Codewort gegen Belästigung: „Ist Luisa hier?“
„Ist Luisa hier?“ Wenn Frauen in Bars und Clubs, die an der deutschen Initiative „Luisa ist hier“ teilnehmen, diese Frage stellen, signalisieren sie damit, dass sie belästigt oder bedrängt werden. In Österreich hat die Initiative mittlerweile in Graz, Innsbruck und Salzburg Fuß gefasst.
Als Frau kennt man das Szenario beim Fortgehen leider nur zu gut: Irgendein versoffener Typ in der Ecke fixiert dich mit Schlafzimmerblicken, kommt auf dich zu und lallt dich an, ja, grapscht vielleicht sogar zu. Du ekelst dich, wehrst ihn ab, beschließt aber sicherheitshalber doch, das Lokal zu verlassen. Deine Stimmung hat er dir sowieso gründlich versaut. In Im Mai 2019 war Innsbruck die erste österreichische Stadt, in der Luisa Fuß fasste. Im Juni 2019 folgte Graz nach, etwas später startete die Initiative auch in Salzburg. Weil sich derartige Szenarien aber leider nicht aufs Ausgehen beschränken, weitet die Stadt Graz die Kampagne mit der Aktion „Luisa geht schwimmen“ im Sommer 2022 auf Freibäder aus.
Codewort senkt Hemmschwelle
Luisa ist allerdings keine Security-Kraft oder gar eine Ordnungshüterin, sondern die Kurzform für die Initiative „Luisa ist hier“. Das Codewort „Ist Luisa hier?“ soll Frauen in Lokalen, Clubs oder in anderen teilnehmenden Einrichtungen dabei helfen, zu melden, wenn sie sich belästigt fühlen. Gerade in einer lauten, stressigen Clubatmosphäre ist es oft sogar schon eine Herausforderung, den richtigen Drink zu bestellen, geschweige denn ausführlich zu erklären, wie man von wem belästigt wurde. Noch dazu, wenn derjenige vielleicht knapp neben einem steht. Richtet man sich mit der Frage nach Luisa an das Personal, ist es darauf geschult, die fragende Person an einen ruhigen Ort zu bringen und weitere Hilfeschritte anzubieten. Sei es entweder das Rufen eines Taxis, die Benachrichtigung einer Vertrauensperson oder der Rauswurf des unguten Gastes.
Wie Luisa nach Innsbruck kam
Sexualisierte Gewalt sei zwar in Innsbruck kein großes Thema, aber dennoch kenne Clubbetreiber Frederick Lordick Fälle, in denen Frauen belästigt und damit aus dem Club vertrieben wurden. Doch warum sollen die Frauen heimgehen und nicht die, die ihnen auf die Pelle rücken? Mit Luisa ist beides möglich – eine sichere Heimfahrt oder sicheres Weiterfeiern. Lordick stieß auf die Initiative und holte sie gemeinsam mit anderen Innsbrucker Clubbetreibenden in die Tiroler Hauptstadt. Auch in Graz sind es mittlerweile zahlreiche Einrichtungen, die mitmachen. Welche Lokale teilnehmen, erkennt ihr vor Ort klar an Stickern und Logos der Initiative.
„Luisa geht schwimmen“ in Graz
Als erste österreichische Stadt sagt Graz derartigen Belästigungen nicht nur in der Clubszene, sondern auch in Frei- und Schwimmbädern in der Stadt den Kampf an. Das Prinzip ist gleich: Fallen betroffenen Personen unpassende Vorkommnisse wie anzügliche Kommentare oder sogar ungewollte Fotografien und andere Aufdringlichkeiten wie unangebrachte Annäherungsversuche auf, können sie sich jederzeit mit der Frage „Ist Luisa da?“ an das geschulte Personal wenden. Mit dabei sind zum Start der Kampagne Ende Juni 2022 die sechs städtische Frei- und Hallenbäder der Freizeit Graz.
Gebürtige Deutsche in Österreich
Ursprünglich stammt Luisa aus Deutschland – das erste Mal wurde sie in Münster vom Frauen-Notruf ins Leben gerufen. Einige Jahre, nachdem sie ins Nachtleben integriert wurde, erklärten viele Frauen, dass sie sich nun sicherer beim Fortgehen fühlen würden. Mittlerweile ist Luisa in mehreren Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten.
Wenn ihr als Frauen innerhalb der Familie oder eurer Beziehung mit Gewalt konfrontiert seid, könnt ihr euch österreichweit jederzeit an die Frauenhelpline wenden unter: 0800 / 222 555. Weitere wichtige Nummern findet ihr etwa auch auf feminy.de.
Mehr zum Thema findet ihr in unserer Liste Feminismus. Dort haben wir unter anderem Tipps wie feministische Kunst in Wien oder wichtige Bücher gesammelt und wir stellen euch starke Wiener Frauen vor.