Aufgedeckt: So trinken die Wiener Bezirke ihren Spritzwein
Was ihr bestimmt schon wusstet: Der Spritzwein ist ein essenzieller Teil der Wiener Seele. Was ihr aber fix noch nicht wusstet: Kaiser- und Sommerspritzer sind nur Codenamen, hinter denen sich eine ganze Palette bezirksinterner Geheim-Drinks verbirgt.
Man bringe den Spritzwein! – nur welchen? Endlich lassen wir die Bombe platzen und verraten euch, was wir in Erfahrung gebracht haben: Der österreichische Urlongdrink, der magische Mix aus Sodawasser und Weißwein ist noch wandelbarer und abwechslungsreicher als Wiener Kaffeekreationen und Lugners Opernball-Begleitungen.
In der größten Undercover-Aktion seit 1000things‘ Gedenken haben wir uns daher heimlich in die urigsten Wiener Beisln und Tschocherln begeben, um für euch die so lang unter Verschluss gehaltenen Variationen des österreichischen Nationalgetränks ausfindig zu machen. Brisanter als alle Festplatten des Bundeskanzleramts, köstlicher als ein Kebap nach Mitternacht: Hier sind die Spritzwein-Rezepte der Wiener Gemeindebezirke!
1. Bezirk: Prunk und Trunk
Was war zuerst: der Prunk oder der Umtrunk? Wer die Bedürfnispyramide bis zum Spritzerl – ups, pardon: Spitzerl erklommen hat, der kann sich freilich die wirklich wichtigen Fragen des Lebens stellen. Am besten im schwarzen Rollkragenpulli in einer Philosophie-Vorlesung der Uni Wien sitzend, gleich ums Eck von Papas Penthouse. Was aber außer Frage steht: Wer im ersten Wiener Gemeindebezirk was auf sich hält, trinkt seinen Spritzer extrastark. Weil was kost‘ die Welt? Is‘ auch wurscht – zahlen eh die Eltern.
Deshalb: Das prunkvolle Glas bis oben hin mit dem 1000things Spritzwein anfüllen. Parallel dazu das wohltemperierte Soda vorbereiten, eine Pipette aus der k.u.k. Pipettenmanufaktur zur Hand nehmen und drei Tröpfchen Soda vorsichtig obenauf platzieren. Mit Schnipseln von Kants Kritik der reinen Vernunft dekorieren.
7. Bezirk: Linkslinker Linksspritzer
Du möchtest dich auch einmal fühlen wie ein*e vom BVT überwachte*r Linke*r vom schwarzen Block? Puh, ganz schön hart – damit du das Ganze im Kleinen ausprobieren kannst und nicht gleich als Staatsfeind*in klassifiziert wirst, empfehlen wir dir, in linkslinker Neubau-Manier erstmal den linkslinken Linksspritzer zu probieren: schwarz eingekleidet, vermummt und auf Krawall gebürstet!
Nimm dazu ein Spritzwein-Glas – am besten kein allzu dünnes, denn Revoluzzer wie du haben schließlich eine dicke Haut – und umwickel es fest mit schwarzem Stoff. Versuche den Drink anzuzünden, ohne dabei deine Wohnung abzufackeln und stelle fest, dass Spritzer als Molotowcocktail völlig ungeeignet sind. Genieße ihn mitsamt neuen Erkenntnissen und epochalen Umwälzungsideen ganz anonym in einem dunklen Kämmerchen.
10. Bezirk: Austrianischer Veilchen-Spritzer
Favoriten: die Homebase des FAK, der Austrianer, der „Veilchen“. Ganz klar, dass sich das in der Bezirksrezeptur niederschlagen muss. Entsprechend wenig verwunderlich war es für uns, als wir bei unserer Recherche auf die illegale Veilchen-Fabrik mitten im Stadion gestoßen sind. Natürlich haben wir vor lauter Spritzer-Respekt nicht gewagt, sie auszuheben – die netten Stadionbesucher*innen haben uns dafür gesammelt wieder bis zum Ausgang begleitet … ultra-lieb von ihnen!
Ihr wollt euren Spritzer FAKtisch korrekt? Dann gebt einen guten Schuss Veilchen-Sirup hinein – der schmeckt nicht nur herrlich, sondern verleiht dem Austrianer-Mix auch seine berühmt-berüchtigte Farbe. Für den originalen FAK-Veilchen-Sirup einfach beim Ticketverkauf nach der geheimen Fabrik fragen. Aber psst: Den Tipp habt ihr nicht von uns!
