7 schöne Flusswanderungen in Österreich
Für eine längst überfällige Dosis Urlaubsfeeling zieht es uns dieses Mal an idyllische Gewässer in Österreich. Wir nehmen euch mit zu den schönsten Flusswanderungen quer durchs Land – perfekt, um Sonnenstrahlen und Abkühlung zu genießen!
Vielleicht ist es das beruhigende Geräusch des Dahinplätscherns, vielleicht der befriedigende Anblick der unendlichen Weite in geschlängelter Form oder das erfrischende Gefühl, nachdem man sich mit den Zehen hineingewagt hat: Flüsse lösen einfach etwas in uns aus. Damit auch ihr in den Flussgenuss kommt, zeigen euch die besten Plätze für eine Flusswanderung in Österreich.
Die Piesting und der Myrabach in Niederösterreich
Nördlich des Schneebergs entspringt ein recht unscheinbarer Quell, der sich aber entlang der Gutensteiner Alpen und des Wiener Beckens zu einem ansehnlichen Fluss mit zahlreichen Nebensystemen entwickelt. Über 90 Kilometer lang und bis zu drei Meter tief ist sie: die Piesting. Auf ihrem Weg in die Fischa durchquert sie zunächst das sogenannte Biedermeiertal. Der Name kommt nicht von ungefähr, denn die grünen Hügellandschaften und weitflächigen Plateaus, welche die Piesting stets begleiten, dienten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Inspiration für zahlreiche Biedermeier-Künstler wie Ferdinand Raimund.
Startet man seine Tour vom verträumten Örtchen Markt Piesting aus, kann man sich schon auf eine gehörige Portion Idylle einstellen. Über die Dr.-Jakob-Braun-Promenade lässt man das Zentrum langsam hinter sich und trifft auf wildromantische Ufer und schmale, reißende Passagen der Piesting. Nur wenige Ortschaften weiter befinden sich die bekannten Myrafälle. Wenn ihr von den tosenden Wassermassen am Hausberg noch nicht genug habt, dann verfolgt den Ausläufer der Wasserfälle, den Myrabach, über das Tal entlang bis nach Pernitz. Dort habt ihr an der Sixtstraße nochmals einen wunderbaren Ausblick auf das Bächlein, das von bunten Biedermeier-Maisonettes umgeben ist.
Traisen und Türnitz in Niederösterreich
Wir bleiben in Niederösterreich und begeben uns auf die Spuren der Traisen, einem Nebenfluss der Donau. Sie entspringt in den Kalkalpen und zieht sich auf etwa 80 Kilometern durch das südliche Niederösterreich, bis sie in der Donau mündet. Wenn ihr die Traisen und die Türnitz entlang wandern wollt, bietet sich die Etappe 4 des Weitwanderwegs Via Sacra an. Die Via Sacra ist ein Pilgerweg, der in fünf Etappen von Wien nach Mariazell führt.
Wir starten die ganztägige, rund 30 Kilometer lange Wanderung in Lilienfeld und folgen der Traisen bis nach Schrambach. Dort fließen die Unrechttraisen und die Türnitzer Traisen zusammen. Anschließend folgt ihr dem Türnitzer Bahnradweg und durchwandert den Langen Wald der Türnitzschlucht, bis ihr zum Fuße des Annabergs kommt. Jetzt heißt es noch einmal bergauf gehen und das Steilstückerl bezwingen, bis ihr mit dem Wallfahrtsort Annaberg das Ende der vierten Etappe erreicht
Bei Annaberg entspringt übrigens auch die Türnitz, einer der beiden Quellflüsse der Türnutzer Traisen. Nun seid ihr auf der Hochebene des Mariazeller Landes angekommen. Wer die Via Sacra weitergeht, wandert auf der 5. Etappe über die „Heiligen Berge“ bis nach Mariazell weiter. Dabei ist der Panoramablick auf die Berglandschaft Niederösterreichs und der Steiermark euer ständiger Begleiter.
