Österreich in Gesellschaftsspielen – Teil 1
Wir haben uns nach Spielen umgesehen, in denen sich alles oder zumindest ein bisschen etwas um unsere kleine aber feine Alpenrepublik dreht und haben einige Gesellschaftsspiele über Österreich gefunden.
Wir kennen ihn alle, diesen Stolz, wenn unsere Straße oder unser Stammsupermarkt irgendwo in der Öffentlichkeit einen etwas prominenteren Auftritt haben. „Da wohn ich!“ oder „Da geh ich einkaufen!“ Und auch wenn Wien oder Österreich in Gesellschaftsspielen einen Auftritt haben, können wir einen Anflug von zweifelhaftem Stolz nicht verbergen: Österreich ist zwar klein, aber nicht obsolet, denn es kommt in Brettspielen vor. Oder so. Wir stellen euch ein paar dieser Spiele vor, die sich zumindest in Teilen um das Land der Berge am Strome und dessen Hauptstadt drehen.
Wien Catan
Eines der wohl bekanntesten und erfolgreichsten Gesellschaftsspiele der vergangenen Jahre ist „Die Siedler von Catan“, das seit 2015 nur mehr „Catan“ heißt. Und davon gibt es eine limitierte Wien-Edition, in der ihr Wien und sein in dem Spiel noch ländliches Umland besiedeln müsst, Straßen und Dörfer errichtet, aber auch die berühmten Sehenswürdigkeiten wie das Riesenrad, den Stephansdom oder die Luegerkirche. Wenn euch historische Präzision wichtig ist, werdet ihr euch hier die Haare raufen. In den Karten finden sich Richard Löwenherz und eine Bürgerwehr mit Mistgabel, Wien hat noch Stadtmauern und ländliches Umland, und gleichzeitig werden das Riesenrad und der Flughafen-Tower von Wien-Schwechat errichtet? Aber wir wollen mal nicht so sein. Immerhin bleiben der Catan-Spielspaß und die strategische Herausforderungen dieselben und während des Spiels wird mit Zusatzmaterialien auch Wien-Wissen vermittelt.
Anno Domini Österreich
Apropos Geschichte: Beim Spiel „Anno Domini“ müsst ihr historische Ereignisse chronologisch einordnen können. Jede*r Spieler*in bekommt neun Karten auf die Hand, auf denen Ereignisse der österreichischen Geschichte verzeichnet sind, etwa „Life is Life von Opus wird zum weltweiten Nr. 1 Hit“ oder „Braunbär Bruno wird zum Abschuss freigegeben“. Dann wird eine Karte vom Mittelstapel offen auf den Tisch gelegt und damit das darauf bezeichnete Ereignis. Die Spieler*innen müssen nun Ereignis-Karten von ihrer Hand im Verhältnis zum offen in der Mitte liegenden Ereignis chronologisch einordnen. Das Ereignis auf der abgelegten Karte wird vorgelesen und entweder unter die Karte in der Mitte gelegt – das Ereignis hat sich früher zugetragen – oder darauf – das Ereignis war später. Später im Spiel kann eine Karte dann auch zwischen die bereits in der Mitte liegenden Ereigniskarten gelegt werden. Zweifelt irgendwer daran, dass ein*e Spieler*in eine Karte korrekt platziert hat und die Zeitachse stimmt, werden alle Karten umgedreht und die Jahreszahlen überprüft. Neben den Jahreszahlen steht auch Wissenswertes zu den Ereignissen auf den Kartenrückseiten. War der Zweifel berechtigt, muss der- oder diejenige, der*die sich geirrt hat, zwei Karten nachziehen. Wenn alles gestimmt hat, zieht sozusagen die Anklage zwei Karten nach. Es gewinnt, wer zuerst alle Karten los ist. Super für Geschichte-Nerds!
Cluedo Wien
Das beliebte Detektiv-Brettspiel gastiert in Wien. Die Story geht so: In der Wiener Zeitung wird auf der Titelseite über den Mord am stadtbekannten Privatbankier Sebastian Goldstein berichtet. Seine Leiche wurde am Ufer der Donau gefunden. Wer hat ihn ermordet, wie überhaupt und wo in Wien befindet sich der eigentliche Tatort?
