Buchtipps aus der 1000things-Redaktion
Was tun mit der ganzen Zeit zuhause? Wir haben für euch Buchtipps aus der 1000things-Redaktion zusammengestellt. Bunt und vielfältig wie die Menschen in unserem derzeit virtuellen Büro es sind, ist auch unsere Leseliste. Von Mafia bis Glücksforschung ist aus verschiedensten Genres etwas dabei.
Sucht euch eine gemütliche Ecke und setzt euch euren Lieblingstee auf. Wir haben ein paar Buchtipps für euch, die euch aus der aktuellen ungewohnten und manchmal überwältigenden Situation in andere Welten entführen und eure Gedanken auf frische Bahnen bringen.
The Subtle Art of Not Giving A F*ck – Mark Manson
Der Blogger Mark Manson legt in diesem Buch dar, was ein gutes und erfolgreiches Leben seiner Ansicht nach ausmacht. Einige Beispiele gefällig? Here we go! Erstens: nicht nach Perfektion streben, sondern das Leben als Wachstumsprozess wahrnehmen und Fehler als Chance für Entwicklung sehen, nicht als Übel. Zweitens: Verantwortung für das eigene Leben übernehmen, anstatt sich darauf zu fixieren, wer Schuld an einer Situation hat. Drittens: sich nicht ewig über verschüttete Milch den Kopf zerbrechen, sondern einfach mal öfter „Is‘ ma wurscht!“ sagen. Er drückt das – der Titel lässt es erahnen – weniger diplomatisch aus. Manson erzählt von eigenen Erfahrungen, den Lehren, die er daraus gezogen hat, und der Lebensphilosophie, die er für sich gefunden hat. Dass er stellenweise inflationär das F-Wort verwendet, lässt manche vielleicht mit den Augen rollen. Aber die schlüssigen Überlegungen und die befreiende, inspirierende Grundaussage wiegen schwerer als dieses Detail.
Was geht, Österreich? – Eva Reisinger
Ihr wolltet schon immer wissen, was Österreich ausmacht? Eva Reisinger erklärt es euch und zwar mit ganz viel Augenzwinkern. In ihrem Buch Was geht, Österreich? erzählt die junge Journalistin und Autorin aus Oberösterreich von ihrer „Landjugend mit Wodkabull und dem Herrgott“. Das geschieht in rund 80 Kapiteln, in denen sie sich typisch österreichische Dinge und Ausdrücke in alphabetischer Reihenfolge widmet. Von A wie Amen bis hin zu Z wie Zuckerl – bei letzterem Begriff philosophiert die Autorin zum Beispiel über die Bedeutung des Wahlzuckerls und wie das mit einem erotischen Traum über Österreichs Kanzler zusammenhängt, den sie als „50 Shades of Eva“ parodiert. Nebenbei klärt sie auch wichtige Fragen, etwa wie ein 31-Jähriger Kanzler werden kann und wieso Menschen, die in der lebenswertesten Stadt der Welt leben, zugleich die unfreundlichsten sind. Obendrauf gibt’s Rezepte für Kaiserschmarren und Co. Ein äußerst lesenswertes Buch, das Humor und Kritik bestens vereint.
Was würdest du tun? – Michael Bohmeyer und Claudia Cornelsen
Stell dir vor, du hast ein Jahr lang 1.000 Euro zusätzlich. Was würdest du mit dem Geld anstellen? Ein Gedanke und generell ein Thema, das polarisiert. Im Jahre 2014 begann Michael Bohmeyer ein bis dahin undenkbares Gesellschaftsexperiment: Per Crowdfunding sammelte er 12.000 Euro, die er gleich wieder verloste – ein Jahr lang 1.000 Euro für zwölf Menschen. Daraus entstand der Verein Mein Grundeinkommen.
Michael Bohmeyer und Claudia Cornelsen berichten in ihrem Buch, wie sich das Leben der Gewinner und Gewinnerinnen verändert hat. Es geht daher hauptsächlich um das Projekt, keine schnöde Theorie, sondern anschaulich dargestellt anhand eines Experiments. Wer sich für das Thema interessiert und Lust auf neue Denkanstöße hat, sollte zu diesem Buch greifen.
