Die besten Tweets und Posts zum US-Wahl-Thriller 2020
What a ride! So etwas hat es in der Geschichte von US-Wahlen noch nicht gegeben. Fünf Tage lang saß nicht nur die US-Bevölkerung vor Fernseher, Radio und Co., vielmehr verfolgten Menschen auf der ganzen Welt laufend die Entwicklungen der Wahlergebnisse. Wobei, wo sich der noch amtierende 45. Präsident der Vereinigten Staaten aufhielt, als der Sieger letztendlich verkündet wurde, erfahrt ihr etwas weiter unten. Anyway, zahlreiche Key Race Alerts, Eilmeldungen in diversen Medien und Tweets von Donald Trump später ist es fix: Der 46. Präsident der Vereinigten Staaten heißt Joe Biden und an seiner Seite steht nicht nur die erste weibliche Vize, sondern auch eine Frau mit brauner Haut. Auch wir haben den Polit-Thriller des Jahres, der dem Corona-Liveticker zumindest für ein paar Tage die Show stahl, verfolgt und hier eine Auswahl formidabler Social-Media-Posts gesammelt. Viel Spaß!
Knappe G’schicht
Im Vorfeld der Wahl lag Joe Biden in den Umfragen vorne, allerdings merkten Beobachter und Beobachterinnen vorsichtig an, dass das ja schon 2016 bei Hillary Clinton auch der Fall gewesen sei. Und auch wenn Donald Trump die Corona-Krise völlig fehlgemanagt hatte – und nach allem, was sich der Mann in seiner Präsidentschaft und davor geleistet hatte und dennoch politisch überlebt hatte – konnte man auch nicht ausschließen, dass er es dieses Mal irgendwie schafft. Dennoch, die meisten Experten und Expertinnen gingen davon aus, dass Biden gewinnen würde. Das so lange so knappe Rennen hat dann doch einige von ihnen überrascht. Als Europa am Morgen des 4. November erwachte, war Trump zumindest nicht fix wiedergewählt. Man ist ja bescheiden geworden.
In den fünf Tagen nach der Wahl lieferten sich die beiden Kandidaten in vielen Staaten ein nervenaufreibendes Kopf-an-Kopf-Rennen – und die Welt sah zu.
Der eine oder andere All-Nighter war dabei:
Trumps „spiritual advisor“ in der Öffentlichkeitsarbeit dürften die Nerven auch dezent durchgegangen sein. Die evangelikale Predigerin beschwor beim Gebet für Trumps Wiederwahl Engel. Aus Afrika. Alles klar – ratata, oder so.
Und Trump tat, was Trump eben tut: tweeten.
Dabei wurden viele seiner Tweets von Twitter zensiert, weil sie – wir sagen es, wie es ist – Lügen enthielten.
Trump erklärte sich etwa zum Sieger und streute Gerüchte über Wahlbetrug.
San Francisco hatte eine klare Antwort für Trump:
Dear Trump, SF says “Nope”. Sorry, time to pack. pic.twitter.com/6EEk2oFMyN
— ProgressivePup (@aProgressivePup) November 5, 2020
Auch ein manchen gut bekannter Bewohner der Sesamstraße meldete sich zu Wort.
Und Schauspielerin Viola Davis schlug eine unbeteiligte Partei zum Auszählen der restlichen Stimmen vor.
Trump hält jedenfalls an seinem Plan fest, zu versuchen, mit Klagen gegen das Wahlergebnis vorzugehen.
Am 6. November gab The Donald nach zwei Tagen ohne Auftritt eine Pressekonferenz, deren Live-Übertragung von vielen Medien unterbrochen wurde, weil „The Incredible Sulk“ Lügen verbreitete.
Gut Ding braucht ewig
Trumps Zetern half ihm nichts. Es wurde also weiter ausgezählt. Bei keiner Wahl der US-Geschichte haben mehr Menschen ihre Stimme abgegeben, als dieses Jahr. Dazu gab es einen Rekordanteil an Briefwahl-Stimmen. Dass es da etwas länger dauert, auszuzählen, ist verständlich. Nevada ging dahingehend aber ebenfalls gewissermaßen als Rekordhalter in die Annalen der #Elections2020 ein.
Übrigens: Nevada ging letztendlich an Joe Biden.
Zählen oder nicht zählen
Apropos zählen, als Donald Trump am Tag nach der Wahl in manchen Staaten etwas voran lag, forderten er, sein Team und seine Familie, dass die Auszählungen gestoppt werden sollten. Kein Wunder: Er musste damit rechnen, dass die vielen noch nicht gezählten Briefwahl-Stimmen vor allem an Joe Biden gehen würden. Schließlich hatte er seinen Supporters regelmäßig gepredigt, dass das Briefwahlsystem anfällig für Betrug und Fehler sei und sie deshalb ihre Stimme persönlich abgeben sollten. Natürlich legte er damit auch gleich die Rutsche für seine Denunziation der Briefwahl während der Auszählung. Gleichzeitig konnte die Demokratische Partei dieses Mal wesentlich mehr Wähler und Wählerinnen mobilisieren als jemals zuvor – und diese Wählergruppe gibt generell eher per Briefwahl ihre Stimmen ab, als Anhänger der Republikanischen Partei. Alle Zeichen standen also auf einen Zugewinn Bidens durch die Briefwahlzettel.
