Gute Vorsätze für das neue Semester und wie wir sie jedes Mal wieder brechen
Na, wie geht’s euch so im angelaufenen Semester? Habt ihr euer Vorhaben, diesmal wirklich organisierter an die Sache ranzugehen, in die Tat umgesetzt? Oder hat sich das erneut in die lange Reihe der guten Vorsätze der anfänglichen – aber mittlerweile Flöten gegangenen – Euphorie eingereiht?
Neues Semester, neues Glück – dafür ist es nie zu spät! Egal ob Sommer- oder Wintersemester: Jeder Uni-Beginn fühlt sich für uns nach Neustart an. Natürlich erst, wenn wir die zweiten Prüfungsantritte und leidigen Seminararbeiten, die uns auf unserem Schreibtisch vorwurfsvoll entgegenglotzen, hinter uns haben. Aber dann, ja dann fegen wir alles vom Tisch, machen tabula rasa, drücken den Reset-Button. Und schwören uns: Dieses Mal machen wir alles anders, alles besser, lassen uns nicht mehr bis zur Vornacht zur Prüfung Zeit, um ein 100-seitiges Skriptum in unsere Hirnwindungen zu stopfen, bis sie verknoten. Und wenn sich im angebrochenen Semester bereits die Tendenz zum Schlendrian eingeschlichen hat, dann passt jetzt gut auf!
Im Büroartikel-Rausch
Unsere neugewonnene Streber-Energie befeuern wir am liebsten mit dem opulenten Shoppen von Büroartikeln. Ja, richtig gelesen: Zu keiner anderen Zeit im Jahr schwelgen wir so gerne in bunten Ordnern und College-Blöcken, wägen kariert gegen liniert und Schnellhefter gegen Stehordner ab wie am Semesteranfang. Vielleicht noch ein neuer Stift auf dem Weg zur Kassa? Man gönnt sich ja sonst nichts. Immerhin muss man ja für das bevorstehende Semester ordentlich gewappnet sein. Wir reiten also beim Bürobedarf ein wie die Kings und Queens der Kugelschreiber, schmeißen die Fuffis ausnahmsweise nicht im Club, sondern in der Notizbuch-Abteilung raus. Irgendwie versetzt uns das Aufrüsten für die kommende Lernperiode stark zurück in unsere Schulzeit. Da war das Büroartikel-Shoppen auch mit Abstand das Coolste an den ersten Schultagen.
Sind wir dann endlich fertig mit unserem organisationserleichternden Exzess und Volksschul-Flashback, werden die Mappen, Hefte, Ordner, Einlageblätter und aus unerfindlichen Gründen wasserabweisenden Post-its fein säuberlich auf unserem Schreibtisch geordnet, drapiert, ja sogar beschriftet. Natürlich mit unserem brandneuen Man-gönnt-sich-ja-sonst-nichts-Bonzenkuli. Schick.
Stundenpläne schmieden
Wenn wir schon dabei sind, uns so vorbildlich zu organisieren, darf natürlich auch ein neuer Semesterplaner nicht fehlen. Ewig könnten wir gustieren und durchblättern, welcher Kalender zwischen Einhorn-Kitsch und Hipster-Dreiecken wohl am besten unsere Persönlichkeit widerspiegelt. Und haben wir uns entschieden, fängt der Spaß erst richtig an: Wenn wir schon in ein paar Übungen hineingekommen sind und die passenden Vorlesungen ausgewählt haben, machen wir uns eifrig daran, einen Stundenplan zu erstellen. Manche machen sich eine bunte Word-Tabelle mit obligatorischer Farb-Legende für die einzelnen Lehrveranstaltungen. Etwa: alle Rottöne markieren Vorlesungen, alle Grüntöne Seminare und alle Blautöne Usi-Kurse. Andere kritzeln ihre wöchentlichen Fixtermine auf die dafür vorgesehenen Seiten in ihrem Semesterplaner. Jedenfalls markieren wir damit den neuen Rhythmus, der unser Leben in den nächsten Monaten dauerhaft bestimmen wird.
„Frau Fessor, bitte, ich weiß was!“
Im besten Fall bleibt die Motivation sogar bis zu den ersten Lehrveranstaltungen aufrecht. Dann kommen die super guten Vorsätze: Dieses Jahr schreiben wir gewissenhaft mit. Also wirklich. Echt jetzt. Und wir lernen Woche für Woche mit. Dann haben wir am Ende des Semesters nicht mehr so viel Stress. Ja, wenn wir schnell sind, könnten wir uns ja sogar selbstständig für die nächste Einheit vorbereiten. Ein Traum. Und in Seminaren und Übungen werden wir uns nicht wie immer in die letzte Reihe setzen und den Blicken der Professor*innen ausweichen – oder die Distance-Learning-Version: unsere Laptop-Kameras ausschalten. Nein, dieses Semester werden wir aktiv mitarbeiten, vielleicht sogar proaktiv, was auch immer das bedeuten soll. Jedenfalls werden wir uns einbringen, uns bemerkbar machen. Hallo, hier bin ich, ja die mit den farblich sortierten Finelinern auf ihrem Platz, ich weiß was!
Das Ende der nicht sehr langen Fahnenstange
Doch noch während das peinlich betretene Schweigen nach der Frage, die die Lehrperson gerade in den (virtuellen) Raum geworfen hat, immer lauter wird und wir fieberhaft überlegen, ob wir uns denn jetzt wirklich verdammt noch mal bemerkbar machen sollen, ob die Antwort, die wir im Kopf haben, überhaupt richtig ist, oder ob wir doch vielleicht gar nicht hier hergehören und doch besser Astronaut*in geworden wären, wie wir es in der Volksschule ursprünglich geplant hatten – wo waren wir noch mal? Ach ja, noch während also Selbstzweifel und Motivation miteinander ringen, mischt sich ein alter Bekannter ein: der innere Schweinehund. Es ist okay, dass wir ihn so nennen. Wir kennen uns schon lange.
Und schon erscheint uns der Berg an Büroartikeln, den wir rauschhaft angehäuft haben, unfassbar übertrieben. Aus dem mühsam designten Stundenplan wird in der Not ein Schmierpapier, aus dem wöchentlich Vor- und Nachbereitungen ein alibi-mäßiges Checken unseres Moodle-Accounts. Und die Stehordner und Schnellhefter gähnen leer aus dem Regal. Aber keine Sorge: Das bleiben sie nicht für immer. Spätestens am Ende des Semesters kramen wir sie hektisch heraus, um unsere chaotischen Mitschriften und unvollständig ausgedruckten PowerPoint-Folien hineinzustopfen. Dann weiß man zumindest, wo man das Chaos versteckt hat, wenn man es doch noch mal braucht. Und sichten und genau ordnen kann man die Mitschriften dann ja auch immer noch. Irgendwann.
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