Herbstlektüre: Die 1000things-Buchtipps für den Herbst

Der Herbst ist bunt – nicht nur in den Laubwäldern, sondern auch in unseren Köpfen. Denn wenn es draußen kühler wird, stecken wir unsere Köpfe gerne drinnen in unsere Lieblingsbücher. Welche das im Herbst sind, verraten wir euch hier.

Viktoria Klimpfinger Aktualisiert am 27.09.2019
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(c) Amie Johnson | Unsplash

Der Herbst hat zwei Gesichter: Eine bunte, strahlende Kürbisgrimasse einerseits und an grauen Regentagen ein ziemlich lustloses G’fries andererseits. Und weil wir ihm an solchen Tagen nicht besonders gerne ins Gesicht schauen, schauen wir lieber in ein gutes Buch. Schnappt eure Kuschelsocken, setzt den Lieblingstee auf – hier kommen unsere Lesetipps für einen gemütlichen Herbst auf der Couch!

Die Ibiza-Affäre – Frederik Obermaier und Bastian Obermeyer

Im Mai 2019 hat es Österreich erschüttert, bis heute reißen seine Nachwirkungen nicht ab – das Ibiza-Video, in dem Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus tief blicken. Vor einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte brüsten sie sich mit korrupten Machenschaften von illegaler Parteienfinanzierung bis zur Steuerung heimischer Medien. In ihrem Buch Die Ibiza-Affäre beschreiben die beiden an der Aufdeckung beteiligten Journalisten Frederik Obermaier und Bastian Obermeyer die Hintergründe der für Österreich größten politischen Krise der Nachkriegszeit und geben Einblick darin, wie ihnen das Video zugespielt wurde. Wäre sie nicht so tragisch real, hätte Die Ibiza-Affäre sicher Potenzial für einen waschechten Polit-Thriller.

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Schreckliche Treue. Gesammelte Erzählungen – Marlen Haushofer

Alle, die es eher zur Kurzform zieht, sind mit Marlen Haushofers Erzählsammlung bestens beraten. Darin schildert Haushofer unaufgeregt von alltäglichen Katastrophen, von Kleinigkeiten im Privaten, die zum Unglück führen. So pessimistisch der Ansatz auch ist, so einnehmend, einfach und trotzdem präzise ist Haushofers Stil, der vom ersten Satz an direkt berührt. Die Grundstimmung der einzelnen Begebenheiten, die Haushofer minuziös schildert, passt ideal zu einem trüben Herbstabend.

Die Stimmen von Marrakesch – Elias Canetti

Das Werk von Elias Canetti zählt längst zum Literaturkanon an Schulen und Unis. Wenn die Tage kürzer und das Fernweh weiter werden, lassen wir uns von ihm gerne für ein paar Augenblicke nach Marrakesch entführen. Dort beschreibt der Erzähler die rauschenden Märkte, aber auch die verworrenen Hintergassen, kommt mit Menschen in Kontakt und findet Fremdartiges und Gemeinsames. Eine Reisebeschreibung, die so hautnah und authentisch ist, dass man am Ende das Gefühl hat, man war dabei.

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Das Nischenviech. Die wilden Tiere meines Lebens – Ernst Molden

Um ein bisschen aus dem trüben Trott auszubrechen, muss man aber nicht erst nach Marrakesch reisen. Das geht zum Beispiel auch ganz gut im Wiener Prater. Dort hat auch Musiker und Schriftsteller Ernst Molden den einen oder anderen Nachmittag verbracht. Aus dieser Zeit und aus vielen anderen Begegnungen mit Tieren entstand Das Nischenviech. Dabei geht es nicht um Löwen oder bengalische Tiger, sondern um jene kreuchenden und fleuchenden Genossen und Genossinnen, die neben dem Ruhm der in Zoos bestaunten Exoten im Alltag irgendwie abstinken. Wertfrei und mit ganz viel G’spür porträtiert Molden etwa seinen Afrikanischen Ochsenfrosch Orson, der ihn lange begleitet hat, erzählt, warum seine Familien Amseln und Feldgrillen feiert und Motten und Wanzen nicht. So werden selbst die kleinsten Silberfischchen zu unmittelbaren Mit-Erdenbewohnern.

