Die ausgefallensten Führungen durch Österreichs Hauptstädte
Von Bregenz bis Eisenstadt: Die österreichischen Hauptstädte sind immer wieder einen Erkundungstrip wert. Denn abseits der ausgetrampelten Touri-Pfade, jenseits von der Bregenzer Seebühne oder dem Schloss Esterházy gibt es hier noch allerhand Verborgenes zu entdecken. Deshalb haben wir die ausgefallensten Touren durch die österreichischen Citys für euch zusammengestellt.
Egal ob durch Schulausflüge oder übereifrig-unternehmungslustige Eltern – die Hauptstädte der Bundesländer kennt ihr jedenfalls schon zur Genüge? Wenn ihr die klassischen Stadtführungen schon längst nicht mehr nötig habt, dann haben wir hier ein paar alternative Touren für euch, die euch ganz neue, unerwartete Seiten der österreichischen Hauptstädte zeigen. Denkt daran, vor eurem Besuch die Websites zu checken, um die aktuellsten Infos zum Umgang mit Corona zu haben. Die Gruppengrößen könnten aktuell außerdem von den gewöhnlichen abweichen.
Bregenz
Wir arbeiten uns am besten strategisch von West nach Ost vor. Also erst mal Bregenz: Das hatte seine goldene Zeit unter anderem zur Jahrhundertwende, vor dem ersten Weltkrieg. Macht also Sinn, sich für eineinhalb Stunden in diese Zeit zurückversetzen zu lassen, um den Atem der Stadt im Genick zu spüren. Und wie würde das besser klappen als in Begleitung einer waschechten Lady aus dem Fin de Siècle? Na gut, waschecht ist sie vielleicht nicht unbedingt – so weit sind wir mit den Zeitreisen ja noch nicht. Aber immerhin ist Austria Guide Karin Fetz der damaligen bürgerlichen Gesellschaft konform gekleidet und im um 1900 brandaktuellen Klatsch und Trasch versiert. Wie nebenbei nimmt sie euch zwischen dem einen oder anderen pikanten G’schicht’l mit zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zu ihrer Blütezeit, vom Hafen bis zur mittelalterlichen Oberstadt.
Die etwa 90 Minuten lange Führung kostet pauschal 130 Euro für maximal 30 Personen.
Innsbruck
In Innsbruck ist die Auswahl an Themenführungen groß! Besonders lebensnah erscheint uns allerdings die Tour der Acting Guides. Dabei führt euch ein Austria Guide nicht nur durch die Stadt, sondern vom 12. Jahrhundert bis in die Jetztzeit. Auf dem Weg begegnen euch Charaktere aus den unterschiedlichen Epochen und berichten selbst von den Zeichen ihrer Zeit. Da kann es schon mal zu handfesten Diskussionen zwischen einem Geistlichen vom Stift Wilten mit dem Stadtgründer Graf Berchtold kommen. Wenn das nicht gelebte Geschichte ist!
Ganz ohne humanen Guide, dafür mithilfe eures Smartphones, lernt ihr Innsbruck auf einer Just Escape City Quest kennen. Etwa eineinhalb bis zweieinhalb Stunden seid ihr ab Drücken des Startknopfs mit eurem Team vom Startpunkt aus in Tirols Hauptstadt unterwegs. Maximal habt ihr aber sechs Stunden Zeit, also keine Sorge, falls ihr etwas länger braucht. Für euer Abenteuer wählt ihr am besten einen Zeitraum zwischen 8 und 17 Uhr, damit wirklich alle Locations auf der Route geöffnet haben. Die Quest kostet 29 Euro und ist online zu kaufen.
Salzburg
Salzburg ist zum Fürchten! Also nicht wirklich, natürlich ist Salzburg wunderschön. Aber wie jede Schönheit lässt oft gerade eine dunkle, verborgene Seite das Schöne umso heller strahlen. Hach. Deshalb könnt ihr bei der Führung „Gruseliges Salzburg“ von Tourguide Sabine Rath genau diese Seite etwas besser kennenlernen. Eineinhalb bis zwei Stunden führt sie als Hexe verkleidet über den St.-Peter-Friedhof und vorbei am Rathaus, dem Waagplatz, der neuen Residenz und an der Festung Hohensalzburg. Da soll nämlich die Weiße Frau herumgespenstert sein, vornehmlich bei Vollmond. Mit Scheinwerferlicht hat man sie dann schließlich vertrieben. Gespenster mögen’s eben dunkel, weiß doch jeder!
