10 Dinge, die du vor deinem ersten Ball wissen solltest
Der beliebte Kaffeesiederball steht unmittelbar bevor. Am 2. Februar 2024 locken die Wiener Kaffeehausbesitzer wieder mit fulminantem Programm in die Hofburg. Wir haben bei Christof Cremer, künstlerischer Leiter des Balls, nach ein paar ganz besonderen Balltipps gefragt.
Die feinen Roben rauschen dicht getaktet über die Parkette der Stadt, wirbeln unter prunkvollen Lustern und erschlaffen schließlich zwischen Nacht und Tag beim Würstler. Ballsaison is’ und keine Stadt kann Ball ansatzweise so gut wie Wien! Aber wie geht das eigentlich? Worauf sollte man sich vor dem ersten Ball einstellen und was gilt es, tunlichst zu vermeiden? Wir haben bei Christof Cremer, künstlerischer Leiter des Kaffeesiederballs, nachgefragt.
Sei schnell bei den Tickets
Spontan auf einen Ball zu gehen, ist aus mehreren Gründen keine besonders gute Idee. Zum einen, weil so eine Ball-Fasson einer gewissen Planungssicherheit bedarf, zum anderen, weil es in den meisten Fällen faktisch gar nicht möglich ist. Die großen Wiener Bälle sind in der Regel ziemlich schnell ausverkauft. Beim Kaffeesiederball kann man laut Christof Cremer etwa damit rechnen, dass die Tickets ab der ersten Jännerwoche weg sind.
Das gilt übrigens auch für dieses Jahr: Der Ball am 2. Februar 2024 ist längst ausverkauft, aber schon ab Mitte Februar kannst du Karten für den nächsten Ball 2025 kaufen.
Halte dich an die Bekleidungsvorschriften
Für jeden Ball gibt es eigene Bekleidungsrichtlinien, an die man sich unbedingt halten sollte, wenn man nicht am Eingang unvermittelt kehrt machen und das Ballkleid gezwungenermaßen statt in die Hofburg auf den Schwedenplatz ausführen will. Bei den traditionellen Standesbällen fährt man immer gut mit Frack oder Smoking beziehungsweise bodenlangem Ballkleid. Bodenlang bedeutet in diesem Fall übrigens wirklich bodenlang, die Knöchel müssen also bedeckt sein, die Schuhspitzen dürfen unter dem Saum hervorlugen. Entspricht der Zwirn nicht der Blaupause, kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass man am Eingang abgewiesen wird – Anspruch auf Rückerstattung des Ticketpreises hat man in diesem Fall wohl nicht. Beim Kaffeesiederball steht die Bekleidungsvorschrift sogar auf den Tickets, vorab könnt ihr euch von einem Video online belehren lassen, damit auch ja nichts schiefgeht. Wobei sich im Fall des Kaffeesiederballs, der als einer der amüsantesten, niederschwelligsten Wiener Bälle gilt, kleinere Fauxpas durchaus dank Leih-Maschen und spontanen Saumverlängerungen am Eingang beheben lassen. Verlassen solltest du allerdings nicht darauf.
„Daran halten wir uns so strikt wie die anderen Bälle auch. Wenn man sich nicht daran halten würde, würde ein Stück des romantischen Miteinanders verloren gehen.“
Christof Cremer
Gegessen wird zu Hause
Natürlich gibt es auf den Bällen sehr gutes Catering, aber die Tradition besagt: Gegessen wird daheim oder davor im Restaurant. Auf dem Ball selbst wird vornehmlich getanzt – und getrunken. Kulinarisch folgen dann obligatorische Reparaturschmankerln wie Gulasch oder Würstel zu späterer (oder bereits früher) Stunde. Entweder man frequentiert damit ganz im Sinne des gepflegten Stilbruchs den nächstgelegenen Würstelstand, oder man kehrt – im Falle des Kaffeesiederballs – in eines der Wiener Kaffeehäuser in der Nähe der Hofburg ein. Das Café Landtmann öffnet in der Ballnacht am 3. März 2024 bereits um 2.30 Uhr und versorgt wundgetanzte Ballbesucher*innen mit standesgemäßer Stärkung, Frühstück und natürlich Kaffee.
Übrigens unterscheidet sich darin die französische von der ungarischen Balltradition, nach der man erst auf dem Ball isst, bevor man das satte Tanzbein schwingt.
Wechselschuhe sind eine Option
Vorbereitung ist die Mutter des erfolgreichen Ballausklangs. Das ist zwar keine Redensart, sollte sich aber durchaus in den Köpfen halten. Denn geübte Ballbesucher*innen wissen: Es gibt kaum ein besseres Gefühl, als sich nach durchtanzter Nacht aus den Ballschuhen zu schälen und in bequemeres Fußkleid zu schlüpfen. Dafür musst du nicht erst sehnlich warten, bis du daheim bist. Du kannst deine Wechselschuhe ganz einfach an der Garderobe abgeben. Und wenn du das Ganze noch professioneller angehst, packst du auch noch Blasenpflaster, ein zweites Paar Socken bzw. Strumpfhosen und vielleicht sogar Aspirin in die Tasche – nur um ganz sicherzugehen.
Am Kaffeesiederball sorgt man den kleineren Pannen übrigens vor: Hier kannst du Ersatzstrümpfe kaufen, beim Schneider-Service ein ramponiertes Outfit flicken oder dich selbst im Dyson Styling Corner restaurieren lassen.
