Alternativen zum Overtourism: 5 Reiseziele in Europa
Tourist*innen wurden in Barcelona mit Wasserpistolen aus Restaurants gejagt, Venedig verlangt als erste Stadt der Welt Eintrittsgeld und Leute reisen an immer dieselben Orte, um immer dieselben Fotos für ihren Insta-Feed zu machen. Da muss schleunigst Abhilfe her: Wir haben fünf Geheimtipps für euch, die Urlaub abseits des Mainstreams in Europa versprechen.
Na gut, davon träumt wohl wirklich jede*r: Authentische Kultur zu erleben, anstatt sich als Sardine in der Dose an den Stränden zu sonnen. Beim Wandern auf mehr Eichhörnchen zu treffen als auf andere Urlauber*innen und natürlich das eine perfekte Foto für den Feed zu schießen, das garantiert noch niemand anderes in seiner Timeline gesehen hat. Doch aufgrund von Overtourism wird es immer schwerer, ein einzigartiges Reiseerlebnis abseits des Mainstreams genießen zu können. Und ganz nebenbei führt das Phänomen nicht nur zu überlaufenen Städten und ersten Anflügen subjektiver Klaustrophobie, sondern auch zu höherer Umweltbelastung, etwa durch die Massen an Müll, die durch die Besucher*innen in den Urlaubsdestinationen entstehen. Wir haben einige Reiseziele für euch, die so garantiert noch kaum jemand auf der Liste hat.
Flanieren vor der Amalfiküste: Dolce Vita abseits der Massen in Salerno
Malerisch ist die Amalfiküste allemal, nicht ohne Grund ist der Küstenabschnitt knapp 40 Kilometer südlich von Neapel eines der beliebtesten Reiseziele. Schon im Römischen Reich war die Küste bei wohlhabenden Römern auf Sommerfrische äußerst populär. Von Jahr zu Jahr sammeln sich immer mehr Menschen an der italienischen Westküste und der Tourismus wurde schnell zur Haupteinnahmequelle der 16 Gemeinden, die sich an der Amalfiküste befinden.
Doch wenn man sich nicht auf die gängigen Örtchen wie der namensgebenden Gemeinde Amalfi oder Ravello, Minori und Maiori begrenzt, wird man am östlichsten Punkt der Amalfiküste fündig: Die Universitätsstadt Salerno überzeugt nicht nur mit wunderschönen Buchten und Stränden, sondern auch mit ihrer Altstadt. Auf ihren Pflastersteinen wird genau jener italienische Flair verkörpert, der in den anderen Orten an der Amalfiküste von den Tourist*innen längst zu Tode getrampelt wurde. Und wer noch einen Postkarten-Blick auf Amalfi – fernab der Massen – erhaschen möchte, ist mit einer rund 30-minütigen Fährenfahrt ab Salerno (ab 11,50 €) mit von der Partie.
Albanien ohne Insta-Hype: Ab in den Norden
Die derzeit besonders beliebten Spots in Albanien am Meer sind natürlich einen Besuch wert, aber hoch oben im Norden wartet unberührte und zauberhafte Natur. Kaum ein anderes Land wurde in den vergangenen Jahren auf Instagram derart gehyped wie Albanien. Die Balkanhalbinsel, die in zahlreichen Reels mit türkisblauem Wasser und sagenhaft schönen Stränden beworben wird, wurde dadurch aber teilweise auch schon zum Opfer des eigenen Erfolges. Die Preise gingen potenziell in die Höhe, der Flair ist zwar noch da, verschwindet aber immer mehr zwischen den zahlreichen Tourist*innen. Gut, dass das knapp 30.000 Quadratkilometer große Land, auch nördlich der Hauptstadt Tirana so einiges zu bieten hat.
Verschiedenste Touren warten auf die Wanderlustigen unter euch, aber auch für echte Alpinist*innen sind unterschiedlichste Routen mit dabei. So etwa die Strecke vom Grunasit Wasserfall bis zur Brücke von Theti. Knapp 19 Kilometer lang und durchaus herausfordernd ist die Strecke, die man zurücklegt, aber das macht sich bezahlt. Denn die unberührte Natur macht so einige vermeintlich auftretende Wadenkrämpfe wieder wett. Außerdem ist der Startpunkt mit dem Bus gut erreichbar und führt einen schlussendlich zum Touri-Magnet „Blue Eye“ – ein türkiser See im Herzen des Waldes. Umso schöner, wenn man nicht zu denen gehört, die von der anderen Seite kommend nur einen Bruchteil dieser sagenhaften Natur gesehen haben.
