Der 1000things Survival-Guide für die Firmenweihnachtsfeier
Steht Weihnachten ins Haus, steht davor noch die obligatorische Weihnachtsfeier der Firma an. Für viele ist das eine halsbrecherische Gratwanderung zwischen gelöster Atmosphäre und irreversibler Eskalation. Nachdem wir zahlreiche Jobratgeber gewälzt haben, haben wir ein paar eigene Schlüsse gezogen. Aber lest am besten selbst.
Die Glocken klingen süß, der Schnee rieselt leise und die Weihnachtsfeier eskaliert amtlich. „Es gibt nicht viel, auf dieser Welt, woran man sich halten kann“, singen die toten Hosen weise. Aber einer dieser Felsen in der Brandung ist die Tatsache, dass man sich auf Firmenweihnachtsfeiern im Kollektiv aus dem Leben schießt und am nächsten Tag so tut, als wäre nie etwas vorgefallen, als hätte man nie zu später Stunde eine laszive „All I Want For Christmas is You“-Version aufs Parkett gelegt oder quer über den Tisch willkürlich mit dem Kollegen, der Kollegin geschäkert. Nein, nein, was auf der Weihnachtsfeier passiert, bleibt auf der Weihnachtsfeier. Ein echter Freibrief also – wann hat man schon mal die Chance, mit dem Arbeitsumfeld über die Stränge zu schlagen? Und trotzdem warnen jedes Jahr die Jobratgeber und Magazine davor, sich zu hart die Kante zu geben, und versorgen uns in Listen die Dos und Don’ts, dank denen unser Image die Weihnachtsfeier halbwegs unbeschadet überstehen soll.
Also machen wir das jetzt auch. Nur ein bisschen anders: Wir verraten euch nicht, wie ihr so tut, als würdet ihr Spritzwein trinken, aber insgeheim mit Sodawasser im Glas und verkrampftem Lächeln im Gesicht mit 08/15-Moves die Tanzfläche in Grund und Boden langweilt, sondern wir geben euch ein paar Tipps, mit denen ihr möglichst viel aus eurer Weihnachtsfeier rausholt. Wie das Christkind einst so schön gesagt hat: Wenn schon eskalieren, dann aber auch richtig. Oder war das doch eine von den Party-Elfen?
Das passende Outfit ist der Schlüssel zum Erfolg
Die meisten Ratgeber geben uns den Rat, uns für die Firmenweihnachtsfeier doch ausnahmsweise mal ein bisschen schick zu machen. Da ist was dran, ist ja auch ein festlicher Anlass. Wieso sich also nicht gleich in Christbaum-Manier aufputzen? Natürlich können wir von niemandem verlangen, sich echte Christbaumkugeln durch die Ohrläppchen zu stechen – obwohl uns dieses Maß an Hingabe zugegeben beeindrucken würde –, aber es gibt andere Möglichkeiten. Wir empfehlen einen lustigen Weihnachtsstrickpulli, wie etwa jenen mit der Aufschrift „Go Jesus, it’s your Birthday!“ Eine kleine Auswahl findet ihr online etwa auf etsy und offline beim Weihnachtsmarkt am Spittelberg in Wien. So ein Weihnachtspulli ist vielleicht kein Sportsakko oder Plissee-Rock, aber wenigstens erfüllt ihr damit das Motto der Party und habt euch auch gleich als Spaßvogel des Abends etabliert.
Smalltalk lässt sich nicht vermeiden, also lasst es geschehen …
Das erleichtert gleich den nächsten meist unumgänglichen Posten auf der Bullshit-Bingo-Karte der Firmenweihnachtsfeiern: Smalltalk! Oh, wie wir ihn verabscheuen. Das ist aber noch lange kein Grund, die Kollegin oder den Kollegen, die oder der es mal wieder versucht, darauf hinzuweisen, dass es aus gutem Grund „Stille Nacht“ und nicht „Geschwätzige Nacht“ heißt, und dann „still, still, still wenn’s Kindlein schlafen will“ summend langsam rückwärts den Raum zu verlassen. Nein, mit eurem lustigen Weihnachtspulli habt ihr ja den perfekten Eisbrecher an der Hand – oder besser: über eurem Torso –, um ein Gespräch ins Rollen zu bringen.
Tanzt wie es euch gefällt, aber nur, wenn es auch eine Tanzfläche gibt
Geht das Gespräch über euren Torso in eine seltsame Richtung oder gerät es gar ins Stocken, ist es immer gut, einen Notfallplan parat zu haben, um unangenehmem Smalltalk elegant zu entkommen. Gibt es bei eurer Weihnachtsfeier etwa einen Dancefloor, ausgezeichnet! Dann verzieht euch am besten dort hin, packt eure sicksten Dancemoves aus und werdet eins mit grandiosen Nummern wie „Last Christmas“ oder „Santa Claus Is Coming To Town“. Die Jobbörsen-Ratgeber bläuen euch zwar ein, euch auf der Tanzfläche nicht zu exaltiert gehen zu lassen oder gar zu twerken, aber wir finden: Jeder und jede sollte tanzen dürfen, wie er oder sie es möchte. Wie Sisi im Musical schon singt: „Wenn ich tanzen will, dann tanz‘ ich so wie’s mir gefällt“ – word! Allerdings nur dann, wenn eure Weihnachtsfeier aufs Tanzen ausgerichtet ist. Gibt es keinen Dancefloor, raten sogar wir verrückten Performance-Gurus von einem spontanen Ausdruckstanz zur stimmungsvollen Musik des Barpianisten ab. Man muss es ja nicht übertreiben.
