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Ehrlich g’sagt: So sieht der Pflegeberuf im Krankenhaus aus
Habt ihr euch mal gefragt, wie es hinter den Mauern von Krankenhäusern und in den Patient*innenzimmern zugeht? Wir nehmen euch in den Alltag von Krankenpfleger*innen mit und geben Einblicke in den wichtigen 24/7-Beruf.
Habt ihr mal im Krankenhaus verweilen müssen und wart auf die Pflege von Anderen angewiesen? Die Zeit im Spital kann sich nicht nur vom schmerzgeplagten Aufenthalt zur erhofften Genesung entwickeln, sondern auch durch das dortige Personal zum positiven Erlebnis werden. Das top ausgebildete Team an Pfleger*innen bildet das Herzstück von Krankenhäusern und ist maßgeblich für unseren Heilungsprozess verantwortlich. In unserem Format „Ehrlich g’sagt“ nehmen wir den Pflegeberuf unter die Lupe und begleiten das fleißige Team vom Barmherzige Brüder Krankenhaus Wien durch seinen Alltag. Warum wird man Krankenpfleger*in? Welche schönen und auch nicht so tollen Seiten bringt der Job mit sich? Was ist dran an Serien wie Grey’s Anatomy und wie erkennt man als Patient*in überhaupt ein gutes Krankenhaus? All das und noch mehr haben wir die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin (kurz: DGKP) Katharina Dirr gefragt. Ihr durften wir für einen Tag lang unter die Arme greifen.
Warum ein Job in der Krankenpflege?
Zugegeben, als Praktikant*innen haben wir uns schon lange nicht mehr gefühlt. An diesem Tag dürfen wir jedoch mal wieder in einen Beruf reinschnuppern und einen Tagdienst im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien miterleben. Das Spital im zweiten Bezirk zeichnet sich vor allem durch das kostenlose Behandeln Nichtversicherter aus. Pro Jahr werden hier über 35.000 Patient*innen stationär sowie rund 140.000 ambulant behandelt. Insgesamt beschäftigt das Spital aktuell 1.000 Mitarbeitende – eine davon ist Katharina Dirr, Stationsleitung der Station Chirurgie. Seit zehn Jahren ist sie hier tätig und wollte bereits als kleines Mädchen mit Menschen arbeiten. Die Vielfältigkeit gefällt Katharina an ihrem Job am besten. Entweder ändern sich laufend Operationstechniken oder die abwechslungsreichen, schönen, aber auch nicht so schönen Seiten mit den Patient*innen bleiben ihr in Erinnerung: „Man kommt am nächsten Tag in den Dienst, der Tag ist komplett neu und alle sind wieder happy.“
Katharina Dirr über einen besonders schönen Moment in ihrer Pflegekarriere: „Wir haben einen Patienten nach seiner Therapie inklusive 24-Stunden-Pflege nachhause geschickt, damit er auf eigenen Wunsch daheim versterben kann. Jetzt, ein Jahr später, erhalten wir noch immer Post von ihm. Er flitzt mit seinen Angehörigen im Garten herum und ist topfit.“
Pflege als Herzstück im Krankenhaus
Wenn ihr aufgrund eines kleineren oder größeren Wehwehchens im Krankenhaus gelandet seid, habt ihr vermutlich selbst erlebt, wie sehr ihr auf das Pflegepersonal angewiesen seid. Auf der Chirurgie besteht das Team aus 20 Pflegepersonen, die gemeinsam eine Station mit 37 Betten betreuen. Zusätzliche Unterstützung erhält die Truppe sowohl durch Gesundheits- und Krankenpflegestudierende als auch durch Auszubildende anderer Berufsgruppen und Praktikant*innen. Die fleißige Mannschaft vereint Fachwissen mit Empathie und arbeitet als enges Team Hand in Hand.
