Die coolsten Höhlen in Niederösterreich
Jetzt geht’s abwärts! Wir nehmen euch mit auf Streifzug durch den Untergrund Niederösterreichs. Also schnürt die Wanderschuhe fest, sonst haut euch die Kulisse aus den Socken. Kommt mit zu den coolsten Höhlen in Niederösterreich!
Tropfsteine, steinerne Labyrinthe, Perlsinter, Fledermäuse – wenn es das Wetter mal wieder nicht so gut mit uns meint, bietet sich die Besichtigung eines der zahlreichen unterirdischen Labyrinthe Niederösterreichs an. Insgesamt gibt es derzeit 26 Höhlen, die aufgrund ihrer naturwissenschaftlichen oder ökologischen Bedeutung unter Naturschutz stehen. Daneben verstecken sich aber natürlich noch unzählige kleinere Höhlensysteme in unseren Bergen und Wäldern. Leider ist das Betreten mancher dieser Höhlen in Niederösterreich entweder gar nicht oder nur mit erfahrenen Guides gestattet. Eine gemütliche Wanderung und ein kurzer Blick durch das steinerne Tor lohnen sich aber allemal.
Ötscher-Höhlensystem und Ötscher Tropfsteinhöhle
Mit rund 26 Kilometern Länge ist das Ötscher-Höhlensystem die längste und tiefste Höhle Niederösterreichs. Dass eine Verbindung zwischen den zwei separaten Kalk-Eingängen namens Geldloch und Taubenloch besteht, wurde erst im Jahr 1994 entdeckt. Schon Kaiser Rudolf II unternahm 1592 eine Expedition zum Geldloch, da Gerüchte kursierten, dass in der Höhle Gold und andere Schätze zu finden seien. Aufstocken konnte er sein Vermögen dort allerdings nicht. Dafür entdeckte Trupp aber Spuren früherer menschlicher Anwesenheit in der Höhle.
Schwer zu sagen, welcher Scherzkeks bei der Namensgebung der Gänge und Hallen wie dem Lachmonster, dem Hirnlosen Gang, dem Planet der Affen oder der Alzheimerhalle beteiligt war – selten gibt es jedoch eine Ansammlung so vieler kreativer Bezeichnungen wie hier. Die Eingänge Geldloch und Taubenloch liegen im Rauhen Kamm, den man von der Talstation des Großen Ötscherlifts aus erwandern kann. Bis heute ist das unterirdische Gebiet jedoch noch nicht vollständig erforscht und die Begehung leider nur für wissenschaftliche Zwecke gestattet.
Wem der Blick durch die Eingangstore nicht reicht, kann als Alternative einen Ausflug zur rund 20 Kilometer entfernten Ötscher Tropfsteinhöhle im Naturpark Ötscher-Tormäuer machen. Dort warten Stalaktiten, Stalakmiten und ein unterirdischer See darauf, erkundet zu werden. Auch sie hat am Wochenende und an Feiertagen geöffnet, im Juli und August auch am Mittwoch.
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Ötscher Tropfsteinhöhle | Tormäuerstrasse 64, 3292 Gaming
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1. Mai bis 26. Oktober 2023
Hermannshöhle
Im Eulenberg nordwestlich von Kirchberg am Wechsel liegt die größte Tropfsteinhöhle Niederösterreichs. Ihren Namen erhielt sie von Hermann Steiger von Amstein, dem ehemaligen Verwalter der Burg Feistritz. 1843 untersuchte er die Höhle genauer und fand einen Durchgang zum sogenannten Windloch, dem heutigen Haupteingang. In ihren Gängen, die sich labyrinthartig über mehrere Etagen und 73 Höhenmeter erstrecken, wird man mit Sicherheit der einen oder anderen Fledermaus begegnen. Immerhin beherbergt sie 17 verschiedene Arten und ist damit die artenreichste Fledermaushöhle Österreichs. Die besonders tropfsteinreichen Teile der Hermannshöhle waren unter anderem sogar Drehort für den österreichischen Nachkriegsfilm „Geheimnisvolle Tiefe“ von 1949.
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Hermannshöhle | Hermannshöhle, 2800 Kirchberg am Wechsel
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1. April bis 5- November 2023
Eisensteinhöhle
Die Eisensteinhöhle in Bad Fischau wurde 1855 durch Zufall bei Steinbrucharbeiten entdeckt und ist ideal für alle unter euch, die es beim Höhlenbesichtigen gerne etwas wärmer haben. Eine Thermalquelle am tiefsten Punkt der Höhle beschert nämlich ein Höhlenklima von ganzjährig rund 13 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von feuchten 100 Prozent. Die Staub- und Pollenfreiheit der Luft wirkt sich dafür aber positiv auf Allergien und Infekte aus. Über lehmige Stufen und vier Eisenleitern steigen Besucherinnen und Besucher in 73 Meter Tiefe hinab. Dort verläuft die Eisensteinhöhle schachtartig über rund zwei Kilometer. Von Mai bis Oktober finden an jedem ersten und dritten Sonntag Führungen nach telefonischer Voranmeldung statt.
