Der 1000things-Survivialguide für die erste längere Radtour
Für alle, die auch gerne mal eine längere Radtour unternehmen wollen, aber keinen Plan haben, wie man das am besten angeht, kommt hier unser Survivalguide für die erste Tour mit dem Fahrrad.
Das Fahrrad war für mich lange Zeit nur lustiger Zeitvertreiber und ressourcenschonender Mobilitätsgarant für Kurzstrecken. Mit Ressourcen sind natürlich die der Umwelt gemeint, nicht meine eigenen Energieressourcen. Und mit Kurzstrecken meine ich den Weg von mir zu Hause zur Uni – eine größtenteils ebene Strecke, allergrößtenteils sogar in Form eines ausgewiesenen Radwegs.
Aber ich arbeite bei 1000things und wir probieren gerne neue Dinge. Also haben wir vor ziemlich genau einem Jahr die Drahtesel gesattelt und sind von Wien bis nach Bratislava geradelt. Für alle, die sich vor längeren Strecken mit dem Fahrrad scheuen, sei gesagt: Überwindet euch, das ist es definitiv wert! Wenn ich es überlebt habe, könnt ihr es auch – und mit meinem Survivalguide werdet ihr eure Radtour nicht nur überleben, sondern hoffentlich sogar genießen.
Richtig gepolstert ist halb gewonnen
Der erste Lerneffekt hat sich bei mir bereits eingestellt, als die Kilometerzahl sich der Zweistelligkeit näherte: Ein gut gepolsterter Podex ist bei längeren Radtouren Gold wert. Das ist keine plumpe Anspielung auf irgendein toxisches Körperkonzept, sondern eine taktische Frage: Besorgt. Euch. Gute. Radhosen. Ihr sitzt mit eurem verlängerten Rücken einige Stunden auf dem Sattel, da wollt ihr es so bequem wie möglich haben. Allerdings gilt hier Fingerspitzengefühl: Ist die Polsterung zu weich, sinken die Sitzknochen zu weit ein und das versetzt den Po erst recht in Tiefschlaf. Am besten, ihr setzt auf eine mittlere Polsterung bei der Fahrradhose und investiert in den richtigen, in der Breite auf euren Körper abgestimmten Sattel. Und selbst dann kann ich euch eines versprechen: Nach einiger Zeit wird euch der Hintern ziemlich sicher zu kneifen beginnen – es lässt sich kaum vermeiden, aber wenigstens etwas verzögern.
Dasselbe gilt übrigens auch für die Hände: Besorgt. Euch. Gute. Fahrrad-Handschuhe. Ja, auch im Sommer. Ja, auch wenn es heiß ist und eure Greifwerkzeuge in kürzester Zeit zu Stinkefingern werden. Das ist es allemal wert, um Druckstellen und Gelenkschmerzen vorzubeugen. Und der Helm ist natürlich sowieso ein Muss als Airbag für den Kopf. Besonders im Sommer solltet ihr dabei darauf achten, dass der Helm auch luftdurchlässig ist.
Worauf ihr euch einstellen solltet
Bei unserer Radreise nach Bratislava waren wir mit einem Citybike und einem Crossbike unterwegs. Das ging, weil die Strecke weitgehend asphaltiert ist. Auf Kopfsteinpflaster oder hartkörnigem Schotter wären wir da schon deutlich holpriger unterwegs gewesen, geschweige denn die Kolleg*innen, die mit Rennrad herumdüsen. Also checkt sicherheitshalber immer vorab genau eure Route – nicht nur die Kilometerzahl ist relevant, auch Faktoren wie Bodenbeschaffenheit oder Steigung können euren Trip ganz schnell von der Genusstour zum Höllenritt machen.