Aber weil Trump nicht in allen Staaten vorne lag, kam es zu absurden Szenen. Während Anhänger und Anhängerinnen der Demokratischen Partei vielerorts geschlossen dafür demonstrierten, alle Stimmen auszuzählen und den demokratischen Prozess nicht zu torpedieren, richteten sich die Unterstützenden Trumps ihre Welt wi-de-wi-de-wie sie ihnen gefällt. In manchen Staaten demonstrierten sie für das Auszählen aller Stimmen, weil sie hofften, Trump könne dort noch wichtige Zugewinne machen, in anderen dagegen, weil er bereits vorne lag. Also was jetzt?
— Paul (@HeyBoova) November 5, 2020
Es ist kompliziert
Währenddessen gab es in den Medien Analyse für Analyse, teilweise bis ins kleinste Verwaltungssprengel-Detail, die dann kurze Zeit später wieder überholt waren.
Eines klang in allen Analysen jedoch von Anfang an heraus: Hätte es die Corona-Krise nicht gegeben, wäre Trump höchstwahrscheinlich wiedergewählt worden. Dass man einem Virus gegenüber, wegen dem wir unser Leben seit Monaten schwer einschränken, fast Sympathiegefühle entwickeln könnte, hätten wir uns auch nicht gedacht. Ach, 2020.
Der Swing-State Michigan war 2016 mit seinen 16 Wahlpersonen-Stimmen an Trump gegangen. Wisconsin, vor 2016 traditionell demokratisches Terrain und 10 Wahlpersonen-Stimmen schwer, ging damals ebenfalls an Trump – ein harter Schlag für die Demokraten. Lang war’s knapp, aber dann ging das Tauziehen ebenso knapp zugunsten Bidens aus.
Auch im südlichen Bundesstaat Georgia, seit 28 Jahren republikanisches und damit rotes Terrain, wurde es spannend. Zuerst schien es, als würden die 16 Stimmen an Trump gehen, aber dann …
Grande Finale
Am 7. November war es dann soweit: Joe Biden hatte die erforderlichen Wahlpersonen-Stimmen und mehr erreicht. Und das hörte sich in New York City und anderen Städten dann so an:
Trump war zu dem Zeitpunkt golfen, what else? Vielleicht hat er ja wenigstens dort gewonnen.
Und Donald Trump hat weiterhin nicht vor, seine Niederlage einzugestehen.
Einige von Trumps Followern dürften damit liebäugeln, das Land zu verlassen, bevor sie sich Joe Biden als Präsident antun. Ob sie dort aufgenommen werden, ist eine andere Frage.
Schlecht gealtert
Und wieder einmal wurde offensichtlich, dass das Internet nichts vergisst. Deshalb gibt es hier eine weitere Folge der Hit-Show Tweets, die schlecht gealtert sind.
Und als Grande Finale lieferte uns Trumps Wahlkampf-Team eine köstliche Episode der Reihe Kann man nicht erfinden. Donald Trump kündigte nach dem Sieg seines Opponenten an, eine große Pressekonferenz im Four Seasons in Philadelphia zu halten – ja, klar, da denkt man direkt ans Hotel –, musste sich aber später korrigieren. Das Wahlkampf-Team hatte augenscheinlich das falsche Four Seasons gebucht. Trump-Fans, sein Team, Medien-Vertreter und Kamerateams fanden sich schließlich auf dem Parkplatz einer Landschaftsgärtnerei namens Four Seasons Total Landscaping wieder – zwischen einem Sex-Shop und einem Krematorium.
Es ist halt auch echt zu gut!
Eine Wahl schreibt Geschichte
Wir können uns nun also zurücklehnen und ein paar Meilensteine rekapitulieren, die diese Wahl mit sich brachte. Mit Kamala Harris ist nicht nur erstmals eine Frau Vize, sondern eine Frau mit indigenen und afrikanischen Ahnen.
Was sonst noch geschah:
- Der Demokrat Reverend Raphael Warnock erhält in Georgia als erste schwarze Person einen Senatssitz.
- Sechs Personen indigener Abstammung ziehen in den Kongress ein, davon drei Frauen und drei Männer und darunter drei demokratisch und drei republikanisch.
- In Missouri wurde die Demokratin Cori Bush die erste schwarze Abgeordnete in den Kongress gewählt.
- Mit den Demokraten Ritchie Torres und Mondaire Jones wurden erstmals offen homosexuelle schwarze Männer in den Kongress gewählt.
- Der Republikaner Madison Cawthorn ist mit 25 Jahren der jüngste Kongress-Abgeordnete der vergangenen 50 Jahre.
- Die Demokratin Sarah McBride ist die erste Transgender-Person, die in den Senat gewählt wurde.
- Mauree Turner ist die erste muslimische Abgeordnete in Oklahoma’s Parlament, außerdem die erste schwarze Person, die den 88. Bezirk von Oklahoma repräsentiert und sie ist die erste nicht-binär-identifizierende Abgeordnete jemals in einem Bundesstaats-Parlament.
Wenn euch dieser Artikel gefallen hat, könnte euch auch unsere Tweet-Sammlung zur Wienwahl interessieren. Großartige Twitter-Reaktionen auf Trumps Sager, die österreichische Bevölkerung lebe in Waldstätten, haben wir ebenfalls zusammen gefasst.
(c) Beitragsbild | Screenshot der Karten-Darstellung der Wahlergebnisse auf ABC-News | 1000things