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Eisensteinhöhle | Brunn a. d. Schneebergbahn 46, 2721 Brunn an der Schneebergbahn
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Mai bis Oktober (nach Voranmeldung)
Einhorn-Tropfsteinhöhle
Am Fuße der Hohen Wand gelegen, erreicht man die Einhornhöhle nach einem rund 20-minütigen Wanderweg von Dreistetten aus. 1927 wurde sie von Otto Langer Senior entdeckt und als Schauhöhle zugänglich gemacht. Nur im Zweiten Weltkrieg diente sie zeitweilig als Zufluchtsstätte. Über einen künstlich angelegten Stollen erreicht man den tatsächlichen Eingang zur 80 Meter langen Höhle.
Neben den Tropfsteinen kann man auch noch Tierknochen aus dem Pleistozän (vor 2,6 Millionen bis 11.700 Jahren) bewundern – nein, leider keine Einhornknochen, dafür aber besonders häufig die des Höhlenbären. Viele davon, und Überreste aus Bronze- und Hallstattzeit, wurden in den Schächten gefunden. Wer ganz genau schaut, kann an manchen Stellen sogar noch einzelne Zähne oder Knochen in den Gesteinsschichten entdecken. Gut erhaltene Skelette werden in der Höhle ausgestellt. Geöffnet ist die Einhornhöhle bei Schönwetter an Sonn- und Feiertagen, ihr könnt sie im Rahmen einer Führung besuchen.
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Einhorn-Tropfsteinhöhle | Dreistetten 42, 2753 Markt Piesting
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April bis September
Nixhöhle
In der Pielachtaler Tropfsteinhöhle, nicht weit von Frankenfels entfernt, müssen Besucher*innen am Hin- und Retourweg insgesamt ganze 1.040 Treppen bewältigen, um das volle Ausmaß der Gänge und Hallen zu entdecken. Ihren Namen hat die Nixhöhle von den milchigen Kalkablagerungen. Im Volksmund werden sie auch „Nix“, lateinisch für „Schnee“, genannt. Die Madonna, der Kaskadenfall und die Märchenseen sind nur drei der eigenwilligen Tropfsteingebilde, die man am Weg durch die Höhle bestaunen kann. In ihrem Inneren wurde außerdem das Skelett eines Höhlenbären gefunden, das noch weitaus älter ist als jenes in der Allander Tropfsteinhöhle. Vor rund 20.000 Jahren verendete das Tier hier und wurde im Gestein eingeschlossen. Im Rahmen einer Führung könnt ihr die Höhle besuchen, die Termine findet ihr auf der Website.
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Nixhöhle | Rosenbühelrotte 21, 3213 Frankenfels
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1. Mai bis 26. Oktober 2023
Rax-Eishöhle
Rund 500 Meter nördlich der Neuen Seehütte, ganz in der Nähe des Preinerwandkreuzes auf der Rax, findet man den Eingang zu einer von knapp 200 kleineren und größeren Höhlen im Wettersteinkalk. Das Besondere an der Rax-Eishöhle ist allerdings, dass der etwa acht Meter tiefe Schacht bis in den Sommer hinein mit Schnee gefüllt ist. Besonders schön anzusehen sind vor allem die „Sauzähne“, wie die unzähligen, beinahe durchsichtigen Kalzitkristalle im Volksmund lange genannt wurden.
Da der restliche Schutt der Höhle rotbräunlich gefärbt ist, ergibt sich damit ein außergewöhnliches Bild. Der Weg zur Rax-Eisöhle ist aber auf jeden Fall mit Vorsicht zu genießen. Immerhin befindet man sich hier auf keinem gemütlichen Wanderpfad, sondern in alpinem Gelände mit Geröll und nur wenigen Latschen zum Festhalten. Eine gute Wanderausrüstung ist für diesen absoluten Geheimtipp also durchaus von Vorteil.
Teufelslucke
Zwischen Röschitz und Roggendorf befindet sich über den Ufern des Maigner Baches die Teufelslucke, von den Einheimischen auch „Fuchsenlucke“ genannt. Die Schichtgrenzhöhle zwischen Granit und Kalksandstein ist der bedeutendste Höhlenhyänenhorst Österreichs. In ihrem Inneren wurden über 30.000 Knochen der Höhlenhyäne, von Mammut, Wollnashorn, Pferd, Urrind, Höhlenbär, Ren, Riesenhirsch, Wolf und verschiedenen Kleinsäugern aus dem Jungpleistozän (vor 127.000 bis 11.784 Jahren) gefunden.
Der Boden der Höhle ist noch heute mit Sand bedeckt – ein Überbleibsel der Eggenburger Bucht, die vor 20 Millionen Jahren noch der Strand eines subtropischen Meeres war. Im Eggenburger Krahuletzmuseum, benannt nach dem Heimatforscher Johann Krahuletz, der 1874 die Höhle und ihre Schätze erforschte, findet ihr genauere Informationen dazu. Leider ist das Betreten der Höhle nicht gestattet.