Der 1000things-Survival-Guide für Open-Air-Festivals
Die Festival-Saison ist längst in vollem Gange! Am 17. August geht das Frequency in die nächste Runde. Weil Festivals schon mal zur Herausforderung werden können, haben wir ein paar hilfreiche Tipps parat.
Die Staubwolken wirbeln über die Felder, Duftnoten von Hopfen bis Ammoniak prallen zwischen Zelten und mobilen Toiletten aufeinander. Wenn warmes Bier als willkommene Erfrischung gilt und Feuchttücher zum Luxusgut werden, dann wissen wir: Es ist wieder Festival-Saison. Und die hat’s in sich. Denn so leiwand die Stimmung vor den Bühnen auch ist, so zehrend wird das Ganze mit der Zeit. Zwischen Rock’n’Roll und Party-Party knabbern gerne Schlafentzug, Hitze und Hygienedefizit an den gespannten Nerven. Ja, schon klar, vieles muss dir eben einfach wurscht sein. Aber damit ihr trotz aller Wurschtigkeit vor den größten Ärgernissen gefeit seid, haben wir ein paar hilfreiche Survival-Tipps für euch.
Der richtige Zeltplatz
Die Weichen dafür, wie die bevorstehenden Festivaltage verlaufen, stellt zu einem Gutteil die Auswahl eures Zeltplatzes. Natürlich wollt ihr möglichst zentral campieren: nicht zu weit weg von den Bühnen, aber auch nicht zu nah am Partytrubel, um wenigstens ein bisschen Schlaf abzubekommen. Die ganz Harten reisen daher schon einen Tag früher an. Wem das zu viel des Trubels ist, muss am ersten Festivaltag eben nehmen, was übrigbleibt. Und auch wenn die Anreise mit gefühlten Tausend Kilo Gepäck auf eurem schwitzenden Rücken nicht früh genug enden könnte, ist es doch ratsam, sorgfältig nach dem richtigen Platz zu suchen und nicht gleich den erstbesten zu stürmen.
Denn es gibt mehrere Faktoren, die eure Zeit hier erheblich erleichtern oder massiv erschweren können: Euer Camping-Spot sollte möglichst nicht an einem Zaun liegen – Achtung, Pinkelzaun! –, oder in einer Ecke, die verdächtig großräumig von anderen gemieden wird – Achtung, Pinkeleck! Außerdem ist es ratsam, sich möglichst unschuldig zu einer Gruppe mit einem schattenspendenden Pavillon dazu zu schmuggeln, wenn ihr selbst keinen dabei habt. Denn was geht bei gefühlten 50 Grad und praller Sonne schon über ein bisschen ergaunerten Schatten? Aber Achtung: Große Gruppen mit großen Lautsprecherboxen und Dauer-Feierlaune solltet ihr dann doch lieber meiden. Sie könnten euch bereits in der ersten Nacht mit dröhnender Musik und grölenden Gesängen gewaltig auf den Senkel gehen. Sollte das nicht vermeidbar sein, empfehlen wir übrigens, immer ein paar Ohropax dabeizuhaben. Man weiß ja nie. Gilt übrigens auch für andere schützende Accessoires, zwinker-zwinker.
Kondome. Wir meinen Kondome.
Wasser ist euer bester Freund
Habt ihr euren idealen – oder zumindest nicht nach Pisse riechenden – Platz gefunden, nehmt erst mal einen kräftigen Schluck Wasser. Wie, ihr habt keines dabei? Ein großer Fehler, den ihr spätestens dann bereuen werdet, wenn ihr euch zwischen den Konzerten den Staub aus den Zahnritzen spülen wollt, ohne ewig lange anzustehen. Natürlich ist das Zeltwasser spätestens nach einer halben Stunde längst zum Zelttee geworden, aber wer wird im Ausnahmezustand schon pingelig sein? Wasser ist am Festival also euer bester Freund. Nicht nur, was euren Kreislauf angeht, sondern auch vom Zähneputzen bis zum sporadischen Händewaschen vor dem Schlafengehen.
Wer braucht Duschen, wenn man Feuchttücher hat?
Apropos Katzenwäsche: Die Illusion, dass ihr jeden Tag in aller Frühe gemütlich zum Duschplatz schlendert, um euch dort genüsslich einzuseifen, könnt ihr euch gleich mal aus dem Kopf schrubben – oder der Realität nach wohl eher mit einzelnen Wassertropfen mühsam ausspülen. Denn die Schlangen vor den befestigten Duschen sind meist so lange wie die Duschzeit selbst, die sich durch eventuelle Wasserknappheit massiv ziehen kann. Und selbst wenn ihr es geschafft habt, euch sauber zu polieren, der Badezimmerduft hält ohnehin nur bis zum nächsten Bierzelt, bis Schweiß, Staub und ja, auch eine kleine Reparaturseidl-Fahne mit vollem Karacho zuschlagen.
Wenn ihr euch den unnötigen Aufwand sparen oder euch einfach zwischendurch zumindest provisorisch frisch machen wollt, empfehlen wir euch wärmstens und erfrischt aufseufzend: Feuchttücher! Und nicht nur die. Auch ihre trockenen großen Schwestern, die Taschentücher, sind ein Muss in jeder Festival-Bauchtausche. Egal ob ihr euch damit die Schweiß-Schmutz-Mischung von der Stirn wischt, die ihr im Wavebreaker abgekriegt habt, oder die Natur ruft – glaubt uns: Taschentücher sind in diesen Tagen eure besten Freunde. Und darüber hinaus. Oder können euch eure besten Freund*innen etwa so mir nichts, dir nichts vom Staub in eurer Nase befreien?