13. Bezirk: Rich Spritz
Küss die Hand, feine Dame und werter Herr! Dürfen wir zu einer auserlesenen Mischung der Extraklasse einladen? Aber wir warnen vor: Dies Getränk ist gewiss nichts für den gemeinen Pöbel – ganz im Sinne unseres schönen und reichen Beverly Hietzings kommen nämlich nur ausgewählte Zutaten in den Rich Spritz:
Man fülle das feinste Kristallglas, das man finde, bis zur Hälfte mit exquisitem und handgezapftem Wiener Hochquellwasser, selbstverständlich veredelt mit Kohlenstoffdioxid. Diese Zutat ist freilich am wichtigsten, da sie im Wasser eine chemische Reaktion auslöst und so zu Kohlensäure umgewandelt wird, die wiederum das herrliche Prickeln am Gaumen hervorruft. Verfeinert wird der Rich Spritz mit Blattgold – wir wollen doch nicht wohlfeil trinken!
14. Bezirk: Grün-Weißer Veltliner
Grün-Weiße, Grün-Weiße, der Spritzer heute schmeckt … super! Der Penzing-Spritzer ist ganz der dort ansässigen Wiener Fußballmannschaft, dem SC Rapid Wien gewidmet. Und die sind wirklich begeistert von ihrem Drink, was sich inzwischen auch in den Fangesängen des Hanappi-Stadions spiegelt. Kleiner Auszug gefällig? Bitte sehr, zum Mitsingen: Alé oh Rapid Wein alé / Die Farben Grün und Weiß / sind unsre Heiligkeit / Kämpfen für die Kurve / Rapid Wein alé.
Ihr wollt nicht nur mitgröhlen, sondern auch mitprosten? Dann schnappt euch ein bauchiges – Verzeihung: kurviges Glas, füllt es ordentlich mit dem 1000things Spritzwein und einer Handvoll Basilikum. Dekoriert das Ganze mit weißen Ribiseln und et voilà – Grün-weiß alé!
16. Bezirk: Flüssige Hassliebe
Entweder ihr liebt ihn oder ihr hasst ihn – dazwischen gibt es kaum etwas. Die Rede ist natürlich vom 16. Bezirk, der alle Saiten der Geschmacksnerven zu spielen scheint, vom verlorenen Hopfen aus der Blechdose bis hin zum frisch gezapften Malzwunder. Wie auch immer ihr zu Ottakring steht, eines kann niemand leugnen: Die alte Hood hat echt viel zu bieten. Party, Kulinarik, Hipster-Gentrifizierung und trotzdem massig Multikulti. Und Hand aufs Herzal gelegt: Am Endes des Tages landen wir eh alle bei ‘ner Eitrigen, an G‘schissenen und an 16er Blech.
Wer Dose gegen Glas tauschen will, der gönnt sich unseren 16er-Spritzer, die Flüssige Hassliebe. Und ja, Nomen est Omen: Der ist schon per definitionem ein Fall für sich. Verfeinert wird er daher mit ein paar Blättern Koriander – und tadaa! Für die einen ist es jetzt Seifenwasser, für die anderen der kurioseste Urban Drink der Welt.
21. Bezirk: Sauf mi au Blanc
Ach, Floridsdorf, du grässliche Schönheit, du zuckersüße Gemeinheit! Im blauen Transdanubien verbringt man die Tage am Arbeiterstrandbad, die Nächte im Plex statt im Flex. Unsere Beschreibung kommt euch gar arg vor? Keineswegs. Denn die echte Floridsdorfer Seele findet man irgendwo zwischen den herrlich grünen Stammersdorfer Weinbergen und dem rauen Franz-Jonas-Platz – zeitlos-elegant und ehrlich rustikal zugleich.
Obwohl die Schicht* schon lange nicht mehr Pflicht ist, sondern im Schacht – unsere Nächte dort haben sich ins Gedächtnis gebrannt. Und wer sie doch vergessen hat, kann seine Erinnerungen mit unserem Sauf mi au Blanc wieder auffrischen. Um zugleich die Stammersdorfer Heurigentradition einzubinden, trinkt ihr den Floridsdorfer Spritzer bitte aus einem Heurigen-Spritzer-Glas inklusive Griff. Und apropos einbrennen: Zusätzlich wird ein doppeltes Stamperl bestellt – wir empfehlen Obstler oder Zwetschkenbrand.
*Nachtrag: Die Schicht ist natürlich im 22. Bezirk aber im transdanubischen Hinterland verlieren sogar die größten Wien-Expert*innen mal die Orientierung.
Na, Lust bekommen, die urigen Quellen unseres Wissens auszukundschaften? Wenn euch jetzt nach typischen Bezirksbeisln ist, haben wir hier einige Tipps für euch parat. Wollt ihr in puncto Geheimplatzerln immer aktuell bleiben? Dann checkt mal unsere Listen voller Geheimtipps für ganz Österreich aus!
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