„Grand Lighthouse“: Wenn der Bass durch Tal und Börserl fegt
Das Lighthouse Festival hat mit seiner Winteredition „Grand Lighthouse“ in Bad Gastein am letzten Jännerwochenende die Festivalsaison eingeläutet. Doch so ganz ist der Funke bei unserer Autorin nicht übergesprungen.
Bad Gastein ist ein wahres Postkartenidyll – ganz besonders im Winter. Die umliegenden Gipfel glitzern weiß im Sonnenlicht, der Gasteiner Wasserfall bahnt sich gluckernd seinen Weg durch die Ortschaft. Und von irgendwoher dringt der Bass. Die Crew vom Lighthouse Festival, das seit 2014 jährlich die Küste Kroatiens bespielt, hat sich am vergangenen Wochenende nämlich besagte Postkarte geschnappt und mal ein bisschen umgestaltet.
In der Theorie hat das Ganze auch ziemlich gut geklungen: Einerseits passt ein Wochenende voll elektronischer Tanzmusik bestens zu der Vision der Alpenstadt, sich hipper und urbaner zu geben. Andererseits steht das Lighthouse Festival für originelle Künstler*innen und ein diverses Publikum. Neben großen Namen wie DJ Gigola oder Marcel Dettmann fanden sich im Line-up auch kleinere, junge Kollektive wie die Amore AG aus Wien. Außerdem musste man die weiblichen Acts nicht erst ewig im Programm suchen, was bei anderen österreichischen Festivals leider noch zu oft der Fall ist. Die Auswahl der Musiker*innen kam ziemlich divers daher.
Von der Poolsession zur Hüttengaudi
Dazu gab’s kulinarische Köstlichkeiten von MAKA Ramen, die sowohl morgens als auch abends die Festivalbesucher*innen für sämtliche Eskapaden gestärkt haben. Auch die unterschiedlichen Locations klangen mehr als vielversprechend. FM4 Pool Sessions in der Felsentherme, Kaiserschmarrnparty im Bergstadl sowie das Main Event und die Almrauschparty auf der Bellevue Alm. Erst planschen, dann Party am Berg? Sign me up!
Doch vor Ort gestaltete sich alles ein wenig holpriger. Festivals sind immer eine kostspielige Angelegenheit. Ein Urlaub, der aufs Börserl drückt, ohne dabei für Entspannung zu sorgen. Aber aus Liebe zur Musik und Spaß an der Freude kann man sich so ein Wochenende schon mal gönnen. Die Tickets fürs Lighthouse lagen zuletzt bei 150 Euro. Unterkunft, Anfahrt, Verpflegung exklusive. So weit, so gut.
Zwischen Prunkschau und Pfandsammlung
Eine Frage hat sich dann aber doch unangenehm aufgedrängt: Wie kann es sein, dass man für das Main Event – sowie alle anderen Programmhighlights – noch zusätzlich zahlen muss? Der Sessellift hoch zur Bellevue Alm kostete 9 Euro, für die Felsentherme hat man wenigstens einen kleinen Rabatt von 20 Prozent auf den Eintritt bekommen und die Gondel zum Bergstadl leierte den Besucher*innen noch das letzte Taschengeld aus den Rippen.
Alles Weitere war quasi nur eine große Clubnacht auf mehreren Floors. Der ein oder andere Einlassstopp ließ nicht lange auf sich warten. Um die Location zu wechseln, ging es zu Fuß durch Bad Gastein. Shuttlebusse wären für manche Distanzen allerdings ganz angenehm gewesen. Und weil man für die Garderobe ebenfalls extra zahlen muss, ist man natürlich selbst Schuld, wenn man bei Minusgraden mit Winterjacke aufkreuzt. Wie dumm.
Vielleicht hilft ja eine interne Aufwärmkur in Form eines Wodka-Shots? Das macht dann 10 Euro, bitte. Pro. Shot. Zum Glück gab’s keine Pfandmarken, so konnte man sich die Festivalkassa wenigstens durch Bechersammeln aufbessern.
Versteht mich nicht falsch, ich hatte ein schönes Wochenende mit lieben Menschen und wirklich guter Musik. Doch denselben Fun hätte ich großteils ohne Festivalticket auch haben können. Die Locations an der Piste waren für alle Schneehasen zugänglich, die meisten Artists so local, dass sie nächsten Monat sicher auf dem Programm in der Wiener Praterstraße oder im Münchner Blitz spielen. Und Gönner*innen-Modus hin oder her, es läppert sich einfach. Da hing eine kleine, graue Geldwolke über dem Gasteiner Tal, die im Wetterbericht so nicht vorgesehen war.