Die TV-Held*innen unserer Kindheit und was aus ihnen wurde
Achtung! Dieser Text könnte deine Kindheitserinnerungen maßgeblich zerstören. Denn wir haben uns auf die Suche nach ein paar TV-Helden aus unserer Kindheit gemacht – und fühlen uns jetzt wie Senior*innen.
Ein Knopfdruck auf der Fernbedienung, ein kurzes Warten auf das Aufflackern der Flimmerkiste, und schon war der Nachmittag gerettet: dank der TV-Held*innen unserer Kindheit. Mittlerweile sind die meisten davon zusammen mit uns längst in die Jahre gekommen bzw. ganz von der Bildfläche verschwunden. Tragisch, konfrontiert uns das doch brutal damit, dass wir vielleicht auch keine allzu jungen Hüpfer mehr sind. Weil wir uns schon viel zu lange fragen, wo Confetti und Co über die Jahre eigentlich abgeblieben sind, haben wir uns auf Spurensuche nach ein paar Stars aus unserer Kindheit begeben. Achtung: Dieser Artikel könnte kurzzeitig das Gefühl auslösen, man wäre 95.
Confetti & Rolf Rüdiger
„Confetti Tivi – uh uh uh uuuh yeah!“ Könnt ihr euch noch an das wuschelige, nicht näher identifizierbare gelbe Monster mit den grünen Haaren und seinen rattigen Kumpel erinnern? Von 1994 bis 2008 begrüßten sie uns zum Kinderprogramm. Die Handpuppen wurden von Britta Hellmann und Stefan Gaugusch erfunden – und bespielt: Hellmann sprach Confetti, Gaugusch sprach Rolf Rüdiger. Wo Confetti abgeblieben ist, konnten wir leider nicht eruieren. Vielleicht hat ihn das Aus seiner Show und der abrupt schwindende Ruhm genauso zerstört wie viele andere Kinderstars. Vielleicht liegt die ausgediente Puppe aber auch verstaubt in einer Ecke des ORF-Requisitenlagers. Beides keine sehr schöne Vorstellung für das Kind in uns.
Rolf Rüdiger rockt jedenfalls weiter: Er hat sich mittlerweile einen anderen Co-Star gesucht und moderiert gemeinsam mit Robert Steiner jeden Sonntag die Rätselshow „WOW“ auf Radio Wien.
Elmer Rossnegger
Er gehörte so fest zum Kiddy Contest wie das Goldketterl zu Rolf Rüdiger: Die Rede ist natürlich von Moderator Elmer Rossnegger, der jahrelang die Kinder-Castingshow moderiert hat und fixer Bestandteil der Stars des ORF-Kinderfernsehen war. Seit 2012 wird der Kiddy Contest auf Puls4 übertragen. Rossnegger moderiert immer noch, allerdings nicht diese Show. Im September 2018 führte er etwa durch das Bühnenprogramm des Hietzinger Bezirksfests. Große Fernsehbühne ist das zwar keine mehr, aber immerhin eine Bühne.
Tante Ingrid
Zum ORF-Urgestein gehört definitiv auch Ingrid Riegler, obwohl man ihr das Urgestein kaum ansieht. Jahrelang moderierte sie als „Tante Ingrid“ die Kindershow „Am Dam Des“ und danach „Mimis Villa Schnattermund“. Danach verschwand sie zwar nach und nach aus dem Kinderfernsehen, aber längst nicht von den Bildschirmen. Als gestraffte Society-Lady, die aus ihren schönheitschirurgischen Tunings keinen Hehl macht, sieht man sie hier mal auf einem roten Teppich, da mal in den Seitenblicken. Mit ihrem Online-Tagebuch „Jetzt oder nie“ stieg sie sogar in die Untiefen des heimischen Polter-Boulevards ab. Die heute 68-Jährige setzt schon lange auf die Gesundheits- und Fitness-Schiene und hält Vorträge zu Themen, die zwischen Esoterik und Jugendwahn schwanken. „Ich kann das alles wohl so gut erklären, weil ich es von früher her gewohnt bin, Kindern Dinge zu erklären“, sagt sie gegenüber News.at.
