Essen ist nicht das Problem: Wiener Linien beschließen generelles Telefonierverbot in Öffis

Seit Jänner 2019 gilt in den Wiener U-Bahnen das generelle Essverbot. Doch offenbar ist stark riechendes Essen gar nicht das größte Problem für viele Fahrgäste. Daher folgt am 24. April das generelle Telefonierverbot in allen Öffis.
Viktoria Klimpfinger Aktualisiert am 01.04.2019
Wiener Linien Telefonierverbot
Telefonierverbot Wiener Linien, Unsplash

Seit 15. Jänner 2019 herrscht in den Wiener U-Bahnen offizielles Essverbot. Damit wollte man vor allem nasenstrapazierenden Speisen wie Pizza oder Döner einen Powerriegel vorschieben. Zu allen dürfte das aber bis heute noch nicht durchgedrungen sein. Immer wieder knabbern Fahrgäste verstohlen an ihren Weckerln oder schnabulieren mit offener Wurstigkeit ihre Leberkässemmel. Was sich allerdings verändert hat, sind eine wachsende Dunkelziffer an Hilfssheriffs, die es sich dank des Verbots nicht nehmen lassen, die anderen auf ihre peinliche Verfehlung hinzuweisen: „Na, vom Essverbot hammer no nix ghert, oder wia?“ Exekutiver als das wird es wohl auch nicht. Denn Service- und Security-Mitarbeiterinnen und –Mitarbeiter der Wiener Linien kontrollieren zwar die Einhaltung des Essverbots. Strafen sind bei Missachtung aber keine vorgesehen.

Laute Telefonierer nerven mehr als stinkende Esser

Mit dem Inkrafttreten des Essverbots wurden allerdings viele Stimmen laut, die meinten, die wahre soziale Bürde in den Wiener Öffis sei gar nicht so sehr das stinkende und bröselnde Essen. Das sei vielen herzlich wurscht im Vergleich zu viel nervensägenderem Verhalten. Nämlich dem lauten Telefonieren in U-Bahn, Bus oder Bim ohne Rücksicht darauf, ob das Gespräch die übrigen Fahrgäste überhaupt interessiere. „Wenn ich in privaten Lebenskrisen stirdeln will, dann schau ich lieber RTLII“, meint Robert K., verärgerter Fahrgast und Initiator der Online-Petition, die bis Mitte März über 51.000 Unterschriften sammeln konnte. Weil sie die Teilnehmendenzahl der Wiener-Linien-Umfrage zum Essverbot damit um 1.000 Unterschriften überholt hat, erklärten sich die Wiener Linien bereit, der Forderung Folge zu leisten und ein klares Zeichen zu setzen.

Zeichen gegen Lärm

Am internationalen Tag gegen Lärm, dem 24. April 2019, tritt das Telefonierverbot in den Öffis in Kraft. Strafen sind auch hier noch keine geplant. Aber sollte das Problem nicht durch Abmahnungen und Public Shaming in den Griff bekommen zu sein, überlege man, Störsender auf stark frequentierten Routen zu installieren. Die Awareness-Kampagne, die durchschlagend auf das Telefonierverbot aufmerksam machen soll, wird am 1. April gelauncht. Stilistisch wolle man sich dabei an „Pizza Kriminale“ und ähnlichen Wortspielen in Zusammenhang mit dem Essverbot orientieren. Ein erster Ausblick auf die bevorstehenden werbetextlichen Schmankerln wäre etwa „Rrring, rrring! Hell, no!“ oder „Kein Schwein ruft mich an – und das ist gut so!“ Als Testimonal konnten die Wiener Linien diesmal sogar ein bekanntes Gesicht der Telefonbranche gewinnen: Ramesh Nair wird zu diesem Anlass wieder in sein „Der Inder“-Kostüm schlüpfen und via Infoscreen über das Telefonierverbot aufklären.

Dieser Artikel ist in freundlicher Kooperation mit dem 1. April entstanden.

Auch wir haben übrigens unseren Senf zum Essverbot dazugegeben. Und übrigens auch zur Zeitumstellung.

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