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Viva la Vagina! – Nina Brochmann & Ellen Støkken Dahl

Vor einigen Jahren gründeten die zwei norwegische Medizinstudentinnen Nina Brochmann und Ellen Støkken Dahl ihren Blog mit dem Titel Unterleib. Sie waren nicht sicher, ob ihre Beiträge zu Sex, Geschlechtsteilen und alles drumherum jemanden interessieren würden. Aber bald wuchs ihre Leserschaft rasant und die beiden Studentinnen waren überrascht, wie wenig die breite Bevölkerung wusste. Sie beschlossen also ein Buch zu schreiben, das sie ganz dem weiblichen Geschlechtsteil widmen würden. Denn im Gegensatz zum Penis sind die weiblichen Geschlechtsorgane in den vergangenen Jahrhunderten marginalisiert und männlich bestimmten Vorstellungen von Ehre und Reinheit unterworfen worden. Dieses Buch schickt Leserinnen auf eine bestärkende Entdeckungs- und Kennenlernreise. Das eine oder andere Kapitel ist durchaus auch für Hetero-Männer interessant. Wer nämlich das weibliche Geschlechtsorgan versteht, macht nicht nur seiner Partnerin, sondern auch sich selbst eine Freude. Außerdem ist ein ausführliches Kapitel der Verhütung gewidmet.

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Thank you for being late – Thomas L. Friedman

Der Titel des Buches richtet sich an all jene, die den New York Times-Kolumnisten Thomas L. Friedman jemals haben warten lassen. Denn, so stellt Friedman zu Beginn des Buches fest, wir leben in einer Zeit, in der sich die Erde verdammt schnell dreht, ein Termin jagt den anderen, unsere Wochen sind straff durchorganisiert. In dieser Welt ist das unerwartete Wartefenster, das sich auftut, wenn wir auf jemanden warten, ein wahrer Segen. Friedman untersucht in diesem Buch, wie wir zu diesem Punkt in der Menschheitsgeschichte gekommen sind. Er definiert und betrachtet drei große Faktoren in dieser Entwicklung: Technologie, Globalisierung und Klimawandel. Dafür hat er zweifelsohne sehr intensiv und ausführlich recherchiert. Er eröffnet den Lesern und Leserinnen viel Wissenswertes, geht aber sehr ins Detail und nimmt sich passagenweise etwas zu viel Zeit und Raum für seine Ausführungen. Ihr werdet also definitiv mehr Pausen brauchen als bei anderen Büchern. Trotzdem ist Thank you for being late ein lesenswertes Buch, denn Friedmans Beobachtungen und Denkansätze sind wertvoll und seine Darstellung des technologischen Wandels ausführlich und aufschlussreich.

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Me Talk Pretty One Day – David Sedaris

Das ist ein Buch, das definitiv besser auf Englisch gelesen wird. Denn immer wenn es um Wortwitz geht, bleibt beim Übersetzen etwas des Witzes hängen. Der US-amerikanische Autor David Sedaris hat in diesem Buch mehrere Essays aus seinem Leben zusammengetragen, die nur so vor haarscharfen Beobachtungen und intelligentem Humor strotzen. Während ein paar Geschichten lediglich zum Schmunzeln bewegen, kann man sich bei vielen ein lautes Lachen nicht verkneifen. Besonders der zweite Teil des Buches ist besonders fein geschrieben. Er dreht sich um den sukzessiven Umzug nach Frankreich mit seinem Partner Hugh und die Herausforderungen, die die neue Sprache und Kultur mit sich bringen. Me Talk Pretty One Day ist ein lockeres und unterhaltsames Wohlfühl-Buch, das auch Stück für Stück vor dem Einschlafen gelesen werden kann.

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Wenn ihr noch mehr Lesetipps sucht, findet ihr vielleicht unter unseren Buchempfehlungen für den Sommer etwas. Ein gemütlicher Herbstabend wird erst so richtig komplett mir der passenden kulinarischen Begleitung.

(c) Beitragsbild | Amie Johnson | Unsplash

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