Best-of der Faschingsbräuche in Österreich
Die fünfte Jahreszeit erreicht in diesen Tagen ihren Höhepunkt. Eine Faschingsparty jagt die nächste, der Krapfenkonsum steigt exponentiell an und traditionelle Faschingsumzüge locken zahlreiche Schaulustige an. Doch welche spezifischen Faschingsbräuche gibt es eigentlich in den Bundesländern? Wir haben für euch einige Traditionen genauer unter die Lupe genommen.
Ob ihr schon seit 11. November euer Marienkäfer-Kostüm nicht mehr abgelegt habt, oder euch für die Faschingsfeier eurer besten Freund*innen maximal eine rote Clown-Nase auf die Nasenspitze schiebt: Hier ist unser Bundesland-Best-of der österreichischen Faschingsbräuche.
Tirol
In Tirol zeigt sich einmal mehr die Liebe zum Brauchtum und zur Tradition und es gibt unzählige Rituale, die von Dorf zu Dorf variieren. So findet zum Beispiel in Axams bei Innsbruck jährlich am „unsinnigen Donnerstag“ – das ist der Donnerstag vor Aschermittwoch – traditionell das Axamer Wampelerreiten statt. Im Grunde ist das ein großes Rollenspiel, das den Kampf zwischen Frühling und Winter darstellen soll. Der Name Wampeler kommt natürlich vom Wort Wampe für einen dicken Bauch. Eine Gruppe Axamer ziehen sich spezielle übergroße weiße Hemden an, die mit Stroh und Co ausgestopft sind und trägt Knieschützer oder Ähnliches. Außerdem tragen sie traditionelle rote Röcke. Sie repräsentieren den Winter und tänzeln geduckt durch das Dorf. Sie dürfen von den sie jeweils begleitenden Reiter*innen niedergeritten, im Sinne von bezwungen, werden, indem sie umgeworfen werden – allerdings nur, wenn sie ihren Bezwinger*innen den Rücken zukehren. Alle vier Jahre findet der Umzug mit wertvollen alten Holzmasken statt. Bei diesem recht rauen Brauch kommt es immer wieder zu Verletzungen. Es gelten jedenfalls strenge Regeln und auch die kleinen Axamer*innen verkleiden sich und ziehen beim Umzug mit.
Ein weiteres Highlight gibt’s im Raum Landeck, wo die Einheimischen am Sonntag nach dem Faschingsdienstag auf einer Anhöhe zusammenkommen, um von dort glühende Holzscheiben oder -quadrate talwärts zu schleudern. Dieser alemannische Brauch, das sogenannte „Scheibenschlagen“, wurde im 11. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, als eine geworfene Scheibe das Nebengebäude eines Klosters in Hessen in Brand setzte. Grundsätzlich ist diese Tradition jedenfalls dazu gedacht, Glück zu bringen und außerdem den Winter zu vertreiben und den Frühling einzuläuten. Wer seine Glückwünsche übermitteln möchte, widmet die Scheibe dieser Person. Andererseits kann auch eine Schimpfscheibe geworfen werden. Frauen dürfen nach wie vor nicht schlagen und außerdem gilt Alkoholverbot, damit keine Unfälle passieren.
Steiermark
Das Faschingsrennen ist einer der ältesten Bräuche der Steiermark. Am „damisch Mountag“, also am Rosenmontag, wandern die bunt verkleideten Faschingrenner*innen lärmend und tanzend von Haus zu Haus bis zum höchst gelegenen Bauernhof, um nach alten heidnischen Bräuchen den Winter zu vertreiben und die Natur zu erwecken. Dabei werden verschiedene Rollen verteilt: Eine Gruppe geschminkter Musizierender begleitet den Umzug und sorgt für musikalische Umrahmung. Den Höhepunkt des Treibens bildet die Hochzeit eines Bräutigams im Anzug und einem als Braut verkleideten Mannes. Diese Schinterhochzeit bildet den Abschluss. Danach wird bei einer nicht mehr ganz so traditionellen Faschingsparty ordentlich gefeiert.
Oberösterreich
Zwischen Gmunden und Bad Ischl befindet sich die kleine Marktgemeinde Ebensee, mit wunderbarem Blick über den Traunsee. Ebensee kann wohl als die Faschingshochburg im gesamten Oberösterreich bezeichnet werden. Die Faschingstage gelten hier als Nationalfeiertage. Ein Faschingsumzug jagt den nächsten und Jung und Alt sind mit voller Begeisterung dabei. Als Verkleidung dienen Lumpen beziehungsweise Fetzen, die in den unmöglichsten Kombinationen übereinander getragen werden, und riesige traditionelle Holzmasken, die das Gesicht verdecken. Deshalb spricht man auch vom „Fetzenfasching“. Hinter der Maske kann man mit verstellter Stimme einander so richtig die Meinung sagen. Am Samstag vorm Fasching beginnt das Treiben mit dem Kinderfaschingumzug. Darauf folgt am Sonntag der Umzug der Erwachsenen. Der Höhepunkt ist am Rosenmontag der große Ebenseer Fetzenzug. Bis in die Morgenstunden des Faschingsdienstags befindet sich die gesamte Gemeinde im Ausnahme- und Feierzustand. Der Faschingsdienstag gehört dann den Kindern und ihrem „Nuss-Nuss“. Sie gehen von Haus zu Haus, sprechen dort so laut sie können den Reim des Ebenseer Fetzenmarsches und werden mit Nüssen, Orangen und Süßigkeiten belohnt. Am Aschermittwoch, dem ersten Tag der Fastenzeit, nimmt die Faschingszeit am Ufer der Traun langsam ihr Ende, mit dem traditionellen Faschingsverbrennen. Dabei wird eine etwa drei Meter hohe Puppe, die symbolisch den Fasching darstellt, zum Traunufer getragen und dort verbrannt. Das endgültige Ende ist dann das „Briaftaschlwaschen“, das Eintauchen der Geldbörse in die Traun, als Zeichen dafür, dass nach dem Fasching kein Geld mehr da ist.
