Raunzen & Reisen: Der Hop-On, Hop-Off Bus hat ein falsches Image
Wir lieben Reisen, und ganz ehrlich: Wir lieben auch Raunzen. Weil beides wunderschön sein kann, teilen wir hier schamlos unsere Gedanken und nehmen euch diesmal mit in die erste Etage vom roten Hop-on, Hop-off Bus. Denn unsere Redakteurin Lilli ist großer Fan und will euch zu Stammfahrer*innen bekehren.


Wann seid ihr zuletzt in einem Hop-on, Hop-off Bus gesessen? Diese roten Doppeldecker, die man sonst aus den Straßen Londons kennt, die sich nur die engsten Gassen, die höchsten Brücken und vorbei an den berühmtesten Sehenswürdigkeiten schlängeln? Oder habt ihr tatsächlich noch nie eine Stadt auf diesem Wege erkundet? Falls dem so ist, muss ich leider sagen: Schande über euch! Denn meiner Meinung nach sind diese Busse der heilige Grahl eines Städtetrips.
Wer noch nie in einem Hop-on, Hop-off Bus durch eine beliebige europäische Stadt gedüst ist, hat als Tourist*in versagt.
Lilli Wermuth
Ich würde sogar so weit gehen und sagen: Wer noch nie in einem Hop-on, Hop-off Bus durch eine beliebige europäische Stadt gedüst ist, hat als Tourist*in versagt. Und ja, sich selbst als Tourist*in zu bezeichnen ist nicht cool – es klingt nach endlosem Schlangestehen, achtlosem Umgang mit Kultur und Locals oder Abzocke. Aber Hand aufs Herz: Wir alle sind Tourist*innen, teilweise sogar in der eigenen Stadt. Daran ändert auch vermeintliche Lässigkeit nichts, wenn man über die „offensichtlichen“ Touris lächelt.

Jene Menschen, die schamlos alle Vorzüge eines Sightseeingbusses genießen, sind vollkommen frei. Und dabei einfach schlau. Denn auf keinem Weg lernt man so viel, so bequem über eine Stadt, wie an Deck dieser roten Kutsche. Wenn anderen die Füße vom endlosen Gehen schon auf doppelte Größe geschwollen sind, lehnt ihr euch dort in eurem Plastiksitz zurück, tragt nochmal LSF 50 auf und lauscht den Geschichten, die euch eine sehr angenehme Stimme aus rot-gelben Kopfhörern vorträgt.
Im Hop-on, Hop-Off Bus die Welt von oben sehen
Ich war zuletzt auf Mallorca in einem Hop-on, Hop-Off Bus unterwegs. Einmal quer durch Palma. Das Ticket für den Tag hat 18 Euro gekostet, wenn ich mich richtig erinnere. Inkludiert sind 16 Stationen, an denen man nach Belieben aussteigen kann, aber ich bin einfach sitzen geblieben. Und hab die gesamte Route in mir aufgesaugt – die Umgebung, die Informationen, die Sonne und den Blick von oben.
Denn eines der absoluten Highlights für mich bei der ganzen Sache: Wenn man oben sitzt, hat man eine andere Perspektive auf die Stadt. Das klingt in der Theorie absolut logisch, sorgt aber für wahre Synapsenexplosionen in der Praxis. Ich hätte teilweise nur den Finger ausstrecken müssen, um die verzierten Fassaden der Altstadt zu berühren. Konnte einem Hund im 1. Stock eines Wohnhauses in die Augen blicken. Und war wortwörtlich über allem. Glaubt mir: Architektur ist gleich viel schöner, wenn ihr sie nicht nur vom Gehsteig aus betrachtet. Probiert es beim nächsten Mal aus, ihr werdet es nicht bereuen!