Snacks für zwischendurch
Und nicht nur die Natur wird rufen, sondern früher oder später auch der leere Magen. Auch wenn manche behaupten, dass Bier einer Mahlzeit entspricht und daher getrost als Frühstück, Mittag- und Abendessen herhalten kann. Das ist natürlich Blödsinn, und in Anbetracht von Hitze und Dauertrubel ziemlich leichtsinnig. Also holt euch lieber eine gute Unterlage für euren kleinen Festivalrausch. Dem Schlemmen steht ja dank unzähliger Foodtrucks nichts im Weg. Naja, außer vielleicht der Preis, der naturgemäßig bei Festivalfood ziemlich gesalzen ist. Wenn ihr nach dem letzten Headliner am letzten Tag nicht um einen Kredit ansuchen wollt, empfehlen wir euch, sicherheitshalber einiges an unverderblichen Essen bei euch im Zelt zu bunkern. Gut, lauwarme Kabanossi und Milchbrötchen entsprechen zwar nicht unbedingt einem dänischen Gourmet-Hotdog. Aber steckt ihr die Hartwürste durch die weichen Brötchen und schließt beim Abbeißen ganz fest die Augen, ist das Feeling zumindest ähnlich. Mahlzeit!
Essenzielle Ausrüstung
Habt ihr euer Zelt aufgeschlagen, euch mit Feuchttüchern abgerubbelt und mit Milchbrötchen vollgestopft, hält euch nichts mehr auf: ab aufs Gelände! Doch dafür braucht ihr auf jeden Fall die richtige Ausstattung. Wir erwarten natürlich nicht, dass ihr herumlauft wie Inspector Gadget und für alle noch so absurden Eventualitäten gewappnet seid. Aber zumindest den gängigsten Festival-Charakteristika könnt ihr mit guter Ausrüstung entgegenwirken: Hüllt eure Prachtzehen auf jeden Fall in festes Schuhwerk. So können euch keine Moshpit und keine Gatsch-Lacke etwas anhaben.
Eine passende Kopfbedeckung ist auch nie verkehrt: Zum einen verdeckt sie etwaige, den sporadischen Sanitäranlagen geschuldeten Bad-Hair-Days. Zum anderen schützt sie euch vor der Hitze. Wenn es schon keinen Schatten gibt, dann sorgt also wenigstens für einen Puffer zwischen euren hübschen Köpfen und der prallen Sonne. Und auch gegen den griesgrämigen, aufdringlichen Bruder der Sonne, den Regen, könnt ihr euch wappnen, indem ihr euch im Drogeriemarkt Regenponchos besorgt. Die sind nicht nur günstig, sondern auch ganz leicht in Handflächengröße in einer kleinen Tasche verstaubar.
Wenn der Akku ausgeht
Nun seid ihr also ideal auf Hitze, Regen und Rangelei im Wavebreaker vorbereitet. Nur ein Problem scheint praktisch unlösbar: Bei jenen, die ihre virtuellen Freunde gerne mit Instagram-Storys bombardieren, kommt es früher, bei anderen etwas später. Aber eines ist gewiss: Es kommt bestimmt, das leere Akkusymbol auf eurem Smartphone. Was also tun, mitten in der zivilisatorischen Wüste? Klar gibt es mittlerweile auf jedem größeren Festival Ladestationen. Und wenn ihr während des Wartens drei Bands verpassen wollt, dann hey, go for it. Eine Powerbank wäre eine DIY-Alternative.
Allerdings ist jeder Extra-Elektro-Gegenstand, den ihr dabei habt, ein Teil mehr, auf das ihr Acht geben müsst. Wenn ihr nicht lernen wollt, wie man Rauchzeichen richtig absetzt, raten wir alten MacGyvers euch zu einer anderen analogen Variante: Macht euch am besten von Anfang an einen Treffpunkt mit eurer Festivalgang aus, den ihr ansteuert, sobald ihr euch verloren habt. Wichtig: Er sollte möglichst präzise formuliert sein. Nicht, dass ihr ewig lange bei dem dritten Bierzelt von rechts wartet, während die anderen hinter dem zweiten Bierzelt von rechts langsam unruhig werden.
Analoger Plan
Und weil wir gerade auf der analogen Welle surfen, gibt’s noch einen Steinzeit-Tipp oben drauf: Druckt euch den Timetable der Bands am besten schon zu Hause aus oder krallt euch vor Ort einen Festivalguide, falls es so etwas gibt. Wir streichen uns noch dazu ganz gerne im Vorhinein die Bands farblich an, die wir unbedingt sehen wollen, damit wir auch ja nichts übersehen. Aber wir sind ja auch kleine Streberkinder. Jedenfalls haben die ausgedruckten Timetables einen wesentlichen Vorteil: Ihr spart jede Menge Akku, weil ihr nicht jedes Mal euer Handy braucht, um zu checken, wo ihr eigentlich hinmüsst. Und eine Digital-Detox-Kur gibt’s gratis obendrauf! Die kommt besonders gut mit der frischen Schlammpackung aus der Moshpit.
Viel Spaß – oder zumindest viel Glück!
Außerdem verraten wir euch, bei welchen Festivals ihr das geballte Know-How diesen Sommer in Österreich anwenden könnt.