Vorarlberg
Einen ähnlichen Brauch gibt es neben einigen kleineren Faschingsumzügen auch im schönen Ländle mit dem „Gealdbittelwäsch“. Dieses symbolisiert die Vergänglichkeit der Faschingszeit und steht zugleich für einen Nachruf auf die närrischen Tage. Die in weiße Kleider gehüllten Einheimischen aus Bregenz und Umgebung ziehen in einer Prozession zum Hugo-von-Montfort-Brunnen. Dort legen sie zu den Klängen eines Trauermarsches ihre vom Fasching ausgebeuteten Geldtaschen ins Wasser. Davor kommt es am „gumpiga Donnschtig“ – wieder der Donnerstag vor Aschermittwoch – aber zum „Bratenstehlen“. Im Mittelalter soll es den Narren an diesem Tag erlaubt gewesen sein, Braten aus der Klosterküche zu stehlen. Heute wird der Brauch so gelebt, dass Einwohner*innen aber auch Gastronomiebetriebe des Ortes Braten zubereiten, die dann von verkleideten Dieb*innen aber auch mal von der Feuerwehr entwendet werden. In der Regel läuft das Ganze mittlerweile aber mit Zustimmung ab. Am Schluss werden die Braten dann gemeinschaftlich verputzt.
Kärnten
Vor dem Villacher Fasching und seinen Faschingssitzungen gibt es für niemanden ein Entkommen und das bekannte „Lei-Lei!“ als Ausruf der Faschingszeit ist wohl in ganz Österreich ein Begriff. Diese Sitzungen verstehen sich als buntes Kabarett- und Musikprogramm unter dem Vorsitz des Faschingsprinzen und der Faschingsprinzessin und unterhalten dank TV-Übertragung Menschen im ganzen Land. Die Faschingssitzungen sind zu einer richtigen Institution geworden und aus der Kärntner Faschingskultur nicht mehr weg zu denken.
Burgenland
Im Burgenland gibt es vor allem rund um den Neusiedler See zahlreiche Faschingsveranstaltungen, die jedes Jahr aufs Neue für Spaß und Unterhaltung sorgen. So gibt es zum Beispiel in Gols einen riesigen Umzug, der mit Live-Musik und anschließender Narrenparty punkten kann. Außerdem werden auch ein Faschingsprinz und eine Faschingsprinzessin gekrönt. Ein ganz alter Brauch, der vielerorts im Burgenland noch gepflegt wird, ist das „Blochziehen“. Das fand ursprünglich allerdings nur statt, wenn es im Dorf im vorausgegangenen Jahr keine Hochzeit gab. Ein Junggeselle aus dem Ort musste zur Strafe einen geschmückten Baumstamm, die Waldfrau, beziehungsweise das Bloch, heiraten. Die unverheirateten Mädchen haben das Bloch durch den Ort gezogen. Heute wird die Faschingshochzeit etwas anders abgehalten. Das Faschingsbrautpaar wird auf einem geschmückten Bloch durch die Gemeinde gezogen. Dann wird die Braut gestohlen und muss vom Beistand ausgelöst werden. Der Höhepunkt ist die eigentliche Faschingshochzeit. Am Schluss wird das Bloch versteigert.
Wien
In Wien scheint der traditionelle Faschingsbrauch ziemlich ausgestorben zu sein, dafür gehört der häufig als fünfte Jahreszeit bezeichnete Fasching ganz den Balltraditionen. Ein prunkvoller Ball folgt dem anderen und lädt dazu ein, das Tanzbein zu schwingen. Richtige Faschingsfeste und Umzüge gibt es nur noch selten in den Bezirken innerhalb des Gürtels oder gar in der Innenstadt. Wenn in Wien Fasching gefeiert wird, dann in Jedlersdorf, Meidling, Döbling, Ober St. Veit oder Währing. Dafür ist Wien mit Abstand die unschlagbare Führungsposition im Krapfen-Konsum. So werden allein am Faschingsdienstag mehr als eine Million Krapfen verkauft. Die Faschingsdienstags-Angebote im Nachtleben sind ebenso heiß begehrt – sofern nicht gerade Lockdown ist.
Salzburg
In Salzburg gibt es die älteste Faschingsgilde Österreichs. Moment, Faschingsgilde? Kurz zur Erklärung: Faschingsgilden sind völlig unparteiische Vereinigungen, die es sich zur Aufgabe machen, nicht alle dunklen Seiten des Lebens schwarz zu sehen. Vielmehr wollen sie dazu anregen, gemeinsam über Negatives zu schmunzeln, darüber lachen zu können und wollen andere Menschen an den jährlich stattfindenden Narrenabenden damit unterhalten. Dennoch wollen sie aber auch Missstände in der heutigen Zeit auf humoristische Art und Weise aufzeigen. Die Salzburger Faschingsgilde wurde 1948 gegründet und ihr Schlachtruf lautet: „Salzburg He-Mu!“, was für „Salzburg Heiterkeit und Muse“ steht.
In diesem Sinne: Lei, lei und noch einen feinen Fasching euch allen! Seid ihr Faschingsmuffel? Auch bei uns in der Redaktion haben manche ganz schnell die Nase voll davon. Neben den Faschingsbräuchen haben wir uns noch ein paar Dinge überlegt, die man nur versteht, wenn man länger in Österreich gelebt hat.