Als ich jung war – Norbert Gstrein
Als Franz jung war, also etwa 20, stürzt eine junge Braut, die ihre Feier im Hotel seiner Eltern ausgerichtet hatte, in ihrer Hochzeitsnacht von den Tiroler Bergen in den Tod. Und das soll nicht der einzige Selbstmord bleiben, der Franz‘ Leben pflastert. In den USA arbeitet er einige Jahre als Skilehrer. Ein Gast hängt sich Jahr für Jahr an ihn dran, hat offenbar einen Narren an ihm gefressen, und fährt schließlich absichtlich gegen einen Baum. Als Franz schließlich nach Tirol zurückkehrt, verschneiden sich die beiden Welten – USA und Österreich, damals und heute. Mit seinem leicht lakonischen aber nicht minder packenden Stil schafft es Norbert Gstrein, in die Geschichte seines Ich-Erzählers hineinzuziehen, die nach und nach aufgerollt wird. Und doch fragt man sich immer: Ist das wirklich so passiert? Oder hat der Erzähler da vielleicht etwas ausgelassen? Kann man sich überhaupt auf ihn verlassen? Nicht nur der Erzähler selbst, sondern auch die Männlichkeit generell steht hier auf dem Prüfstand und zeigt in den unterschiedlichen Figuren ihre diffuse Fragilität. Es ist also definitiv ein Roman, in den man mühelos hineinkippen kann, ohne sich je komplett auf den Erzähler zu verlassen.
No More Bullshit – Sorority
Und wenn wir schon bei der Männlichkeit sind, empfehlen wir euch gleich noch No More Bullshit, herausgegeben vom Frauennetzwerk Sorority. Ursprünglich aus einer Veranstaltungsreihe heraus entstanden, schult dieses wunderbare Kompendium den Blick für sexistische Stammtischweisheiten, Geschlechterstereotype, tradierte Vorurteile und jede Menge Unsinn, den man sich in dieser Debatte häufig gefallen lassen muss. Konkret geht es darum, den weithin proklamierten Stehsätzen, bei denen die einen zustimmend nicken und das Bierglas erheben und die anderen fassungslos den Kopf schütteln, den Kampf anzusagen. Und das geht am besten mit Fakten. Also gibt die Schwesternschaft zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Künstlerinnen und Künstlern, Expertinnen und Experten ein kleines Argumentationslexikon an die Hand, für alle, die den Unsinn leid sind. So rüstet ihr euch für die nächste testosterongetränkte Stammtischdebatte.
5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen – Bronnie Ware
Unser Alltag ist häufig geprägt von Hektik und Zeitressourcen-Optimierung. Wie gut, dass dieses Buch es schafft, uns einmal zum Aufatmen zu bringen. Bronnie Ware ist eine ehemalige Krankenpflegerin, die ihre Eindrücke und Gespräche mit sterbenden Menschen im Laufe der Jahre gesammelt und aufgeschrieben hat. Entschleunigung ist vorprogrammiert. Sie zeigt auf, was wirklich wichtig ist im Leben. Einige esoterische Passagen mögen dem einen oder der anderen zu viel werden, aber im Allgemeinen ist es ein interessantes Buch, das definitiv zum Nachdenken anregt.
Tyll – Daniel Kehlmann
Daniel Kehlmann versetzt in seinem Roman die Figur des Gauklers Till Eulenspiegel in den 30-jährigen Krieg. Der große Glaubenskrieg ist dabei quasi das Spielbrett, auf dem sich die Geschichte entwickelt: Er begrenzt, bedingt und stützt die Handlung. Wider Erwarten dreht sich das Buch aber nicht vorrangig um Tyll Ulenspiegel, wie er im Roman geschrieben wird. Teile der Geschichte drehen sich konkret um ihn, andere wieder um ganz andere Figuren, einige historisch, andere erfunden. Damit ist Tyll ein meist nur blassroter Faden durch die Handlung. Wenn er nicht gerade anwesend ist, wird er erwähnt, gesucht, beschimpft, gefeiert. Kehlmann baut historische Ereignisse ein, jedoch ohne sich streng an Tatsachen zu halten, und erzählt den Krieg in seinen Facetten und in seinem Ausmaß mittelbar durch die in verschiedensten Situationen befindlichen Charaktere. Da vergeht sogar dem schelmischen Tyll ab und an das Scherzen. Im Grunde dreht sich das Buch um das Innenleben der Menschen, um Verlogenheit, Stolz, Täuschung, Naivität, Leid und Egoismus. Irgendwann realisiert man, dass die Menschen heute in ihren Grundzügen, Bedürfnissen und Bestrebungen gar nicht so anders sind. Das regt auch zum Nachdenken über das eigene Verhalten an.
