Dialektphrasen für jeden Streit
„Wüst an Wickl?“ Normalerweise eigentlich nicht. Aber auch streiten muss eben ab und zu mal sein. Und nichts ist befreiender als Streiten im Dialekt. Wir haben daher ein paar Mundart-Phrasen für euch, die ihr in jeden Zwist einstreuen könnt.
Streiten ist meistens ziemlich unangenehm. Viele Menschen ziehen sich, sofern es irgendwie geht, bei sich anbahnenden Streitigkeiten lieber zurück, anstatt einem Streit offen und ehrlich ins Gesicht zu schauen, oder gehen in die Offensive und werden beleidigend. Muss beides nicht sein, gibt es doch genug Alternativen, den persönlichen Grant zum Ausdruck zu bringen, ohne gleich persönlich zu werden. Und nein, die Rede ist jetzt nicht von Konfliktratgebern und Ich-Botschaften. Wir machen es uns einfacher und switchen für ein paar Phrasen in den Dialekt. Der ist nämlich das ideale Ventil für angestaute Emotion, allein schon, weil er oft derber klingt, als er gemeint ist. Daher kommen hier unsere fünf liebsten Dialektphrasen für jeden Streit.
„Sog amoi schneibt’s bei dir?!“
Der potenzielle Einsatzbereich dieser empörten Phrase ist sehr weit gefasst. Im Grunde kann man sie immer dann bringen, wenn einen die Aussage oder ein bestimmtes Verhalten des Gegenübers stark irritiert. Inhaltlich bezieht sich das „Schneien“ natürlich nicht auf die reale Wetterlage und ist auch keinerlei Anspielung auf Kokain, sondern es ist vielmehr metaphorisch zu verstehen – im Sinne von „geistiger Umnachtung“. Also als Synonyme würden in Frage kommen: „Bist du von allen guten Geistern verlassen?!“, „Bist du wo ang‘rennt?!“ oder einfach: „Geht’s noch?!“ Der Vorteil an dieser Phrase ist, dass sich das Gegenüber sofort auskennt, und es schwer ist, zu kontern. Weil, was sagst du drauf? „Nein, bei mir scheint die Sonne!“? Ähm, nein. Oder: „Nein, ich glaub’ bei dir schneibt’s!“ Kategorie Kindergarten. Man kann also nur klein beigeben oder wütend schnaubend davonstapfen. So oder so: Streit vorbei. Oder?
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„Do brauchst mi jetzt net auschau‘n wie a Autobus!“
Nicht ganz. Denn diese Phrase hier eignet sich gut als Konter auf die Unterstellung des geistigen Schneefalls. Jedenfalls setzt man sie bevorzugt dann ein, wenn es dem Gegenüber als eine Reaktion auf die eigene Äußerung die Sprache verschlägt. Es ist eine Art Legitimation des Gesagten, wobei man die eigene Aussage als etwas sehr Normales darstellt, ohne sich zu rechtfertigen, und die Schockreaktion des anderen als unpassend oder übertrieben abtut. „Anschauen wie ein Autobus“ klingt auch viel freundlicher als „deppat anschauen“, obwohl die Umstände, warum empörte Gesichter ausgerechnet an Autobusse erinnern, nicht restlos geklärt sind.
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„Geh hoid amoi in Schlapfn!“
Ein Klassiker, mit dem man sich im Idealfall sofort Ruhe verschafft, denn „Schlapfen“ ist ein österreichisches Synonym für „Mund“. Im Gegensatz zu „Mund“ klingt „Schlapfen“ aber viel abwertender und eignet sich daher im Konfliktfall jedenfalls besser, weil man richtig viel ärgerliche Emotion reinlegen kann, und sich somit gleich mal ein bisschen entspannter fühlt. Trotzdem ist der „Schlapfen“ aber noch nicht per se so beleidigend wie etwa „Halt die Gosch’n“, „Halt’s Maul“ oder ein mit sonorem Bassvibrato hingerotztes „Gusch“. Irgendwie klingt er nämlich trotz der äußeren Umstände ganz süß, vielleicht, weil die Phrase vornehmlich scherzhalber verwendet wird. So habt ihr womöglich Glück und das Gezanke löst sich in lockeres Gelächter auf.
„Den Schuach ziag i ma sicha ned au!“
Gesunde Grenzen sind wichtig, auch und vor allem beim Streiten. Mit dieser Phrase teilt man unmissverständlich mit, dass man nicht gewillt ist, die Verantwortung für eine gewisse Causa zu übernehmen oder etwas auch nur ansatzweise auf sich zu beziehen. Als Beispiel wäre folgender Kontext denkbar: Der Partner oder die Partnerin beschuldigt dich, nur deswegen sein oder ihr Bewerbungsgespräch verschlafen zu haben, weil er oder sie am Vorabend zum Familienessen deiner Verwandten mitkommen musste. Als Antwort darauf passt der oben genannte Sager perfekt, quasi wie die Faust aufs Auge. Jeden Schuh muss man sich ja wirklich nicht anziehen, dazu hätte man ja auch gar nicht genug Füße.
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„Du kannst mi moscherln!“
Das Wort „moscherln“ klingt zwar sehr harmlos, ja fast blumig, ist aber eine Abwandlung von „den Buckel runterrutschen“ und seiner kreativeren Variante: „Du kannst mich kreuzbuckelfünferln“. Diese Aussage eignet sich besonders gut als letzter Satz, wenn man dem Konfliktgespräch nichts mehr hinzuzufügen hat, und die Streitszene einfach würdig verlassen möchte. Danach empfiehlt es sich, gehobenen Hauptes die Tür hinter sich zuzuknallen und das Handy auf Flugmodus zu stellen. Hinter mir die Sintflut. (Nur vorübergehend, versteht sich.)
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Der nächste Bahöö kann also ruhig kommen, die nächsten Zorres lassen sicher nicht lange auf sich warten. Ob in den Öffis, im Büro oder Daheim – irgendwas is‘ immer. Aber natürlich wollen wir euch jetzt nicht zum munteren Herumgegrantel animieren. Dafür ist das Leben doch viel zu schad‘. Habt euch stattdessen lieber lieb und lasst das G’impfte zu, spielt Granada nur auf Spotify ab und setzt das Gache vor die Tür. Der beste Anwendungsbereich des Wickels sind immer noch Wadenumschläge gegen Fieber, besonders in der kalten Jahreszeit.
Ihr könnt gar nicht genug kriegen vom Dialekt? In unserem Mundart-Quiz kannst du beweisen, wie viele österreichische Schimpfwörter du kennst. Was ihr außer schimpfen und streiten in Österreich sonst noch so anstellen könnt, verraten euch unsere To Dos.
(c) Beitragsbild | Pixabay