9 österreichische Feministinnen, die ihr kennen solltet
Geht es um Feminismus, fallen oft erst mal internationale Namen wie Simone de Beauvoir, Gloria Steinem oder Judith Butler. Aber auch in Österreich gibt und gab es Aktivist*innen, die Großes leisten oder geleistet haben. Wir stellen euch daher neun Österreicherinnen vor, die sich für feministische Anliegen starkmachen oder starkgemachten haben.
„Die Vision des Feminismus ist nicht eine ‚weibliche Zukunft‘. Es ist eine menschliche Zukunft“, sagte einst die erste österreichische Frauenministerin Johanna Dohnal. In diesem Sinne stellen wir euch neun Feministinnen vor, die mit ihren Taten Österreich in unterschiedlichster Art und Weise prägen oder geprägt haben. Natürlich gibt es weitaus mehr bedeutende österreichische Feminist*innen, als hier angeführt sind. Wir wollen aber einen Anfang wagen und euch ein paar Frauen vorstellen, die ihr vielleicht noch nicht kennt, aber kennen solltet.
Karoline von Perin-Gradenstein (1806–1888)
Die gebürtige Wienerin gilt als eigentliche Initiatorin der österreichischen Frauenbewegung. Sie gründete als Reaktion auf die gewaltsame Niederschlagung der Arbeiterinnen-Demonstration am 23. August 1848 in Wien den Wiener demokratischen Frauenverein – dieser gilt als der erste politische Frauenverein Österreichs. Sie setzte sich vor allem für die Verbreitung demokratischer Ideen und für Gleichberechtigung von Frauen im Bildungsbereich ein.
Marianne Hainisch (1839–1936)
Auch Marianne Hainisch leistete Bedeutendes für die österreichische Frauenbewegung: Sie war Vertreterin der bürgerlichen Frauenbewegung und engagierte sich vor allem für Frauenbildung. Sie forderte unter anderem Bildungszugang für Mädchen und Frauen, mehr Rechte in der Ehe, dem sozialem und politischen Leben. Neben der Gründung des Bundes Österreichischer Frauenvereine, der als Dachverband aller bürgerlichen Frauenorganisationen galt, initiierte sie 1929 die Österreichische Frauenpartei. Von ihr ging auch die Initiative zur Einführung des Muttertages in Österreich aus.
Bertha von Suttner (1843–1914)
Sie ist vielen von euch vermutlich eher als Pazifistin und Schriftstellerin („Die Waffen nieder!“) bekannt. Von Suttner war diejenige, die Alfred Nobel zur Stiftung des Friedensnobelpreises anregte. 1905 bekam sie ihn als erste Frau und als insgesamt fünfte Trägerin selbst verliehen. Bertha von Suttner war aber auch Aktivistin innerhalb der Frauenbewegung: Beispielsweise übernahm sie den Vorstand des zuvor erwähnten Bund Österreichischer Frauenvereine.
Marie Schwarz (1852–1920)
Ähnlich wie Marianne Hainisch setzte sich auch Marie Schwarz für Frauen- und Mädchenbildung ein. Die Pädagogin legte 1871 als eine der ersten Frauen die Reife- und Lehrbefähigungsprüfung ab. Sie kämpfte vor allem für die Gleichberechtigung des weiblichen Lehrpersonals und die Gründung von Mädchengymnasien. Ab 1888 machte sie sich gemeinsam mit Auguste Fickert für das Frauenwahlrecht stark.
Auguste Fickert (1855–1910)
Da gerade die Rede von ihr war: Auguste Fickert repräsentierte den radikaleren Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung. Sie engagierte sich vor allem für das Frauenwahlrecht und für Reformen des Ehe- und Familienrechtes. Sie gründete gemeinsam mit Marie Lang und Rosa Mayreder 1893 den Allgemeinen Österreichischen Frauenverein, der sich als erster dezidiert politischen Zielen widmete. 1895 richtete Fickert die erste Rechtsschutzstelle für Frauen in Österreich ein. Heute findet ihr zum Beispiel im Türkenschanzpark eine Statue von ihr, die an ihr Engagement erinnern soll.
Adelheid Popp (1869–1939)
Adelheid Popp gilt heute als eine der bedeutendsten österreichischen Frauenrechtlerinnen. Sie war Autorin („Jugend einer Arbeiterin“), Herausgeberin und Redakteurin der Arbeiterinnen-Zeitung. Sie zog 1920 als eine von sieben Sozialdemokratinnen und eine der ersten Frauen in den Nationalrat ein. Im Zuge dessen hielt sie als erste Frau eine Rede im Hohen Haus. Popp machte sich vor allem für Verbesserungen der Lebensbedingungen der Arbeiterinnen und das Frauenwahlrecht stark.
Marga Hubinek (1926–2016)
Sie war die erste stellvertretende Nationalratspräsidentin und Politikerin des liberalen Flügels der ÖVP. Hubinek war wesentlich am Zustandekommen der Familien- und Strafrechtsreform in den 1970er-Jahren beteiligt und forderte bereits zu dieser Zeit die Möglichkeit eines Karenzurlaubes für Mütter und Väter. Eines ihrer wichtigsten Anliegen war es, die Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz zu mindern und die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern.
Johanna Dohnal (1939–2010)
Sie war der Meinung, dass „aus taktischen Gründen leiser zu treten sich noch immer als Fehler erwiesen hat“. Johanna Dohnal ist sicherlich einer der bekanntesten Namen, wenn es um Österreichs Feministinnen geht – nicht zuletzt wegen der Dokumentation Die Dohnal. Sie wurde 1979 von Bruno Kreisky als Staatssekretärin für allgemeine Frauenfragen in die Regierung geholt und war anschließend die erste österreichische Bundesministerin für Frauenangelegenheiten. Ihr Ziel war es, Politik nicht nur für, sondern mit Frauen zu machen. Auf ihr Engagement geht zum Beispiel die Gründung des ersten Frauenhauses zurück, der Elternkarenzurlaub und das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz.
Eva Rossmann (1962–heute)
Mit dem Titel Alles was Recht ist forderte 1977 das Frauenvolksbegehren unter anderem, die Gleichstellung von Mann und Frau in der Verfassung zu verankern. Ein Forderungskatalog wurde vorgelegt: Dieser beinhaltete zum Beispiel das Recht auf Teilzeitarbeit und eine eigenständige Pensionsabsicherung für Frauen. Womit wir auch schon bei einer weiteren bedeutenden Feministin wären, und zwar Eva Rossmann – Journalistin, Schriftstellerin und eine der Initiatorinnen des ersten Frauenvolksbegehrens. Unterstützt von fast 650.000 Österreicher*innen, bewirkte es zwar kleinere Gesetzesänderungen, der große Umbruch blieb jedoch aus. 2018 wurde das Volksbegehren 2.0 ins Leben gerufen und von einer halben Million Menschen unterschrieben. Forderungen waren ein gesetzlicher Mindestlohn von 1.750 Euro, die Einführung einer 30-Stunden-Woche, der kostenlose Zugang zu Verhütungsmitteln, die Koppelung der Klubförderung im Parlament und eine Frauenquote von 50 Prozent.
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