Weiße Nächte – Fjodor Dostojewksi
Die russische Literatur steht schon lange auf eurer Lese-Liste, aber an einen Seitenprügel wie Krieg und Frieden traut ihr euch doch nicht recht heran? Wir haben das perfekte Einstiegsbuch für euch: Fjodor Dostojewskis Weiße Nächte ist eine kurze Novelle, die sich an einem Nachmittag zwischen Kekse-Backen und Tee-Schlürfen problemlos unterbringen lässt. Doch sie ist nicht nur süffig zu lesen, sondern geht sowohl sprachlich als auch inhaltlich unter die Haut. Die Geschichte ist so simpel wie fragil: Das Ich ist ein einsamer Träumer, der nachts durch St. Petersburg streift. Er schildert mit kindlich-freundlichem Auge, fast schon naiv, beinahe romantisch. Eines Nachts trifft er die 17-jährige Nastenka. Sie weint und er tröstet sie, woraus sich in den folgenden Nächten eine Freundschaft entwickelt – und schließlich auch so etwas wie Liebe. Doch es ist die alte Misere: Nastenka hat ihr Herz schon an einen anderen verloren, der für ein Jahr nach Moskau gegangen war, um Geld für ihre gemeinsame Zukunft zu verdienen. Was passiert, als er zurückkommt, lest ihr am besten selbst.
LYKKE: Der dänische Weg zum Glück – Meik Wiking
Das Glück ist ein Vogerl, heißt es. Angeblich ist es genauso schwer zu fangen und noch viel schwerer zu halten. Manchen Menschen gelingt es aber doch, nämlich etwa drei Prozent der Weltbevölkerung, quer durch die unterschiedlichen Länder, Religionen und Kontostände. Aber was machen die anders als andere? Und was können wir tun, um glücklich – oder dänisch: lykkelig – zu werden? Meik Wiking führt die weltweite Forschung über das Glück in seinem Buch zusammen, aber nicht etwa auf zähe, trockene Weise, sondern in frischem Stil und gespickt mit Anekdoten aus seinem eigenen Leben. Außerdem gibt er auch noch ein paar Tipps für den Alltag an die Hand, die das Gelesene gleich auch umsetz- und daher erprobbar machen – perfekt, um in den derzeit eingeschränkten Alltag etwas Gemütlichkeit zu bringen.
Die Mafia in Deutschland – David Schraven & Maik Meuser
Nein, die Mafia ist in Europa leider nicht nur ein italienisches Problem. Sie ist bereits seit Jahrzehnten in Deutschland etabliert, vor allem im Süden und Westen und damit direkt vor der österreichischen Grenze. David Schraven und Maik Meuser vom deutschen gemeinnützigen investigativen Recherche-Kollektiv Correctiv haben mithilfe der Aussagen einer Kronzeugin und in langwieriger Recherche ein Bild von der Mafia-Aktivität in und um Deutschland gezeichnet. Sie gehen außerdem darauf ein, wieso es dem deutschen Staat so schwer fällt, die Mafia effektiv zu bekämpfen.
Utopie für Realisten – Rutger Bregman
Was stellst du dir in deinem Alltag vor und ist dort Platz für Luftschlösser, neue Ansätze und kreative Lösungen? Vor 100 Jahren hätte man sich einige der aktuellen Geschehnisse nicht mal ansatzweise vorstellen können. Historischer Fortschritt basierte fast immer auf utopischen Ideen. Die Frage ist:Wwie begegnet jeder und jede einzelne den Herausforderungen der modernen Zeit, Arbeitswelt, Familienleben und dem gesamten Apparat, in dem wir funktionieren? Der Niederländer Rutger Bregman hält interessante Ansätze bereit und sagt: „Das wahre Problem unserer Zeit ist nicht, dass es uns nicht gut ginge oder dass es uns in Zukunft schlechter gehen könnte. Das wahre Problem ist, dass wir uns nichts Besseres vorstellen können.“ In diesem Buch werden diverse wissenschaftliche Erkenntnisse zusammengefasst und daraus eine Reihe von wichtigen Fragen konzipiert. Beachtlich ist die Tatsache, dass der Autor noch so jung ist und bereits jetzt als einer der prominentesten europäischen Vordenker gilt.
Weitere Buchtipps aus der 1000things Redaktion, haben wir in diesem Video für euch zusammengefasst:
Falls ihr nach dem Lesen etwas Bewegung braucht, können wir euch sieben Instagram-Kanäle empfehlen, die Anleitungen und Inspiration für Homeworkouts liefern. Auf unserer Winter-Dahoam-Seite verraten wir euch außerdem, was ihr zur schönsten Jahreszeit noch so alles erleben könnt.
(c) Beitragsbild | Pia Miller-Aichholz | 1000things