Wie wichtig die Arbeit der Pfleger*innen ist und was der Job alles beinhaltet? Sarah Ederer, DGKP und Wundmanagerin, gibt ehrliche Einblicke: „Wir erhalten in der Ausbildung ein riesiges Basiswissen. Im Krankenhausbetrieb gehts nur multiprofessionell. Wir alleine können nichts bewirken, aber die Ärzt*innen ohne uns auch nicht.“
Wer jetzt immer noch denkt, dass Krankenpfleger*innen nur Betten hin- und herschubsen, dem erwidert Sarah: „Die Pflege ist so viel mehr als nur Kaffee trinken und bei der Visite mitgehen. Wir haben extrem viel Verantwortung. Wir sind 24 Stunden, 7 Tage die Woche an Patient*innen tätig. Dies schaffen nur wir Pflegepersonen. Bei allen anderen Berufsgruppen ist es vergleichbar mit einem „Kommen und Gehen“.“ Zugegeben, auch uns wird erst hier wirklich bewusst, wie viel das Pflegepersonal Tag und Nacht tatsächlich leistet. Augenöffnend bekommen wir hautnah den unermüdlichen Einsatz der Krankenpfleger*innen an unserem Praktikumstag mit eigenen Augen mit.
Beziehung zwischen Patient*in und Pfleger*in
Der Bereich der Krankenpfleger*innen macht die größte Berufsgruppe im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder aus. Dabei leistet das Personal in seinem Job so viel mehr als Medikamente einschlichten sowie Bettpfannen tauschen und wendet sich tagtäglich bedingungslos Hilfe suchenden Menschen zu – ganz unabhängig von Herkunft, Sprache und Religion. Die Beziehung zu Patient*innen entsteht dabei automatisch: „Es kommt immer darauf an, wie sehr Patient*innen das auch zulassen – manche geben mehr von sich preis, manche sind eher verschlossen. Aber eine Beziehung baut man eigentlich immer auf. Vor allem zu denjenigen, die schon 100 Tage oder länger da sind. Da kennt man auch schon die Angehörigen.“, so Katharina. Die Pflegerin verrät zusätzlich, dass Kommunikationsfähigkeit, Flexibilität und die Empathie zu Menschen Grundvoraussetzungen für den Beruf sind: „Man soll nicht über den Kopf von Patient*innen hinweg entscheiden, sondern sie in den Behandlungsprozess einbeziehen und ihnen Dinge erklären.“
Katharina Dirr: „Bei den Visiten dienen Pfleger*innen als Sprachrohr für Patient*innen.“
Wie Katharina beschreibt, stellt sie als diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin die Schnittstelle zwischen Patient*innen und Ärzt*innen dar. Diesen „Job“ übernehmen allerdings nicht selten Familienmitglieder, zum Leidwesen des Personals: „Immer mehr Angehörige werden schnell ungut und wollen immer alles sofort wissen. Sie googeln vieles selbst und möchten den Behandlungsprozess vorgeben. Dadurch wird unser Arbeitsalltag zunehmend schwieriger.“ Ein Tipp der Krankenpfleger*innen, dem wir uns an dieser Stelle anschließen möchten: Lasst den Klick auf NetDoktor sein und vertraut lieber dem ausgebildeten Personal im Krankenhaus!
Bei unserem Tag im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien bekommen wir das Gefühl, als Patient*in in diesem Spital ziemlich gut aufgehoben zu sein. Fingers crossed, dass es natürlich nicht dazu kommen muss. Doch eines möchten wir an dieser Stelle trotzdem vom Pflegepersonal wissen: Wie erkennt man als Patient*in eigentlich ein gutes Krankenhaus? Uns wird verraten, dass man ein Spital sehr gut am Umgang der Pfleger*innen mit den eingelieferten Personen, aber auch am Umgang untereinander einschätzen kann. Herrscht ein respektvoller Ton? Wird man tatsächlich als Mensch wahrgenommen und nicht als Diagnose? Denn wenn es heißt: „Der Blinddarm von Zimmer vier“, fühlt man sich als Herr oder Frau Maier wenig gesehen. Katharina Dirr erklärt weiter, dass sie in erster Linie auf eine Kommunikation auf Augenhöhe mit Patient*innen achten. Dieser Eindruck bestätigt sich für uns, während wir ihr beim Blutdruckmessen helfen und ihren Umgang mit den Patient*innen beobachten.