Die Führung kostet für eine Gruppe mit bis zu 30 Personen 190 Euro.
Auch für Salzburg gibt es eine Just Escape City Quest. Für 29 Euro kauft ihr online eine eineinhalb bis zweieinhalb Stunden dauernde Quest, die ihr über euer Smartphone verfolgt und im Zuge derer ihr Salzburg besser kennen lernt.
Klagenfurt
Die Kärntner Hauptstadt hat offenbar viele Gesichter. Zumindest, wenn man sich durch das vielfältige Angebot auf der Website der Stadtführerin Mag. Maria Hartlieb scrollt: Von Medizingeschichte über vergangene Esskultur bis zu dunklen Gassen führt sie euch durch unterschiedlichste Themen und Gassen. Besonders ausgefallen: die Führung „Apotheker und Giftmischer„, bei denen euch Hartlieb zu den ältesten Klagenfurter Apotheken führt und einen Blick auf die Geschichte der Apotheker*innen wirft, aber auch auf jene ihrer Konkurrenten: der Kurpfuscher und Giftmischer.
Die Führung kostet 7 Euro pro Person. Die Führung ist auf Anfrage jederzeit buchbar.
Linz
Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Wenn das stimmt, kann man sich schnell mal in Linz verknallen. Denn neben vielen unterschiedlichen Thementouren, die euch durch die Graffiti-Galerie Mural Harbor und bis in den Limonistollen führen, gibt es hier auch kulinarisch einiges zu entdecken. Die Kultur- und Genusstouren schreiben sich verschiedene Schwerpunkte auf die Fahnen: „Wirtshaus Classic“, „Donau Gourmet“ oder „Südbahnhofmarkt“. So ist vom Feinspitz bis zum Würstelstand-Stammgast für alle was dabei. Die Touren sind ab acht Personen jederzeit buchbar, dauern zwischen zweieinhalb und drei Stunden und kosten je nach Package zwischen 39 und 129 Euro.
Graz
Graz hat so viele Facetten, dass wir gar nicht wissen, welche Führung wir zuerst machen sollen. Besonders DieGrazGuides machen uns die Entscheidung schwer – von Innenhof-Touren über Art Walks bis hin zu einer akustischen und taktilen Tour für Leute mit Sehbehinderung. Besonders spannend ist die „Nix Adam – diesmal Eva“-Führung, die die Stadt im Zeichen ihrer Frauen abgeht und zeigt, wo sie wohnten und wie sie wirkten – und heute noch wirken. Buchbar ist das Ganze über die Website von DieGrazGuides.
Wenn ihr nach Innsbruck und Salzburg voll auf den urbanen Gruselgeschmack gekommen seid, könnt ihr daran in Graz gleich anknüpfen. Der „Ghostwalk of Graez“ findet jeden Freitag und Samstag um 20 Uhr statt und nimmt euch mit auf schaurig-schöne Stadterkundung. Zugegeben, vieles von dem Gegrusel ist eher Legende als Faktum, aber darum geht’s beim Gruseln ja auch! Jedenfalls wird eure Schauer-Fantasie so definitiv angekurbelt und das schöne Graz bekommt einen Hauch von spannender Unzähmbarkeit – rawr! Treffpunkt ist die Neutorgasse 5. Das Ganze dauert etwa 90 Minuten und kostet 15 Euro pro erwachsener Person und 5 Euro für Jugendliche zwischen 8 und 15 Jahren. Derzeit sind die Führungen bis auf Weiteres wegen Corona ausgesetzt. Für das Neustart-Datum behaltet am besten die Website im Auge.
