„Blue Luluuu“ hat eine Crowdfunding-Kampagne gegen Periodenarmut gestartet
Eigentlich war "Blue Luluuu" eine satirische Reaktion auf die absurden "Pinky Gloves". Doch die blauen Pinkelflaschen erzielten innerhalb kürzester Zeit eine enorme Reichweite. Und die nutzen die Gründerinnen jetzt, um sich aktiv im Kampf gegen Periodenarmut zu engagieren. Macht mit!
In den vergangenen Tagen geisterten die „Pinky Gloves“ durch sämtliche (sozialen) Medien. Das sind rosafarbene Einweghandschuhe für das Einsetzen und Entsorgen von Tampons. Dafür bekamen die beiden Gründer in „Die Höhle der Löwen“ ein fünfstelliges Investment – und kurz darauf einen massiven Shitstorm.
Mehr Problem als Lösung
Die berechtigte Kritik: Das Produkt ist weder besonders umweltfreundlich noch stellt es einen wertvollen Beitrag zur Enttabuisierung der Menstruation bei, im Gegenteil: Was mitschwingt ist, dass die Periode etwas Schmutziges, Ekeliges ist, vor dem man zarte Männeraugen beim Blick in den Mülleimer sicherheitshalber bewahren sollte. In Pink, versteht sich, weil alle Frauen auf Rosa stehen (tun sie nicht, und auch Männer dürfen im 21. Jahrhundert Rosa mögen). Und weil ja nur Frauen die Regel haben (auch nicht-binäre und transidente Menschen menstruieren). Außerdem fallen für menstruierende Personen ohnehin schon hohe Kosten für Hygieneprodukte an. Deshalb geht es schon seit Jahren darum, Hygieneprodukte kostenlos zugänglich zu machen – und nicht ein zusätzliches Produkt auf den Markt zu werfen, das mehr Probleme aufwirft als zu ihrer Lösung beizutragen.
„Pinky Gloves“ und Fehlerkultur
Dass sie mit „Pinky Gloves“ einen gewaltigen Bock geschossen haben, haben mittlerweile sowohl die Gründer als auch der Investor eingesehen: Sie nehmen das Produkt vom Markt. Leider hat die Diskussion um die pinken Handschuhe aber nicht nur bewiesen, wie viel Aufklärungsarbeit in Sachen Menstruation noch zu leisten ist, sondern auch, dass die Fehler- und Kritikkultur auf Instagram und Co. ganz schön im Argen liegt. Die berechtigte Kritik schwappte offenbar bei einigen um in eine persönliche Hetzjagd: Die Gründer berichten in ihrem Statement von verbalen Angriffen bis hin zu Morddrohungen an sie und ihre Angehörigen. Auch das ist ein Problem, mit dem wir uns dringend auseinandersetzen sollten.
„Blue Luluuu“: In Lösungen investieren, nicht in Probleme
Aber Kritik geht auch konstruktiv – und kreativ! Das beweist das Satireprojekt „Blue Luluuu“ von Sophie, Lea und Denise. Ursprünglich als satirische Reaktion ins Leben gerufen, um auf die Absurdität der „Pinky Gloves“ aufmerksam zu machen – blaue Einwegflaschen sollten Männern das öffentliche Urinieren angenehmer gestalten –, bekamen die ironischen Pinkelflaschen innerhalb kürzester Zeit eine enorme Reichweite. Die drei Gründerinnen nutzen diese Reichweite nun, um auf ein tatsächliches Problem aufmerksam zu machen und einen Beitrag zu seiner Lösung zu leisten: Periodenarmut. Menstruationsprodukte sind für obdachlose und von Armut betroffene Menschen Luxusgüter. Um ihnen einen kostenfreien Zugang zu diesen Produkten zu ermöglichen, startete die Caritas im Juni 2020 ihre füreinand‘-Mission. „Blue Luluuu“ unterstützt diese Mission jetzt mit einem Crowdfunding, dessen Einnahmen zu 100 Prozent an die Caritas gehen. Ziel waren ursprünglich 1.000 Euro, mittlerweile sind bereits über 3.000 Euro zusammengekommen. Noch bis Sonntag könnt ihr eure Spende abgeben und damit einen Beitrag zur Lösung eines tatsächlichen Problems leisten. Oder wie es das „Blue Luluuu“-Team auf den Punkt bringt: „Go fund solutions, not problems.“
Wir zeigen euch außerdem einige feministische Instagram-Accounts, denen ihr unbedingt folgen solltet. Und bei The Female Company bekommt ihr Bio-Menstruationsprodukte als Abo.
(c) Beitragsbild | Blue Luluuu
(c) Facebook-Bild | blue_luluuu | Instagram