Ob das mit der Medizin wirklich alles so kinderleicht ist? Wohl kaum. Wobei wir ja auch nicht Tante Ingrids Wundermittel bei der Hand haben, dass sie unter anderem auf ihrer Facebook-Seite werbetüchtig anpreist. Sie ist Testimonial für einen Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln, dem direkten Nachfolger von Vemma, das wegen seines dubiosen Schneeballsystems in Verruf geriet und mittlerweile in unseren Breiten nicht mehr erhältlich ist. Diese Zusatzstoffe sollen jedenfalls so ziemlich alles befördern – von der Sehkraft bis zur ewigen Jugend. Ja klar, Tantchen.
Die Knickerbocker-Bande
„Und wer ist dazu im Stande?“ „Na wir, die Knickerbockerbande!“ Sie sind vier und sie sind auf Zack, hieß es damals im Intro-Song zur Serie „Die Knickerbocker-Bande“. Wie so vieles damals im ORF basierte sie auf Büchern von Thomas Brezina. Die vier Pre-Teens Axel, Lilo, Poppi und Dominik mussten immer wieder teils haarsträubende Rätsel lösen. Und wir haben bei jeder einzelnen Folge mit dem Sofakissen vorm Gesicht mitgefiebert. Geschafft haben sie es am Schluss aber immer – immerhin waren sie ja auf Zack! Deshalb waren die vier mutigen It-Kids des Nachmittagsfernsehens ja auch unsere Helden. Doch was machen die Darsteller der Kinderdetektive eigentlich heute?
Die meisten von ihnen blieben beim Schauspielen, wie etwa Axel-Darsteller Michael Steinocher. Er studierte Schauspiel am Konservatorium der Stadt Wien und war bereits in Serien wie Kommissar Rex oder Tatort zu sehen. 2006 spielte er außerdem in „In 3 Tagen bist du tot“ mit und gewann dafür eine Romy als Bester Männlicher Shooting-Star. Die Spürnase rümpft er auch heute noch, und zwar seit April 2017 als Ermittler bei SOKO Donau.
Auch Janette Kössler, besser bekannt als Lilo, blieb einige Zeit dem Fernsehen treu. Nach der Knickerbocker-Bande war sie etwa in Schlosshotel Orth zu sehen sowie hier und da in Medicopter 117. Der Fernsehfilm „Molly & Mops“ war offenbar bis dato der letzte Kamera-Auftritt Kösslers.
Um einiges nachhaltiger hat sich Christina Karnicnik in die österreichische Fernsehlandschaft eingespielt. Kurz nach Ende der Knickerbocker-Bande moderierte sie erst einmal Miniversium gemeinsam mit dem damaligen Direktor des Tiergartens Schönbrunn, Helmut Pechlaner. Seit 2011 moderiert sie die Kindersendung „Hallo okidoki“, die unser liebes „Konfetti Tivi“ abgelöst hat. Nebenbei ist sie übrigens staatlich geprüfte Fitnesstrainierin und lief sogar beim „Ironman“ in Klagenfurt durchs Ziel. Was Dominik-Darsteller Daniel Lehner heute macht, ist uns nicht bekannt.
Übrigens sind nicht nur die Schauspieler erwachsen geworden. Auch die Knickerbocker-Bande selbst feierte 2017 ein Comeback mit erwachsen gewordenen Protagonisten. Zwei Teile gibt es mittlerweile: „Alle Geister ruhen unsanft“ und „Immer auf dem Laufenden“. Ob das Erwachsen-Werden der Kindheitshelden die alte Nostalgie weckt oder eigentlich doch die Kindheitserinnerungen unsanft überschreibt, muss jeder selbst entscheiden.