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Die Wulka im Burgenland
Die Wulka entspringt unterhalb des Heubergs im Rosaliengebirge und mündet schließlich in den Neusiedler See. Auf dem Weg dorthin zieht sich der kleine, aber feine Fluss fast lautlos durch mehrere hübsche Ortschaften des Nordburgenlands. Am meisten zu sehen bekommt ihr, wenn ihr euch ein Rad schnappt und von Wulkaprodersdorf startet – dorthin gelangt man am besten mit dem Zug. Ihr radelt dann direkt an der Wulka entlang, die euch über Trausdorf, Oslip und Oggau nach Donnerskirchen führt, wo auch schon der Neusiedler See wartet.
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Der Weg gestaltet sich verträumt, fast so als würdet ihr euch zwischen Äcker und Weinreben in einem Van-Gogh-Bild wiederfinden. Ist euch das dann doch zu malerisch, könnt ihr in einem der unzähligen Heurigen das ein oder andere Gläschen Wein verkosten. In Donnerskirchen angekommen gibt es die Möglichkeit, bei einer Wulka Safari euer Wissen über die Vogel- und Unterwasserwelt des Neusiedler Sees aufzufrischen. Vom Bahnhof in Donnerskirchen gelangt ihr dann als angeheiterte Fluss- und See-Expert*innen wieder safe nachhause.
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Die Steyr in Oberösterreich
Von cholerisch bis sanftmütig – die Steyr nimmt auf ihrem Weg von Hinterstoder bis in die Stadt Steyr zahlreiche Charakterzüge an. Eine Eigenschaft kann ihr jedenfalls niemand streitig machen: Sie ist regelrecht historisch. Ihre Entstehung reicht in die Mindel-Eiszeit zurück, wodurch die Steyr rund 100 Millionen Jahre auf dem Buckel hat. Früher diente sie vor allem als wirtschaftliches Hilfsmittel, etwa für den direkten Antrieb von Mühlen oder Schmiedehämmern. Wegen seiner Kraft ist der Fluss auch heute eine wichtige Energiequelle für die Stromerzeugung – ein wunderschönes Kraftwerk im Jugendstil findet ihr zum Beispiel in Göritz.
Der geschichtliche Aspekt des Flusses kommt rund um die gleichnamige Stadt Steyr besonders zur Geltung. Im Stadtteil Wehrgraben könnt ihr den Fluss auf seiner Reise durch die geheimnisvollen kleinen Gassen begleiten. Das Klappern der Mühlen weist dabei auf die Produktionsstätten längst vergangener Tage hin. Noch immer nutzen einige Handwerker*innen und Künstler*innen diese nostalgische Atmosphäre als Inspirationsquelle. In einem mittelalterlichen Hinterhof neben der Michaelerkirche könnt ihr etwa feine handgemachte Keramik ergattern.
Wer es stürmischer mag, spaziert nur wenige hundert Meter weiter in Richtung Wasserturm. Dort könnt ihr den Zusammenfluss der Steyr und der Enns in einem tosenden Spektakel an weitläufigen Ufern hautnah miterleben. Nur 20 Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt, zeigt sich die Steyr im Rahmen der Unterhimmler Auen von ihrer sanften, naturbelassenen Seite. Schotterablagerungen der Eiszeit formen romantische Kiesstrände, die zu einem Gang ins glasklare Wasser einladen.
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Die Donau bei Nußdorf in Wien
In unserer Sammlung darf auch jener Fluss nicht fehlen, der in Österreichs heimlicher Hymne im Mittelpunkt steht. Die Rede ist von der Donau. Sie fließt natürlich nicht nur durch Wien, hat für die Stadtmenschen seit jeher jedoch einen besonderen Erholungscharakter. Mit der Alten Donau, der Neuen Donau, dem Donaukanal und den Donau-Auen gibt es da schon das eine oder andere Plätzchen, wo man so richtig schön entspannen kann. Streng genommen sind die Alte und Neue Donau aber gar keine Fließgewässer mehr, da sie im Zuge der Hochwasserregulierung vom Hauptstrom getrennt wurden. Dieser ist somit eigentlich ein wenig in Vergessenheit geraten, weshalb wir ihn hier hochleben lassen möchten.