Bereitet euch auf peinliche Momente vor, sie kommen bestimmt …
Doch nicht jeder und jede ist so nobel eingestellt wie ihr kostbaren Schneeflöckchen, daher solltet ihr euch durchaus auf die eine oder andere Fremdschäm-Welle, die euch von innen überkommt und in Form von Gänsehaut nach außen strömt, gefasst machen. Entweder die Chefin oder der Chef hat schon so dermaßen einen in der Krone, dass die obligatorische Rede zum Vorschul-Gebrabbel verkommt, oder ein Kollege oder eine Kollegin ist angesäuselt genug, um den Mut aufzubringen, den Chefitäten mal so richtig lautstark die Meinung zu geigen – in solchen Situationen hilft nur eins: nett lächeln und winken. Nein, nicht winken, seid ihr wahnsinnig? Hauptsache nicht die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Also nur lächeln. Das reicht.
Thank you for oversharing!
Herrscht zu später Stunde gelöste bis betüdelte Stimmung, ist es besonders wichtig, nicht die Aufmerksamkeit so mancher redebedürftiger Kolleginnen und Kollegen auf sich zu ziehen. Denn die Erfahrung hat uns gelehrt: Auf jeder Party gibt es mindestens einen Oversharer oder eine Oversharerin, denen ein Tropfen Alkohol genügt, um mit Menschen, mit denen sie sonst nur „Guten Morgen“ und „Mahlzeit“ austauschen, ihre Kindheitstraumata zu besprechen. Das ist unangenehm. Da hilft es nur, rechtzeitig einen Toilettennotfall vorzutäuschen oder vielleicht doch die nicht vorhandene Tanzfläche zu eröffnen – alles besser, als René aus der Buchhaltung dabei zuzuhören, wie er darüber schwadroniert, dass er gerade eine sexuelle Flaute erlebt.
Umgekehrt könnt ihr Oversharing aber auch zu euren Gunsten nutzen, wenn ihr zum Beispiel einer unerfreulichen Smalltalk-Situation oder peinlichem Schweigen entkommen wollt. Erzählt einfach ein paar private, aber nicht zu private Details über euch – sie können ruhig erfunden sein, lasst euch am besten von Sibylles Sexleben inspirieren! – und schon wird euer Gegenüber erstaunlich schnell behaupten, mal eben kurz aufs Klo zu müssen. Das ist zwar nicht unbedingt besonders vorteilhaft, aber zum einen könnt ihr euch am nächsten Tag immer noch auf den unermesslichen Alkoholpegel herausreden oder eurem verstörten Gegenüber verschwimmt aufgrund seines eigenen Pegels euer Gespräch ohnehin in seiner Erinnerung zu weißem Rauschen. So oder so: Der böse Alkohol war schuld.
Ihr müsst selbst wissen, wie viel ihr vertragt
Auch da wollen wir euch natürlich nicht zum zügellosen Alkoholismus verleiten, aber wir finden: auf der Weihnachtsfeier etwas über die Stränge zu schlagen, ist schon okay. Wann, wenn nicht dann? In einem Ratgeber haben wir gelesen, dass es ratsam ist, darauf zu achten, dass immer jemand betrunkener ist als man selbst und dass man nie betrunkener sein soll als die Chefin oder der Chef. Da es aber mit fortgeschrittenem Pegel immer schwieriger wird abzuschätzen, ob man selbst weniger einen sitzen hat als diese impertinente Person im Spiegel, raten wir euch nur eins: Kennt euer Limit! Und greift vielleicht erst zu späterer Stunde zu den Kurzen. Und macht keine blöden Bemerkungen über andere, die keinen Alkohol trinken. Nicht jeder muss sich die Birne wegexen.
Haut ruhig ordentlich rein, aber Achtung: Wer gevöllert hat, ist nicht mobil!
Auf einer Weihnachtsfeier wird aber glücklicherweise nicht nur getrunken, getanzt und peinlich gesmalltalkt. Nein, meistens gibt es ja auch richtig viel zu Essen. Also haut ruhig so richtig rein, genießt, was euch geboten wird, und legt keine falsche Bescheidenheit an den Tag. Wenn man schon einmal auf ein bombastisches Buffet oder ein nobles Drei-Gänge-Menü eingeladen wird, muss man das mehr als nur auskosten. Immerhin habt ihr mit einer stabilen kulinarischen Unterlage euren Rausch um einiges besser unter Kontrolle. Bevor der Hosenknopf sich allerdings in den Suizid sprengt, solltet ihr aber vielleicht doch aufhören. Aber nicht etwa aus Gründen der Manier, sondern weil ihr euch danach ziemlich sicher nicht mehr so behände von A nach B bewegen könnt und euch daher nicht mehr so elegant wie vorhin beschrieben aus diversen peinlichen Situationen heraustanzen oder herausentschuldigen könnt. Wie die verletzte Antilope seid ihr dann gefundenes Fressen für aufgezwungenen Smalltalk.
Bereut nichts, aber achtet darauf, dass keine Fotos davon gemacht werden, wie ihr nichts bereut
Eines ist für euren Seelenfrieden aber am wichtigsten: Bereut nichts! Was auf der Weihnachtsfeier passiert, bleibt auf der Weihnachtsfeier – nur den Kater am nächsten Tag, den nehmt ihr mit. Damit das auch wirklich so funktioniert, noch ein letzter Tipp to go: Achtet zu späterer Stunde auf Handykameras, die euch vielleicht bei eurem etwas zu expressiven Ausdruckstanz oder beim Oversharen filmen. Auch wenn man zwar mit sich im Reinen ist, will man trotzdem nicht noch Wochen später mit verzerrtem Gesicht und Keksbröseln im Gesicht auf der Büro-Pinnwand prangen.
Wir wünschen euch eine leiwande Weihnachtsfeier – ho-ho-holt das Beste raus!