Belästigung beim Feiern: Initiativen, die helfen
Belästigung ist kein Kavaliersdelikt. In keinem Kontext. Wir stellen euch ein paar Initiativen vor, die Hilfestellungen bieten, wenn es zu Belästigungen und Übergriffen beim Feiern kommt.
In einer perfekten Welt sind Clubs sichere Räume, in denen wir losgelöst feiern und tanzen können, ohne unsere Gläser mit den Handflächen zu schützen oder im Vorbeigehen streifende fremde Finger abzuwehren. Aber die Welt ist leider alles andere als perfekt und Clubs sind in vielen Fällen Räume, in denen die Dunkelziffer von sexuellen Belästigungen und Übergriffen besonders hoch ist. Dem wollen einige Initiativen entgegenwirken.
„Ist Luisa hier?“
Die Frage „Ist Luisa hier?“ fungiert als eine Art Codewort, das Frauen, die sich belästigt fühlen, helfen soll, dem Personal diesen Vorfall diskret und niederschwellig zu melden. Das Personal der teilnehmenden Einrichtungen wurde geschult und bringt die fragende Person an einen ruhigeren Ort und leitet weitere Hilfsschritte ein, wie etwa das Rufen eines Taxis, die Benachrichtigung einer Vertrauensperson oder aber der Rauswurf des Täters – je nach dem, was der belästigten Person lieber ist.
Ursprünglich ging die Initiative vom Frauen-Notruf Münster aus, in Österreich fasste sie zunächst Fuß in Innsbruck, dann auch in Salzburg und Graz, wo sie neben einigen Clubs auch seit dem Sommer 2022 auch im Freibad Anwendung findet. Nach der dreijährigen Pilotphase in Innsbruck, wo mittlerweile 26 Betriebe mitmachen, soll die Luisa-Kampagne übrigens diesen Herbst auf ganz Tirol ausgedehnt werden. In Vorarlberg gibt es mit dem Code „Ist Lotta da?“ ein ganz ähnliches Modell.
Angel Shot
Nach dem gleichen Prinzip funktioniert auch der Angel Shot. Bestellt man ihn an der Bar, weiß das Personal Bescheid und leistet Hilfe. Allerdings geht es hier vornehmlich darum, der betroffenen Person einen möglichst sicheren Heimweg vom Club zu ermöglichen. Radio Energy holte den Code-Shot vor einigen Jahren in die Wiener Clubs, darunter etwa der Volksgarten, U4, O – Der Klub, Prater Dome, VIEiPEE, Pratersauner und die Lugeck Alm.
Coming Home Safe
Auch der Verein Coming Home Safe aus Niederösterreich setzt sich für die Sicherheit von Frauen ein, besonders auf dem Heimweg. Fühlt ihr euch unwohl, könnt ihr entweder das kostenlose Heimwegtelefon anrufen und euch jedes Wochenende von Freitag bis Sonntag und an Feiertagen telefonisch unter 0676 4031 466 begleiten lassen. Oder ihr nehmt schon vorab Kontakt auf und bucht einen Termin, um von einem*einer Mitarbeiter*in der Tigers Security Agency persönlich nach Hause begleitet zu werden. Dabei gilt das Prinzip der freien Spende. Außerdem stellt der Verein sogenannte „Drink Caps“ her, die das eigene Glas vor K.O.-Tropfen schützen sollen. Heimwegtelefone gab es bisher übrigens auch in Wiener Neustadt (02622 373 333), Linz (0732 7070 3434) und Graz (0316 872 2277).
Awareness Teams
Auch den Clubs selbst setzen einige Veranstalter*innen an, zum Beispiel mit Awareness Teams. Die Mitglieder sollten geschult, divers, klar erkennbar und den ganzen Abend über nüchtern sein, empfiehlt die Vienna Club Commission. Das Awareness Team bewegt sich mehrfach durch die Location und spricht auch aktiv Personen an, wenn diese wirken, als würden sie Hilfe brauchen. Bei den Partys vom Kollektiv hausgemacht gehört das mit bunten Lichterketten ausgestattete Awareness Team zum Beispiel längst zum fixen Bestandteil.
HelpChat
Leider kommt es aber nicht nur beim Fortgehen zu Übergriffen und (sexualisierter) Gewalt von Männern. Die Plattform HelpChat bietet daher eine kostenlose und anonyme Onlineberatung für Frauen* und Mädchen* an, die von Gewalt jeglicher Art betroffen sind – körperlicher, seelischer, sexualisierter, psychischer, digitaler oder familiärer. Im Helpchat www.haltdergewalt.at bekommen sie täglich zwischen 18 und 22 Uhr sowie freitags von 9 bis 11 Uhr eine einstündige Beratung. Dafür muss man sich nur mit einem Nicknamen und Passwort anmelden und kann dann sofort mit einer Beraterin Kontakt aufnehmen.
Alternativ könnt ihr täglich rund um die Uhr bei der Frauenhelpline 0800 222 555 anrufen.
Die Plattform #OIDAitssexism sammelt übrigens die Geschichten von Betroffenen sexualisierter Gewalt, um die Aufmerksamkeit für dieses Thema zu erhöhen. Nur eines von vielen Beispielen dafür, dass wir den Feminismus heute immer noch brauchen.