Bridget Jones 4: Zwischen Misogynie, Tinder & Ikonenstatus
Unsere Redakteurin hat sich pünktlich zur Veröffentlichung des vierten Teils auf einen Deep Dive in das „Bridget Jones“-Universum gestürzt. In dieser Review teilt sie all ihre Gedanken zum Film „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ (2025) mit euch – Spoiler inklusive.


Würde ich einen Film suchen, der mal wieder so richtig meine Tränendrüsen öffnet, hätte ich bisher sicher nicht zu „Bridget Jones“ gegriffen. Hier kamen mir bisher höchstens von 90er-Jahre-Schönheitsidealen und sexistischen Ansichten die Tränen. Bis jetzt. Denn der vierte – und wohl wirklich letzte – Teil der ultimativen Kult-Reihe hat es ganz schön in sich. Es geht in „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ (R.: Micheal Morris, 2025) neben Männern (offensichtlich im Plural) und diversen damit verbundenen Eskapaden nämlich auch um Trauer.
Ding – fucking – dong
Ich möchte gar nicht zu sehr ins Detail gehen, denn immerhin sollt ihr euch ab 27. Februar 2025 selbst Popcorn, Kinokarten und eventuell ein Taschentuch schnappen, aber in Kürze: Mark Darcy (Colin Firth) ist gestorben, taucht aber als Geist hin und wieder in Szenen auf, Daniel Cleaver (Hugh Grant) übernimmt die Rolle des verrückten Onkels, der natürlich stets einen anrüchigen Spruch auf Lager hat. Und Bridget wird von ihren Freund*innen dazu überredet, wieder die Datingwelt unsicher zu machen.
Sämtliche Charaktere, die wir so sehr lieben, versammeln sich also noch einmal – und als Zuseherin fühle ich mich fast wie bei einem Klassentreffen. Auch die legendäre blaue Suppe aus dem allerersten Film findet sich in Form von blauen Drinks im neuen Streifen wieder, neben zahlreichen weiteren Easter Eggs.
Doch wo man Daniel Cleaver langsam anmerkt, dass er selbst seine übergriffigen Sprüche nicht mehr aushält und sich vom Leben als notgeiler Junggeselle verabschieden sollte, kommt „Bridget Jones“ leider immer noch nicht ohne Sexismus, Misogynie und veralteten Ratschlägen aus.
Ich fand es schon immer absurd, dass man die Figur einer Renée Zellweger als „moppelig“ oder „zu viel“ kommentiert. Doch das sind wir von 90er- und 2000er-Romcoms gewohnt und genau ihr Entstehungsdatum ist dabei das beste Alibi. Wenn ich aber 2025 in einem Film sitze und ein Satz fällt in Richtung „Für dein Alter bist du noch ganz gut in Schuss, Bridget“ (frei zitiert), platzt bei mir alles vor Wut. Besonders, weil Sätze dieser Art einfach nicht in Relation gesetzt werden.
Auf einem Date mit dem jüngeren Roxster (Leo Woodall) lügt Bridget über ihr Alter, vorher haben ihre Freundinnen ihr noch ans Herz gelegt, sich auf jeden Fall mal wieder untenrum zu waxen. Ganz unter dem Motto „adapt and survive“ ist der Film damit in einem misogynen, also frauenfeindlichen, Weltbild hängengeblieben. Ganz zu schweigen von der dummen Message, die stets mitschwingt, das Leben einer Frau sei ohne Mann nicht vollkommen. Es nervt!
Embrace the Chaos
Doch ich will „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ nicht komplett in den Dreck ziehen. Die Hauptfigur ist und bleibt nämlich eine Ikone, die als Steh-auf-Powerfrau eine unglaubliche Leichtigkeit in allen Phasen des Lebens vermittelt. Die vier Jahre nach dem Tod der Liebe ihres Lebens wieder in ihren Job zurückfindet und sich dem Horror der Datingapps stellt. Die sich selbst wieder zur Priorität in ihrem Leben macht, während sie zwei Kinder großzieht. Und am Ende vielleicht mit einer neuen Liebe belohnt wird. Seht selbst.