Tanzen kann man, muss man aber nicht
Den Walzer führst du regelmäßig in der Silvesternacht ad absurdum und sobald man dich dabei nach links wirbeln will, fühlst du dich wie Bambi auf dem Eis? Kein Grund, die Ballnacht sausen zu lassen! Ein gewisses Skillset in Sachen Gesellschaftstanz ist auf den Wiener Bällen natürlich von Vorteil, wenn man nicht versehentlich eine Moshpit im Festsaal anzetteln will. Aber auch ohne elaborierte Dancing-Star-Allüren kann man den Ball in vollen Zügen genießen. Die meisten Bälle trumpfen nämlich mit einem umfangreichen Rahmenprogramm und mehreren Dancefloors mit unterschiedlichen Musikrichtungen auf. Beim Kaffeesiederball spielen dieses Jahr etwa unter anderem Wiener Blond und zu besonders später Stunde Ina Regen. Dazwischen flaniert man zwischen Hollywood Palace, Campari Disco, Nu Disco, der Radio Wien Disco hin und her und lauscht den unzähligen musikalischen Acts.
Nicht verpassen: Mitternachtseinlage und Quadrille
Die Mitternachtseinlage solltest du übrigens nicht verpassen – die ist auf jedem Ball Pflicht und Kür in einem. Danach folgt dann auch noch die Quadrille, die selbst jene, die sich mit Schrittfolgen generell schwertun, auf die Tanzfläche lockt. Keine Angst: Die Choreografie wird angesagt. Fun fact: Auf den Wiener Bällen tanzt man die Mitternachtsquadrille ausschließlich zur Fledermaus-Quadrille von Johann Strauss (Sohn).
Je mehr, desto lustiger
Natürlich kann ein Ball auch zu zweit großen Spaß machen, besonders wenn man sich darin versteht, einen heißen Foxtrott aufs Parkett zu legen. Aber noch erquicklicher ist es in einer größeren Runde, nicht nur, weil man dann auch untereinander Tanzpartner*innen wechseln kann ohne große Hemmschwellen. Immerhin hatte der Adel auch seinen Hofstaat.
Bares ist – Rares?
In den allermeisten Fällen solltest du bargeldlos durch die Nacht kommen. Damit ist jetzt natürlich nicht in einer Robin-Hood-ähnlichen Manier gemeint, sondern Kartenzahlung. Aber Bargeld dabei zu haben, ist auch keine schlechte Idee, allein schon, weil man da besser den Überblick über ein möglicherweise begrenztes Budget behalten kann. Aber auch, weil es zum Beispiel im Falle des Kaffeesiederballs Spendenboxen geben wird, um für den Canisibus der Caritas zu sammeln. Oder für die Tombolalose, die natürlich auch obligatorisch sind für die ganzheitliche Ball-Experience. Ein Mindestbudget zu empfehlen, fällt denkbar schwer, aber Christof Cremer empfiehlt vorsichtig, mit mindestens 100 Euro zu rechnen, um gut und unbeschwert – und vielleicht etwas weinselig – durch den Abend zu kommen.
Gutes Timing zahlt sich aus
Apropos Tombola: Bei den Losen gilt es, schnell zu sein. Denn die Preise sind heiß begehrt. Check dir dein Los also möglichst schnell und vergiss nicht, dir auch deinen Gewinn rechtzeitig abzuholen. In der Regel wird die Tombola nämlich schon vor dem endgültigen Ball-Ende abgebaut. Also wenn du gegen etwa drei Uhr mal unauffällig vorbeischaust und die Lage checkst, bist du auf der sicheren Seite.
Gutes Timing gilt auch für die traditionelle Damenspende, oder im Fall des Kaffeesiederballs: Damen- und Herrenspende. Die wird nämlich nur beim Verlassen des Balls ausgegeben und auch nur, solange der Vorrat reicht. Für den Kaffeesiederball heißt das ganz konkret: ab 0.30 Uhr. Besonders die Damenspende ist jedes Jahr heiß begehrt, weil es sich um Sammeltassen handelt. Was die Herrenspende dieses Jahr sein wird, bleibt noch ein Geheimnis.
Christof Cremer„Ein Ball berührt die romantische Seele eines jeden Menschen. Ein Ball ist eine Nacht des Träumens, weg aus dem Alltag, und das funktioniert nur in Wien.“
Die coolen Kids kommen … pünktlich!
Was sonst auf dubiosen WG-Partys gilt, ist auf den Wiener Bällen ausgesetzt: Die coolen Kids schneien hier nicht erst zu später Stunde zur Tür herein, sondern achten darauf, alles mitzunehmen von der feierlichen Eröffnung bis zum Rausschmeißer. Also komm am besten möglichst früh, damit du noch in Ruhe deine Wechselschuhe an der Garderobe abgeben kannst, und rechne mit einer langen Nacht.
Übrigens: Wundere dich nicht, wenn zu später Stunde die Ballgäste anfangen, den Blumenschmuck abzumontieren. Auch das gehört zur Balltradition, aber eben wirklich erst am Ende des Abends, sonst komplementiert man euch ohne Blumenschmuck und ohne Damen- oder Herrenspende bei der Tür hinaus. Beim Kaffeesiederball wird die Deko dieses Jahr übrigens aus Papierblumen mit Gedichten und Texten von Kaffeehausliteratur*innen bestehen, die am Ende des Abends stilecht zu Pflückgedichten werden.
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Dieser Artikel ist im Rahmen einer Medienkooperation mit dem Kaffeesiederball entstanden.