Party in Sofia: Ibiza war gestern
Ein bulgarischer Lew entspricht derzeit knapp 50 Cent – und laut der Analyse des „Urlaubseuro“, die durch die UniCredit Bank Austria ausgeführt wird und die Kaufkraft in den jeweiligen Ländern gewichtet, ist der Euro in Bulgarien im europäischen Vergleich derzeit am meisten Wert. 100 Euro in Österreich entsprechen in Bulgarien 181 Euro. Was einen wirkliche Urlaubsschnäppchen erleben lässt.
Abseits des überlaufenen Goldstrands hat das Nachtleben Bulgariens einiges zu bieten, vor allem in der Hauptstadt Sofia. Zahlreiche Techno-Clubs – in Unterführungen oder der alten Nationalbibliothek – locken immer mehr junge Menschen an, wobei man sich die Tanzfläche tatsächlich noch mit Einheimischen teilt. Die 1,2 Millionen Einwohner*innen-Stadt wird nämlich noch eher spärlich von Tourist*innen besucht. Doch dass sich das in den nächsten Jahren maßgeblich ändern könnte, zeichnet sich schon langsam ab.
Letzte Urwälder Europas: Auf den Spuren der Wildnis in Rumänien
Trotz den fortschreitenden Auswirkungen des Klimawandels werden in den rumänischen Karpaten weiter ungebremst Waldflächen gerodet, oft auch illegal in Naturschutzgebieten und Nationalparks. Schätzungen zufolge wurde zwischen 2013 und 2018 jeder zweite Baum in Rumänien illegal gefällt. Zum Erhalt der Landschaft in den Karpaten soll ein Nationalpark entstehen – von der Gebirgskette Piatra Craiului bis zum Olt-Fluss. Und durch diesen soll schließlich auch sanfter Tourismus angekurbelt werden.
Immer mehr Wanderwege und Berghütten werden in den vergangenen Jahren erbaut, um durch die Tourist*innen mehr Geld für den Naturschutz einzunehmen. So wurde auch etwa die Bunea Wilderness Hütte mitten in der unberührten Bergwelt der Karpaten errichtet. Dass man hier auf einen Bären trifft, ist wohl wahrscheinlicher, als dass man einem Menschen begegnet. Entlang des Wolftrails, der einen sechs Tage lang in Transsilvanien am Rande des Nationalparks Piatra Craiului durch die sagenhafte Naturlandschaft der Karpaten führt, zeigt sich Rumänien von seiner wohl unberührtesten und imposantesten Seite. Entweder auf eigene Faust oder in geführten Reisegruppen wandert man von Hütte zu Hütte.
Kultur in Finnland: Oulu wird 2026 europäische Kulturhauptstadt
Einmal die nördlichste Großstadt Europas besuchen? Wir alle lieben Superlative! So heißt es schleunigst ab nach Oulu, denn die Stadt in Finnland liegt nur knapp 250 Kilometer entfernt vom Polarkreis. Diesen Punkt auf eurer Reiseliste könnt ihr danach also endlich abhaken. Gut, dass Oulu auch so einige weitere Superlative zu bieten hat, nicht zufällig wird die Stadt 2026 zur europäischen Kulturhauptstadt gekürt und als heimliches Silicon Valley Europas gehandelt.
Doch obwohl der technische Fortschritt ein modernes Stadtleben vermuten lässt, sind es vor allem die alten Backsteinhäuser, die malerischen Gässchen und die Markthalle, die einem beim Schlendern durch Oulu von seinem Flair überzeugen. Und der funktioniert in der kalten Jahreszeit, wenn man mit ein wenig Glück sogar Polarlichter erspähen kann, und der warmen Jahreszeit, wenn die alljährliche Luftgitarrenweltmeisterschaft stattfindet, die so skurril ist , dass man sie sich keineswegs entgehen lassen sollte. 2025 ist es vom 20 bis 22. August wieder so weit, bleibt also noch genügend Zeit zum Üben.