Eingeschneit am Arlberg: „Das Problem ist vor allem die Lawinengefahr“
Das neue Jahr hat für viele Österreicher mit jeder Menge Turbulenzen begonnen. Schnee. Überall. Er fällt vom Himmel und hört nicht auf. Was in Wien klingt wie ein romantisches Winterwunderland, wurde vor allem dem Westen Österreichs in den letzten Tagen zum Verhängnis: Erhöhte Lawinengefahr, Stromausfälle, eingeschneite Häuser sowie Autos und gesperrte Straßen schneiden einige Ortschaften von der Außenwelt ab. In Altaussee wurde am Sonntag die Evakuierung einiger Bewohner angeordnet, da aus Sicherheitsgründen Lawinen gesprengt werden mussten. Die Lawinenwarnstufe liegt in einigen Teilen des Landes immer noch bei 5, also an höchster Stelle. In der Nacht von Sonntag auf Montag fielen in manchen Regionen bis zu 100 Zentimeter Neuschnee. Am Dienstag soll der massive Schneefall endlich abklingen. Leider forderten die Schneemassen bereits mehrere Tote.
Stuben in Vorarlberg ist eine der Ortschaften, die nach wie vor stark eingeschneit sind. Wir haben mit Nadine (25) aus Stuben telefoniert und mit ihr über die Situation vor Ort und das Eingeschneitsein an sich gesprochen.
Von der Außenwelt abgeschnitten
1000things: Wohnst du das ganze Jahr über in Stuben am Arlberg?
Nadine: Nein, nur momentan, weil ich hier als Skilehrerin arbeite. Ich komme ursprünglich aus Niederösterreich in der Nähe von Amstetten.
Seit wann seid ihr eingeschneit?
Wir waren in der vergangenen Woche schon zwei Tage lang von der Außenwelt abgeschnitten. Die Straßen wurden dann zwar wieder geöffnet, weil sich das Wetter zunächst wieder gebessert hat. Aber seit gestern Mittag sind wir wieder eingeschneit und alle Straßen nach Stuben sind geschlossen. Das Problem ist vor allem die Lawinengefahr. Wegen der schlechten Sichtverhältnisse kann man die Lawinen oft nicht einmal wegsprengen. Und bei vielen Sprengversuchen löst sich der Schnee ohnehin nicht.
Woher wisst ihr, wo ihr sicher vor Lawinen seid?
Die Lawinengefahr betrifft zwar auch den Ort direkt, aber die Gefahrenzonen sind alle abgesperrt. Man darf nicht mal mehr auf den großen Parkplatz im Ort gehen, weil er zur lawinengefährdeten Zone gehört. Wir wissen also genau, wo wir uns aufhalten dürfen und wo nicht. Meine Unterkunft befindet sich zum Glück nicht in einer Gefahrenzone.
Schnee schaufeln statt Skilehrern
Wie sieht dein Tagesablauf im Moment aus?
Nach dem Aufstehen informiere ich mich bei meinem Chef über die Wetterlage. Wenn noch nach wie vor keine Skikurse stattfinden, dann gehe ich zusammen mit den anderen Skilehrern Schnee schaufeln. Wir räumen dort den Schnee weg, wo die großen Maschinen nicht hinkommen: auf Dächern, Terrassen, Balkonen. Wir schieben den Schnee von den Hauswänden zur Mitte der Straße und von engeren Gassen auf die Hauptstraßen.
Wenn man hört, dass Ortschaften eingeschneit sind, stellt man sich oft Apokalypse-ähnliche Zustände vor. Gab es Stromausfälle oder wird das Essen langsam knapp?
Weil Stuben ein Skiort ist, ist man hier relativ gut auf so eine Situation eingestellt. Es gibt genug Vorräte, weil die Gäste ja auch sonst eine Woche lang versorgt werden müssen. Auch mit dem Strom gab es bisher keine Probleme, von denen ich weiß.
Angeblich soll das Schneetreiben ja morgen weniger werden…
Schon für heute war weniger Schnee angesagt. Aber trotzdem liegt schon wieder ein halber Meter Neuschnee. Und es schneit noch immer. Das Problem ist vor allem der Wind, der die Lawinengefahr vergrößert.
Wie fühlt es sich an, hier im Moment nicht wegzukönnen?
Mir ist es eigentlich egal, weil ich sowieso hier arbeite und nirgends hin muss. Doch alltäglich ist die Situation für mich natürlich nicht. Einen Lawinenalarm der Stufe 5 habe ich noch nie erlebt. Aber da, wo wir wohnen, ist alles sicher. Deshalb mache ich mir keine großen Sorgen. Ich nehme es so, wie es kommt.
Eine sehr vernünftige Einstellung, Nadine. Wir halten dir und allen Eingeschneiten die Daumen, dass das Schneechaos bald nachlässt!
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