Navigation on- und offline
Das setzt natürlich voraus, dass man sich auf dem richtigen, geplanten Weg befindet. Da gibt es jene Menschen, die sich einmal zu Hause die Landkarte anschauen und die Route ein Leben lang im Frontallappen fixiert haben. Und dann gibt es mich, die sich dreimal im Kreis dreht und danach garantiert in die falsche Richtung weitergeht. Nachvollziehbar also, dass ich recht dankbar bin für sämtliche GPS-Dienste da draußen. Und weil man die praktischer Weise direkt auf dem Handy in Anspruch nehmen kann, gibt es ein für Menschen wie mich unerlässliches Fahrrad-Tool: eine Handy-Halterung. Modelle gibt es so viele wie Fahrräder selbst. Ich habe mich für eines mit Silikon-Hülle entschieden, deren Basis man nur an der Lenkstange montieren lassen muss. Will man sich vom Smartphone navigieren lassen, lässt man den Knopf auf der hinteren Seite der Hülle ganz einfach darin einrasten.
Auch wenn das Internet heutzutage so gut wie überall ist (und nichts vergisst), ist es doch ratsam, euch Offline-Karten für den Notfall herunterzuladen – oder generell eine Navigationsapp fürs Radfahren. Ich habe mir zum Beispiel Bikemap installiert, in der App könnt ihr ebenfalls Offline-Karten herunterladen. Oder ihr bleibt ganz klassisch bei Google Maps, da geht das auch. Wenn ihr schon so stark aufs Handy angewiesen seid, solltet ihr außerdem unbedingt eine – voll aufgeladene! – Powerbank einpacken, falls euch mal der Saft ausgeht.
Always be snackin‘
Physisch auftanken solltet ihr ebenfalls regelmäßig – sowohl in flüssiger als auch in fester und gerne auch kalorienreicherer Form, immerhin verlangt ihr eurem Körper ja einiges ab, da hat er sich ein paar kulinarische Powerbanks redlich verdient. Dabei solltet ihr darauf achten, nicht alles auf einmal in euch reinzustopfen und dann bis zum Ziel durchzutreten. Legt stattdessen lieber mehr Pausen ein, esst in regelmäßigen Abständen kleinere Snacks zwischendurch, um euren Kreislauf nicht zu überfordern. Also denkt unbedingt an ausreichend Proviant von Bananen bis Gummibärli und natürlich an jede Menge Wasser. Im Idealfall gibt es sogar entlang des Weges Möglichkeiten, eure Trinkflasche aufzufüllen.
Never be trashin‘
Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Und wer Bananen schält, wird die Schalen nicht los. Oder so. Jedenfalls fällt auch bei einer CO2-neutralen Fahrradtour mit der Zeit einiges an Müll an. Weil aber bei Überlandfahrten nicht alle paar Meter mit einem Mistkübel zu rechnen ist, solltet ihr am besten ein paar Müllsäcke einpacken. Frei nach dem Motto: Leave nothing but Fahrradspuren, take nothing but euren Müll mit nach Hause – oder bis zur nächsten Entsorgungsmöglichkeit. Die Müllsackerln eignen sich übrigens auch gut als improvisierter Regenschutz. Zwar nicht besonders modisch, aber durchaus effektiv. Und damit der Inbegriff von Funktionskleidung?
Schutz für alle Wetterlagen
Da oben auf eurem Sattel seid ihr natürlich besonders exponiert den Gezeiten ausgesetzt. Also packt lieber jede Art von Schutz ein, die ihr kriegen könnt: Regenschutz und Sonnencreme sind in dem Fall die nicht-koitalen Präservative unserer Wahl. Wenn ihr die anderen Präservative auch noch einpacken wollt, dann tut das ruhig – ist ja eure Fahrradtour.
Energiereserven schonen
Aber nicht nur eure E-Akkus solltet ihr euch weise einteilen, auch auf eure biologischen Akkus solltet ihr achten. Also strampelt zu Beginn nicht gleich voll in die Pedale, bis die Waden krampfen, sondern radelt erst einmal gemütlich los und teilt euch eure Kräfte ein. Euer Ich in vier Stunden wird euch definitiv dankbar dafür sein.