Brauchtümer aus Österreich, die ihr kennen solltet
Das Brauchtum ist die Gesamtheit der im Laufe der Zeit entstandenen und überlieferten Bräuche und davon hat Österreich jede Menge. Doch welche Brauchtümer gibt es überhaupt und welche Bedeutung und Geschichte bringen sie mit sich? Wir haben uns mal umgehört und für euch eine kleine Übersicht an österreichischen Brauchtümern zusammengefasst, die ihr vielleicht noch nicht kennt oder die euch an schöne Momente mit euren Lieben erinnern. Wir wünschen euch viel Freude beim Erinnern und neu Entdecken.
Fasslrutschen
Ja, ihr habt richtig gelesen, das Runterrutschen von einem Weinfass ist ein Brauchtum und wie wir finden, ein sehr witziges noch dazu. Bekannt ist dieser Brauch vor allem im niederösterreichischem Klosterneuburg. Gerutscht wird jährlich um den 15. November herum, da hier der Landesschutzpatron Leopoldi am gleichnamigen Leopoldi-Markt in Klosterneuburg bei gebratenen Mandeln und Glühwein gefeiert wird. Um den Ursprung des Rutschens, der bis heute nicht geklärt ist, gibt es zahlreiche Legenden. Eines ist aber klar: Wer Fasslrutscht, dem sollen währenddessen Wünsche in Erfüllung gehen. Und auch wenn das vermutlich nicht der Fall ist, so macht es doch unheimlich viel Spaß, über ein riesiges Weinfass zu rutschen.
Aufgrund der Corona-Krise muss das Fasslrutschen dieses Jahr leider ausbleiben.
Der Adventkranz
Der Adventkranz hat bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts Tradition. Ursprünglich war er mit 24 Kerzen versehen, wurde jedoch später auf die heutige Form mit vier Kerzen (einen für jeden Adventsonntag) reduziert und ist eine unserer liebsten Dekorationen in der Vorweihnachtszeit. Mittlerweile gibt es Kränze mit allen möglichen Verzierungen – von kleinen Perlenketten über Rentiere bis hin zu funkelnden Kugeln sind der Fantasie hier keine Grenzen gesetzt. Wer besonders kreativ ist, kann sich seinen Adventkranz auch ganz leicht nach individuellem Belieben selbst binden – macht total Spaß und ist garantiert einzigartig.
Schifferlsetzen
Das Schifferlsetzen ist ein sehr regionales Brauchtum aus dem obersteirischen Mariazellerland. Hier setzt man sich seit Jahrhunderten kurz vorm 6. Dezember, also bevor der Nikolaus kommt, zusammen und bastelt und verziert Schiffe aus Papier. Zurückzuführen ist das Schifferlsetzen auf die Legende vom Heiligen Nikolaus, den Schutzpatron der Flößer und Seefahrer. In der Nacht auf dessen Namenstag am 6. Dezember setzten besonders die ärmeren Menschen selbstgebastelte Schifferl vor die Türen der Bürgersleute, die ihr Schifferl mit Gaben, meist Mehl oder andere Grundnahrungsmittel füllen sollten. Heute setzen meist Kinder die Schifferl vor die Tür ihrer Taufpaten und bekommen diese dann gefüllt mit süßen Leckereien zurück. Ein Brauchtum, der im Mariazellerland bis heute fortgeführt wird.
Krampus
Den Nikolaus begleitet im alpenländischen Brauchtum die Schreckgestalt des Krampus‘. Während der Nikolaus die braven Kinder beschenkt, sollen die unartigen vom Krampus bestraft werden. Aber auch beim Krampus wird von Region zu Region unterschieden. Heute hat sich vor allem der Krampuslauf am 5. Dezember etabliert. Dahinter stehen regionale Krampus-Vereine, welche mit Hingabe das ganze Jahr an aufwendigen Holzmasken arbeiten und solche Läufe und Choreografien dafür planen. Gerade in den vergangenen 20 Jahren hat sich diese Tradition mehr zu einer Art Show entwickelt, um die aufwendigen Handarbeiten der Masken und Feuerinstallationen zu präsentieren. Der Besuch eines Krampuslaufs ist also auf keinen Fall gefährlich, sondern vielmehr ein beeindruckendes Erlebnis.
Die Osterratschen
Ein weit verbreitetes Brauchtum, vor allem in den ländlichen Regionen Österreichs, ist das Osterratschen. Dabei wird am Karfreitag oder Karsamstag um 5 Uhr Früh mit einer sogenannten Ratsche ein lautes, schnarrendes Geräusch erzeugt. Hintergrund des Brauchtums ist, dass die Kirchenglocken laut Liturgie während der Zeit zwischen dem Tod Christi und seiner Auferstehung schweigen müssen. Man sagt dann, die Kirchenglocken „seien nach Rom geflogen“. Die Aufgaben der Kirchenglocken (die Ankündigung der Tageszeiten und der Ruf zu den Gottesdiensten) werden also von Gründonnerstag bis Karsamstag von den Ratschen übernommen. Das Osterratschen übernehmen meist Jugendliche, das kann natürlich wie bei allen Brauchtümern von Region zu Region unterschiedlich sein.
Sonnwendfeiern
Alljährlich zur Sommersonnenwende sollen im Juni nicht nur der längste Tag und die kürzeste Nacht des Jahres gefeiert, sondern auch böse Geister vertrieben werden. Das Sonnwendfeuer zeigt ein beeindruckendes Spektakel, wenn es den Nachthimmel rund um den 21. Juni hell erleuchtet. Wie bei vielen Brauchtümern unterscheiden sich auch hierbei wieder viele Regionen voneinander darin, wo und an welchem Tag das Feuer genau gefeiert wird.
Ihr liebt die verschiedenen Dialekte und die österreichische Mundart? Dann testet doch euer Wissen bei unserem Mundart-Quiz. Wenn ihr lieber auf Entdeckungstour geht, dann findet ihr auf unserer Herbst-dahoam-Seite jede Menge Inspiration für euren Herbst in Österreich.
(c) Beitragsbild | Fred Lindmoser | Mariazellerland-Blog