Beni Weber aus Art Attack
Oh, glorreiche Zeiten, als in unserer Kindheit endlich die Sat-Schüssel geliefert wurde. Endlich waren wir nicht mehr nur auf die drei heimischen Kanäle angewiesen. Und was gab es Besseres, als die neugewonnene televisionäre Freiheit zu zelebrieren als eine ausgiebige, chaotische Bastelsession, für die man nachher von den Eltern sicher Schimpfer bekommen wird? Die britische Sendung „Art Attack“ hat uns zu unzähligen Sauereien in Verbindung mit dem vermaledeiten Bastelkleber inspiriert, der in der Glotze immer aussah, als wäre er so leicht zu händeln, in Wirklichkeit aber Mütter-Gesichter zum Glühen brachte. Der erste deutschsprachige Moderator der Show war Benedikt Weber. Nach einer vierjährigen Pause übernahm sein Kollege Nicolás Artajo, der bis heute Kinder und Jugendliche mit seiner Geschicklichkeit frustriert. Benedikt Weber ist mittlerweile hauptsächlich Synchronsprecher. Seine Stimme hört ihr bis heute im Fernsehen und im Kino. Er spricht unter anderem Stan Marsh aus „South Park“.
Lustiger Side Fact, der uns beim Recherchieren untergekommen ist: Könnt ihr euch noch an den leicht verrückten Neil erinnern, der immer seine Riesengemälde präsentiert hat? Neil Buchanan war zugleich der Moderator der englischen Version der Show. Davor war er bis in die 80er-Jahre Gitarrist der Heavy-Metal-Band Marseille.
Gregor aus 1, 2 oder 3
„Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht!“ Wie oft haben wir uns gewünscht, bloß einmal zu den coolen Kindern zu gehören, die bei 1, 2 oder 3 für Österreich ins Rennen gehen und wie wild auf den leuchtenden Korridoren herumhüpfen. Die Show gibt es bereits seit 1977 im Fernsehen. Der erste Moderator war Michael Schanze, der dann von Birgit Lechtermann abgelöst wurde. Besonders im Gedächtnis blieb uns aber vor allem der, der danach kam: Gregor Steinbrenner moderierte die Sendung von 1995 bis 2005, zusammen mit den Maskottchen Fauchi, dem Drachen, Ted Tatze, dem Bären, und Piet Flosse, der Robbe. Steinbrenner ist zwar längst nicht mehr bei der Show dabei, aber immer noch als Fernsehmoderator tätig. Mittlerweile allerdings für Erwachsenen-Sender wie 3Sat oder ZDF.
Die Show gibt es übrigens immer noch. Moderiert wird sie aktuell von keinem Geringeren als Fernsehshow-Meister Elton. Von den niedlichen Maskottchen ist nur mehr Piet Flosse übrig.
Peter Lustig aus Löwenzahn
Er war der wohl sympathischste Aussteiger des deutschen Fernsehens: Peter Lustig brachte seinen jungen Zuschauern von 1981 bis 2005 in seinem blauen Wohnwagen allerhand Wissenswertes bei, von naturwissenschaftlichen Phänomenen über die Tierwelt bis zu alten Kulturen. Er kommentierte kurze Filmsequenzen, erzählte uns Bildergeschichten oder trällerte auch mal ein Lied. Immer authentisch, immer recht pragmatisch. 2002 machte sich die Boulevard-Presse über ihn her. Man unterstellte ihm, dass er Kinder nicht leiden könne, weil die Bild-Zeitung offenbar keinen Sinn für Ironie hat. In einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung sagte er, er nehme junge Menschen eben so, wie sie sind: „Sicher, Kinder stören und sind klebrig, na und?“ Recht hat er! 2006 übernahm Guido Hammesfahr als Fritz Fuchs die Sendung. Unser lieber lustiger Peter ist 2016 leider verstorben.
Na, haben wir euch genug Kindheitserinnerungen zerstört? Dann schwelgt am Blog in purer 90er-Nostalgie. Vielleicht klappt das Schwelgen in der Kindheit ja auch mit einem unserer Tricks, mit denen wir uns in Weihnachtsstimmung bringen.