KHG – Korrupte haben Geld
Im Jahr nach dem BUWOG-Urteil spielt sich dieses Spiel besonders gut. Denn wenn ihr hier zuerst an einen gewissen zu schönen Finanzminister denkt, habt ihr richtig gedacht. 2015 wurde dieses Brettspiel um die spektakulärsten österreichischen Korruptionsfälle nach einem erfolgreichen Crowdfunding auf den Markt gebracht. Drei Mal dürft ihr raten, wer dagegen geklagt hat – übrigens erfolglos. Das Spiel erinnert im Aufbau an DKT oder Monopoly: quadratisch, mit Spezialfeldern an den Ecken, etwa einem Steuerparadies oder U-Ausschuss, und ihr zieht immer nach einem Würfelwurf über die Felder. Auf diesen erwarten euch allerlei Möglichkeiten, krumme Dinger zu drehen und euch dabei auch mit Mitspielern oder Mitspielerinnen zu verbünden. Das Motto lautet: Mach‘ dir die Finger schmutzig! Das Spiel ist beendet, wenn die Staatskasse leer ist. Grundsätzlich spielen also einmal alle gegen den Staat, aber richtig reich wird nur, wer die Mitspieler*innen hintergeht. Mittlerweile gibt es auch das Erweiterungspaket „Kurz und sündig“, zu dem die Macher von den dubiosen Chatprotokollen rund um Sebastian Kurz inspiriert wurden. Und wer noch immer nicht genug hat, kann sich im KHG-Zitate-Quiz messen.
DKT
Wo wir schon bei Kohle wären: Auf dem klassischen DKT-Brett finden sich bekannterweise Adressen der österreichischen Hauptstädte. Wusstet ihr aber, dass ihr euer kaufmännisches Talent auch in einer Alpen- und einer Wien-Edition unter Beweis stellen könnt? Beim Alpen-DKT investiert ihr in Tourismus-Infrastruktur, baut Hütten und Hotels, müsst bedenken, dass Sommer- und Winterbetrieb verschieden lukrativ sind. Es gewinnt, wer den gesamten Kredit für die Investitionen zurückzahlen kann und schuldenfrei ist. Pro Spielzug würfelt ihr mit gleich drei Würfeln. Einer davon bestimmt, wohin eine der zwei Tourist*innenfiguren zieht und ob ihr auf einem bebauten Feld landet. Die anderen beiden Würfel bewegen eure eigene Spielfigur – mal was Neues. In Wien läuft das ganze Spiel klassischer ab. Im Oktober 2019 ist übrigens auch eine limitierte Wien-Favoriten-Edition herausgekommen. Und auch die Burghauptmannschaft hat sich was für Touris und Hiesige gleichermaßen ausgedacht: Das DKT Hofburg Wien, natürlich mit dem Muster der roten Hofburg-Brokat-Tapete bedruckt.
Monopoly Österreich
Wo DKT ist, ist Monopoly nicht weit. Die Spielidee ist nämlich in den Grundzügen dieselbe, nur dass Ersteres ein österreichisches Produkt ist und 1940/41 erfunden wurde und Zweiteres ein US-amerikanisches, erfunden als „The Landlord’s Game“, laut Patent von 1904. „Monopoly Wien“ gibt es derzeit leider nicht mehr im Handel, eventuell gebraucht zu kaufen, aber ihr bekommt die klassische Österreich-Version.
Thurn und Taxis
Das ursprünglich lombardische Adelsgeschlecht Thurn und Taxis wurde reich, nachdem die Brüder Janetto und Francesco dei Tasso 1490 im Auftrag von Kaiser Maximilian I. das europaweite Postwesen aufgebaut hatten – von Innsbruck bis Brüssel. Der Familie blieb bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reichs der Betrieb der Kaiserlichen Reichspost alleine vorbehalten. Im Spiel „Thurn und Taxis“ schlüpft ihr in die Rolle von Francesco dei Tasso und müsst das Postkutschen-Netz aufbauen. Auch Österreich ist auf dem Spielplan vertreten. Ein Spielzug beginnt, indem der*die Spieler*in eine Stadtkarte auf die Hand nimmt – entweder eine der sechs offenliegenden oder eine vom verdeckten Stadtkarten-Stapel. Dann legt er*sie die Stadtkarte offen vor sich aus, um eine bereits zuvor angefangene Strecke fortzusetzen, soweit die Verbindung zwischen den Städten laut Spielbrett möglich ist. Eine Strecke kann abgeschlossen werden, wenn mindestens drei Städte auf ihr verbunden worden sind. Dann können Häuser gebaut werden. Für besondere Errungenschaften beim Bau kommen nun diverse Bonus-Karten ins Spiel. Der Zug wird beendet, indem alle Karten der Strecke und von der Hand zurück in den verdeckten Stapel gelegt werden. Kann in einem Zug eine zuvor angefangene Strecke nicht ausgebaut werden, muss eine neue begonnen werden. Es gewinnt, wer während des Netzbaus die meisten Punkte sammelt.
Wir wünschen euch viel Spaß beim Spielen! Wenn in diesem Artikel nichts für euch dabei war, werdet ihr sicher im zweiten Teil fündig. Wenn ihr Gesellschaftsspiele liebt, lasst euch von einem Gesellschaftsspiele-Muffel einmal schildern, was aus ihrer Sicht so anstrengend daran ist.