Reality Check: So ist der Job wirklich
Als große Grey’s-Anatomy-Fans möchten wir natürlich noch wissen, was dran ist an dem Krankenhaus-Life aus Seattle. Sind Operationen im Aufzug realistisch? Und gibt es sowas wie toxisches Blut, das eine giftige Duftwolke versprüht, die Chirurg*innen reihenweise umfallen lässt? Wir vermuten schon eine Antwort, möchten aber trotzdem von Katharina auf den realistischen Boden zurückgeholt werden: „Ich arbeite seit zehn Jahren im Krankenhaus und habe noch nie erlebt, dass jemand im Lift operiert wird. Aber zumindest haben sie bei Grey’s Anatomy die gleichen Schutzausrüstungen bei der Covid-Versorgung, die auch wir verwenden.“ Angekommen in der harten Realität erzählt uns die DGKP auch von den wahrheitsgetreuen Arbeitsbedingungen ihres Arbeitsalltages: „Wir arbeiten mit unseren Kampagnen zwar daran, neues diplomiertes Personal zu bekommen, es ist aktuell aber eine schwierige Situation, sowohl für unser Krankenhaus als auch für andere Spitäler.“
Wie schwierig die aktuelle Situation auch aufgrund von Corona ist, führt Katharina weiter aus: „Aufgrund der Versorgung von Covid-Patient*innen mussten Stationen gesperrt und somit viele Teams durcheinandergewürfelt werden. Die Herausforderung besteht darin, sich als Team zu trennen und als neues zu funktionieren. Auch mit den verändernden Anforderungen klarzukommen und in der Schutzmontur zu arbeiten, ist sehr anstrengend.“
Ehrlich g’sagt: Gedanken einer Pflegerin
Wir durften für euch einen Tag lang dem Pflegepersonal unter die Arme greifen und den langen und intensiven Arbeitsalltag kennenlernen. Zwar waren wir nur eine Schicht mit im Einsatz, die Realität des Pflegeberufs konnten wir aber trotzdem gut fassen. Im dritten Stock vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder arbeitet ein Team Tag und Nacht auf höchstem fachlichen Niveau, um eine bestmögliche Patient*innenversorgung sicherzustellen. Als Helferlein wurden wir sofort ins Team integriert. Diese Willkommenskultur verfolgt das Spital sowieso und die berufliche Entwicklung neuer Mitarbeitender wird regelmäßig durch fachlichen Austausch und Fortbildungen gefördert.
Unterstützung benötigt das Personal aber auch von außen: „Ich wünsche mir mehr Anerkennung für den Pflegeberuf. Vor allem, dass man nicht nur über uns spricht oder für uns klatscht, was zwar sehr nett war, aber dass man auch Taten folgen lässt. Dafür müssen in Zukunft die richtigen Leute inklusive einer Pflegeperson an einem Tisch sitzen und sich Gedanken über den Beruf machen, damit es eine Weiterentwicklung dafür gibt.“ Das wünschen wir dem engagierten Team auch von Herzen.
Mehr Infos unter www.pflegeistmehr.at
Konntet ihr einige Einblicke in den Pflegeberuf ergattern? Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder ist hierfür ein ziemlich geeigneter Ort, um den Job ehrlich abzubilden. Mit über 400 Einrichtungen weltweit ist es schließlich einer der größten Arbeitgeber im Gesundheits- und Sozialbereich. Alleine in Österreich sind über 3.000 Mitarbeitende in der Pflege tätig.
Lust auf noch mehr Backstage-Material aus dem Spital? In unserem Video könnt ihr uns beim Praktikumstag über die Schulter schauen und bekommt ein noch besseres Bild des Pflegealltags.
Interessiert euch der Einstieg in die Pflege und alles rund um den Beruf? Informiert euch hier über eine Karriere bei den Barmherzigen Brüdern Österreich. Wir können das Wiener Krankenhaus nach unserem Schnuppertag und vor allem aufgrund des tollen Teams aus Kolleg*innen wärmstens empfehlen.
Eure soziale Ader schlägt schnell? Dann interessiert euch auch sicherlich, wie ihr Geflüchteten aus der Ukraine in Wien helfen könnt. Und wenn euch mal alles zu viel wird, haben wir hier einige hilfreiche Tipps für schwierige Tage zusammengesucht, die euch hoffentlich ein paar ruhige Momente verschaffen.
*Dieser Artikel ist in freundlicher Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien entstanden.