Wien
So hübsch Wien ist, so verrückt kann es doch auch sein. Auf dem Crazyness-Spektrum irgendwo zwischen Berlin und Buxtehude anzusiedeln, ist es nur zu verständlich, dass verschiedenste Touren sich lieber auf Um- und Abwegen der viel besungenen Landeshauptstadt verirren. Der Veranstalter space and place bietet zum Beispiel alles Mögliche an von Geruchstouren, bei denen ihr Wiens olfaktorische Vielfalt erschnuppert, über Insta-Walks bis hin zu einer Tour, bei der die typisch-touristischen Statuen der Innenstadt plötzlich lebendig werden und für sich selbst sprechen. Der Klassiker unter den Anti-Klassikern: die Vienna Ugly Touren mit Eugene Quinn. Er zeigt den Wiener*innen, wie schön schirch ihre geliebte Stadt eigentlich ist, indem er ihr die vergoldete Habsburger-Maske vom Gesicht reißt und zu Orten führt, die eben besonders hässlich sind. Passt doch gut, immerhin sagt man den Wiener*innen doch eine gewisse Obsession mit Tod und Melancholie nach.
Auch der Anbieter Secret Vienna verspricht mit seinem Namen nicht zu viel. Zahlreiche Thementouren machen’s möglich, die Stadt nach Interessenschwerpunkt zu erkunden. Zum Beispiel führt eine Tour durch versteckte Seitengassen und Hinterhöfe mitten in der Innenstadt. Auch Profi-Grusler*innen und Hobby-Schocker*innen sind natürlich in Wien bestens aufgehoben, zum Beispiel bei der „The Dark Side of Vienna“-Tour, die zeigt, dass es in der jetzt so lebenswerten Weltstadt einst alles andere als plüschig zuging.
Die wöchentlich stattfindenden Touren starten preislich bei 20 Euro pro Person. Der genaue Treffpunkt wird erst nach der Anmeldung zu einer bestimmten Tour bekanntgegeben.
Für Gourmets, die Wien gerne kulinarisch entdecken wollen, sind die Bezirks-Touren von Eat The World perfekt. Derzeit könnt ihr drei Bezirke Wiens naschend und nippend erkunden: Wieden, die Josefstadt und die Leopoldstadt. Ihr seid dabei etwa 3 Stunden zu Fuß unterwegs und erfahrt Spannendes und Witziges zur örtlichen Kultur und zur Geschichte des jeweiligen Bezirks. Geführt werdet ihr dabei von Anna, mit der wir selbst schon unterwegs sein durften. Sie ist staatlich geprüfte Fremdenführerin, war früher aber auch lange in der Gastronomie tätig und verbindet bei Eat The World ihre beiden Leidenschaften. Pro Person kostet eine Bezirkstour von Eat the World 69 Euro. Das ist nicht nachgeschmissen, aber glaubt uns, es zahlt sich sowohl von der Tour her als auch was die Kostproben betrifft aus.
Eisenstadt
Puh, auch schon so erschöpft vom bloßen Gedanken an alle Touren, die ihr euch jetzt im Terminkalender notiert habt? Dann haben wir zum Abschluss etwas Erholsameres für euch. Wie fast jede Stadt könnt ihr mittlerweile auch das schnuckelige Eisenstadt auf den seltsam-futuristischen Segways erkunden. Bei der geführten Spaß-und-Erlebnis-Tour stehen, no na, Spaß und Erlebnis im Vordergrund. Also setzt ihr euch zuerst mal ausgiebig mit eurem fahrbaren Trend-Untersatz auseinander, bevor ihr locker-flockig durch die Altstadt, den Schlosspark, das jüdische Viertel und die Weingärten cruist. Zwei bis vier Stunden seid ihr auf dem Segway unterwegs. Preise erfahrt ihr auf Anfrage.
Bei so viel Schönem kannst du dich jetzt gar nicht entscheiden, wo du dich in Österreich am besten niederlässt? Dann hilft dir sicher unser Quiz, wo in Österreich du leben solltest, weiter. Mit unseren vielen To Dos lernt ihr Österreich auch außerhalb geführter Touren besser kennen.
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