Die schirchsten Orte in Graz
Achtung, jetzt wird’s schirch. Und wir lieben es! Wir haben euch auf Facebook und Instagram nach den eurer Meinung nach schirchsten Orten in Graz gefragt – und hier sind sie.
Eins vorweg: Wir lieben Graz. Graz ist schön. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten, und manchmal finden wir den Schatten noch ein bisserl spannender als die gut ausgeleuchteten, sonnenbestrahlten Ecken. Das ist gar nicht mal so weit hergeholt: Mitte des 19. Jahrhunderts veröffentlichte der deutsche Philosoph Karl Rosenkranz bereits seine Ästhetik des Hässlichen – das Hässliche wurde dadurch zu einer bedeutenden ästhetischen Kategorie. Schirch kann also auch schön sein. Oder so. Paradox der Hässlichkeit nennt man das in der Philosophie. Also das Phänomen, dass Dinge, die nach den geltenden Maßstäben als hässlichen empfunden werden müssten, durchaus ästhetischen Reiz besitzen können. Nach diesem Reiz haben wir euch gefragt: Über Facebook und Instagram wollten wir von euch wissen, was eurer Meinung nach die schirchsten Orte in Graz sind.
Jakominiplatz
Der Jakominiplatz ist einer der wesentlichen Verkehrsknotenpunkte der Stadt. Und Verkehrsknotenpunkte haben es nun einmal an sich, dass sie nicht unbedingt besonders sexy sind. Müssen sie auch nicht, geht ja auch eher darum, möglichst schnell von A nach B und damit von ihnen weg zu kommen. Der Wohlfühlfaktor rückt da in den Hintergrund, auch optisch. Dafür kreuzen und queren alle Straßenbahnlinien, zehn Buslinien, einige Regionalbuslinien und die Grazer Nightline den ziemlich kahlen, betonierten Jakominiplatz mit seinen charakteristischen gelben Laternenpfosten.
Griesplatz
Auch der Griesplatz wurde von euch einige Male nominiert als schirchster Ort in Graz. Und auch in diesem Fall ist das wohl auf seine Rolle als Verkehrsknotenpunkt zurückzuführen. Naja, wenigstens ist die Aussicht auf den Schlossberg von hier aus ganz hübsch:
Andreas-Hofer-Platz
Der Andreas-Hofer-Platz fällt architektonisch wohl eher unter die Kategorie Betonwüste. Das liegt allerdings in der Natur der Sache, wird er doch vorrangig durch die große Parkgarage dominiert. Und natürlich durch den 28 Meter hohen Lichtmasten, den der Verein “mehr licht” voriges Jahr übrigens in eine gigantische Trommel umgestaltet hat. Die Anlehnung an Die Blechtrommel von Günter Grass sollte ein Zeichen setzen gegen Ausgrenzung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Auch wenn der Platz selbst wohl einer der schirchsten Orte in Graz ist – diese Message finden wir besonders schön!
Annenstraße
In den 70ern galt die Annenstraße in Graz noch als drittgrößte Einkaufsstraße Österreichs. Von diesem Ruhm und Glanz sind heute allerdings überwiegend verstaubte Auslagen übrig. Aber auch das kann ja einen gewissen Charme haben, haben wir uns sagen lassen. Übrigens ist die Annenstraße auch eine von vier Geometerstraßen in Graz, die auf einen bestimmten Punkt hin ausgerichtet sind – in diesem Fall die Franziskanerkirche – und in die vier Himmelsrichtungen ausstrahlen. Auch nicht schlecht. Apropos auch nicht schlecht: Das Café Wolf auf der Annenstraße hat sich etwa längst zum urigen Szene-Treff der Kreativszene gemausert. So geht es ja oft: Zuerst der Leerstand, dann kommt die Kreativszene, dann die Gentrifizierung – und wer weiß, vielleicht wird die Annenstraße ja doch irgendwann wieder eine der bedeutendsten Einkaufsstraßen des Landes.
Kärntner Straße
Wer “Kärntner Straße” hört, denkt vielleicht reflexartig auch erst mal an historische Prunkbauten, die breite Fußgängerzone und die vielen Geschäfte, durch die sich die Menschenmassen jedes Wochenende in Wien schieben. Denkste. Nicht nur Wien hat nämlich eine Kärntner Straße, auch Graz hat eine, nur eben eine, nun ja, etwas andere. Im Unterschied zu ihrer Wiener Namensvetterin ist sie keine Flaniermeile, sondern eine Bundesstraße und als solche prädestiniert für einen eher schirchen Ort in Graz. Statt Schuhgeschäften findet man hier Autohäuser, statt schmucker Prachtbauten weitläufige Möbelhäuser. Aber die müssen ja auch irgendwo stehen.
Tummelplatz
Früher nannte man den Grazer Tummelplatz auch Ufo-Landeplatz, weil der Boden durchzogen war mit Leuchtioden. Auch das weiße Raster ist ganz charakteristisch, das sich über den gesamten Platz zieht. Trotz Bäumen wirkt er immer irgendwie kahl und überasphaltiert, ein Platz, der bespielt werden will. Tatsächlich tummelt sich am Tummelplatz allerhand buntes Treiben – am nischigen Weihnachtsmarkt “Bundes aus aller Welt” etwa, oder wenn das Café Schäffners endlich die Gastgarten-Saison einläutet.
Ihr wollt noch weiter in die Ästhetik des Hässlichen eintauchen? Wir zeigen euch die schirchsten Orte in Linz und Wien.