Ein perfekter Ausgangspunkt für einen noch recht unerforschten Spaziergang ist der Bahnhof Nußdorf, von dort aus könnt ihr zu Fuß die Relegasse entlang gehen. Nach nur wenigen hundert Metern erreicht ihr die Donaupromenade. Lasst euch nicht von der anfangs stark befahrenen Straße beirren – je weiter ihr in Richtung Wiener Pforte spaziert, desto feiner wird es. Ihr kommt an Rudervereinen, idyllischen Ufern und einigen Radlertreffs vorbei. Letztere halten Spritzer und ein g’schmackiges Schmalzbrot bereit. Wenn ihr danach gestärkt seid und noch weiter gehen wollt, könnt ihr vom Kahlenbergdorf über den Stadtwanderweg 1a den Leopoldsberg besteigen und das Eintreffen der Donau aus Niederösterreich in Wien von oben verfolgen.
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Die Salza in der Steiermark
Sicherlich ist eine Wanderung entlang der bekannten Enns – vor allem zwischen Mandling in Salzburg und dem Gesäuse in der Steiermark – ein wahres Abenteuer. Ein absoluter Geheimtipp in dieser Gegend ist aber die Salza. Sie ist als Nebenfluss der Enns quasi mit ihr verwandt, gilt jedoch als naturbelassener. Mit ihrem glasklaren, teils türkisenen Wasser könnte man an bestimmten Stellen fast von karibischem Flair sprechen.
Durch die vielen Schluchten liegt die Salza relativ tief, wodurch spazieren, baden oder verweilen direkt am Wasser nicht überall möglich ist. Darüber dürfen sich aber Wassersportler*innen freuen, die sich beim Rafting oder Canyoning ungestört mitreißen lassen können.
Spaziergänger*innen kommen vor allem an der oberen Salza auf ihre Kosten. Dabei ist der Ort Rasing in der Gemeinde Mariazell ein guter Ausgangspunkt. Von dort aus gelangt ihr über den Waldweg in Richtung Kreuzberg zur Salzaklamm, die von einem Wechselspiel aus hautnahem Fluss-Erlebnis und abgeschiedenen Wegen durch den Wald geprägt ist. Zahlreiche Sandbänke laden zur gemütlichen Rast oder zu einem Sprung ins kalte Nass ein. Rund zwei Stunden und acht Kilometer später erreicht ihr wieder euren Ausgangspunkt.
Die Gailitz in Kärnten
Ein wenig italienisches Urlaubs-Feeling findet ihr, wenn ihr die Gailitz an der Kärntner Grenze erkundet. Sie ist quasi ein Mitbringsel aus Italien, denn sie entspringt am Rio Lago, durchfließt den Lago di Predil und trifft bei Thörl-Maglern auf einer Seehöhe von 600 Metern auf österreichisches Staatsgebiet. Bevor die Gailitz – Italiener*innen nennen sie Slizza – in die bekanntere Gail mündet, entfaltet sie sich zu einem regelrechten Naturjuwel. Das war aber nicht immer so, denn bis 1988 wurde der Fluss durch das Abwasser der Bleihütte bei Thörl stark verunreinigt. Erst seit Kurzem fühlen sich hier auch wieder Fische – vorwiegend Bachforellen – wohl.
Kaum zu glauben, aber mittlerweile zeigt sich das Wasser fast überall von seiner glasklaren Seite und gibt den Blick auf farbenprächtige Steine frei. Einen absoluten Geheimtipp findet ihr in Arnoldstein: Hier startet ihr beim Schrottturm und gelangt über einen kleinen Hügel direkt ans Ufer der Gailitz, wo ihr flussaufwärts in Richtung Italien schlendert. Packt am besten auch Klappsessel und ein paar Drinks ein, denn ihr gelangt nach nicht einmal 20 Minuten zu einer fein sandigen, türkis glitzernden Einbuchtung, die einer italienischen Lagune gleicht. Hier zu verweilen ist quasi ein Muss. Wer einen Fuß über die Staatsgrenze setzen will, kann dann noch rund eine Stunde nach Tarvis weiterspazieren.