Besonders wenn eine von beiden Parteien dazu neigt, beim Telefonieren rastlos in der Gegend herumzuspazieren. Meistens hört mich mein Partner schon aus dem Nebenzimmer palawern und schaltet seine Videokonferenz auf lautlos oder pausiert seine Serie, weil in den nächsten Sekunden schon das Unabwendbare folgt: Die Tür fliegt auf und ich wandle mindestens einmal laut quasselnd und gestikulierend durchs Zimmer, tänzle umher und mache vielleicht sogar die eine oder andere Pirouette – ein kurzer, aber sehr einprägsamer Auftritt. So viel zum Thema seltsame Angewohnheiten.
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Verstörende Online-Workouts
Prägsam für unsere Beziehung ist sicherlich auch das, was passiert, wenn ich mich in meine Yogapants zwänge und mit ernster Miene vor meinem Laptop herumhample. Ich bin mir nicht sicher, ob mein Freund diese Bilder jemals ganz aus seinem Kopf bekommen wird. Beim Sporteln bin ich nämlich erbarmungslos – und üblicherweise unter Gleichgesinnten, die sich nicht darüber echauffieren, dass mein Gestöhne und Gehüpfe sie von der Zeit im Bild ablenkt. Besonders schwierig wird die Situation, wenn der*die Trainer*in vorschlägt, dass wir unsere Kameras doch einschalten sollen, damit er*sie uns auch ausbessern kann. Toll. Zu den ohnehin schon wenig vorteilhaften Positionen auf der Yogamatte kommt dann auch noch der Hinweis darauf, dass ich sie nicht ganz richtig mache, während hinter mir jemand seelenruhig im Unterleiberl zum Kühlschrank schlendert. Nachdem ich ein paar Mal verzweifelt aus dem herabschauenden Hund heraufgezischt habe: „Schau mich nicht an!!1!“, versucht mein Freund das schräge Treiben inzwischen so gut es geht zu ignorieren. Alles eine Frage der Kommunikation.
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Zusammen schaffen wir das!
Das sind aber alles Luxusproblemchen höchster Stufe, das ist mir natürlich bewusst. Besonders wenn mal wieder die kurze Lunte brennt, besinnen wir uns beide darauf, wie froh wir sind, dass wir einander haben – generell ja schon, und im Lockdown umso mehr. Nach fast zwei Jahren Pandemie scheint jedes Ärgernis, jedes gegenseitige Angegiftle und jedes unabsichtliche Auf-den-Schlips-Treten nach kurzer Zeit in abgelassenen Dampf zu verpuffen. Meistert man eine Situation wie diese gemeinsam, meistert man wahrscheinlich so ziemlich alles. Und egal wohin uns unsere Wege noch führen – mein Freund wird ziemlich sicher immer der einzige Mensch sein, der mich beim Online-Workout gesehen und freundlicher Weise nur selten gelacht hat.
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Wir haben im dritten Lockdown bei 5 Singles nachgefragt, wie es ihnen im Lockdown geht. Außerdem haben wir uns überlegt, inwiefern die Pandemie gut für unser Sexleben sein könnte.