Die Lust am Schönen entdecken im MAK
Sagmeister hat bereits 2015 und 2016 mit „the happy show“ für einen unterhaltsamen und spannenden Aufenthalt im MAK gesorgt. Dabei ging es um die Auswertung seiner zehn Jahre andauernden Untersuchung des Glücks. Anhand von Videos, Drucken, Infografiken und interaktiven Installationen wurde dem Besucher das Thema Glück veranschaulicht.
Der Schönheit auf der Spur
Nun geht es in die zweite Runde, mit einem ebenso interessanten Blick auf die aktuelle Recherchegrundlage. Dieses Mal wurde das Thema „Beauty“ in das Betrachtungszentrum gerückt. Sagmeister und Walsh haben in ihrem Ausstellungsprojekt ein multimediales Plädoyer für die Lust am Schönen geschaffen. Sie entführen uns auf drei Ebenen des MAK in unterschiedliche Situationen. Man kann selbst entscheiden, teilhaben und spüren. Es wird untersucht, warum sich Menschen von Schönheit angezogen fühlen und welche positiven Effekte sie haben kann.
Vor Ort seht ihr nicht nur Bilder von Gebäuden, sondern bekommt auch Einblicke in Produktdesign, Grafiken und Stadtplanung. Warum das Konzept der Schönheit funktioniert und gar der Schlüssel zu manchen Problematiken ist, wird ebenso hinterfragt, wie eure Meinungen zu diversen Ausstellungsstücken.
Ein Rundgang durch die Ausstellung
Bereits der Eingang macht neugierig: Die Besucher gelangen nur durch einen ornamentalen Nebel in das MAK. An der Kassa bekommt ihr beim Bezahlen einen Papierstreifen ausgehändigt. Ihr findet darauf fünf Jetons zum Herausdrücken. Im gesamten MAK verteilt stehen Ausstellungsstücke, bei denen ihr mit den Jetons voten und mitraten könnt. Über euch rascheln leise, unzählige Plastiksackerl, die zu einer einzigen großen, wogenden Welle angeordnet sind. Daneben steht ein ausgestopfter Pfau, der den Schönheitssinn in der Tierwelt vereinfacht darstellt: Symmetrie und schillernde Opulenz, um den besten Partner zu finden. Um es vorab kurz zusammenzufassen: Es sind viele Eindrücke, die unentwegt und hintereinander auf den Besucher niederprasseln.
Augen auf bei der Schönheitsfrage
Im Untergeschoss werden auch ungewöhnliche Ausstellungsflächen bespielt: Versteckte Sprüche an den Wänden, musikalische Klänge im Dunkeln und Toilettenpapier für die Qual der Wahl – so solltet ihr bei Sagmeister und Walsh eure Augen und Ohren überall haben. Die Präsentation von Schönheit wird auf eine so vielfältige Weise dargestellt, dass einige Ausstellungsstücke zu wenig erklärt bleiben und man sich mehr Hintergrundinfos wünschen würde. Warum empfinden zum Beispiel so viele Menschen den Geruch eines Moleküls als anziehend, während Brotgeruch, Blumenwiesen- und Zitrusduft weiter zurückliegen? (Hierbei handelt es sich um eine interaktive Befragung, bei der ihr mit euren Jetons abstimmen könnt) Doch auch die fehlenden Erklärungen mindern nicht die Freude an der Ausstellung. Immerhin kann so jeder Besucher seine eigenen Ideen und Gedanken aus der Ausstellung mitnehmen und gibt zudem viele kleinere und größere Anregungen zum Nachdenken und Diskutieren.
Sagmeister und Walsh haben wohl unter anderem so viel Erfolg mit ihrer Ausstellung „Beauty“, da sie das Thema mit einer kindlichen Neugier angehen. Einfache Dinge werden neu interpretiert und die Erklärung der Schönheit wird auf verblüffend vereinfachte Form präsentiert. Nichts ist wertend oder in Stein gemeißelt. So hat man Ende vielen neuen Input, ohne sich jedoch belehrt zu fühlen.
Der sensorische Raum
Ein besonderes Erlebnis soll der Besucher in dem sogenannten sensorischen Raum erfahren. In Zusammenarbeit mit Swarovski wurde ein Raum entwickelt, der basierend auf Umfragen zur Maximierung der Schönheit für die Sinne, drei wesentliche Wohlfühlkomponenten des Menschen vereint. Zu hören ist ein malaysischer Flugfrosch, für die Nase gibt es den Duft von Zitrusfrüchten und für die Augen die Abendstimmung eines Sonnenunterganges. Die Reaktionen sind verschieden und eine Kombination aus drei angeblich wohltuenden Eindrücken kann auf die Besucher sehr verschieden wirken.
Studien besagten,…
…dass Braun die hässlichste Farbe für viele Menschen ist. Zudem ist das Rechteck die hässlichste Form. Wenn man beides zusammenfügt, müsste demnach ein braunes Rechteck eines der hässlichsten Dinge sein, das man zu Gesicht bekommt. Die Bauindustrie sieht dies anders und der Besucher bekommt ein vielfältiges Potpourri an Bildern serviert, auf denen zu sehen ist, dass gerade braune Rechtecke für unser Wohnen unausweichlich sind und in der Architektur oft vorkommen.
Damit sind wir auch schon in der oberen Etage angelangt. Hier kann man seine Ästhetikkenntnisse bei der Entscheidung von Fälschung und Original testen. Aber auch durch bunte Schweinsblasen hindurchgehen, die vielleicht erst dann ein Unbehagen auslösen können, sobald man weiß, worum es sich handelt.
Stefan Sagmeister spielt mit den Erwartungen der Besucher und zeigt zudem in einem kleinen Nebenraum auf, wie bereits kleine Kunstgriffe die Umwelt und dunkle Orte verändern könnten. Schönheit ist demnach überall, wir müssen sie nur erkennen. Die Ausstellung im MAK ist dafür eine gute Übung.
In das MAK kommt ihr dienstags zwischen 10 und 22 Uhr sowie mittwochs bis sonntags von 10 bis 18 Uhr für 12€ bzw. 9 € mit Ermäßigung hinein.
Tipp der Redaktion: Dienstags kostet der Eintritt zwischen 18 und 22 Uhr nur 5 €. Die Ausstellung könnt ihr noch bis zum 31. März 2019 besuchen.
Passend zum Thema haben wir bei 1000things.at auch die schönsten Männer Wiens 2018 gekürt. Wer unter unseren Favoriten ist, könnt ihr am Blog nachlesen.
Wer einen Stadtbummel mit Glühwein in der Hand unternimmt, wird unweigerlich an Wiens schönsten Fassaden vorbeikommen. Alle Infos könnt ihr vorab bei uns zu den einzelnen Gebäuden lesen.
(c) Beitragsbild | Aslan Kudrnofsky | MAK